Beteiligte am Ersten Weltkrieg

Beteiligte am Ersten Weltkrieg: Die Länder der Entente und Verbündeten sowie ihre Kolonien erscheinen in grün, die Mittelmächte in orange, neutrale Staaten in grau.[1]

Beteiligte am Ersten Weltkrieg waren diejenigen Staaten, Gebiete und Volksgruppen, die sich direkt oder indirekt am Ersten Weltkrieg beteiligten oder von ihm betroffen waren.

Entente und verbündete Mächte

Konferenz von Vertretern der führenden Entente-Partner am 5. Februar 1915 in Paris (v. l. n. r. Pjotr Bark, Alexandre Ribot, David Lloyd George)

Die Entente bestand ursprünglich (bis 1914) nur aus Frankreich, Russland und Großbritannien. Im Kriegsverlauf stießen zahlreiche Staaten oder Nationalitätengruppen als Verbündete oder Assoziierte hinzu, Russland schied aus.

Mittelmächte und Verbündete

Verhandlungsführer der Mittelmächte in Brest-Litowsk 1918 (v. l. n. r.): Max Hoffmann, Ottokar Czernin, Talât Pascha, Richard von Kühlmann

Der Zusammenbruch des Bündnissystem Bismarcks und die ungeschickte Außenpolitik seit 1890 hatten das Deutsche Reich in eine nahezu isolierte außenpolitische Situation gebracht. Die Mittelmächte setzten sich ursprünglich (1879) aus Deutschland und Österreich-Ungarn zusammen (Zweibund). Italien sah die Voraussetzungen des 1882 geschlossenen Dreibundes als Defensivbündnis nicht gegeben und erklärte sich im Ersten Weltkrieg zunächst als neutral, um später zu den Alliierten zu stoßen (Londoner Vertrag von 1915). Da das Osmanische Reich und Bulgarien auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg eintraten, wurde auch der Begriff Vierbund verwendet. Zum Kriegsende kamen kurzzeitig verbündete bzw. abhängige Regime im vormaligen Russland hinzu.

Mittelmächte samt Kolonien
Abhängige und geförderte Staaten
Sympathisierende Regime

Neutrale Staaten

Einen staatsrechtlichen Sonderfall bildet Neutral-Moresnet, ein Territorium, das 1914 von Belgien, den Niederlanden und dem Deutschen Reich gemeinsam verwaltet wurde. Ebenso wie Belgien wurde es bei Kriegsbeginn von deutschen Truppen besetzt, aber bis zur deutschen Annexion Ende 1915 separat von diesem verwaltet. 1919 kam es zu Belgien.

Kriegserklärungen

Europäische Militärbündnisse vor dem Krieg.
Die Alliierten und die Mittelmächte Anfang August 1914.
Alliierte und Mittelmächte Mitte 1918.

Kriegserklärungen sind formlose Willenserklärungen, die den Eintritt des Kriegszustandes ankündigen. In einigen Fällen ist es zu einem militärischen Engagement ohne Kriegserklärung, in anderen zu Kriegserklärungen ohne tatsächlichen Eintritt in Kampfhandlungen gekommen oder der Beginn der Kampfhandlungen ging den Kriegserklärungen voraus (vergleiche obige Abschnitte).

Die folgende Tabelle zeigt das Datum der jeweiligen Kriegserklärungen unter den beteiligten Staaten. Einträge mit gelbem Hintergrund bedeuten den Abbruch der diplomatischen Beziehungen ohne Kriegserklärung. In der Literatur variieren die Angaben zum genauen Datum bzw. zur genauen Uhrzeit in manchen Fällen geringfügig.

DatumErklärender StaatAdressat
1914
28. Juli (11 Uhr)[20]Österreich-UngarnSerbien
1. August (16/19 Uhr)[21]Deutsches KaiserreichRussisches Kaiserreich
3. August (18 Uhr)Deutsches KaiserreichFrankreich
4. August (6 Uhr)[22]Deutsches KaiserreichBelgien
4. August (23/24 Uhr)[23]Großbritannien und DominionsDeutsches Kaiserreich
5. August[24]MontenegroÖsterreich-Ungarn
6. AugustÖsterreich-UngarnRussisches Kaiserreich
SerbienDeutsches Kaiserreich
9. August[25]MontenegroDeutsches Kaiserreich
11. AugustFrankreichÖsterreich-Ungarn
12. AugustGroßbritannienÖsterreich-Ungarn
22. AugustÖsterreich-UngarnBelgien
23. AugustJapanDeutsches Kaiserreich
25. AugustJapanÖsterreich-Ungarn
8. SeptemberSüdafrikanische UnionDeutsches Kaiserreich
1. November[26]Russisches KaiserreichOsmanisches Reich
2. November[27]SerbienOsmanisches Reich
3. NovemberMontenegroOsmanisches Reich
5. NovemberGroßbritannien
Frankreich[28]
Osmanisches Reich
1915
23. MaiItalienÖsterreich-Ungarn
3. JuniSan MarinoÖsterreich-Ungarn
21. AugustItalienOsmanisches Reich
14. OktoberBulgarienSerbien
15. OktoberGroßbritannien
Montenegro
Bulgarien
16. OktoberFrankreichBulgarien
19. OktoberItalien
Russisches Kaiserreich
Bulgarien
1916
9. MärzDeutsches KaiserreichPortugal
15. MärzÖsterreich-UngarnPortugal
27. AugustRumänienÖsterreich-Ungarn
Italien[29]Deutsches Kaiserreich
28. AugustDeutsches KaiserreichRumänien
30. August[30]Osmanisches ReichRumänien
1. November[30]BulgarienRumänien
1917
6. AprilVereinigte Staaten von AmerikaDeutsches Kaiserreich
7. AprilKubaDeutsches Kaiserreich
10. AprilBulgarienVereinigte Staaten von Amerika
13. AprilBolivienDeutsches Kaiserreich
20. AprilOsmanisches ReichVereinigte Staaten von Amerika
29. JuniGriechenlandDeutsches Kaiserreich
Österreich-Ungarn
Osmanisches Reich
Bulgarien
22. JuliSiamDeutsches Kaiserreich
Österreich-Ungarn
4. AugustLiberiaDeutsches Kaiserreich
14. AugustChinaDeutsches Kaiserreich
Österreich-Ungarn
6. OktoberPeruDeutsches Kaiserreich
7. OktoberUruguayDeutsches Kaiserreich
26. OktoberBrasilienDeutsches Kaiserreich
7. DezemberVereinigte Staaten von AmerikaÖsterreich-Ungarn
7. DezemberEcuadorDeutsches Kaiserreich
10. DezemberPanamaÖsterreich-Ungarn
16. DezemberKubaÖsterreich-Ungarn
1918
23. AprilGuatemalaDeutsches Kaiserreich
8. MaiNicaraguaDeutsches Kaiserreich
Österreich-Ungarn
23. MaiCosta RicaDeutsches Kaiserreich
12. JuliHaitiDeutsches Kaiserreich
19. JuliHondurasDeutsches Kaiserreich
10. NovemberRumänienDeutsches Kaiserreich

Waffenstillstände

DatumPartei, die ihre Kriegsbeteiligung einstellteVertragspartnerBemerkungen
12. Januar 1916Königreich Montenegro[nb 1]Österreich-UngarnMontenegro wurde bis zum Kriegsende durch Österreich-Ungarn besetzt
5./15. Dezember 1917Sowjetrussland[nb 1]MittelmächteBesetzung weiter Teile Russlands in der Operation Faustschlag (Februar bis März 1918) führte zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk am 3. März 1918 (später annulliert); zuvor separater Friedensvertrag mit der Ukrainischen Volksrepublik („Brotfrieden“ vom 9. Februar 1918)
5. Dezember 1917
(Waffenstillstand von Erzincan)
Transkaukasisches Kommissariat[nb 1]Osmanisches Reichbeendete die Kriegshandlungen an der Kaukasusfront
9. Dezember 1917
(Waffenstillstand von Focșani)
Königreich Rumänien[nb 1],
russische Streitkräfte in Rumänien
MittelmächteVorfrieden von Buftea am 5. März 1918, Friede von Bukarest am 7. Mai 1918; am 10. November 1918 kündigte Rumänien den Friedensvertrag und trat erneut in den Krieg ein
29. September 1918
(Waffenstillstand von Thessaloniki)
Zarentum BulgarienEntente (Frankreich)Friedensvertrag von Neuilly-sur-Seine am 27. November 1919
30. Oktober 1918
(Waffenstillstand von Moudros)
Osmanisches ReichEntente (Großbritannien)Friedensvertrag von Sèvres am 10. August 1920 (später revidiert)
3. November 1918
(Waffenstillstand von Villa Giusti)
Österreich-UngarnEntente (Italien)Friedensvertrag von Saint-Germain (mit Österreich) am 10. September 1919
11. November 1918
(Waffenstillstand von Compiègne)
Deutsches ReichEntenteFriedensvertrag von Versailles am 28. Juni 1919
13. November 1918
(Waffenstillstand von Belgrad)
Ungarn[nb 2]EntenteFriedensvertrag von Trianon am 4. Juni 1920
  1. a b c d Ausscheiden eines Entente-Mitglieds
  2. nach Auflösung der Realunion mit Österreich

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich und Irina Renz in Verbindung mit Markus Pöhlmann (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-8252-8396-4.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. J. I. Kettler: Kriegs-Weltkarte, 1917. (Digitalisierte Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin).
  2. Arnold Kludas: Die Schiffe der deutschen Afrika-Linien 1880 bis 1945. Verlag Gerhard Stalling, 1975, ISBN 3-7979-1867-4, S. 122.
  3. Jan C. Jansen, Jürgen Osterhammel: Dekolonisation – Das Ende der Imperien. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65464-0, S. 29 f.
  4. Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-499-62623-4, S. 641, Endnote 24.
  5. Jürgen Zimmerer: Zerplatzte Hoffnungen. In: ZEIT Geschichte, Ausg. 1, 2019, S. 66.
  6. Darfur 1916 (englisch)
  7. Die indischen Truppen an der Artois-Front (Memento vom 8. Juli 2013 im Internet Archive)
  8. Kim Dudek, Steling Yates: Katar, in: Wolfgang Gieler (Hg.): Handbuch Außenpolitik Nahost. Lit, Berlin 2015, ISBN 978-3-643-12782-2, S. 156.
  9. Björn Opfer-Klinger: Der Krieg an der Peripherie – Mittelasien und Nordafrika. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 16-17/2014, S. 24–31.
  10. Madan Kumar Bhattarai: Diplomatic history of Nepal, 1901–1929. A critical appraisal of Nepal-British India relations. New Delhi 1990, ISBN 81-85304-11-4, S. 33.
  11. Die Portugiesen im Ersten Weltkrieg
  12. Björn Opfer-Klinger: Der Krieg an der Peripherie – Mittelasien und Nordafrika. in: APuZ, 16-17/2014, S. 24–31.
  13. Daniel Marc Segesser: Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. 4. Aufl., marixverlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-86539-953-3, S. 216.
  14. Daniel M. Segesser: Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. 4. Aufl., marixverlag, Wiesbaden 2014, S. 184.
  15. Ein elsässischer Gebietsstreifen um die Stadt Thann war ab August 1914 in französischer Hand.
  16. Chronik des 20. Jahrhunderts. Weltbild, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-130-9, S. 236.
  17. The World at War – Monaco 1856–1949.
  18. Kerstin Wilke: „Die deutsche Banane“. Dissertation, Universität Hannover 2004, S. 88, Onlineversion (PDF; 4,0 MB).
  19. Daniel M. Segesser: Der Erste Weltkrieg in globaler Perspektive. 4. Aufl., marixverlag, Wiesbaden 2014, S. 143
  20. Abgang des Telegramms von Wien. Der österreichische Gesandte hatte Belgrad schon zuvor verlassen.
  21. Zeitverschiebung Berlin – St. Petersburg: drei Stunden.
  22. Die deutsche „Sommation“ wird in der Literatur ganz überwiegend nicht als Kriegserklärung gewertet.
  23. Zeitverschiebung Berlin – London: eine Stunde, Dominions bis zu 11 Stunden (Neuseeland).
  24. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 637, 726): 7. August.
  25. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 637, 726): 12. August.
  26. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 758): 2. November.
  27. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 637, 726): 29. Oktober.
  28. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 637): 6. November.
  29. Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 99, 637): 28. August.
  30. a b Divergierende Daten in der Literatur. Enzyklopädie Erster Weltkrieg (S. 638): 28. August.

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Karte der am Ersten Weltkrieg beteiligten Länder:
 
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Mittelmächte
 
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Central Powers' delegates at Brest-Litovsk (1917-1918): German general Max Hoffmann, Austrohungarian Foreign Minister Czernin, Ottoman Talaat Pasha and German Foreign Minister Kühlman.
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Allies and central powers in the first world war, May 1918-1919.
 
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Allied colonies, dominions or occupied territory
 
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Triple Entente conference at Paris with French and Russian finance ministers, Alexandre Ribot and Peter Bark and British Chancellor of the Exchequer David Lloyd George, 5 February 1915
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Allies and central powers in the first world war, 4 August 1914 (at that stage allies were Serbia, Russia, France and Britain, central powers were Austria-Hungary and Germany).
 
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