Billy Hagan

Billy Hagan im Hintergrund mit Kappe, Brille und Kopfhörer bei einem Labonte-Boxenstopp in der Meisterschaftssaison 1984
Der von Budweiser gesponserte Bill-Hagan-Racing-Chevrolet mit Terry Labonte am Steuer, bei einem Boxenstopp beim Van Scoy 500 1983

William „Billy“ Joe Hagan (* 22. März 1932 in Lillie; † 16. November 2007) war ein US-amerikanischer Unternehmer, Automobilrennfahrer und Rennstallbesitzer.

Fahrer in der NASCAR

Billy Hagan kam während der Großen Depression in einer Kleinstadt im Süden der Vereinigten Staaten zur Welt. Der kleine Ort im Union Parish in Louisiana zählte zum Zeitpunkt seiner Geburt nicht einmal 100 Einwohner. Aufgewachsen ist er in einer weit größeren Stadt, in Lafayette, dem Verwaltungssitz des Lafayette Parish. 1961 gründete Hagan Stratagraph, ein Unternehmen, das sich auf die Bereitstellung von Messtechnik für die ölfördernde Industrie spezialisiert hatte. Viele Jahre diente Stratagraph auch als Sponsor der eigenen Rennaktivitäten, was zur Folge hatte, dass das kleine mittelständische Unternehmen in ganz Nordamerika bekannt wurde. Heute werden die Geschäfte von Randy Hale und Hagan’s Sohn William geführt.

Die NASCAR-Karriere von Hagan im Sprint Cup, damals Grand National Series, begann 1969, als es ihm gelang, seinen Mercury für das Talladega 500 zu qualifizieren. Damit bestritt er sein erstes Rennen in der höchsten NASCAR-Division gleich auf einem Superspeedway. Auf die 29. Stelle in der Qualifikation folgte der achte Endrang im Rennen. Erst sechs Jahre später war er wieder als Fahrer bei einem NASCAR-Rennen am Start, wieder in Talladega. Diesmal wurde er Neunzehnter. Seinen dritten und letzten Sprint-Cup-Auftritt hatte er 1979 am Texas World Speedway. Das Texas 400 beendete er als Siebzehnter im Schlussklassement.

Sportwagenrennen

Weit aktiver als in der NASCAR war Hagan im Sportwagensport. In den 1960er-Jahren war er in der US-amerikanischen SCCA-Sportwagen-Meisterschaft am Start und bestritt 1968 sowohl sein erstes 24-Stunden-Rennen von Daytona als auch sein erstes 12-Stunden-Rennen von Sebring. In den 1970er- und den 1980er-Jahren verlegte er seine Rennaktivitäten in die IMSA-GT- und IMSA-GTP-Serie. Seine besten Ergebnisse waren die dritten Plätze beim 6-Stunden-Rennen von Mid-Ohio 1983[1] und beim Wertungslauf in Lime Rock 1984[2].

Zweimal war er als Fahrer auch beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans einer der Teilnehmer. 1981 fiel er aus und 1982 beendete er die Veranstaltung als Gesamtsiebzehnter.

Billy Hagan Racing

1975 begann Hagan mit dem Aufbau eines eigenen NASCAR-Teams. Erster Pilot der Rennmannschaft war Skip Manning, der 1976 bei 28 Rennstarts einen dritten Rang in Talladega und acht Top-Ten-Platzierungen vorweisen konnte. Amwer Ende des Jahres wurde er bester Nachwuchsfahrer und sicherte sich den NASCAR Rookie of the Year Award. Nach diesem erfolgreichen Beginn blieben weitere gute Ergebnisse in der Folge jedoch aus und nach 15 wechselhaften Auftritten 1978 ersetzte Hagan Manning vor dem Spark Plug 400 durch Mel Larson. Larsen fuhr jedoch nur dieses eine Rennen, dann kam der erst 22-jährige Terry Labonte ins Team, der 1980 beim Southern 500 am Darlington Raceway den ersten Sprint-Cup-Sieg für das Team einfahren konnte.

Labonte blieb bis zum Ablauf der Saison 1986 beim Team. Diese Phase war die erfolgreichste in der Teamgeschichte. Höhepunkt war der Gewinn der Meisterschaft 1984 mit Siegen auf dem Riverside International Raceway und dem Bristol Motor Speedway.

Auf Labonte folgte Sterling Marlin, aber an die großen Erfolg 1984 konnte das Team trotz einiger starker Rennen nicht mehr ganz anschließen. Es hatte vor allem finanzielle Probleme. Ausgelöst wurden die Schwierigkeiten durch die nunmehr kurzfristig zustande kommenden Sponsorverträge. Hagan’s eigenes Unternehmen war bald an die Grenzen der Möglichkeiten gestoßen und andere Finanzquellen waren immer schwerer zu finden. 1994 war die letzte reguläre Saison von Hagan Rating, die letzten namhaften Piloten waren John Andretti und Randy MacDonald. 1996 verkaufte Hagan das Team an Triad Motorsports und war dort bis 1999 als Miteigentümer tätig. Als Triad 1999 die Aktivitäten einstellte, zog er sich vom Rennsport zurück.

Bei 547 Rennstarts erzielte das Hagan-NASCAR-Team sechs Siege, 15 Pole-Positions, 101 Top-Five und 236 Top-Ten-Platzierungen.

Als der Automobile Club de l’Ouest zu Beginn der 1980er-Jahre das 24-Stunden-Rennen von Le Mans für die hubraumstarken NASCAR- und IMSA-GT-Boliden öffnete, war auch das Hagan Team mit einem Chevrolet Camaro bei diesem 24-Stunden-Rennen gemeldet. 1981 fuhren Cale Yarborough, Bill Cooper und Hagan einen 6,5-Liter-V8-Chevrolet Camaro. Nach einem Unfall von Yarborough wegen eines Bremsdefekts kamen die beiden anderen Piloten im Rennen nicht zum Fahren[3]. 1982 kam das Team mit zwei Fahrzeugen nach Westfrankreich. Während Dick Brooks und Hershel McGriff mangels ausreichender Distanz nicht klassiert wurden, beendete Hagan das Rennen gemeinsam mit Gene Felton und Tom Williams als Gesamtsiebzehnter.

Tod

Billy Hagan starb im November 2007 im Alter von 75 Jahren, am selben Tag als Terry Labonte seinen 51. Geburtstag feierte.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1981Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Cale YarboroughVereinigte StaatenVereinigte Staaten Bill CooperAusfallUnfall
1982Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Gene FeltonRang 17

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1968Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Billy HaganMercury CougarVereinigte StaatenVereinigte Staaten John McVeighVereinigte StaatenVereinigte Staaten Francis GillebardAusfallMotorschaden
1977Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bill ArnoldChevrolet CorvetteVereinigte StaatenVereinigte Staaten Bill ArnoldRang 16
1978Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Overbagh Motor RacingChevrolet MonzaVereinigte StaatenVereinigte Staaten Hoyt OverbaghVereinigte StaatenVereinigte Staaten Bud WamsleyAusfallMotorschaden
1979Vereinigte StaatenVereinigte Staaten StratagraphChevrolet MonzaVereinigte StaatenVereinigte Staaten Hoyt OverbaghVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ron ReedAusfallDefekt
1981Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Terry LabonteAusfallDefekt
1982Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Gene FeltonAusfallMotorschaden
1983Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Gene FeltonVereinigte StaatenVereinigte Staaten Sam MosesVereinigte StaatenVereinigte Staaten Lloyd FrinkRang 34
1984Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Stratagraph Inc.Chevrolet CamaroVereinigte StaatenVereinigte Staaten Gene FeltonVereinigte StaatenVereinigte Staaten Terry LabonteRang 8 und Klassensieg
1985Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Lee RacingChevrolet Corvette GTPVereinigte StaatenVereinigte Staaten Carson BairdVereinigte StaatenVereinigte Staaten Terry LabonteAusfallMotorschaden
1988Vereinigte StaatenVereinigte StaatenBobby Brown RacingTiga GT286Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bobby BrownVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ron NelsonAusfallUnfall

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen1234567891011121314151617
1968Billy HaganMercury CougarVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARDeutschland NÜRBelgien SPAVereinigte Staaten WATOsterreich ZELFrankreich LEM
DNFDNF
1969Lafayette SpeedMercury CougarVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigtes Konigreich BRHItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten WATOsterreich ZEL
DNF
1977Arnold RacingChevrolet CorvetteVereinigte Staaten DAYItalien MUGFrankreich DIJItalien MONVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRItalien VALItalien PERVereinigte Staaten WATPortugal ESTFrankreich LECKanada MOSItalien IMOOsterreich SALVereinigtes Konigreich BRHDeutschland HOKItalien VAL
23
1978Arnold Racing
Overbagh Racing
Jerry Reid
Chevrolet Corvette
Chevrolet Monza
Ford Pinto
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MUGVereinigte Staaten TALFrankreich DIJVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MISVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATItalien VALVereinigte Staaten ROD
49DNFDNF2412DNF
1979StratagraphChevrolet MonzaVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MUGVereinigte Staaten TALFrankreich DIJVereinigte Staaten RIVVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PERVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATBelgien SPAVereinigtes Konigreich BRHVereinigte Staaten ROAItalien VALEl Salvador ELS
34DNF19
1980Cars of FloridaChevrolet CorvetteVereinigte Staaten DAYVereinigtes Konigreich BRHVereinigte Staaten SEBItalien MUGItalien MONVereinigte Staaten RIVVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATBelgien SPAKanada MOSVereinigte Staaten ROAItalien VALFrankreich DIJ
5323
1981StratagraphChevrolet CamaroVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MUGItalien MONVereinigte Staaten RIVVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PERVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten WATBelgien SPAKanada MOSVereinigte Staaten ROAVereinigtes Konigreich BRH
DNFDNFDNFDNF16
1982StratagraphChevrolet CamaroItalien MONVereinigtes Konigreich SILDeutschland NÜRFrankreich LEMBelgien SPAItalien MUGJapan FUJVereinigtes Konigreich BRH
17

Literatur

  • Ken Breslauer: Sebring. The official History of America's Great Sports Car Race. David Bull, Cambridge MA 1995, ISBN 0-9649722-0-4.
  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Weblinks

Commons: Billy Hagan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 6-Stunden-Rennen von Mid-Ohio 1983
  2. Lime Rock 1984
  3. 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1981

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Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Portugal.svg
Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
TerryLabonte44racecar1983.jpg
Autor/Urheber: us44mt, Lizenz: CC BY-SA 2.0
The Billy Hagan owned Budweiser Chevy #44 of Terry Labonte finished 9th in the 1983 Van Scoy 500.
Terry Labonte #44
TerryLabonte1984Pitstop.jpg
Autor/Urheber: Ted Van Pelt from Mechanicsburg, PA, USA, Lizenz: CC BY 2.0
1984 NASCAR champion w:Terry Labonte during a pit stop