Bill Kaulitz

Bill Kaulitz bei einem Auftritt im Volkshaus Zürich (2017)
Bill Kaulitz (2008)
Bill Kaulitz (2010)
Bill Kaulitz (rechts) mit seinem Zwillingsbruder Tom (2018)

Bill Kaulitz (* 1. September 1989 in Leipzig) ist ein deutscher Sänger, Synchronsprecher und Model. Bekannt wurde er als Leadsänger der Band Tokio Hotel.

Leben

Bill Kaulitz wuchs gemeinsam mit seinem eineiigen Zwillingsbruder Tom in Leipzig auf. Seine Eltern, die Malerin Simone Kaulitz[1] und Kraftfahrer Jörg W., trennten sich, als er sechs Jahre alt war. Die Mutter zog mit ihren beiden Söhnen zu ihrem neuen Lebensgefährten Gordon Trümper nach Loitsche in der Nähe von Magdeburg.

Bill und Tom Kaulitz zeigten schon frühzeitig ein großes Interesse an Musik; laut eigenen Angaben begannen sie im Alter von sieben Jahren, eigene Titel zu schreiben. Ihr Stiefvater, der selbst Gitarre in der Rockband Fatun spielt, verschaffte ihnen erste Auftritte im Raum Magdeburg. Als Duo Black Question Mark trugen sie auf Stadtfesten und bei privaten Feiern ihre selbst verfassten Lieder vor; Bill übernahm dabei den Gesangspart.[2] Als kleine Kinder waren sie im Fernsehfilm Verrückt nach dir von Radio Bremen zu sehen.

Nach einem Auftritt in einem Magdeburger Club im Jahr 2001 machten Bill und Tom die Bekanntschaft mit Gustav Schäfer und Georg Listing, die die Brüder fortan musikalisch unterstützten. Unter dem neu gewählten Namen Devilish traten sie zunächst bei Talentshows und auf kleinen Bühnen auf, ohne damit kommerziellen Erfolg erzielen zu können.

Aufgrund einer verlorenen Wette gegen seinen Bruder nahm Bill Kaulitz im Sommer 2003 an der Castingshow Star Search teil. Mit seinem Beitrag (It’s Raining Men von den Weather Girls) schied er allerdings bereits im Achtelfinale aus. Der Musikmanager Peter Hoffmann wurde dennoch auf ihn aufmerksam und nahm ihn und seine damalige Band Devilish unter Vertrag.

Mit dem 2005 veröffentlichten Titel Durch den Monsun und dem dazugehörigen Album Schrei gelang Tokio Hotel, wie die Band nun hieß, ein kommerzieller Erfolg. Von Beginn an stand Bill Kaulitz als Sänger und Frontmann im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Über Nacht wurde der damals Sechzehnjährige zum Teenie-Idol, Mädchenschwarm und musikalischen Aushängeschild. Begünstigt wurde dies durch sein extravagantes Aussehen (dunkle Kleidung in Kombination mit dunkler Schminke und schwarzgefärbten Haaren).

Da mit wachsendem Erfolg ein geordneter Schulbesuch nicht mehr möglich war, brach Kaulitz 2006 die Schule ab. Seinen Realschulabschluss holte er per Fernkurs nach. Für die „vorbildliche Leistung“, dies neben der Karriere getan zu haben, wurden er und sein Zwillingsbruder 2009 mit dem Jugendpreis Fernlernen ausgezeichnet.[3]

Während der „1000 Hotels Tour“ erkrankte Bill Kaulitz im März 2008 an einer Rachenentzündung. Weil sich auf seinen Stimmbändern Knötchen (Zysten) gebildet hatten,[4] wurde ihm ein zweiwöchiges Sprechverbot erteilt. In der Folge mussten zahlreiche Auftritte der Band abgesagt werden.

In der deutschen Fassung des Films Arthur und die Minimoys (2006) war Bill Kaulitz der deutsche Synchronsprecher des Titelhelden. In der Fortsetzung Arthur und die Minimoys 2 – Die Rückkehr des bösen M (2009) übernahm er diese Rolle ein zweites Mal.

Der Sänger ist mittlerweile auch als Model tätig. Zum 30-jährigen Bestehen der deutschen Vogue-Ausgabe nahm Karl Lagerfeld im September 2009 eine mehrteilige Fotostrecke mit ihm auf. Im Januar 2010 präsentierte er in Mailand die neue Kollektion des Modelabels Dsquared2.

Bill Kaulitz ernährte sich vegetarisch und wurde im Jahre 2010 von PETA (Deutschland) zum „Sexiest Vegetarian of the Year 2010“ ausgezeichnet.[5]

Die intensive öffentliche Wahrnehmung, verbunden mit Stalking und einem Einbruch von Fans im Haus von Bill und seinem Bruder Tom, im Hamburger Umland, bewogen die Band im Jahr 2010 zum Rückzug und Bill und Tom Kaulitz dazu, nach Los Angeles zu ziehen.[4][6]

2013 saß Bill Kaulitz zusammen mit seinem Bruder Tom in der Jury der zehnten Staffel von Deutschland sucht den Superstar.[7]

Unter dem Pseudonym „Billy“ veröffentlichte Bill Kaulitz 2016 die Single Love Don’t Break Me und die EP I’m Not Ok.[8]

Im November 2019 saß er neben seiner Schwägerin Heidi Klum und Conchita Wurst in der Jury der ProSieben-Show Queen of Drags.

Öffentliche Wahrnehmung

Das androgyne Erscheinungsbild des Sängers führte vermehrt zu Mutmaßungen zu seiner Sexualität. 2007 spekulierte beispielsweise die französische Zeitschrift Voici, dass er homosexuell sei; Anlass war ein angebliches Outing auf einer Internetseite. Dem widersprach Bill Kaulitz kurz darauf. Kaulitz hatte sich lange nie eindeutig zu seiner Sexualität und damit zusammenhängenden Gerüchten geäußert.[4] So sagte er 2007: „Das, was die Leute am verrücktesten macht, ist, dass sie nie genau wissen, mit wem geht Bill nach Hause. Und ich kann mich da nicht so beschränken. Ich will, dass das kein Thema ist.“[9][10] Nach eigener Aussage lebte Kaulitz zeitweise in einer Dreiecksbeziehung mit einem Freund und einer Freundin.[4] In der Sendung „Inas Nacht“ vom 19. August 2022 sprach er hingegen offen über seine Homosexualität.[11]

Bei der Wahl „Man of the Year“ („Mann des Jahres“) durch die US-Ausgabe der MTV-News belegte Bill Kaulitz im Dezember 2008 Platz 6.[12]

Spekuliert wurde zudem häufiger, ob Bill Kaulitz an einer Essstörung leide. Der ohnehin recht zierliche Sänger erschien auf Bildern Anfang 2010 stark abgemagert. Er widersprach einer Magersucht und begründete seine Gewichtsabnahme mit den Aufnahmen für das Album Humanoid; während der Zeit habe er nur unregelmäßig gegessen und an manchen Tagen nur Kaffee konsumiert.

Im deutschen Fernsehen wurde Kaulitz häufig parodiert. Zu den bekanntesten Darstellungen zählen die von Martina Hill in Switch reloaded sowie die von Carolin Kebekus in Freitag Nacht News und Broken Comedy.

Autobiografie Career Suicide (2021)

Im Februar 2021 erschien seine Autobiografie Career Suicide: Meine ersten dreißig Jahre.[13] Hannah Schlüter bezeichnete das Buch im Freitag als „Geschichte über Männlichkeit“, als „Aufsteiger-Story eines ostdeutschen Teenagers aus einer Arbeiterfamilie“, die auch als Geschichte über Klassenscham interessant sei.[14] Lars Weisbrod kritisierte in der Zeit die vulgäre und mangelhaft lektorierte Sprache, lobte jedoch den Wandel Kaulitz’ und seiner Sprache, der sich nach dem Umzug nach Hollywood bemerkbar mache.[15]

Sonstiges

  • Seit November 2008 steht eine Wachsfigur des Sängers bei Madame Tussauds in Berlin. Mit seinen damals 19 Jahren war er der jüngste Künstler, dem diese Ehre zuteilwurde.[16]
  • Für die Tierrechtsorganisation PETA waren Bill und Tom Kaulitz auf einem Werbeplakat in Ketten und mit Blut verschmiert zu sehen. Sie protestierten damit gegen Wildtiere im Zirkus.[17] Im März 2012 machten sie auch auf die Tötung von Straßenhunden in der Ukraine anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2012 aufmerksam.[18]

Diskografie

  • If I Die Tomorrow feat. Far East Movement
  • I Am feat. Wyclef, David Correy, URR Jason (Rock Mafia – David Jost)
  • Love Don’t Break Me

Buch

  • Career Suicide: Meine ersten dreißig Jahre. Ullstein, 2021, ISBN 978-3-550-20139-4

Weblinks

Commons: Bill Kaulitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Carpediem (Magdeburg). In: meinestadt.de. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
  2. Interview – Tokio Hotel (Memento des Originals vom 7. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tourdates.co.uk Sound Generator, abgerufen am 1. März 2010.
  3. Markus Jung: Jugendpreis Fernlernen 2009 geht an Tokio Hotel. (Nicht mehr online verfügbar.) Fernstudium-Rundschau.de / Fernstudium-Infos.de, 26. Februar 2009, archiviert vom Original am 7. April 2009; abgerufen am 6. Oktober 2014.
  4. a b c d Stefanie Witterauf, Alexander Kühn: Bill Kaulitz von Tokio Hotel: »Ich war ein zwischenmenschlicher Sozialfall«. In: Der Spiegel. Nr. 4, 2021 (online – Interview).
  5. Bill Kaulitz und Nena sind 'Sexiest Vegetarians 2010'. In: Peta.de. PETA Deutschland, abgerufen am 9. Februar 2019.
  6. Hier ziehen Tokio Hotel um. Bild.de, 8. Oktober 2010.
  7. DWDL.de: Tokio Hotel und Culcha Candela in neuer „DSDS“-Jury, aufgerufen am 14. September 2012.
  8. Tokio Hotel: Bill Kaulitz gönnt sich eine Auszeit! | Promifuchs. In: Promifuchs. Abgerufen am 19. April 2016.
  9. Schwabe, Oliver (Regisseur): Tokio Hotel – Hinter Die Welt. [Dokumentation]. Hrsg.: arte. 2017 (youtube.com).
  10. Ist Bill Kaulitz schwul? Er spricht über seine Sexualität. In: inTouch. Abgerufen am 24. Juni 2020.
  11. NDR: Inas Nacht mit Bill Kaulitz und Giovanni Zarrella. Abgerufen am 14. Oktober 2022.
  12. The Countdown To MTV News’ Man Of The Year Begins Today! mtv.com, 15. Dezember 2008 (englisch).
  13. „Tokio Hotel“-Star Bill Kaulitz will überraschende Details über sein Leben enthüllen. 26. November 2020, abgerufen am 13. Januar 2021.
  14. Literatur – Alle kaputt außer Mutti. In: freitag.de. Abgerufen am 18. Februar 2021.
  15. Lars Weisbrod: Bill Kaulitz: Endlich in den Hollywood Hills. In: Die Zeit. Nr. 5, 2021 (zeit.de).
  16. Tokio Hotel in Wachs – Bill Kaulitz ist Berliner. morgenpost.de, 21. November 2008
  17. Tokio Hotel werben für PETA.
  18. Bill und Tom Kaulitz: Die Tokio Hotel-Stars mit PETA Tierschutzkampagne (Memento vom 25. März 2012 im Internet Archive)

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Bill Kaulitz performing under blue light at the Volkshaus in Zurich, Switzerland.
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Tom y Bill Kaulitz en los Cadillac pre oscar party