Bilge

Als Bilge [bɪlɡə,bɪlʧ] wird der unterste Raum auf einem Schiff bezeichnet, der direkt oberhalb der Schiffsplanken oder oberhalb des Kiels liegt.

Dort sammelt sich das in den Schiffsrumpf eingedrungene Leckwasser (beispielsweise in Holzschiffen) sowie bei moderneren Schiffen auch Kondenswasser – insbesondere das der Klimaanlage. Dieses Bilgewasser (auch: Bilgenwasser oder Kieljauche) kann mit eingebauten Lenz- oder Bilgepumpen entfernt werden.[1]

Herkunft des Wortes

Das Wort Bilge ist aus dem Englischen entlehnt, wo es als eine Variante von bulge („Schiffsrumpf“, aber auch „Ledersack“) entstand. Letzteres ist abgeleitet aus Altnordfranzösisch boulge, das wiederum auf Gallisch bulga („Ledersack“) zurückgeht und sich auch als gleichlautendes Lehnwort im Lateinischen findet. Das Wort Budget geht auf denselben Wortstamm zurück, und auch das deutsche Wort Beule ist (über eine gemeinsame indogermanische Wurzel) damit verwandt. Die erste bekannte Verwendung des Begriffs in der heutigen Bedeutung stammt von 1513.[2][3][4]

Sicherheit auf See

Zur guten Seemannschaft gehört bei der regelmäßigen Kontrolle der Bilge auch das Achten auf deren Sauberkeit. Mit Sägespänen, Schmutz oder Müll verunreinigtes Bilgenwasser kann zum Ausfall bzw. der Verstopfung der Bilgenpumpe führen, was oft gerade dann eintritt, wenn verstärkt Wasser in das Schiff eindringt.

Umweltschutz

Bei modernen Schiffen mit Motorantrieb ist, sofern die Antriebsmaschine nicht mit einer eigenen Bilge, der Motorbilge, ausgestattet ist, das Bilgenwasser meist mit Öl- und Kraftstoffresten kontaminiert (Bilgenöl) und darf nicht einfach auf See abgepumpt werden, sondern bedarf einer fachgerechten Aufbereitung durch einen Bilgenentöler. Rechtliche Grundlage für die Einleitung von Bilgenwasser auf See sowie den Aufbau geeigneter Bilgenentöler ist die Resolution MEPC. 107(49)[5] der International Maritime Organization. Daraus folgt, dass innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone Bilgenwasser mit einem Ölgehalt von max. 15 ppm eingeleitet werden darf. In speziellen Schutzgebieten liegt der Grenzwert teilweise bei 5 ppm.

Bilgenschwein

Oft werden junge Seeleute das Bilgenschwein füttern geschickt, um sie zu veräppeln – ein erfundenes Wesen, das in der Bilge lebt.[6] (Siehe auch Kielschwein.)

Quellen

  • Ernst Wagner: Decksarbeit. Ein Handbuch für Seeleute. 6. Auflage. Hammerich & Lesser, Hamburg 1959 (DNB 455339031).
  • Peter Detje: Schiffbaukunde für Nautiker. Eckardt & Messdorf, Hamburg 1962 (DNB 450910466).
  • Dietmar Bartz: Seemannssprache – Von Tampen, Pütz und Wanten, Delius Klasing, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-1933-6.

Weblinks

Wiktionary: Bilge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Bilgenschwein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ulrich Scharnow: Lexikon Seefahrt. 5. Auflage. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-344-00190-6, S. 70.
  2. Bilge. In: Online etymological dictionary. Abgerufen am 6. Oktober 2021 (englisch).
  3. Etymologie des Wortes Bilge. In: Educalingo. Abgerufen am 8. Oktober 2021.
  4. Beule. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 8. Oktober 2021.
  5. IMO MPEC. 107(49). (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 23. April 2010: „Revised guidelines and specifications for pollution prevention equipment for machinery space bilges of ships“
  6. Edgar Lehmann: Seemannsgarn. Abgerufen am 13. September 2016 (deutsch).