Bettmar (Vechelde)

Bettmar
Gemeinde Vechelde
Koordinaten: 52° 15′ 29″ N, 10° 19′ 39″ O
Höhe: 83 m ü. NHN
Fläche:6,59 km²
Einwohner:993 (31. Dez. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte:151 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. März 1974
Postleitzahl:38159
Vorwahl:05302
Bettmar (Niedersachsen)

Lage von Bettmar in Niedersachsen

Lage von Bettmar in der Gemeinde Vechelde

Bettmar ist ein Ortsteil der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine in Niedersachsen. Es ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls niedersächsischen Bettmar, das nur 23 Kilometer entfernt liegt und ein Ortsteil der Gemeinde Schellerten im Landkreis Hildesheim ist.

Geografie

Geografische Lage

Bettmar liegt an der Bundesstraße 1 (ehemalige Reichsstraße 1) zwischen Braunschweig (12 km) und Hildesheim (29 km). Kommunaler Bezugspunkt ist Vechelde (3 km), und die Kreisstadt Peine (12 km) ist in direkter Nähe. Die nächste Bahnstation ist Vechelde an der Strecke Hannover–Braunschweig–MagdeburgBerlin.

Das Dorf liegt in der Peiner Tieflandsbucht (LeineOker). Die Feldmark ist wenig gegliedert bei 77 bis 85 Metern über NN. Die Westgrenze wird von der Talaue des Pisserbaches, der südlich bei Bodenstedt entspringt und nach wenigen Kilometern in die Fuhse mündet, sowie dem Großen Holz gebildet, im Norden und Osten stößt sie ohne natürliche Grenzen an die Feldmarken von Sierße und Vechelde, und im Süden reicht sie bis an die Uhlen (Kleines Holz) heran.

Nachbarorte

Schmedenstedt (Peine)SierßeWahle
Münstedt (Ilsede)Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigtVechelde
Groß Lafferde (Ilsede)LiedingenKöchingen

Geschichte

Ortsname

Die Endsilbe „-mar“ geht auf das althochdeutsche Wort mari zurück und bedeutet „sumpfige Gegend“. Später erhält das Dorf den Zusatz „vor der Langen Wisch“ (= Wiese) bzw. „bei der Langen Wisch“, wohl um es von dem anderen Dorf gleichen Namens zu unterscheiden. 1146 wird der Ortsname Bethmare geschrieben, im 13. Jahrhundert auch Betmare/Betmere, und seit dem 17. Jahrhundert findet sich die heutige Schreibweise.

Ortsgeschichte

Zum ersten Male schriftlich erwähnt wird Bettmar in der Gründungsurkunde des Godehardiklosters in Hildesheim vom 11. März 1146. Bettmar lag damals im Ostfalengau und gehörte zur Grafschaft Peine. Aufgrund der Streitigkeiten zwischen den Erben Heinrich des Löwen und dem Bischof von Hildesheim wurde die Grafschaft Peine geteilt. Der östliche Teil blieb bis in die Neuzeit welfisches Gebiet und wurde Halbgericht. Bettmar wurde Grenzort zum Hochstift Hildesheim und gehörte zu den Besitzungen der Wolfenbütteler Linie der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg.

Bettmar war Sitz einer Landvogtei, die bis 1807 zum Residenzamt Wolfenbüttel gehörte. In der napoleonischen Zeit gehörte der Kanton Bettmar zum Département Oker. 1814 wurde Bettmar dann Sitz eines Kreisgerichtes und blieb es bis 1825, als Vechelde neuer Standort wurde. Bettmar verlor seine administrative Bedeutung im Herzogtum Braunschweig, die es fast 600 Jahre innehatte.

Als bei der niedersächsischen Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 der Landkreis Braunschweig aufgeteilt wurde, kam Bettmar mit dem westlichen Teil zum Landkreis Peine. Am 1. März 1974 verlor das Dorf außerdem seine Selbständigkeit[2] und bildet nun einen Ortsteil der Gemeinde Vechelde.

Halbgericht Bettmar

Nach der Zerstörung der Burg Peine 1192 durch die Welfen war der nach Braunschweig gelegene Teil der Grafschaft Peine – das Gogericht an der Pisser oder Landgericht Bettmar – unter die Abhängigkeit der Welfen geraten. Dieses Gebiet verwalteten von nun an die Bischöfe von Hildesheim und die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg als oberste Freigrafen gemeinsam. So setzte das Landgericht Bettmar die Tradition des alten Grafengerichts in Peine fort. In Bettmar tagten drei verschiedene Gerichte: das Freiengericht, das Landgericht und das Vogtding. Die Gerichtstage fanden in der Woche nach Michaelis statt.

Landvögte in Bettmar

(die Namen sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt, ihnen waren Untervögte und Gografen beigeordnet)

  1. Claus Brödersen (Brodersenn), um 1550
  2. Christopherus Kühfus, bis 1582
  3. Heinrich Weyberg (Weiberg), 1582 bis vor 1626
  4. Heinrich Heine, vor 1634
  5. Jürgen Voigtländer, etwa 1634 bis vor 1663
  6. Julius Eberhard Voigtländer (Sohn von 5.), vor 1663–1679
  7. Johann Georg Eickhart
  8. NN. Hassel
  9. Johann Georg Bodinus, 1686–1694
  10. Werner Andreas Frankenfeld, 1694–1720
  11. August Ulrich Balcke, 1720–1752
  12. Jacob Christoph Balcke (Sohn von 11.), ?–1767
  13. Johann Friedrich Weise, 1767–1777
  14. NN. Bertram, 1777–1797
  15. Ernst Christian Greve, 1797–1807

Kreisgericht Bettmar

Im Jahre 1814 wurde im Herzogtum Braunschweig die untere Landesverwaltung neu geordnet. Schwerpunkt war das Gerichtswesen, wobei man das Herzogtum in Berichtskreise unterteilte, an deren Spitze die Kreisgerichte standen. Ihnen übertrug man auch die allgemeine Verwaltung, die in den Händen des jeweiligen Kreisamtmannes lag. Bettmar wurde Sitz eines solchen Kreisgerichtes und blieb damit Mittelpunkt für 27 Dörfer.

Erster und letzter Kreisamtmann in Bettmar war Carl Friedrich Pini, 1814–1825. Am 1. Oktober 1825 wurde das Kreisgericht nach Vechelde verlegt. Bettmar verlor seine administrative Bedeutung für die Orte westlich von Braunschweig.

Postanbindung

Seit 1814 hatte Bettmar eine Postwärterei, das Kreisgericht war nach dorthin verlegt worden. Als es 1825 nach Velchelde verlegt wurde, wurde auch die Postwärterei aufgehoben. Die Sendungen waren dann in Vechelde aufzugeben. Auf Briefen finden sich seit 1815 lediglich handschriftliche Ortsvermerk ohne Datum. Weiteres zur Postgeschichte siehe Postroute Braunschweig-Hildesheim.

Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
1843843
1877823[3]
1890889
1910871[4]
1939852
19501540
19561295
JahrEinwohnerQuelle
19611107[2]
1970964[2]
2010917
30. September 2014935[5]
31. Okt. 2017970[6]
0
0

Politik

Ortsrat

Der Ortsrat von Bettmar setzt sich aus drei Ratsfrauen und vier Ratsherren zusammen. Im Ortsrat befinden sich zusätzlich zwei beratende Mitglieder (SPD/Grüne).[7]

JahrSPDCDUGesamtStand
2016437 SitzeKommunalwahl am 11. September 2016
2011437 SitzeKommunalwahl am 11. September 2011
2006527 SitzeKommunalwahl am 10. September 2006

Ortsbürgermeister

Ortsbürgermeister ist Maik Wiedemann (CDU).

Wappen

Wappen Bettmar (Vechelde) (ngw.nl).jpg

Das Wappen von Bettmar zeigt in der Mitte des rot-gold gespaltenen Schildes ein aufgerichtetes Schwert in gewechselten Farben. Der zweigeteilte Schild symbolisiert die Lage Bettmars als Grenzort zwischen den Territorien der Bischöfe von Hildesheim und dem Herzogtum Braunschweig. Das Schwert steht für die Ausübung der grenzübergreifenden Funktion der Rechtsprechung. Die Farben Rot-Gold spiegeln sowohl die angestammten herzoglich-braunschweigischen als auch die Farben des Stiftes Hildesheim wider.

Das Wappen wurde am 11. September 1991 vom Ortsrat bewilligt, der Entwurf stammt von Arnold Rabbow.[8][9]

Kirche

Dorfkirche Bettmar

Die Dorfkirche Bettmar liegt am Rande des Dorfes, dessen ältestes Gebäude sie ist. Bereits 1301 wird ein Pfarrer in Bettmar erwähnt. In diese Zeit ragt auch das Gründungsdatum des Gotteshauses zurück, das 1679 und 1766 neu gestaltet wurde. Die lutherische Reformation wurde durch Herzog Ernst „dem Bekenner“ unterstützt und hielt bereits vor 1542 in Bettmar Einzug.

Die Bevölkerung von Bettmar gehört heute überwiegend zur evangelischen Kirche, deren Pfarramt in Bettmar steht und von dem aus auch die – sonst selbständige – Kirchengemeinde Sierße mitversorgt wird. Bettmar gehört zur Propstei Vechelde der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Die katholischen Einwohner gehören zur Pfarrgemeinde Vechelde innerhalb des Bistums Hildesheim.

Schule

Bereits 1750 wird in Bettmar ein Schulhaus erwähnt, das 1807 durch ein neues ersetzt werden musste, das dann wiederum im Jahre 1893 einem Neubau weichen musste. In den 1980er Jahren verlor die Bettmarer Schule ihre Eigenständigkeit und wurde Außenstelle der Albert-Schweitzer-Grundschule Vechelde. Letzter Bettmarer Schulleiter war Alfred Böhm in den Jahren 1961 bis 1982.

Söhne und Töchter des Ortes

Kuriosität

Nach der Eingliederung Bettmars in die Gemeinde Vechelde im Zuge der Gemeindereform 1974 mussten einige Straßennamen im Dorf geändert werden.

Auch die bisherige „Dorfstraße“ sollte einen neuen Namen erhalten. Im Blick auf die an dieser Straße stehende Eiche – ein Naturdenkmal – nannten die Bettmaraner die Straße „Eichen-Dorfstraße“. Im Rathaus in Vechelde wusste man jedoch, dass die Namensschreibweise nicht korrekt sein konnte. In Erinnerung an den Dichter schrieb man kurzerhand „Eichendorffstraße“ und ließ die entsprechenden Schilder aufstellen.

Literatur

  • Wilhelm Bornstedt: Chronik der Gemeinde Vechelde 973–1973. 2 Bde., Vechelde 1973.
  • Heinrich Munk, Gerold Mertens, Bodo Minderlein: Bettmar an der Langen Wiese. Braunschweig 1996.

Weblinks

Commons: Bettmar – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 31. Dezember 2018, abgerufen am 11. März 2019.
  2. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 267.
  3. Karl Andree: Geographie des Welthandels, 3. Band, Julius Maier, Stuttgart 1877, S. 751.
  4. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900, Herzogtum Braunschweig, Kreis Braunschweig. In: gemeindeverzeichnis.de. 2014, abgerufen am 19. Mai 2018.
  5. Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 30. September 2014, archiviert vom Original am 15. Oktober 2014; abgerufen am 19. Mai 2018.
  6. Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 31. August 2017, archiviert vom Original am 25. September 2017; abgerufen am 19. Mai 2018.
  7. Der Ortsrat von Bettmar. In: Ratsinformationssystem der Gemeinde Vechelde. Abgerufen am 19. Mai 2018.
  8. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 149.
  9. Wappen von Bettmar. In: ngw.nl. Abgerufen am 19. Mai 2018.

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Die Dorfkirche Bettmar nahe Vechelde in Niedersachsen, Deutschland
Bettmar Gemeinde Vechelde.jpg
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Lagekarte von Bettmar in der Gemeinde Vechelde