Bibliothek Otto Schäfer

Die Bibliothek Otto Schäfer ist heute Teil des Museums Otto Schäfer in Schweinfurt. Sie ist eine aus der Privatbibliothek des Schweinfurter Industriellen Otto Schäfer (1912–2000) hervorgegangene Büchersammlung. Das Museum soll Teil des voraussichtlich bis 2023 entstehenden Kulturforums Martin-Luther-Platz werden.[1] [veraltet]

Sammlung

Sammlungsschwerpunkt ist die Buchgeschichte, wobei besonders die Bestände alter illustrierter Druckwerke berühmt sind. Unter den mehr als tausend illustrierten Werken befinden sich nach Angaben der Bibliothek Werke von Michael Wolgemut, Albrecht Dürer, Hans Burgkmair d. Ä., Hans Baldung Grien, Hans Schäufelein, Lucas Cranach d. Ä., Hans Holbein d. J., Urs Graf, Hans Weiditz, Jörg Breu d. Ä., dem Petrarcameister, Matthäus Merian d. Ä., Caspar David Friedrich, Adolph Menzel, Max Slevogt, Lovis Corinth, Aristide Maillol und HAP Grieshaber. Außerdem befindet sich ein Fragment des ersten Bands einer Gutenberg-Bibel[2] im Bestand.

Bedeutung

Der promovierte Otto Schäfer gehörte zu den bedeutendsten Büchersammlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, seine Bibliothek gilt als eine der bedeutendsten Privatbibliotheken weltweit. Die Bedeutung seiner Stiftung liegt nicht nur in ihrem Bestand, sondern darin, dass sie den in Deutschland eher seltenen Typ einer öffentlich zugänglichen Privatsammlung vertritt. Die Bibliothek ist in einem eigenen Gebäude untergebracht und für die ältesten Bestände durch einen ausführlichen Katalog erschlossen (es fehlen jedoch inzwischen wichtige Teile daraus).

Geschichte

1989 wurde die Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e. V. als Träger gegründet. Aufgrund finanzieller Probleme wurde die Bibliothek im Sommer 1994 geschlossen. Eine Vereinbarung mit der Stadt Schweinfurt für ein neues, tragfähiges Konzept der Bibliothek führte zum Verkauf aller nicht im deutschen Sprachgebiet gedruckten Werke der Sammlung illustrierter Bücher und des Sonderbestandes Collection Jean Furstenberg in vier Auktionen bei Sotheby’s von Dezember 1994 bis Dezember 1995.[3] Im Gegensatz zur Sammlung Georg Schäfer, die in eine echte Stiftung überführt wurde, war der eingetragene Verein Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e. V. weiterhin Eigentümer der Sammlung Otto Schäfer, mit Ausnahme der Dürer-Grafik. Vorsitzender und Geschäftsführer war Otto G. Schäfer (1937–2017). Diese Rechtsform machte es, anders als die der Stiftung, grundsätzlich leichter, in das Vereinsvermögen einzugreifen.[4]

Als weiterer Teil des neuen Konzeptes wurden ab Ende 1995 die historischen Buchbestände der Stadtbibliothek Schweinfurt (Reichsstädtische Bibliothek, Bausch-Bibliothek) in den Räumen der Bibliothek aufgestellt.[5] 2014 kam die historische Sakristeibibliothek der Stadtpfarrkirche St. Johannis als Depositum der Kirchengemeinde hinzu.[6]

Gegen Ende des Jahres 2014 wurde bekannt, dass wertvolle Teile des Bestandes (194 Einheiten) an den Schweizer Antiquar Jörn Günther veräußert worden waren. Ihr Verbleib in Deutschland wurde bis zur Klärung ihres Charakters als national wertvolles Kulturgut nach dem Kulturgutschutzgesetz vorläufig gesichert.[7][4] Die 194 Einheiten kehrten vorübergehend nach Schweinfurt zurück. Das nun zuständige Bayerische Kultusministerium hat dann jedoch trotz zweier befürwortender Gutachten keines der Stücke in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts aufgenommen, damit war der Verkauf auch ins Ausland genehmigt.[8]

Im Jahr 2016 hatten Otto G. Schäfer und Mitglieder des Vereins Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e. V. angeboten, die Kunst-, Buch-, Einband- und Wissenschaftssammlungen des Museums Otto Schäfer der Stadt Schweinfurt zu schenken. Diese Schenkung beinhaltete unter anderem auch die Dürer-Sammlung, das unbelastete Museumsgebäude sowie mindestens 5 Millionen Euro aus dem Stiftungskapital.[9] Die offizielle Übertragung der Schenkung fand im Jahr 2017 statt.[10]

Das Museum soll voraussichtlich 2023 im Kulturforum Martin-Luther-Platz eine neue Heimat finden.[11]

Siehe auch

Veröffentlichungen

  • Manfred von Arnim: Katalog der Bibliothek Otto Schäfer, Schweinfurt. Teil 1: Drucke, Manuskripte und Einbände des 15. Jahrhunderts. 2 Bände. Hauswedell, Stuttgart 1984, ISBN 3-7762-0230-0 und 3-7762-0231-9 [Mehr nicht erschienen].
  • Eduard Isphording: Fünf Jahrhunderte Buchillustration: Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibliothek Otto Schäfer. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, 11. Sept. – 11. Nov. 1987. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 1987, ISBN 3-88607-053-0.
  • Manfred von Arnim: Europäische Einbandkunst aus sechs Jahrhunderten. Beispiele aus der Bibliothek Otto Schäfer Schweinfurt. Schweinfurt 1992.
  • Kostbare Drucke und Einbände aus sechs Jahrhunderten. Dauerpräsentation aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Bibliothek Otto Schäfer. 18. März 2001 – 12. Januar 2003. Schweinfurt 2001, ISBN 3-926879-35-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kulturforum Martin-Luther-Platz Schweinfurt. kulturplan.com, abgerufen am 14. November 2017.
  2. Schweinfurt (offizielle Seite) mit (unscharfer/verzerrter) Abbildung eines Blattes (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) aus der sog. B 42; es handelt sich um das Blatt 102r (cII recto) mit dem Anfang des Buches Josua (AT)
  3. Eintrag im Handbuch der historischen Buchbestände online
  4. a b Mathias Wiedemann: Stadt befürchtet Bedeutungsverlust des Museums Otto Schäfer. Museum Otto Schäfer: Nach Verkauf von Büchern stellt die Stadt ihre Mitgliedschaft im Trägerverein in Frage. Mainpost, 22. Februar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2015; abgerufen am 26. Februar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mainpost.de
  5. Eintrag zu Schweinfurt: Stadtarchiv und Stadtbibliothek im Handbuch der historischen Buchbestände online
  6. In die Sakristei gehörig, Pressemitteilung des Ev.-Luth. Dekanats Schweinfurt vom 29. September 2014, abgerufen am 22. November 2014; Eintrag zur Sakristeibibliothek im Handbuch der historischen Buchbestände online
  7. Klaus Graf: Spitzenstücke aus der Schweinfurter Bibliothek Otto Schäfer verscherbelt. Weblog Kulturgut, 7. Januar 2015, abgerufen am 26. Februar 2015.
  8. Skandalös: Bayern hat kein einziges Werk der Sammlung Otto Schäfer neu auf die Kulturgutliste gesetzt, Beitrag bei Archivalia vom 7. Februar 2016 mit weiteren Nachweisen, abgerufen am 5. Juli 2016
  9. Schenkung des Vereins „Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e.V.“ an die Stadt Schweinfurt. Schweinfurt.de, 28. Juli 2016, abgerufen am 14. November 2017.
  10. Karl-Heinz Körblein: Otto G. Schäfer und sein Geschenk an die geliebte Heimatstadt. Mainpost.de, 21. Mai 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. November 2017; abgerufen am 14. November 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mainpost.de
  11. Oliver Schikora: Kulturforum: Die Planer für das Stadtmuseum legen los. Gebaut wird am Martin-Luther-Platz erst frühestens nächstes Jahr. Wie der Planungsstand für das neue Kulturforum und das Stadtmuseum im Moment ist. In: Main-Post, Ausgabe Schweinfurt, 22. April 2020, abgerufen am 26. Oktober 2021.

Koordinaten: 50° 3′ 5,1″ N, 10° 14′ 52,5″ O