Bettina Wagner-Bergelt

Bettina Wagner-Bergelt (* 15. September 1958 in Nordrhein-Westfalen), Intendantin und künstlerische Geschäftsführerin des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Sie ist Tanzmanagerin, Kuratorin und in verschiedenen Gremien kulturpolitisch für den Tanz tätig. Sie war bis August 2017 stellvertretende Direktorin des Bayerischen Staatsballetts, von Oktober 2017 bis Februar 2019 Künstlerische Leiterin des Festivals Bauhaus100 (Eröffnung 13. Januar 2019 durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier) zum 100. Geburtstag des Bauhauses.

Leben

Wagner-Bergelt wuchs mit drei Brüdern in Ost-Westfalen auf. Sie besuchte ein neusprachliches Gymnasium, studierte zunächst Humanmedizin und wechselte zu einem Magisterstudium in Germanistik, Film- und Theaterwissenschaft und Spanische Literaturwissenschaft in Köln und Berlin.

Berufliche Laufbahn

Sie begann ihre Theaterlaufbahn 1981 am Theater am Turm in Frankfurt am Main als Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit, dann Dramaturgin und Mitglied des künstlerischen Leitungsteams. In dieser Zeit entschied sie sich, sich in Zukunft mehr dem Tanz und seinen angrenzenden Disziplinen zu widmen.

1985 wurde Bettina Wagner-Bergelt Stellvertretende Leiterin der Abteilung Musik, Theater, Tanz im Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Sie war verantwortlich für die Veranstaltungen der LH München am Kulturzentrum Gasteig. Dort spezialisierte sie sich auf Tanz, zeitgenössisches experimentelles Theater und Neue Musik. Sie gründete mit organisatorischer Unterstützung des Referats das biennale Tanzfestival DANCE der LH München ab 1987 und arbeitete daneben für die Bayerische Staatsoper als Kuratorin des New Dance Festivals im Marstall, der Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper. Dort war sie auch als Beraterin für Tanz für die Experimentierbühne Der Marstall tätig.

1989 gründete Konstanze Vernon das Bayerische Staatsballett als Oper und Schauspiel gleichgestelltes Ensemble. Sie engagierte Bettina Wagner-Bergelt 1990 als Dramaturgin für den Aufbau des modernen Repertoires. Wagner-Bergelt legte in diesen Jahren den Grundstock für die späteren programmatischen Themenreihen Amerikanisches Programm mit den Pionieren der amerikanischen Moderne, Lucinda Childs, Twyla Tharp u. a., holte Kylians Svadebkanach München, organisierte das erste „Porträt van Manen“ als Choreograph und Fotograf und engagierte später viele junge Choreographen, die am Staatsballett ihre Debüts gaben, wie Angelin Preljocaj, Ohad Naharin, Richard Siegal, Aszure Barton, Itzik Galili u. a.

Seit 1998 entstanden unter anderem die Choreographen-Porträts aus Werken von Mats Ek, Jiří Kylián, Hans van Manen und Neumeier, die sie 2015 mit dem Porträt Richard Siegals und 2018 mit Wayne McGregor abschloss. Wagner-Bergelt erarbeitete Spielzeitkonzepte und förderte die Zusammenarbeit mit Choreographen der internationalen freien und etablierten Szene. Konzepte im Bereich Tanz und Bildende Kunst entstanden; das Ballett-Labor erarbeitete Produktionen in Zusammenarbeit mit den städtischen DANCE-Festivals.[1] Im April 2016 initiierte Wagner-Bergelt die erste externe Neueinstudierung eines Tanztheaterstücks von Pina Bausch Für die Kinder von gestern, heute und morgen (Prod. 2002). Nach der Spielzeit 2016/17 verließ sie nach 27 Jahren das Bayerische Staatsballett.

Wagner-Bergelt wurde im November 2018 als künstlerische Direktorin ans Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch berufen.[2][3]

CAMPUS-Education-Programm

1991 startete sie ein Programm zur Vermittlung von Tanz und Performance an Kinder und Jugendliche, das von 2006 bis 2017 unter dem Titel Campus – Kinder- und Jugendprogramm des Bayerischen Staatsballetts rangierte und mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Künstlern unter dem Stichwort „Anders lernen mit Kunst“ zusammenarbeitete. Projekte wie Das tanzende Klassenzimmer und Anna tanzt I–V, Heinrich tanzt I–VI und das Festival Think Big! wurden mehrfach ausgezeichnet, das Folgeprojekt Heinrich tanzt ging in den Tanzfonds-Partner der Kulturstiftung des Bundes 2013 ein. 2015 folgte die Zusammenarbeit mit der Altana-Stiftung und der Stiftung Nantesbuch im sogenannten „KulturTagJahr“. 2016 unterstützt die Art Mentor Foundation Lucerne ihre CAMPUS-Projekte, vor allem das Think Big Festival, das sie 2018 zusammen mit Simone Schulte-Aladag im Rahmen von Tanz und Schule kuratiert.

Jurys, Kommissionen, Publikationen

Bettina Wagner-Bergelt schreibt für verschiedene Publikationen Buchbeiträge, hält Vorträge an der Evangelischen Akademie Tutzing und organisierte Ausstellungsprojekte im Kontext der Ballettproduktionen am Staatsballett, darunter die erste Präsentation der Arbeiten William Forsythes 2006 in der Pinakothek der Moderne zusammen mit Bernhart Schwenk. Sie war Jurorin beim Philip Morris-Kunstpreis, für den „Münchner Tanzpreis“, Kunst im öffentlichen Raum der Stadt München,[4] Tanzfonds Erbe und Kuratorin für das Münchner Kunstförderungsprojekt „Junge Kunst und neue Medien“. Sie war Jurorin für den Tanzfonds Erbe der KSB, den Fonds Bauhaus heute und Mitglied des Beirats für den Tanzkongress 2016 bis 2022. 2016 war sie mitverantwortlich für das Programm bei DEUTSCHLAND TANZT im Schloss Bellevue, einer Veranstaltung des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für die deutsche Tanzszene.

Wagner-Bergelt ist Mitglied im BBTK (Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektorenkonferenz), Vorstandsmitglied im BLZT (Bayerischer Landesverband für zeitgenössischen Tanz) und Vorstand im Dachverband Tanz Deutschland.

Privates

Bettina Wagner-Bergelt ist verheiratet mit Martin Bergelt und hat zwei Kinder. Sie betreut ehrenamtlich seit 2006 eine sechsköpfige nigerianische Flüchtlingsfamilie.[5]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. TANZLAND DEUTSCHLAND
  2. Astrid Kaminski: Intendantin des Tanztheaters Wuppertal: „Kunst macht man nur mit Menschen“. In: Die Tageszeitung: taz. 9. Dezember 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 10. Januar 2019]).
  3. Wuppertaler Tanztheater Pina Bausch bekommt neue Leitung, Nachricht, in: Wuppertaler Nachrichten, 13. November 2018.
  4. Artikel www.muenchen.de Grüß Gott bei der Münchner Stadtverwaltung
  5. Siehe z. B. DANCE 2008.