Bianchi 8 HP

Bianchi
Bianchi 8 HP Zweisitzer (1903)
Bianchi 8 HP Zweisitzer (1903)
Bianchi 8 HP Zweisitzer (1903)
8 HP
Produktionszeitraum:1901–1903
Klasse:Kleinwagen
Karosserieversionen:Phaeton, Tonneau
Motoren:Ottomotor:
0,95 Liter (8 PS)
Länge:
Breite:
Höhe:
Radstand:
Leergewicht:
Seitenansicht

Der Bianchi 8 HP ist eines der ersten Pkw-Modelle des ehemaligen italienischen Fahrrad- und Automobilherstellers Bianchi.

Modellgeschichte

Edoardo Bianchi hatte bereits 1899 ein Motordreirad entworfen und darin einen Einbaumotor von De Dion-Bouton verwendet. Auch beim 8 HP setzte er auf die Technik von De Dion-Bouton. Das Fahrzeug wurde ab 1901 bis mindestens 1903 gebaut. Es ist ein Kleinwagen, auch Voiturette genannt. Einen Nachfolger der gleichen Fahrzeugklasse gab es nicht.

Beschreibung

Technik

Das Modell erschien 1901 und wurde später modellgepflegt. Anfangs waren zwei Wasserkühler seitlich der Motorhaube angebracht.[1] Bianchi behielt diese Anordnung nicht lange bei. Im Verkaufskatalog von 1902 ist eine Abbildung, bei der die Motorhaube seitlich jeweils sechs schräg verlaufende Lüftungsschlitze hat.[2]

Das überarbeitete Fahrzeug gleicht ab etwa Baujahr 1902 dem französischen De Dion-Bouton Type V, was optisch durch die später so genannte „Schaufelnase“ an der Front betont wird. Die vorn abfallende Motorhaube lässt sich nach hinten klappen. Sie ist auch typisch für zeitgenössische Renault-Fahrzeuge, die aber seitlich vorstehende Wasserkühler hinter dem Motor haben, während De Dion-Bouton, Bianchi wie auch Clément-Bayard, C.G.V. oder Mors den Kühler vor der Vorderachse, also zwischen den Vorderrädern, einbauten.

Motor

Der De-Dion-Bouton-Einzylindermotor entspricht dem des De Dion-Bouton 8 CV jener Zeit. 942 cm³ Hubraum sind angegeben, zumindest für ein erhaltenes Modell nach der Modellpflege.[3] Die Motorleistung beträgt etwa 8 PS. De Dion-Bouton hatte einen Motor dieser Stärke mit 100 mm Bohrung und 120 mm Hub im Sortiment und verwendete ihn ab Mai 1902 im eigenen Modell De Dion-Bouton Type K 2. Zur Zeit der Modelleinführung käme auch der Motor mit 100 mm Bohrung, 110 mm Hub, 864 cm³ Hubraum und ebenfalls 8 PS in Frage, der ab den 1. Februar 1902 im De Dion-Bouton Type K 1 eingesetzt wurde. Die Zündung ist als Kurbelwellenzündung direkt am Motor ausgebildet. Der Motor ist wassergekühlt durch einen vorn angebrachten Flügelzellenwärmetauscher.

Kraftübertragung

Der Motor überträgt seine Kraft über eine Kardanwelle an ein Zweiganggetriebe[3] an der Hinterachse. Es gibt auch einen Rückwärtsgang, was damals keineswegs selbstverständlich war. Geschaltet wird mit einem Hebel außen am Fahrzeug. Die Kupplung wird – wie bei einem heutigen Auto – mit einem Pedal betätigt und das Benzin-Luftgemisch im Vergaser mit Hebeln seitlich an der Lenksäule reguliert. Ab spätestens 1903 ist ein Dreiganggetriebe überliefert.[4] Allerdings ist bereits im Verkaufskatalog von 1902 ein Dreiganggetriebe genannt.[2] Damit waren je nach Ausführung entweder 12, 25 und 40 km/h oder 12, 30 und 45 km/h in den einzelnen Gängen möglich.[2]

Fahrgestell

Das Fahrgestell unterscheidet sich deutlich von dem des De Dion-Bouton 8 CV. Zwar ist es bei beiden Modellen ein Kastenrahmen aus Stahlrohr mit vorn angebrachtem Motor. Beim De Dion-Bouton 8 CV war es aber eine Weiterentwicklung einer vorherigen einfachen und robusten Konstruktion; das Rückgrat des Bianchi 8 HP hingegen besteht aus dem eigentlichen Fahrgestell und einem Hilfsrahmen, der die Karosserie trägt. Das ist eine seltene, jedoch keineswegs einzigartige Lösung im Automobilbau. Sie findet sich bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts an Versuchsfahrzeugen von Arthur Constantin Krebs. Eine dem 8 HP ähnliche Lösung wählte die US-amerikanische Northern Manufacturing Company in Detroit 1902 für ihr erstes Modell, den Northern 5 HP. Bei Northern ging es darum, den Federungskomfort zu erhöhen, bei Bianchi sollte die Mechanik im Falle eines Aufpralls besser geschützt werden.

Beide Starrachsen sind an längs angebrachten Halbelliptik-Blattfedern aufgehängt. Das Fahrzeug hat zwei Bremssysteme: Die Handbremse wirkt auf Trommeln an den Hinterrädern, die Fußbremse auf zwei weitere Trommeln an der Kardanwelle.

Aufbau

Die Karosserie ist zeittypisch offen und hat keine Türen. Die Sitzbank des Phaeton bietet Platz für zwei Personen. Außerdem gibt es Abbildungen von zwei Tonneaus mit Heckeinstieg, einer davon mit hoher Windschutzscheibe und festem Dach.[2]

Ein offener Zweisitzer ist erhalten geblieben und im Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci ausgestellt. Es ist eine späte Ausführung mit dem tiefen Kühler und der Motorhaube mit den Lüftungsschlitzen. Abweichend von den Abbildungen im zeitgenössischen Verkaufskatalogen sind es allerdings acht Schlitze pro Seite. Die Karosserie ist rot lackiert und hat schmale goldene Zierstreifen, die Kotflügel sind schwarz. In einer Literatur ist es auf 1896 datiert,[5] was ausgeschlossen ist. Das Museum gab lange 1901 an. Im Standardbuch über Bianchi-Automobile wird diese Jahresangabe mit Hinweis auf den Kühler angezweifelt.[6] Inzwischen gibt das Museum 1903 als Baujahr an.[7]

Das Fahrzeug ist auf einer Briefmarke aus Umm al-Qaiwain abgebildet.[8]

Literatur

  • Sandro Colombo: Dalle auto Bianchi alle Autobianchi. Libreria Automotoclub Storico Italiano, Turin 2013, ISBN 978-88-98344-07-9 (italienisch).
  • Augusto Costantino: Le piccole grandi marche automobilistiche Italiane. Novara 1983.
Commons: Bianchi 8 HP – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sandro Colombo: Dalle auto Bianchi alle Autobianchi. Libreria Automotoclub Storico Italiano, Turin 2013, ISBN 978-88-98344-07-9, S. 13 (italienisch).
  2. a b c d Katalog von Bianchi von 1902 Auf rpw.it, abgerufen am 1. Mai 2021 (PDF; italienisch).
  3. a b Sandro Colombo: Dalle auto Bianchi alle Autobianchi. Libreria Automotoclub Storico Italiano, Turin 2013, ISBN 978-88-98344-07-9, S. 14 (italienisch).
  4. Sandro Colombo: Dalle auto Bianchi alle Autobianchi. Libreria Automotoclub Storico Italiano, Turin 2013, ISBN 978-88-98344-07-9, S. 16 (italienisch).
  5. Wolfgang Schmarbeck: 100 Auto-Museen in Europa. Schatztruhen der Automobilgeschichte. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 159 und S. 229.
  6. Sandro Colombo: Dalle auto Bianchi alle Autobianchi. Libreria Automotoclub Storico Italiano, Turin 2013, ISBN 978-88-98344-07-9, S. 15 (italienisch).
  7. Il Museo della Scienza e della Tecnica espone tre automobili dell’eccellenza italiana (Memento desOriginals vom 16. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiviogiornalemetropolitano.it Auf archiviogiornalemetropolitano.it vom 30. Juli 2014, abgerufen am 1. Mai 2021 (italienisch).
  8. Briefmarke aus Umm al-Qaiwain Auf over-blog-kiwi.com, abgerufen am 1. Mai 2021.

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Vetturetta Bianchi 8HP Museo scienza e tecnologia Milano.jpg
Autor/Urheber: Alessandro Nassiri for Museo nazionale scienza e tecnologia, Milano, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Vetturetta Bianchi 8HP. Historical car preserved at the Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci, Milan.
Automobile - Museo scienza tecnologia Milano 03032 2012.jpg
Autor/Urheber:
E. Bianchi di Milano, Esercizio pel commercio di velocipedi (costruttore)
, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Autovettura con carrozzeria in legno, poggiante su un telaio tubolare in metallo; un secondo telaio tubolare, interno al primo, protegge le parti meccaniche in caso di urto. Le ruote, collegate a sospensioni a balestra longitudinali e coperte da parafanghi in lamiera, presentano cerchi a raggi tangenti e gomme pneumatiche. Il motore è posto al di sotto del corpo del veicolo ed è costituto da un solo cilindro, con trasmissione a catena sulle ruote posteriori e accensione a manovella. L'impianto frenante è costituito da un freno con comando a mano sulle ruote posteriori e doppi freni agenti sul cardano, completi di dispositivo antirinculo. La vettura dispone di un sedile imbottito a due posti affiancati, senza copertura. Il posto di guida, situato sulla destra, è dotato di un volante di tipo moderno, della leva del cambio a due marce, più retromarcia, e del freno. L'automobile presenta la carrozzeria verniciata di rosso, con bordi e filettature dorate, mentre i parafanghi sono di colore nero.


Notizie storico-critiche
Edoardo Bianchi, fondatore della celebre ditta milanese di biciclette, nel 1903 affianca alla sua produzione una serie di automobili esclusive. Sono tra le prime al mondo a popolare le strade delle città, fino ad allora percorse solo da carrozze, carri, pedoni e qualche tram a cavalli o a vapore Riservate a una clientela facoltosa, queste auto sono prodotte artigianalmente con materiali e finiture di pregio. All'inizio del '900, un medico avrebbe dovuto mettere da parte dieci anni di stipendio per poter acquistare questa vettura, che costava 10.000 lire. La Bianchi proponeva sei differenti modelli, compresi tra i 4,5 e i 12 HP, tutti forniti di una trousse di accessori comprendente una chiave inglese, un rotolo di nastro adesivo e una pompa d'aria. L'acquisto di queste autovetture e comprendeva anche uno o due giorni di scuole guida per gli automobilisti inesperti ed un servizio di assistenza a domicilio, grazie all'invio gratuito di meccanici specializzati per le riparazioni Edoardo Bianchi nel 1901 concentrò buona parte delle energie nella progettazione di questa elegante vetturetta con carrozzeria modellata su legni pregiati e utilizzando fogli di alluminio che poggiavano su un robusto telaio composto da una struttura rettangolare in tubo di acciaio. Pregevole la soluzione tecnica di un secondo chassis posto all'interno del primo così da evitare, in caso d'urto, che le deformazioni subite dal primo si trasmettessero al secondo, salvaguardando, in tal modo, le parti meccaniche, il motore e il gruppo del cambio. Il veicolo è dotato di un motore monocilindrico da 942cc De Dion-Buton Puteaux, di cambio a due marce più la retro marcia e trasmissione cardaniche sulle ruote posteriori. Inoltre aveva il freno a mano agente sulle ruote posteriori, doppi freni agenti sul cardano e dispositivo antirinculo, l'accensione era a manovella.