Bill Bo und seine Kumpane
Fernsehserie | |
Titel | Bill Bo und seine Kumpane |
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Produktionsland | Bundesrepublik Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Genre | Kinderserie, Puppenspiel |
Länge | 25 Minuten |
Episoden | 4 in 1 Staffel |
Produktionsunternehmen | Hessischer Rundfunk, Augsburger Puppenkiste |
Regie | Harald Schäfer |
Drehbuch | Manfred Jenning |
Musik | Hermann Amann |
Kamera | Karl-Heinz Schlutter |
Schnitt | Margot Schellemann |
Erstausstrahlung | 27. Okt. 1968 auf Deutsches Fernsehen |
→ Synchronisation |
Bill Bo und seine Kumpane ist ein vierteiliges Puppenspiel der Augsburger Puppenkiste aus dem Jahr 1968. Es basiert auf dem Buch Bill Bo und seine sechs Kumpane von Josef Göhlen.
Handlung
Folge 1: Der Plan
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ziehen der hessische Räuberhauptmann Bill Bo und seine vier Kumpane, der Sachse Kill Waas, der Bayer Gselcher, der Schwabe Roter Hein und der Ungar, raubend umher. Sie besetzen das Gasthaus „Zum friedlichen Esel“ am Rhein, wo Bill Bo den Plan fasst, die auf einer Flussinsel liegende Burg Dingelstein zu erobern und sich dort dauerhaft niederzulassen. Da dort lediglich der Graf, seine Tochter Ding-Ding, die Haushälterin Augusta, ein Torwächter und z. Z. der spanische Neffe des Grafen, Don Josefo, leben, meint er leichtes Spiel zu haben und will die Bewohner der Burg als Geiseln nehmen, um sich vor Angriffen der Armee zu sichern. Der Wirt der Gaststätte belauscht sie jedoch und informiert die Burgbewohner. Ding-Ding verkleidet sich daraufhin als Junge und schleicht sich bei den Räubern ein, um deren Pläne zu erfahren. Ihr Freund, das sprechende Eichhörnchen Willi, verrät sie versehentlich, sie entkommt Bill Bo und seinen Mannen jedoch dank der Hilfe des ebenfalls sprechenden Reihers Wally.
Erstausstrahlung: 27. Oktober 1968
Folge 2: Der Angriff
Bill Bo und seine Bande machen sich nach langem Feiern an die Arbeit: Ein Floß muss gebaut werden, um den Rhein zu überqueren. Nachdem den Räubern das Floß vom Reiher Wally gestohlen worden ist und sie neu haben anfangen müssen, fahren sie auf dem Floß zur Burg. Die Bewohner und der Wirt lärmen aber im Burghof so laut, dass der Schall auf die Anwesenheit einer großen Personengruppe schließen lässt. Bill Bo und seine Männer befürchten eine starke Bewachung in Form einer Armee und stürzen vor Furcht in den Rhein. Da sie keine Vorräte im Wirtshaus haben, beschließen sie in das nahe Alheim zu gehen. Mit gestohlenen Uniformen und falschen Bärten geben sie sich dort als Landsknechte aus.
Erstausstrahlung: 3. November 1968
Folge 3: Die List
Kill Waas versucht in der Alheimer Bibliothek Informationen über die Architektur von Dingelstein zu erhalten, während seine Freunde nach einer Schlägerei im Brauhaus vom Obristen des Herzoglich Bayerischen Regiments zum Rapport bestellt werden. Ding-Ding wird von ihrem Vater nach Alheim geschickt, um Freiwillige für die Bewachung der Burg zu finden. Unter den Angetretenen des Rapports finden sich wenige Begeisterte, woraufhin sich die verkleideten Räuber melden. Kill Waas wird derweil vom Bibliothekar erkannt, kann aber getarnt fliehen. Ding-Ding und die angeheuerten Räuber ziehen unterdessen Richtung Burg davon.
Erstausstrahlung: 17. November 1968.
Folge 4: In der Falle
Ding-Ding bringt die verkleideten Räuber auf die Burg, wo sie sich, nach einem Wutanfall Bill Bos, der den daraufhin ohnmächtigen Don Josefo trifft, zu erkennen geben. Dank einer geheimen Falltür kann der Graf die Eindringlinge, versehentlich aber auch Don Josefo, der wieder zu sich gekommen ist, im Kerker einsperren. Der Spanier entkommt jedoch durch einen Geheimgang. Kill Waas fährt derweil als Hausierer verkleidet zur Burg und kommt dort mit Don Josefo ins Gespräch. Nach dessen Bericht über die gefangenen Räuber spielt der Sachse den Ungläubigen und lässt sich seine Kumpane zeigen. Wieder vereint, setzen sie nun ihrerseits Don Josefo sowie Augusta und den Grafen fest. Nachdem Ding-Ding mit dem Schlüssel zur Geheimtür den Grafen, Don Josefo und Augusta befreit hat, ist das Druckmittel der Bande, das sie unangreifbar machen sollte, fort. Beim Anblick des Alheimer Regiments, das sich am anderen Ufer postiert hat, geraten sie in Panik und versuchen sie zu fliehen, werden aber von Ding-Ding, dem aus Alheim geflohenen Torwächter Alheims und dem Wirt mit einem Fischernetz gefangen. Am Ende bringt man die Bande ins Gefängnis.
Erstausstrahlung: 24. November 1968.
Synchronisation
Rolle | Sprecher |
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Bill Bo | Sepp Strubel |
Kill Waas | Walter Oehmichen |
Gselcher | Walter Schellemann |
Roter Hein | Ernst Josef Ammann |
Ungar | Hanns-Joachim Marschall |
Ding-Ding | Gerlind Ohst |
Graf von Dingelstein | Walter Oehmichen |
Augusta | Margot Schellemann |
Don Josefo | Manfred Jenning |
Torhüter von Dingelstein | Max Bößl |
Eichhörnchen Willi | Max Bößl |
Reiher Wally | Herbert Meyer |
Torwächter von Alheim | Manfred Jenning |
Obrist | Hanns-Joachim Marschall |
Bürgermeister von Alheim | Sepp Strubel |
Bibliothekar | Walter Schellemann |
Esel | Manfred Jenning |
Marder | Manfred Jenning |
Erzähler | Manfred Jenning |
Weitere Veröffentlichungen
Auf Grundlage des Puppenspiels entstand im Jahr 1971 das 47-minütige Hörspiel Bill Bo und seine sechs Kumpane, produziert von der Walt Disney Musikverlag GmbH. Die Sprecher sind z. T. die gleichen wie im Fernsehmehrteiler.[1]
Die TV-Produktion erschien im Jahr 2011 als DVD.
2018 wurde die erste Staffel des Hörspiels Bill Bo und seine Bande auf Audible veröffentlicht. 2019 wurde die zweite Staffel veröffentlicht.
Anmerkungen
- In Göhlens Vorlage gehören sechs Kumpane zu Bill Bos Bande, von denen zwei jedoch nicht namentlich benannt werden. Diese Figuren wurden für die Adaption nicht übernommen.
- Sowohl die Stadt Alheim am Rhein als auch die Burg Dingelstein sind fiktive Orte.
- In der 2. Folge wird die 1631 stattgefundene Eroberung Magdeburgs durch die Truppen von Johann T’Serclaes von Tilly erwähnt. In der 3. Folge wird hingegen das Jahr 1632 als Zeitpunkt der Handlung genannt.
- Die Namen des Eichhörnchens und des Reihers, Willi und Wally, sind Anspielungen auf die Feldherren Tilly und Wallenstein. Das von den Räubern geplünderte Wandertheater heißt „Öhmichel“, ähnlich dem Namen „Oehmichen“ der Gründer der Augsburger Puppenkiste. Sprecher der Figur des Theaterleiters ist Walter Oehmichen selbst.
- Die Figur des Bill Bo ist außerdem in der ersten Folge von Drachen hat nicht jeder zu sehen. In dem Vierteiler wurde auch die Figur des Burgwächters wiederverwendet, jedoch als Feuerwehrmann.[2]
- Der Charakter Don Josefo ist stark an die Titelperson des Romans Don Quijote angelehnt. Der fiktive „silberne Ritter“, mit dem er stets kämpfen möchte, ist hingegen eine Erfindung des Drehbuchautors.[3]
- Wie in weiteren Puppenkiste-Produktionen ist das Porträt des kleinen dicken Ritters aus der gleichnamigen Produktion von 1963 zu sehen: Es hängt an der Wand im Flur von Burg Dingelstein. Eine weitere Verbindung zu dieser früheren Produktion findet sich in der zweiten Episode: Im Brauhaus Alheim sind die Figuren/Puppen des Eiermalers Obidiah Hoppelpopp und des Drogisten als Bürger, die sich über die lärmenden Landsknechte aufregen, wiederverwendet worden.
- Wie bei vielen anderen Fernsehproduktionen der Augsburger Puppenkiste wurde ein spezielles Lied für die Sendung produziert. Der Text variiert während der vier Folgen.
- Mehrere Figuren sprechen mit Dialekt. In diesem Zusammenhang werden auch Animositäten zwischen den Angehörigen verschiedener deutschsprachiger Regionen thematisiert. Besonders der Bayer Gselcher und der Schwabe Heini prügeln sich regelmäßig, wobei sie sich meist zuerst Beleidigungen bezüglich ihrer Herkunft an den Kopf werfen oder mit einer solchen einen Streit provozieren.
- Ein Running Gag ist, dass der Ungar den Rhein stets mit der Donau verwechselt und regelmäßig vom Roten Hein korrigiert wird. Während des Finales unterläuft dem Schwaben selbst dieser Fehler, woraufhin ihn der Ungar berichtigt.
- Ein weiterer Running Gag ist das ständige Auftreten der Haushälterin Augusta mit einem Teeservice, was sie immer mit „Herr Graf, der Tee“ kommentiert. Gegen Ende des Finales gesteht ihr der Graf, dass er gar keinen Tee mag.
- Eine ebenfalls regelmäßig auftretende Stilblüte ist Bill Bos Fluch „Bombengranatenelementplitzplatzdonnerwettersappermentnochmal!“, den er ausstößt, wenn er wütend ist. Ist der Grund seiner Wut ein Streit zwischen dem Gselcher und dem Roten Hein, wirft er stets einen verfügbaren Gegenstand oder auch mal eine Person nach ihnen. Irgendjemand, mal die Streitenden, mal er selbst, mal Unbeteiligte, wird dabei dann in Mitleidenschaft gezogen.
- Bill Bo zählt zu den berühmtesten Puppen der Augsburger Puppenkiste und ist Teil der „Ehrensammlung“ „Stars an Fäden“. Im Weihnachtsprogramm Wir warten aufs Christkind von 1979, einem Crossover mehrerer Stücke der Puppenkiste, trat die Räuberbande, gekleidet in einige winterliche Accessoires, ein weiteres Mal mit den gleichen Marotten auf.
Literatur
- Josef Göhlen: Bill Bo und seine sechs Kumpane, Deutscher Bücherbund, Stuttgart 1968
Weblinks
- Produktionsnotizen auf stars-an-faeden.de
- Bill Bo und seine Kumpane bei Fernsehserien.de
- Bill Bo und seine Kumpane bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Hörspiel Bill Bo und seine sechs Kumpane auf stars-an-faeden.de, abgerufen am 1. Oktober 2020
- ↑ DVD Drachen hat nicht jeder In: Die Augsburger Schatzkiste (10 DVD), Lighthouse Home Entertainment, Hamburg 2006
- ↑ Volltext Don Quijote auf torocitydesigns.com, abgerufen am 1. Oktober 2020