Beschaubrücke

Hinter dem Tor in der Berliner Mauer: Beschaubrücke Alt-Treptow vom Görlitzer Bahnhof aus gesehen, 1986

Beschaubrücke ist die Bezeichnung für einen Steg, von dem aus die Grenztruppen der DDR grenzüberschreitende Züge zwischen der DDR und der Bundesrepublik sowie West-Berlin von oben her kontrollierten. Entsprechende Anlagen existierten auch an der Grenze zwischen der DDR und Polen und an der sowjetischen Westgrenze.

Aufbau

Westliche Hallenfassade des Bahnhofs Friedrichstraße mit ehemaliger Beschaubrücke, 1992
Beschaubrücke östlich des Güterbahnhofs Treptow an der Brücke über die Kiefholzstraße in Berlin, 1986
Beschaubrücke im Bahnhof Nyschankowytschi, Ukraine, 2009
Beschaubrücke bei Tschop, Ukraine, 2012

Beschaubrücken waren häufig Signalbrücken nicht unähnliche Metallkonstruktionen. Sie waren entweder einseitig auf einem Pfeiler (Schwanheide)[1] oder beidseitig auf zwei Pfeilern (Beispiel: Berlin-Alt-Treptow) gelagert. Die Pfeiler waren häufig Gittermasten, es kamen aber auch einfachere Bauweisen (Beispiel: Marienborn) und andere Konstruktionen (Beispiel: Gutenfürst) vor. Die Aufgänge waren meist einfache Leitern oder Treppen in Metallbauweise. Der Beschaugang konnte offen oder eingehaust (überdacht) sein.

Standorte

Die Beschaubrücken überspannten im oder hinter dem DDR-Grenzbahnhof das Gleis bzw. die Gleise in Richtung innerdeutsche Grenze und nach West-Berlin. Ihnen nachgelagert war häufig eine „Schutzweiche gegen ungenehmigte Ausfahrten“.[2] In besonderen Fällen (Beispiel: Berlin-Alt-Treptow) befanden sich Beschaubrücken auch an freier Strecke. Im Bahnhof Friedrichstraße war eine Beschaubrücke in die westliche Hallenfassade integriert.

Personal

Die Beschaubrücken an der innerdeutschen Grenze waren mit bewaffneten Organen der DDR-Grenztruppen besetzt.

Bahnhöfe mit Beschaubrücken

Innerdeutsche Grenze

  • Drewitz, massive Metallkonstruktion mit integriertem Wachhäuschen an der Westseite[3]
  • Ellrich, überspannte drei Gleise im westlichen Bahnhofsbereich, zwei Pfeiler in Gitterkonstruktion, offen, zunächst ein, später zwei Wachhäuschen auf der Brücke[4][5]
  • Gerstungen, Beschaubrücke im Bahnhofsbereich mit Wachhäuschen[6]
  • Gutenfürst, massive Beschaubrücke zwischen zwei Gebäuden, mittig ein Wachhäuschen,[7] 2013 entfernt[8]
  • Marienborn, überspannte zwei Gleise am östlichen Ende der Bahnsteige 2 und 3, eingehaust[9]
  • Oebisfelde[10]
  • Schwanheide, zunächst nur ein Pfeiler in Gitterkonstruktion,[11] später mehrere Gleise überspannende Brücke, mittig geschlossenes Wachhäuschen[12]
  • Herrnburg, Metallbrücke vor dem Bahnhofsbereich[13]

Oder-Neiße-Grenze

  • Bahnhof Oderbrücke für aus Polen in die DDR einfahrende Güterzüge[14]

Beschaubrücken außerhalb von Bahnhöfen

Innerdeutsche Grenze

Oder-Neiße-Grenze

Literatur

  • Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze. Ritzau KG – Verlag Zeit und Eisenbahn, Pürgen 2004, ISBN 3-935101-06-6.
  • Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe. 2. Auflage. GeraMond, München 2006, ISBN 3-7654-7140-2.
  • Bahn Extra: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe. Heft 5/2016. GeraMond. München
  • Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall. Heft 3/2009. GeraMond. München
  • Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht. 1. Auflage. GVE, Berlin 1998, ISBN 3-89218-050-4.

Einzelnachweise

  1. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 69
  2. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 59
  3. Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht, S. 29
  4. Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall, S. 11
  5. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 86/87 u. 89
  6. Gerstungen 1993
  7. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 123
  8. Zollbrücke schwebt am Kranhaken über Bahnhof Gutenfürst In: Vogtland-Anzeiger, 21. Februar 2013
  9. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 80
  10. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 74/75
  11. Bernd Kuhlmann: Deutsch-deutsche Grenzbahnhöfe, S. 69
  12. Bahn Extra: Eisenbahn und Mauerfall, S. 35
  13. Beschaubrücke auf grenzbilder.de
  14. Bernd Kuhlmann: Eisenbahnen über die Oder-Neiße-Grenze, S. 115
  15. Udo Dittfurth: August 1961 – S-Bahn und Mauerbau. Verlag GVE. S. 67/68. ISBN 3-89218-080-6.
  16. Bernd Kuhlmann: Züge durch Mauer und Stacheldraht, S. 45

Auf dieser Seite verwendete Medien

Před Čopem, strážní lávka.jpg
Autor/Urheber: Jiří Mazal, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Před Čopem, strážní lávka
210.04 Bf Berlin Friedrichstraße.jpg
Autor/Urheber: Falk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fernbahnsteig A mit ausgebauten Gleisen. Noch verkehren die S-Bahn-Züge Richtung Osten vom Bahnsteig B, der während der Trennung zum Westnetz gehörte. Westliche Hallenschürze und Bahnsteigdachverlängerungen Richtung Spreebrücke.
19861108a Gbf Treptow Beschaubrücke.jpg
Autor/Urheber: Roehrensee, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Berliner Mauer an der Kiefholzstraße mit Beschaubrücke auf der Ringbahntrasse
First Hungarian-Galician Railway (Nyzhankovychi) (5).jpg
Autor/Urheber: MSha, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Станція Нижанковичі (Старосамбірський р-н, Львівська обл.)
Görlitzer Bahn Brücke Landwehrkanal.jpg
Autor/Urheber: Roehrensee, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Tor für die Güterzüge und Beschaubrücke der DDR-Grenzsoldaten über den Landwehrkanal an der heute stillgelegten Strecke zum ehemaligen Görlitzer Bahnhof