Bierfranken

Kerngebiet Bierfrankens: Bereiche von Bambergisch (Bambärchisch) und Oberfränkisch (Owäfrängisch)

Bierfranken ist ein in neuerer Zeit gebildeter Gegenbegriff zu Weinfranken, der anfänglich ausschließlich scherzhaft verwendet wurde. Erst beide Begriffe zusammen beschreiben die zwei großen fränkischen Kulturlandschaften, im Gegensatz zur politischen Dreiteilung mit den bayerischen Regierungsbezirken Unterfranken, Mittelfranken und Oberfranken. Bierfranken umfasst die oberfränkischen, mittelfränkischen und ostunterfränkischen Regionen mit hoher Brauereidichte, in denen zudem eine ausgeprägte Bierkultur gepflegt wird. Das Kerngebiet Bierfrankens liegt in den Gebieten, in denen die beiden Dialekte Bambergisch und Oberfränkisch gesprochen werden.

Einordnung

Bierfranken und Weinfranken

Bierfranken bezeichnet vor allem die oberfränkischen und mittelfränkischen Regionen, in denen im Gegensatz zu den unterfränkischen Gebieten um Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt mehr Bier gebraut, aber kein Wein angebaut wird. Dies sind die Regionen um Bamberg, Bayreuth, Hof, Kulmbach, Nürnberg/Fürth/Erlangen sowie der Frankenwald. Hervorzuheben ist die Fränkische Schweiz mit ihren über 100 Kleinbrauereien. Der Schwerpunkt Bierfrankens liegt im Großraum Bamberg, der bis in die 1960er Jahre die höchste Brauereidichte der Welt aufwies. Bierfranken besitzt mit 160 Brauereien im weltweiten Vergleich immer noch eine sehr hohe Brauereidichte[1] und nach wie vor die höchste Dichte historischer Brauereien, die herkömmliches Bier brauen (siehe: Höhere Brauereidichte durch Craft-Bier). Ein Überlappungsgebiet zwischen Weinfranken und Bierfranken bildet der Landkreis Haßberge, mit Weinorten an Main und Steigerwald und (einstiger) hoher Brauereidichte.

Westgrenze Bierfrankens

Fränkisches Brauereimuseum
in Bamberg

Die Westgrenze Bierfrankens, die wegen des oben erwähnten Überlappungsgebietes mit der Ostgrenze Weinfrankens nicht übereinstimmt, ist mit der Steigerwaldschranke identisch. Dies ist die Bezeichnung des westlichen Abschnitts der Bamberger Schranke bei Augsfeld am Main, zwischen Haßfurt und Zeil. Beide Bezeichnungen beschreiben die Grenze zwischen zwei Subdialekten Unterostfränkisch im Westen und Bambergisch im Osten. Durch die nahezu vorhandene Übereinstimmung mit den Dialekten wird auf der Karte der ostfränkischen Subdialekte Weinfranken (gelbe Flächenfärbungen) und Bierfranken (rötliche Flächenfärbungen) ziemlich genau dargestellt, wie auch die beiden unterschiedlichen Kulturlandschaften, Höhenlagen und Klimazonen.

Höhere Brauereidichte durch Craft-Bier

In der Tourismuswerbung und unter der fränkischen Bevölkerung wird fälschlicherweise auch heute noch öfter von der höchsten Brauereidichte der Welt gesprochen. Zählt man aber nur die Brauereien, die traditionelles Bier brauen, zu denen es keine statistischen Vergleichswerte gibt, könnte das eventuell noch zutreffen. Der rein numerische Verlust des Superlativs hat mehrere Gründe:

  • Brauereisterben und Wirtshaussterben in Deutschland, da der abendliche Wirtshausbesuch in Folge eines veränderten Lebensstils eine immer geringere Rolle spielt;
  • stärkere Einschränkung des Alkoholgenusses bei Autofahrern, am Arbeitsplatz, beispielsweise am Bau sowie eine Ablehnung von Alkohol in Teilen der Bevölkerung aus gesundheitlichen Gründen;
  • große Gegenbewegung in der angelsächsischen Welt und andernorts durch Craft-Bier, durch die in neuerer Zeit Tausende neue, kleine Brauereien gegründet wurden.[2]

Seit einiger Zeit gibt es auch in Deutschland wieder einen Zuwachs an Brauereien in Folge des Trends aromaintensiver Craft-Biere.[3] Diese zeichnen sich meist durch Zusätze wie Vanille, Rumschokolade, Zimt und anderem aus, halten sich damit nicht an das Deutsche Reinheitsgebot und werden oft in kleinen Gasthausbrauereien gebraut.[4] Diese Biere sind nicht mit deutscher oder europäischer Brautradition vergleichbar, beleben jedoch auch traditionelle Bierstile erneut, welche der industriell bedingten Vereinheitlichung des Genussmarktes zum Opfer fielen.[5]

Oberfränkische Stadtbilder

Bis in die Nachkriegsjahrzehnte wurden Stadtbilder oberfränkischer Städte, wie Bamberg, Kulmbach oder Hof, von Brauereien geprägt. Die nachfolgende Bildergalerie zeigt das u. a. am Beispiel des Unterkotzauer Wegs in Hof. Seit den 1980er Jahren wurden stillgelegte, meist größere Brauereien für den Stadtumbau abgebrochen. In neuerer Zeit verhindert dies der Denkmalschutz und man versucht die Bauten anderweitig zu nutzen. Unter der westlichen Altstadt von Bamberg, dem Berggebiet, liegt ein Labyrinth von Bierkellern, auf das Gassennamen wie Eisgrube hinweisen.

Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Brauereien in Oberfranken. Bierland Oberfranken e.V., archiviert vom Original am 9. Oktober 2014;.
  2. Statistiken zu den Zahlen der US-amerikanischen Brauereien. Abgerufen am 10. Februar 2018.
  3. Zahl der Brauereien in Deutschland weiter gestiegen. Augsburger Allgemeine, 27. März 2017, archiviert vom Original am 16. Mai 2018;.
  4. Reinheitsgebot war gestern. Craft Beer boomt - das Ende vom Traditionsbier? Deutschlandfunk Kultur, abgerufen am 10. Februar 2018.
  5. Archäologie des Bieres – Vergessen & Neu Entdeckt. In: Mixology — Magazin für Barkultur. 8. September 2016, abgerufen am 1. Februar 2020 (deutsch).

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Maisel Brauhaus Bamberg 2996.jpg
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Dies ist ein Foto des bayerischen Baudenkmals mit der BLfD-Aktennummer
Hof, D-4-64-000-267, Unterkotzauer Weg 11, Bild01.jpg
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Unterkotzauer Weg 11, Brauerei, Filtrieranlage, in Hof/Saale mit Denkmal-Nr. D-4-64-000-267

Sechsgeschossiger und traufständiger, Satteldachbau mit Hausteingliederungen, zweite Hälfte 19. Jahrhundert

(Das Gebäude von der Straßenseite Unterkotzauer Weg)
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Ausstellungsraum des Fränkischen Brauereimuseums in Bamberg
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Unterkotzauer Weg 15 und 17, Brauerei, Schmidts Keller, in Hof/Saale mit Denkmal-Nr. D-4-64-000-267

Zweigeschossiger und traufständiger Satteldachbau mit Attika, Ziegel mit Hausteingliederungen, zweite Hälfte 19. Jahrhundert

(Das Gebäude Nr.15 von der Straßenseite Unterkotzauer Weg)
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Brauereigasthof Mahr in Bamberg (1812)
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Brauerei Mahr in Bamberg (1812)
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Aufgliederung des Ostfränkischen in Unterdialekte sowie angrenzende Dialekte.
  • Frängisch = Ostfränkisch (wörtl. Fränkisch)
    • Unterostfränkisch
      •  
        Hennebärchisch = Hennebergisch
      •  
        Grôbfeldisch = Grabfeldisch
      •  
        Idsgrindisch = Itzgründisch
      •  
        Unnäfrängisch = Unterfränkisch
    • Südostfränkisch
      •  
        Dauwägrindisch = Taubergründisch
      •  
        Hoaloisch = Hohenlohisch
    • Oberostfränkisch
      •  
        Owäfrängisch = Oberfränkisch
      •  
        Bambärchisch = Bambergisch
      •  
        Nämbärchisch = Nürnbergisch
      •  
        Anschbachisch = Ansbachisch
  • striped 3
    Vogtländisch (wird oft dem Oberostfränkischen zugeordnet)
  •  
    Bayrisch = Bairisch
  •  
    Sägsisch-Düringisch = Thüringisch-Obersächsisch (wörtl. Sächsisch-Thüringisch)
  •  
    Südfrängisch = Südfränkisch (Südrheinfränkisch)
  •  
    Hessisch = Hessisch
  •  
    Schwäbisch = Schwäbisch
Hof, D-4-64-000-267, Unterkotzauer Weg 09, Bild01.jpg
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Unterkotzauer Weg 9, Brauerei, altes Sudhaus, in Hof/Saale mit Denkmal-Nr. D-4-64-000-267

Dreigeschossiger und traufständiger Satteldachbau mit Attika, Ziegel, 1862, 1883 aufgestockt

(Das Gebäude von der Straßenseite Unterkotzauer Weg)