Bibliothekartag
Bibliothekartage oder Bibliothekstage sind Tagungen und zentrale Fortbildungsveranstaltungen von im Bibliothekswesen Beschäftigten.
Deutschland
Bibliothekartag
Der Deutsche Bibliothekartag ist die seit 1900 jährlich (mit Unterbrechungen) stattfindende Versammlung der Bibliothekare in Deutschland. Ursprünglich auf die Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken beschränkt, sind inzwischen auch die Öffentlichen Bibliotheken einbezogen. Veranstalter sind der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und der Berufsverband Information Bibliothek.[1] Der Deutsche Bibliothekartag findet jährlich an wechselnden Orten statt, der erste wurde 1900 in Marburg organisiert, bis 1940 noch unter dem Namen Versammlung deutscher Bibliothekare.[2] Er ist die größte nationale Fortbildungsveranstaltung für alle im Bibliotheks- und Informationswesen Beschäftigten im deutschsprachigen Raum.
Seit einigen Jahren lässt der Deutsche Bibliotheksverband seine Jahrestagung im Rahmen des Deutschen Bibliothekartages stattfinden. Zusätzlich findet in jedem dritten Jahr der Kongress für Information und Bibliothek („Bibliothekskongress“) in Leipzig statt, der von der Vereinigung Bibliothek & Information Deutschland organisiert wird und der gleichzeitig der Bibliothekartag im jeweiligen Kalenderjahr ist.[3]
Archiv
Seit 1999 werden die Webseiten zurückliegender Bibliothekartage in einem Archiv auf dem Portal zu den Bibliothekartagen gespeichert.[4] Die Vortragsfolien der Bibliothekartage werden, sofern die Autoren dem zustimmen, seit 2001 auf dem OPUS-Server des Berufsverbands Information Bibliothek veröffentlicht.[5]
Der Bibliothekartag, der im Jahr 2020 in Hannover geplant war, musste wegen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie abgesagt werden.[6]
Name
Von 1900 bis 1939 hieß die Veranstaltung Versammlung Deutscher Bibliothekare (oder auch Versammlung des Vereins Deutscher Bibliothekare);[7] seither Deutscher Bibliothekartag,[2] wobei Bibliothekar hier nur als generischer Wortstamm des verkürzten Plurals[8][9] anzusehen sei.
Seit 2011 gibt es die Diskussion um einen geschlechtergerechten Namen für das Branchentreffen.[10][11] Im Juni 2021 startete im Anschluss an den 109. Bibliothekartag eine Petition – gerichtet an „Bib / Vdb / Bid“ – als erneuter Anlauf, eine Namensänderung zu bewirken.[12] Darin wurde neben der fehlenden Repräsentanz aller Geschlechter auch die fehlende Repräsentanz aller Berufsgruppen kritisiert, die an dieser Tagung teilnehmen. Vorgeschlagene Namen aus einem Diskussionsfaden[13] von Inetbib sind unter anderem:
- Bibliothekentag
- Bibliothekskongress
- Bibliothekstag
- Bibliothekswelt
- bibtag, bibkonf
Weitere Tagungen
Neben dem Deutschen Bibliothekartag und dem Kongress für Information und Bibliothek gibt es eine Reihe kleinerer Veranstaltungen mit vergleichbarer Zielgruppe und Themen; dazu zählen unter anderem regionale Bibliothekstage einzelner Bundesländer, die INETBIB-Tagung, das BibCamp und die jährlichen Konferenzen der einzelnen Bibliotheksverbünde.
Österreich
Der Österreichische Bibliothekartag ist die seit dem Jahr 1950 im Abstand von zwei Jahren an wechselnden Orten stattfindende zentrale Fortbildungsveranstaltung der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Vom zweijährigen Rhythmus musste erst zweimal abgewichen werden. So fand der 30. Österreichische Bibliothekartag mit einjähriger Verspätung 2009 statt. Der 32. Bibliothekartag erst 2015, wobei die Verschiebung dieses Bibliothekartages mit einer Petition der VÖB bezüglich der Kürzung von Bundesförderungen zur Abhaltung und Förderungen wissenschaftlicher Tätigkeiten des Verbandes einherging.[14]
International
Die International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) veranstaltet ihre Jahrestagung „World Library and Information Congress: … IFLA General Conference and Council“ an jährlich wechselnden Orten weltweit. Die letzte IFLA-Tagung, die in Deutschland stattfand, war 2003 in Berlin.
Weblinks
- Programm des aktuellen Deutschen Bibliothekartages sowie Informationen zu den vergangenen Bibliothekartagen
- Vorträge der Deutschen Bibliothekartage und weitere Publikationen aus dem Bibliotheks- und Informationswesen
- Liste der österreichischen Bibliothekartage
Einzelnachweise
- ↑ Simon Streib: Inside DBT – Wie man die größte bibliothekarische Fortbildungsveranstaltung im deutschsprachigen Raum organisiert. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / herausgegeben vom VDB. Band 5, Nr. 1, 26. März 2018, ISSN 2363-9814, S. 100–104 (o-bib.de [abgerufen am 30. März 2018]).
- ↑ a b nid=60123-8. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 29. Juni 2021.
- ↑ Heidrun Wiesenmüller: Bibliothekartag oder Bibliothekswelt. In: InetBib. 3. Juli 2021, abgerufen am 3. Juli 2021: „bei dem alle drei Jahre in Leipzig stattfindenden "Bibliothekskongress" (der noch mit einigen anderen Namensvarianten auftaucht) und dem "Deutschen Bibliothekartag" um zwei unterschiedliche Veranstaltungen handelt. Die Bibliothekartage werden von den beiden Personalverbänden ausgerichtet, die Kongresse von der BID (allerdings gelten sie "zugleich" als Bibliothekartage). Neben organisatorischen Unterschieden haben die Kongresse auch inhaltlich einen etwas anderen Charakter: Sie sind stärker als "politische" oder (im positiven Sinn) "lobbyistische" Veranstaltungen gedacht, wollen also auch stark nach außen wirken als die reinen Bibliothekartage, die den Fortbildungscharakter in den Vordergrund stellen.“
- ↑ Archiv, auf www.bibliothekartag.de, abgerufen am 27. Dezember 2018
- ↑ Deutsche Bibliothekartage, auf opus4.kobv.de, abgerufen am 27. Dezember 2018
- ↑ Absage des Bibliothekartags 2020 in Hannover. Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, 1. April 2020, abgerufen am 1. April 2020.
- ↑ Heidrun Wiesenmüller: Bibliothekar*tag. In: InetBib. 2. Juli 2021, abgerufen am 2. Juli 2021: „In der ersten Satzung des VDB von 1900 wurden die Jahrestagungen als Hauptanliegen definiert: § 1: „Der Verein hat den Zweck, den Zusammenhang unter deutschen Bibliothekaren zu pflegen und die Interessen des Bibliothekswesens zu fördern.“ § 2: „Zur Erreichung des Zweckes dienen vornehmlich jährliche Versammlungen der Mitglieder.“ (Beitrag Yorck Alexander Haase in Festschrift VDB, S. 81). Haase schreibt auf S. 82 weiter: „Offiziell firmierten die Tagungen zunächst als „Versammlung Deutscher Bibliothekare“, ab 1929 als „Versammlungen des Vereins Deutscher Bibliothekare“. Die Bezeichnung „Bibliothekartag“ setzte sich sehr zögernd durch. Sie tauchte erstmals in der Vorankündigung zur 9. Versammlung Deutscher Bibliothekare 1908 in Eisenach auf. Die Berichterstattung über die Bibliothekartage im Zentralblatt für Bibliothekswesen erschien jedoch weiterhin bis 1939 unter der Überschrift „… Versammlung (des Vereins) Deutscher Bibliothekare“.““
- ↑ https://www.inetbib.de/listenarchiv/msg68828.html
- ↑ https://www.inetbib.de/listenarchiv/msg68865.html
- ↑ Antrag zur Änderung des Namens „Bibliothekartag“! Abgerufen am 11. Juni 2018.
- ↑ Diskutieren Sie mit: Umbenennung des Bibliothekartags? In: vdb-online. VDB, 8. März 2012, abgerufen am 24. Juni 2021.
- ↑ Nik Baumann: Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag. In: openPetition. 23. Juni 2021, abgerufen am 24. Juni 2021.
- ↑ https://www.inetbib.de/listenarchiv/msg68766.html
- ↑ Petition aufgrund der Resolution der Mitgliederversammlung der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB). In: VÖBBLOG. VÖB, 21. Oktober 2011, abgerufen am 4. April 2018.
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Teilnehmerkarte für den ersten Bibliothekartag in Marburg