Bettina Wulff

Bettina Wulff, 2010

Bettina Wulff (* 25. Oktober 1973 als Bettina Körner in Hannover) ist die Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff. Sie hatte vor der Präsidentschaft ihres Mannes als Pressereferentin gearbeitet und machte sich nach seinem Rücktritt 2012 mit einer eigenen PR-Agentur selbständig.

Leben

Ausbildung und Beruf

Bettina Wulff wuchs als Tochter eines Bankangestellten in Großburgwedel auf. Nach dem Abitur an der Leibnizschule Hannover 1993 studierte sie bis 2000 Medienmanagement und angewandte Medienwissenschaften am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover (ohne Abschluss).[1][2]

Ab 1998 war Wulff PR-Assistentin für eine Internetagentur. Im Jahr 2000 wechselte sie nach Hannover zum Automobilzulieferer Continental AG, für den sie bis 2009 als Pressereferentin tätig war.[1] Anschließend war sie halbtags als Pressereferentin bei der Drogeriemarktkette Rossmann beschäftigt.[3][4] Nach der Wahl von Christian Wulff zum Bundespräsidenten am 30. Juni 2010 gab sie diese Tätigkeit auf und fungierte als Präsidentengattin.[5]

Nach dem Rücktritt ihres Mannes als Bundespräsident im Februar 2012 aufgrund der sogenannten Wulff-Affäre machte sie sich mit einer PR-Agentur selbständig.[6] Bei den Sommer-Paralympics 2012 vertrat sie das Medizintechnikunternehmen Otto Bock HealthCare.[7]

Privatleben

Im Jahr 2006 lernte Bettina Körner den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff kennen. Anlass war eine Dienstreise als Pressereferentin für die Continental AG nach Port Elizabeth in Südafrika, die sie auf Anfrage der Niedersächsischen Staatskanzlei organisiert hatte.[1][8] Nach Christian Wulffs Scheidung im Februar 2008 heirateten beide am 19. März 2008[9] standesamtlich, und Körner nahm den Namen ihres Mannes an. Ihren 2003 geborenen Sohn aus einer vorherigen Beziehung brachte Bettina Wulff mit in die Ehe; Christian Wulffs Tochter aus erster Ehe lebte bei ihrer Mutter.[3] Im Sommer 2008 wurde ein gemeinsamer Sohn geboren. Im Januar 2013 trennte sich das Ehepaar.[10] 2015 entschloss es sich, die Ehe doch weiterzuführen.[11] Am 17. Oktober 2015 heirateten Bettina und Christian Wulff kirchlich.[12]

Am 17. September 2018 verursachte Bettina Wulff auf einer Landstraße in der Nähe ihres Heimatortes Großburgwedel einen Verkehrsunfall ohne Personenschaden.[13] Sie rief anschließend selbst die Polizei, woraufhin ein Atemalkoholtest einen Wert von mehr als zwei Promille ergeben haben soll.[14] Daraufhin wurde gegen Bettina Wulff ein Strafbefehl in Höhe von 40 Tagessätzen mit Führerscheinentzug und Sperrfrist von elf Monaten erlassen.[15]

Im Oktober 2018 erfolgte die erneute Trennung des Paares.[16] Bettina Wulffs älterer Sohn aus früherer Beziehung und ihr gemeinsamer Sohn mit Christian Wulff lebten fortan beide bei Christian Wulff.[17][3] Nach der Scheidung 2020 wurde im Juni 2021 bekannt, dass Christian und Bettina Wulff erneut ein Paar sind und auch wieder zusammen wohnen.[18] Sie heirateten im März 2023 zum zweiten Mal standesamtlich.[19]

Öffentliche Pflichten und Ehrenämter

Christian und Bettina Wulff im Schloss Bellevue beim „Sommerfest des Bundespräsidenten“ am 2. Juli 2010

Bettina Wulff war von 2008 bis September 2012 Schirmherrin der Stiftung Eine Chance für Kinder. Nach der Wahl ihres Mannes zum Bundespräsidenten übernahm sie als Präsidentengattin von ihrer Vorgängerin Eva Luise Köhler zudem verschiedene Schirmherrschaften, so die für das Müttergenesungswerk (ab September 2010), die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (ab 1. Oktober 2010) sowie für UNICEF Deutschland (ab 1. Dezember 2010).

Ihre Schirmherrschaft für das Müttergenesungswerk endete traditionsgemäß mit dem Ausscheiden ihres Mannes aus dem Amt und ging später an Daniela Schadt als Lebensgefährtin des neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck über.[20] Schadt wurde auch Wulffs Nachfolgerin bei deren Schirmherrschaften über UNICEF Deutschland (am 23. Mai 2012) und über die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (im Juli 2012).

Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 trat Bettina Wulff neben anderen Prominenten als „Reformationsbotschafterin“ der Evangelischen Kirche in Deutschland auf.[21]

Auseinandersetzungen um Persönlichkeitsrechtsverletzungen

Anfang September 2012 reichte Bettina Wulff beim Landgericht Hamburg Klagen gegen Günther Jauch und auch gegen Google ein, nachdem in den Monaten zuvor bereits 34 deutsche und ausländische Blogger und Medien Unterlassungserklärungen abgegeben hatten. Damit wehrt sie sich gegen seit 2006 kursierende Gerüchte, sie habe – vor ihrer Ehe mit Christian Wulff – im Rotlichtmilieu gearbeitet.[22] Der SZ-Redakteur Hans Leyendecker verwendete in diesem Zusammenhang den Begriff „Rufmord“. Das Gerücht sei 2006 von CDU-Kreisen in Hannover kolportiert worden, um ihrem Mann, dem damals amtierenden niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten, zu schaden.[23]

Wulffs Anwälte wollten bei Google nach eigener Darstellung insgesamt 51 Suchbegriffe aus der automatischen Vervollständigung entfernen und zusätzlich entsprechende Suchergebnisse löschen lassen. Nachdem zunächst berichtet worden war, dass darunter auch Verweise auf den mit ihr befassten deutschsprachigen Wikipedia-Artikel seien,[24][25] wurden diese Berichte am 5. November von Wulffs Anwälten dementiert.[26] Im November 2012 löschte Google acht Suchresultate, die auf rechtswidrige Tatsachenbehauptungen verwiesen hatten, darunter drei Einträge des rechtsextremen Blogs kreuz.net.[27] Von ursprünglich mehr als 3.000 genannten Suchergebnissen seien nur diese acht aufgrund falscher Tatsachenbehauptungen rechtswidrig gewesen. In einer Stellungnahme betonte Google, dass die Löschung nicht im Zusammenhang mit Wulffs Klage gegen die Autovervollständigung stehe.[28]

Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix griff den Fall auf dem Deutschen Juristentag im September 2012 in München auf und kommentierte, dass Wulff mit falschen Gerüchten belastet worden sei, für Verleumdungen per Mausklick gebe es keine Rechtfertigung. Er forderte grundsätzlich, die Autovervollständigungsfunktion notfalls abzuschalten, und verwies auf die Praxis der Firma in den USA, wo Google auf Wunsch von US-Konzernen, die nicht mit illegalen Tauschbörsen in Verbindung gebracht werden wollen, diese Funktion unterbinde. Dasselbe könne Google auch zum Schutz der grundgesetzlich verankerten Persönlichkeitsrechte leisten.[29] Dagegen kommentierte Friedrich Schmidt in der FAZ:

„Ginge es im Rechtsstreit zwischen Bettina Wulff und Google wegen dessen Autovervollständigungsfunktion nach der Abteilung IT- und Kommunikationsrecht des Juristentages, trüge der Suchmaschinenbetreiber einen knappen Sieg davon: Eine Zwei-Stimmen-Mehrheit fand der Vorschlag, Betreiber von Suchmaschinen von einer ‚Haftung für Persönlichkeitsrechtsverletzungen, die von Suchergebnissen ausgelöst werden können‘, auszunehmen.“[30]

Unmittelbar nachdem die Gerüchte auch in der massenmedialen Berichterstattung aufgegriffen und in ihrer medialen Präsenz durch Wulffs ebenfalls stark beachtetes juristisches Vorgehen gegen deren Verbreitung noch verstärkt worden waren, veröffentlichte Wulff im September 2012 ihr autobiografisches Buch Jenseits des Protokolls, in dem sie diese ebenfalls zurückweist.[31][32]

Am 14. Mai 2013 verkündete der Bundesgerichtshof ein Urteil über die Autovervollständigungs-Funktion in einem ähnlichen Fall (AZ VI ZR 269/12), in dem er einen Unterlassungsanspruch bei Kenntnis einer rechtswidrigen Persönlichkeitsrechtsverletzung gegenüber Google bejahte.[33] Wulff und Google legten ihren Streit daraufhin durch Vergleich bei.[34]

Veröffentlichungen

  • mit Nicole Maibaum: Jenseits des Protokolls. riva Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86883-273-0.
  • mit Heino Masemann: Anders als gedacht. Wie ich lerne, was wirklich zählt. bene!, München 2020, ISBN 978-3-96340-100-8.

Literatur

Commons: Bettina Wulff – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Bettina Wulff im Munzinger-Archiv, abgerufen am 10. September 2012 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Zur Person (Bettina Wulff). In: Stern. Nr. 38/2012, 13. September 2012, S. 35.
  3. a b c Sophie Albers: First Lady Bettina Wulff: Die große Blonde in den neuen Schuhen. stern.de, 4. Juli 2010, abgerufen am 10. September 2012.
  4. Bettina Wulff könnte bald in früheren Job zurückkehren. waz.de, 20. Februar 2012, abgerufen am 27. März 2024.
  5. Friederike Ott: First Lady Bettina Wulff: Lächeln für Deutschland. Spiegel Online, 13. Juli 2010, abgerufen am 10. September 2012.
  6. Bettina Wulff gründet PR-Agentur. pr-journal.de, 2012, abgerufen am 10. September 2012 (Nr. 37).
  7. https://www.presseportal.de/pm/32079/2306483
  8. Bettina Wulff: Jenseits des Protokolls. München, 2012, S. 21–27.
  9. Archivierte Kopie (Memento vom 8. Februar 2021 im Internet Archive)
  10. Christian und Bettina Wulff haben sich getrennt. In: Die Welt. 7. Januar 2013.
  11. Christian und Bettina Wulff sind wieder ein Paar. In: Bunte.
  12. Deutsches PEOPLE Magazin exklusiv: Kirchliche Trauung von Bettina und Christian Wulff (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)
  13. Bettina Wulff soll betrunken Auto gefahren sein. Der Spiegel, 21. September 2018, abgerufen am 21. September 2018.
  14. Promille-Fahrt: Ermittlungen gegen Bettina Wulff. In: Neue Presse. 21. September 2018, abgerufen am 21. September 2018.
  15. Bettina Wulff muss Führerschein für elf Monate abgeben. In: Neue Presse. 20. November 2018, abgerufen am 20. November 2018.
  16. Ehe-Aus: Christian und Bettina Wulff haben sich wieder getrennt. (Memento vom 3. November 2018 im Internet Archive) In: merkur.de. 31. Oktober 2018.
  17. Wulff gibt private Einblicke: Ex-Bundespräsident lebt jetzt in reiner Männer-WG. 23. November 2019, abgerufen am 29. April 2020.
  18. Liebescomeback: Bettina und Christian Wulff sind wieder ein Paar. Abgerufen am 2. Juni 2021 (deutsch).
  19. Charlott Struck, Rebekka Bednorz und Merle Upmann-Schiller: Dritte Hochzeit von Bettina und Christian Wulff: „Es war eine sehr schöne Feier“. In: RTL. 22. März 2023, abgerufen am 6. Juli 2024.
  20. Die Schirmherrin. Die First Lady und das Müttergenesungswerk. Website des Müttergenesungswerks, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juli 2013; abgerufen am 10. September 2012.
  21. Prominente Reformationsbotschafter. In: chrismon.evangelisch.de. Abgerufen am 24. Oktober 2016.
  22. Dirk Johannes Andresen: Wer will ihr schaden? Bettina Wulff: Geschichte eines Rufmordes. In: Hamburger Morgenpost. September 2012.
  23. Hans Leyendecker, Ralf Wiegand: Bettina Wulff wehrt sich gegen Verleumdungen. In: Süddeutsche Zeitung. 7. September 2012, abgerufen am 10. September 2012.
  24. Holger Schmale: Die Mühen der Wulffs. In: Frankfurter Rundschau. 5. November 2012.
  25. Google löscht Suchergebnisse zu Bettina Wulff. In: Handelsblatt. 5. November 2012.
  26. Bettina Wulff will 51 Google-Einträge löschen lassen. (Memento vom 10. November 2012 im Internet Archive) In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 5. November 2012.
  27. Holger Dambeck, Christian Buß: Google löscht Suchresultate zu Bettina Wulff. In: Spiegel Online. 4. November 2012, abgerufen am 4. November 2012.
  28. Google löscht einige Bettina-Wulff-Einträge. In: Die Zeit. 4. November 2012.
  29. Jost Müller-Neuhof: Juristen wollen Netz-Konzerne zum Grundrechtschutz verpflichten. In: Die Zeit. 4. November 2012.
  30. Friedrich Schmidt: Rechtsraum Internet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. September 2012.
  31. „Jenseits des Protokolls“: Das Bettina-Wulff-Buch ist auf dem Markt. In: Hamburger Abendblatt. 10. September 2012, abgerufen am 10. September 2012.
  32. Ulrich Exner: Bettina Wulff – Eine Frau kämpft um ihren Ruf. In: Die Welt. 8. September 2012.
  33. Bundesgerichtshof entscheidet über die Zulässigkeit persönlichkeitsrechtsverletzender Suchergänzungsvorschläge bei „Google“. In: juris.bundesgerichtshof.de.
  34. Autocomplete-Funktion: Bettina Wulff schließt Vergleich mit Google. In: Heise online. 15. Januar 2015. Abgerufen am 9. Januar 2020.

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Bettina Wulff auf dem Pariser Platz in Berlin
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Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina im Schloss Bellevue anlässlich des "Sommerfest des Bundespräsidenten" am 2. Juli 2010