Bildsamkeit

Johann Friedrich Herbart; Kupferstich von Konrad Geyer (1816–1893)

Als Bildsamkeit bezeichnet man die dem Menschen zugeschriebene Fähigkeit, Fähigkeiten zu entwickeln, zu lernen und sich mit edukativer Unterstützung sowie in Wechselwirkungen mit der Welt zu bilden.

Begriffsgeschichte

Der Begriff weist der Sache nach weit in die Geschichte zurück und wird schon im antiken Mythos (z. B. in der Theogonie des Hesiod) als Besonderheit des Menschen angesprochen, der nicht von Natur aus fertigt ist, sondern seine Fähigkeiten und Begabungen selbst entwickeln muss. Rousseau spricht diese Fähigkeit in besonderer Weise schon Kindern und Heranwachsenden zu und erkennt in ihr eine Voraussetzung der Erziehung. Der Begriff Bildsamkeit wird im Deutschen Idealismus sowie bei den klassischen, romantischen und aufklärerischen Dichtern verwendet. Von den Klassikern der Pädagogik wurde er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung der Möglichkeit aufgenommen, auf Heranwachsende pädagogisch einzuwirken und Bildungsprozesse zu unterstützen. Johann Friedrich Herbart erhob den Terminus Bildsamkeit zum Grundbegriff der Pädagogik. In pädagogischen Kontexten meint er nicht nur die Fähigkeit zu Lernen im Sinne von Bildbarkeit, sondern ist ein Grundbegriff pädagogischer Interaktion.

Siehe auch: Lernkompetenz

Literatur

Lexikonartikel

  • Dietrich Benner, Friedhelm Brüggen: Bildsamkeit / Bildung. In: Dietrich Benner, Jürgen Oelkers (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Pädagogik. Beltz, Weinheim/Basel 2004, ISBN 3-407-83153-6, S. 174–215.
  • Elmar Anhalt: Bildsamkeit / Erziehungsbedürftigkeit. In: Uwe Sandfuchs, Wolfgang Melzer, Bernd Dühlmeier, Adly Rausch (Hrsg.): Handbuch Erziehung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012, ISBN 3-8252-8488-3, S. 124–143.

Aufsätze

  • Elmar Anhalt: Über den Ort der Bildsamkeit und des Bildsamkeitsbegriffs in Johann Friedrich Herbarts pädagogischem Denken. In: Vierteljahrsschrift für Wissenschaftliche Pädagogik. Band 76, 2000, ISSN 0507-7230, S. 151–176.
  • Elmar Anhalt: Der Topos »Bildsamkeit«. In: Andreas Dörpinghaus, Karl Helmer (Hrsg.): Topik und Argumentation (= Beiträge zur Theorie der Argumentation in der Pädagogik). Band 3. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2779-5, S. 111–132.
  • Elmar Anhalt: Bildsamkeit. J.F. Herbarts pädagogische Problemstellung aus heutiger Sicht. In: Klaus Klattenhoff (Hrsg.): Zum aktuellen Erbe Herbarts. Ein Klassiker der Pädagogik nach der Jahrtausendwende (= Regionale Schulgeschichte). Band 12. Bis, Oldenburg 2004, ISBN 3-8142-0918-4, S. 99–138.

Monografien

  • Ursula Reitemeyer: Perfektibilität gegen Perfektion. (= Texte zur Theorie und Geschichte der Bildung). Lit, Münster 2013, ISBN 978-3-8258-2643-7.
  • Petra Korte: Projekt Mensch - "Ein Fragment aus der Zukunft" (= Texte zur Theorie und Geschichte der Bildung). Lit, Münster 1995, ISBN 3-89473-537-6.
  • Elmar Anhalt: Bildsamkeit und Selbstorganisation. Johann Friedrich Herbarts Konzept der Bildsamkeit als Grundlage für eine pädagogische Theorie der Selbstorganisation organismischer Aktivität. Deutscher Studienverlag, Weinheim 1999, ISBN 3-89271-866-0.
  • Dietrich Benner: Allgemeine Pädagogik. 8. Auflage. Beltz Juventa, Weinheim 2015, ISBN 978-3-7799-2181-3.
  • Josef Kühne: Der Begriff der Bildsamkeit und die Begründung der Ethik bei Johann Friedrich Herbart (= Zürcher Beiträge zur Pädagogik. Band 15). Juris, Zürich 1976, ISBN 3-260-04096-X.

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Johann Friedrich Herbart (1776-1841), Philosoph; Kupferstich von Konrad Geyer; 16:12 cm