Betriebsmittel (Elektrotechnik)
Unter einem elektrischen Betriebsmittel versteht man ein elektrisches Bauelement, eine Baugruppe oder ein Gerät einer elektrischen Anlage. Im vorliegenden Fall stammt der Begriff aus der Energiewirtschaft.
Begriffsbestimmungen und nähere begriffliche Eingrenzung
Die wörtliche Definition lautet:[1]
„Elektrische Betriebsmittel im Sinne dieser Unfallverhütungsvorschrift sind alle Gegenstände, die als ganzes oder in einzelnen Teilen dem Anwenden elektrischer Energie (z. B. Gegenstände zum Erzeugen, Fortleiten, Verteilen, Speichern, Messen, Umsetzen und Verbrauchen) oder dem Übertragen, Verteilen und Verarbeiten von Informationen (z. B. Gegenstände der Fernmelde- und Informationstechnik) dienen. Den elektrischen Betriebsmitteln werden gleichgesetzt Schutz- und Hilfsmittel, soweit an diese Anforderungen hinsichtlich der elektrischen Sicherheit gestellt werden.“
In industriellen Anlagen werden elektrische Betriebsmittel üblicherweise mit sogenannten Betriebsmittelkennzeichen (BMK) bezeichnet. Diese werden am Betriebsmittel angebracht und im Stromlaufplan am jeweiligen Symbol eingetragen.
Systematik
Dem Betriebsmittelkennzeichen wird ein '-' als Vorzeichen vorangestellt, und es kann um Anlagen- (=) und Ortskennzeichen (+) erweitert werden. Ggf. kann das Ortskennzeichen auch noch in Aufstellort (++) und Einbauort (+) differenziert werden. Dieses ist vor allem bei größeren Anlagen hilfreich, um die Übersicht zu wahren. Folgende Betriebsmittelkennzeichen sind üblich:
Symbol | Bedeutung |
---|---|
= | Anlage |
+ | Ort |
– | Betriebsmittel |
. | Funktion |
: | Anschluss |
- Beispiel
Betriebsmittelkennzeichen einfach: -S3.E0:11,
Symbol | Bedeutung |
---|---|
– | „-“ → Vorzeichen Betriebsmittel |
S3 | „S“ → Kennbuchstabe Schalter (laut Tabelle 1 aus DIN 40719-2) und „3“ → laufende Nummer |
.E0 | „.“ → Gliederungszeichen Funktion E → Einschalter (laut Tabelle 2 aus DIN 40719-2) und „0“ → laufende Nummer (aus 0–9) |
:11 | „:“ → Gliederungszeichen Anschluss und „11“ → (erste Anschlusskennzeichnung eines öffnenden Schaltkontaktes) |
- Beispiel
Betriebsmittelkennzeichen mit Anlagen-/Ortskennzeichen: =B05.D04+A10-F03
Symbol | Bedeutung |
---|---|
=B05 | Anlage B05 (Abschnitte 1–3 für die Gesamtanlage, NN AA NN, N für Ziffern und A für Buchstaben, links vom Gliederungszeichen, DIN 40719-2) |
. D04 | Unterbaugruppe D04 (Abschnitte 4+5 für Anlagenteile, AA NN, rechts vom Gliederungszeichen, DIN40719-2) |
+A10 | Schaltschrank A10 |
-F03 | Sicherung F03 |
Referenzkennzeichen, Betriebsmittelkennzeichen
Die aktuellen Referenzkennzeichen, früher als Betriebsmittelkennzeichen bezeichnet, stehen in der Norm EN IEC 81346-2. Diese Norm ersetzt die Europäische Norm EN 61346-2, welche zuvor in Deutschland die DIN-Norm DIN 40719-2 ersetzte und ist seit Mai 2010 gültig. Folgende Kennbuchstaben sind definiert:
Aktuelle Ausgabe der Norm ist die EN IEC 81346-2:2019. In dieser gibt es die Kennbuchstaben A und V nicht mehr, hinzugekommen ist der Kennbuchstabe N. Die Umsetzung in nationales Recht erfolgte durch die DIN EN IEC 81346-2:2020-10. Einige Zwecke haben sich unter den verschiedenen Kennbuchstaben auch verschoben.
- Übersicht Kennbuchstaben nach DIN EN IEC 81346-2 2020-10 bzw. EN IEC 81346-2 2019
Kenn- buch- stabe | Klassendefinition nach DIN EN IEC 81346-2 | Beispiel |
---|---|---|
A | (Nicht anzuwenden) | |
B | Objekt zur Erfassung und Darstellung von Informationen | Brandwächter, Buchholzrelais, Distanzschutzrelais, Differentialschutzrelais, Hilfsschalter, Messelement, Messrelais, Messwiderstand, Messumformer, Mikrophon, Bewegungswächter, Photozelle, Grenzwertschalter, Positionsschalter, Näherungsschalter, Näherungssensor, Optischer Stromwandler, Optischer Spannungswandler, Sensor, Rauchmelder, Temperatursensor, Überlastrelais, Überstromschutzrelais, Wächter, Videokamera |
C | Objekt zum Speichern für ein späteres Abrufen | Kondensator, Leistungskondensator, Störschutzkondensator, Batterie, Akku |
D | (Für spätere Normung reserviert). | |
E | Objekt zum Aussenden | Beleuchtung, Lampe, Laser, Heizung, Kühlschrank; Warmwasserspeicher |
F | Objekt zum Schutz vor den Auswirkungen gefährlicher oder unerwünschter Bedingungen | Sicherungen, Motorschutzschalter, Leistungsschalter, Fehlerstromschutzschalter, Überspannungsableiter |
G | Objekt zum Bereitstellen eines steuerbaren Durchflusses | Drehstromgenerator, Gleichrichter, Solarzelle, Brennstoffzelle, Ventilator, Hebezeug, Fördereinrichtung |
H | Objekt zur Behandlung von Stoffen | Absorptionswäscher, Zentrifuge, Brechwerk, Destilliersäule, Emulgator, Fermentierer, Magnetabscheider, Mühle, Pelletierer, Rechen, Reaktor, Abscheider, Sintereinrichtung |
I | (Nicht anzuwenden) | Es besteht Verwechslungsgefahr mit I für Input oder Stromstärke |
J | (Für spätere Normung reserviert) | |
K | Objekt zur Verarbeitung von Eingangssignalen und Bereitstellung eines geeigneten Ausgangs | Hilfsschütz, Hilfsrelais, Zeitrelais, Verriegelungsgerät, Schaltfehlerschutzgerät, Zentralverarbeitungseinheit (CPU), Spannungsregler, Transistor, Verzögerungselement, Steuergerät, Regler, Filter, Rechner, Automatisierungsgerät, Steuerventil, Auslöser, Parallelschaltgerät, Synchronisiergerät |
L | (Für spätere Normung reserviert) | |
M | Objekt zur Ausübung mechanischer Bewegung oder Kraft | Motor, Antriebsspule, Antrieb, Aktor, Verbrennungsmotor, Turbine, Hubmagnet, Stellantrieb |
N | Objekt zum teilweisen oder vollständigen Einschließen eines anderen Objekts | Dichtung, Buchse, Abdeckgitter, Sockelleiste |
O | (Nicht anzuwenden) | Es besteht Verwechslungsgefahr mit O für Output |
P | Objekt zur Bereitstellung wahrnehmbarer Informationen | Anzeige, Hupe, Horn, Glocke, Uhr, Wecker, Fallklappenrelais, LC-Display, Schauzeichen, Meldetableau, LED, Lautsprecher, Meldelampe, Drucker, Monitor, Synchronoskop, Voltmeter, Amperemeter, Wattmeter, Leistungsfaktoranzeiger, Ereigniszähler, Schaltspielzähler, Wirkleistungszähler, Blindleistungszähler, Zählerschrank |
Q | Objekt zur Steuerung von Zugang oder Durchfluss | Leistungsschalter, Schütz, Trennschalter, Sicherungsschalter (falls der Hauptzweck „schützen“ ist: siehe Kennbuchstabe F), Sicherungstrennschalter (falls der Hauptzweck „schützen“ ist: siehe Kennbuchstabe F), Leistungstransistor, Erdungsschalter, Lasttrennschalter, Thyristor, Schaltfeld |
R | Objekt zum Begrenzen oder Stabilisieren | Diode, Drossel, Begrenzer, Widerstand, Z-Diode |
S | Objekt zum Erkennen einer menschlichen Handlung und Bereitstellung einer entsprechenden Reaktion | Tastatur, Lichtgriffel, Maus (Computer), Steuerschalter, Wahlschalter, Sollwerteinsteller, Steuertafel, Steuerschrank, Taster |
T | Objekt zum Transformieren | Ladegerät, Netzgerät, Gleichrichter, Verstärker, Antenne, Frequenzwandler, Anpasswandler, Transformator, Stromwandler, Spannungswandler, Leistungstransformator, Wechselrichter, Signalwandler, Optokoppler |
U | Objekt zur Verortung anderer Objekte | Fundament, Isolator, Kabelpritsche, Montageplatte, Montageschiene, Stützer, Träger, Portal, Mast, Schrank, Container (-gehäuse) |
V | (Für spätere Normung reserviert) | |
W | Objekt zum Leiten von einem Ort zu einem anderen | Sammelschiene, Unterverteiler, Kabel, Leiter, Datenbus, Lichtwellenleiter, Durchführung, Kabelverschraubung, Ölrohr, Gasrohr, Kran, Kühlkörper |
X | Objekt zur Bereitstellung einer Schnittstelle zu einem anderen Objekt | Trenn- und Steckverbindung, Klemmleiste, Lötanschlussleiste, Steckdose |
Y | (Für spätere Normung reserviert) | |
Z | (Für spätere Normung reserviert) |
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Elektrische Anlagen und Betriebsmittel (insbesondere Seite 4). (PDF; 212 kB) In: publikationen.dguv.de. Januar 1997, abgerufen am 9. April 2022.