Beur

Französische Berühmtheiten beurs oder beurettes
Roschdy Zem · Ramzy Bedia · Leïla Bekhti · Salim Kechiouche
Karim Benzema · Rachida Dati · Jamel Debbouze · Hafsia Herzi
Azouz Begag · Zinedine Zidane · Rachid Taha · Nâdiya

Beur oder weiblich Beurette ist ein französischsprachiger Ausdruck für Araber – insbesondere nordafrikanischer Herkunft – in Frankreich. Er entstammt der jugendlichen Spielsprache Verlan, ist aber in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Wie beim Verlan üblich, ist der Begriff durch Umkehrung der (französisch ausgesprochenen) Silben gebildet worden: ‚arabe‘ wird zu ‚a-ra-beu‘, umgedreht zu ‚beu-ra-a‘, dies zusammengezogen zu ‚beur‘.

Der Begriff bezeichnet den Nachwuchs der Immigranten aus Algerien, Marokko und Tunesien (Maghreb) in Frankreich, die entweder als Kinder nach Frankreich gekommen sind oder dort bereits als Angehörige der zweiten Immigranten-Generation geboren wurden. Durch Integrations­probleme und – nicht immer freiwillige – Ghettoisierung hat sich unter den Beurs unter anderem eine eigene literarische, musikalische wie filmische Subkultur (Cinéma Beur) gebildet.

In den 1980er Jahren entstand der Ausdruck Black, blanc, beur („schwarz, weiß, arabisch“) in Anlehnung an das „Bleu, blanc, rouge“ der Trikolore. Dieser Ausdruck sollte die Multiethnizität Frankreichs unterstreichen. Es entstand eine Jugendlichen-Show-Tanz-Gruppe gleichen Namens, rekrutiert aus jungen Arbeitslosen aus den Pariser Vororten verschiedener Hautfarbe, die auch in Deutschland erfolgreich gastierte. Beliebt war und ist dieser Begriff auch im Zusammenhang mit der französischen Fußballnationalmannschaft. Der Frauenfußball zeigt es auch ebendort: Den Europapokal gewann Olympique Lyon 2011 mit einem Team aus fünf oder sechs jungen „Beur“-Frauen.

Da ‚beur‘ in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist, wird es im Verlan selbst wiederum zu ‚rebeu‘ verdreht.[1]

Literatur

  • Nora Barsali, François Freland und Anne-Marie Vincent (Hrsg.): Générations Beurs. Français à part entière. Éditions Autrement 2003
  • Philippe Bernard: La crème des beurs. De l’immigration à l’intégration. Seuil 2004
  • Hafid Gafaïti (Hrsg.): Cultures transnationales de France. Des « Beurs » aux… ? L’Harmattan 2001

Zur Beur-Literatur:

  • Alec G. Hargreaves: La littérature beur: Un guide bio-bibliographique. CELFAN Edition Monographs, New Orleans 1992
  • Alec G. Hargreaves: Voices from the North African Immigrant Community in France. Immigration and Identity in Beur Fiction. Berg, New York/ Oxford 1991/1997
  • Michel Laronde: Autour du roman beur. Immigration et identité. L’Harmattan 1993
  • Laura Reeck: Writerly Identities in Beur Fiction and Beyond. Lexington 2011
  • Hans-Martin Möller: Integration oder "intégrisme"? Die Beurs und ihre Literatur im Französischunterricht, in: Horizont-Verschiebungen. Interkulturelles Verstehen und Heterogenität in der Romania. Festschrift für Karsten Garscha zum 60. Geburtstag. Hgg. Claudius Armbruster, Karin Hopfe. Gunter Narr, Tübingen 1998 S. 257–270. In Google books einsehbar
  • Littérature et Guerre d'Algérie. Schülerbuch. Hgg. Walther Fekl, Hans-Martin Möller. Cornelsen Verlag, 1992

Einzelnachweise

  1. Sarah Fuchs: Verlan, l’envers. Reversing language and reflecting culture. In: Languages in a Global World. Learning for better cultural understanding. 2. Auflage, OECD, Paris 2015, S. 154.

Auf dieser Seite verwendete Medien