besät und bestreut (Heraldik)

Bekanntes Beispiel: Blau, besät mit goldenen Lilien, das ist Frankreich (alt, Wappen der Kapetinger).

Die Ausdrücke besät und bestreut bezeichnen in der Fachsprache der Heraldik, der Blasonierung, eine regelmäßige Musterung mit vielen kleinen gleichen Figuren.

Zu den Begriffen belegt, bestreut und besät

Prinzipiell kann jede Wappenfigur eines oder mehrere Felder, also weiter attributierbare Flächen, ausbilden. Kommen auf dieses Feld eine oder mehreren Figuren, spricht man von belegt. Immer, wenn eine definierte Anzahl gleicher Figuren gefordert wird, blasoniert man belegt. Wenn man nur ein allgemeines Muster ausdrücken will, spricht man bestreut oder besät. Man blasoniert dann etwa: Blau, mit goldenen Lilien besät respektive bestreut.

Im Prinzip heißen die beiden Ausdrücke dasselbe, bei manchen Autoren hat sich aber eine Präzisierung ausgebildet.[1]

  • bestreut = kleine Figuren im gesamten Schild gleichmäßig verteilt, ohne den Rand zu berühren
  • besät = desgleichen, wenn an den Rändern die Figuren angeschnitten werden

Bei ersterem können die Zeichen auch eigenständiger als Nebenfiguren gesehen werden, bei zweiterem haben sie mehr den Charakter einer Musterung als Füllbild.

Dänemark (bis 1819), mit Herzen besät

Historisch wurde auch zwischen belegt (ohne Angabe der Anzahl) und besät/bestreut nicht immer unterschieden: Da in der Heraldik der Wortlaut der Blasonierung gültig ist, nicht die konkrete Darstellung, kann im Allgemeinen nicht genau gesagt werden, ob das Anschneiden am Rand verbindlich ist oder nicht.[2]

Oft folgt die Darstellung dann einer konkreten Tradition oder sie leitet sich aus dem Charakter der Belegung und der Randlinien und ihrer Bedeutung ab: Eine Linie einer Wappenvereinigung hat einen anderen Charakter als ein Bord um den Schild, oder ein der Musterung aufgelegtes Wappentier, oder die Umgrenzung des Wappentieres selbst, wenn dieses belegt ist (dann vornehmlich besät, ein Adler etwa ließe sich schlecht präzise bestreuen). Historisch wurde oft ein unspezifisch besätes Bild auf eine konkrete Zahl festgelegt, bekannte Beispiele sind das Königreich Frankreich, im Mittelalter von lilienbesät auf mit 3 Lilien belegt festgesetzt (die alte Lilienbestreuung findet sich noch bei Altburgund), oder das Königreich Dänemark, heute verbindlich 9 Herzen (jeder Leopard von je drei begleitet).

Die Heraldische Farbregel, dass sich Metall und Farbe nicht berühren dürfen, gilt hier besonders streng. Toleriert werden Fälle, in denen – die Farbregel nicht vorsätzlich verletzend – Farben aus politischen oder familiären Gründen vereinigt und nachträglich bestreut werden oder das vereinigte Wappen eine Bestreuung als wichtiges Kennzeichen erbt.

Varianten

Prinzipiell lässt sich jede Figur säen oder streuen, und wird dann oft heraldisch vereinfacht, ohne ihren Charakter zu verlieren. Ohne nähere Angabe ist eine Standardform gemeint (die ebenfalls je nach Autor unterschiedlich ausgeführt sein kann), sonst sind alle geforderten Details anzugeben.

Besät mit Kleeblättern
in Rauten besät (Wappen der Fam. Gayot um 1683)
in gleichseitigen Dreiecken besät (Wappen der Fam. Thierrée)

Bestreut/besät werden kann auf zweierlei Formen, zum einen schachbrettartig, also in Zeilen und Reihen (heraldisch balken- und pfahlweise), zum anderen diagonal (heraldisch gesprochen schräg), das folgt aus dem Muster, kleine Quadrate etwa sind gern in ersterer Form, Lilien in zweiter Form gelegt, oder es bleibt dem Wappengestalter überlassen.

Die Musterung ist besonders in der französisch-englischen Heraldik beliebt. Dort haben sich zahlreiche Spezialbezeichnungen dafür ausgebildet, womit bestreut/besät wird, in Form einer Adjektivierung, die teilweise auch in das Deutsche übertragen wurden:

  • semé of cross-crosslets: crusilymit Kreuzen/Kreuzchen bestreut/besät
  • semé of fleurs-de-lis: semé-de-lismit Lilien bestreut/besät, lilienbestreut/-besät
  • semé of plates: platémit Kugeln/Scheiben bestreut/besät; speziell auch:
    • semé of torteaux: tortellymit roten Kugeln/Scheiben bestreut/besät
    • semé of bezants: bezantémit goldenen Kugeln/Scheiben bestreut/besät, deutsch auch mit Münzen oder Pfenningen
    • in silber deutsch: mit Kieseln
  • semé of billets: billetémit Schindeln/Brieflein/Kärtchen bestreut/besät, auch: beschindelt/geschindelt
  • maclémit Fensterrauten bestreut/besät
  • semé of annulets: annullettymit Ringen bestreut/besät
  • semé of sparks: étincellémit Funken bestreut/besät
  • semé of guttae: gouttéemit Tropfen/Tränen bestreut/besät
    hier haben sich noch ganz spezielle Begriffe eingebürgert: gouttée d'or (‚Gold‘); d’eau (silber, ‚Wasser‘); de larmes (blau, ‚Tränen‘); de sang (rot, ‚Blut‘); de poix (schwarz, ‚Pech‘).

In Frankreich ist dieser Wappenschmuck besonders beliebt, hier finden sich vielfache Musterungen, auch mit mehreren Figuren kombiniert.

Beispiele

Weblinks

Commons: besäte/bestreute Schilde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Keine Unterscheidung: G. Oswald: Lexikon der Heraldik, Scheibelreiter: Heraldik; unterschieden: Herold Wappenfibel, W. Leonhardt: Das große Buch der Wappenkunst, Hußmann: Deutsche Wappenkunst. Zitiert nach: Div. Autoren: besät, bestreut, geschindelt, begleitet@1@2Vorlage:Toter Link/heraldik-wappen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Thread in Heraldik im Netz / Heraldik-Forum, heraldik-wappen.de, 6. Mai 2009, abgerufen 10. Juni 2012
  2. etwa bei sehr alten Wappendarstellungen, und besonders in Übertragungen aus den heraldischen Systemen anderer Länder: das Französische und Englisch etwa kennt nur den Ausdruck semé (engl. auch semy), bis in das 17. Jahrhundert war in Frankreich Anschneiden der Normalfall, seither ist streng im deutschen Sinne bestreut üblich. Eine Verbindlichkeit des An- oder Nichtanschneidens kann in keiner Weise aus Blason und/oder Darstellung gefolgert werden. Nach Bernhard Peter Französische Heraldik: Einfachere Beispiel-Blasonierungen mit Erläuterungen: Beispiel 8: de Villers.

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blason de la commune de Sainte-Gemme-la-Plaine, vendée, france : D'hermine plain, chaque moucheture soutenue d'un croissant de gueules.
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Blason de la famille Thiérrée (vieille famille du pays de Bray dont une branche changea son nom en celui de Campuley
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Jean Jacques Gayot seigneur de Larajasse, de Pitaval et de Saint-Pierre-de-Pizey

échevin de Lyon (1683 et 1684)
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