Berthold-Beitz-Boulevard

Erstes fertiggestelltes Teilstück des Berthold-Beitz-Boulevards zwischen Altendorfer Straße und Pferdebahnstraße, links der Krupp-Park, Mai 2009
Altendorfer Straße mit Kreuzung zum Berthold-Beitz-Boulevard im Bau, rechts Finanzamt, links Krupp-Verwaltungsgebäude, September 2008
Luftbild des ersten Teilstückes mit Kreuzung zur Altendorfer Straße, Teil des Krupp-Parks im Bau erkennbar, Mai 2009
Drittes Teilstück im Oktober 2011, im Vordergrund die Kreuzung mit der Pferdebahnstraße

Der Berthold-Beitz-Boulevard ist die derzeit in Teilen errichtete, insgesamt etwa drei Kilometer lange Hauptstraße, die den Krupp-Gürtel im Essener Westviertel in Nord-Süd-Richtung teilt, und von der Stadt Essen gebaut wird. Der Boulevard kann als Erweiterung des Innenstadtrings gesehen werden und wird vierstreifig, mit gemeinsamem Fuß- und Radweg ausgebaut. Teils sind eigene Gleiskörper für die Straßenbahnlinie 109 der Ruhrbahn vorhanden.

Der Straßenzug ist noch zu dessen Lebzeiten nach dem ehemaligen Generalbevollmächtigten von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und Vorsitzenden des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates der ThyssenKrupp AG, Berthold Beitz, benannt worden. Für die Namensgebung wurden Richtlinien der Stadt Essen und des Landes Nordrhein-Westfalen außer Kraft gesetzt, die eine Benennung öffentlicher Straßen und Plätze nach lebenden Persönlichkeiten ausschließen. Der Namensgeber ist am 30. Juli 2013 verstorben.

Erster Bauabschnitt

Erstes Teilstück

Der erste Spatenstich des etwa 700 Meter langen Teilstücks des Berthold-Beitz-Boulevards zwischen der Pferdebahnstraße und der Altendorfer Straße fand am 4. April 2007 in Anwesenheit von 140 geladenen Gästen statt. Daraufhin erfolgte am 15. Mai 2007 die offizielle Namensgebung zum Berthold-Beitz-Boulevard.[1] Dieses erste nun von Bäumen gesäumte Teilstück des Berthold-Beitz-Boulevards wurde im Beisein von Berthold Beitz, vom damaligen Landesminister für Bauen und Verkehr, Lutz Lienenkämper, und dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger am 24. April 2009 eröffnet.[2] Dieser Bauabschnitt kostete rund 38 Millionen Euro, von denen 26,35 Millionen das Land Nordrhein-Westfalen übernahm.

Parallel zur Pferdebahnstraße lag eine Eisenbahnbrücke, die Teil eines Teilstücks der ehemaligen Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft war. 2010 wurde auf der Bahntrasse das Teilstück des Radschnellwegs Ruhr (RS1) eröffnet. Die alte Eisenbahnbrücke war bereits vorher entfernt worden, so dass die Radfahrer und Fußgänger mithilfe einer Ampelanlage den neuen Berthold-Beitz-Boulevard queren mussten. Im Februar 2020 begannen die Arbeiten an einer neuen Brücke, die die Unterbrechung des Radschnellwegs schließen wird. Diese Stahlbrücke wird eine Länge von 82 Metern und eine Breite von sechs Metern haben.[3]

Zweites Teilstück

Das rund 600 Meter lange, zweite Teilstück zwischen Altendorfer Straße und Frohnhauser Straße ist am 16. Oktober 2009 dem Verkehr übergeben worden. Es kostete bei einer Bauzeit von etwa 18 Monaten rund 3,5 Millionen Euro. In der Mitte der vier Fahrspuren ist die Trasse für die Straßenbahnlinie 109 vorbereitet worden. Ihr Ausbau kostet noch einmal rund 11 Millionen Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen übernahm neun Millionen Euro der Baukosten, den Rest teilten sich die Stadt und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.

Am 14. Februar 2011 wurde das insgesamt 1,6 Kilometer lange Gleisstück vom Verkehrsministerium in Düsseldorf bewilligt. Die Trasse beginnt an der Altendorfer Straße, führt im eigenen Gleisbett über den Berthold-Beitz-Boulevard, wo sie im Süden mit der neuen Haltestelle Frohnhauser Straße in diese mündet. Dort führt sie im fließenden Verkehr bis zur Martin-Luther-Straße, wo sie auf die bisherige Trasse übergeht. Der Baubeginn war laut Ratsbeschluss (1955/2010/6A) zunächst für Herbst 2012 terminiert. Der erste Spatenstich zur Fertigstellung der Straßenbahntrasse erfolgte im Beisein von Oberbürgermeister Reinhard Paß am 17. Februar 2014. Die Gesamtkosten des insgesamt 1,3 Kilometer langen Gleisstückes mit dem vierspurigen Ausbau der Frohnhauser Straße in diesem Bereich beliefen sich auf rund 14 Millionen Euro.[4] Mit der neuen, kürzeren Linienführung, die am 20. Oktober 2014[5] ihren planmäßigen Betrieb aufnahm, meidet die Linie 109 die stark frequentierte Kreuzung Altendorfer Straße/Helenenstraße, an der bereits weitere vier Straßenbahnlinien verkehren. Mit dem Teilstück über den Boulevard ist erstmals nach Ende des Zweiten Weltkrieges und nach mehreren Stilllegungen in den 1960er und 1970er Jahren wieder eine Straßenbahntrasse in Essen gebaut worden.[6]

LinieVerlaufTakt (Mo–Fr)
109Frohnhausen Breilsort – Alfred-Krupp-Schule – Berthold-Beitz-Boulevard – U Berliner Platz Stadtbahn – U – U Rathaus Essen – Hollestraße – Huttrop – Steele S-Bahn-Logo.svg10 min

Drittes Teilstück

Mit den Arbeiten am 750 Meter langen, vierspurigen Teilstück zwischen Pferdebahnstraße und Bottroper Straße wurde am 6. Dezember 2010 begonnen. Die offizielle Eröffnung fand am 15. Dezember 2011 statt, so dass seitdem die beiden Stadtteile Nordviertel und Westviertel miteinander verbunden sind. Ein Großteil dieser Trasse führt östlich der ehemaligen Lokomotiv- und Waggonbaufabrik Krupp über Thyssen-Krupp-Gelände und trifft an der Bottroper Straße auf die Kreuzung Bottroper Straße/Berthold-Beitz-Boulevard/Bamlerstraße, welche einen Tag später dem Verkehr übergeben wurde.[7] Die Kosten für dieses Teilstück des Berthold-Beitz-Boulevards betrugen rund sieben Millionen Euro und wurden mit Mitteln der Stadt Essen und des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert.[8][9]

Zweiter Bauabschnitt

Dieser sieht den Aus- und Umbau der Kreuzung Berthold-Beitz-Boulevard/Gladbecker Straße im Nordosten sowie den vierspurigen Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards (ehemals hier Bamlerstraße genannt) zwischen Bottroper Straße und Feilenstraße/Kleine Hammerstraße vor.

Dazu war am 23. Januar 2013 vom Hauptausschuss der Stadt Essen einstimmig entschieden worden, dass die 1927 so benannte Bamlerstraße, zwischen Bottroper Straße und Gladbecker Straße, am 16. April 2013[1] in Berthold-Beitz-Boulevard umbenannt wird. So hat nur noch die nördlich in den Gewerbepark M1 abgehende Stichstraße den Namen Bamlerstraße behalten, benannt nach dem Meteorologen und Freiballonfahrer Karl Bernhard Bamler.[10]

Die Vorarbeiten für den vierspurigen Ausbau zwischen der Bottroper- und der Feilenstraße begannen im Februar 2020 mit der Fällung von 17 Bäumen, die an anderer Stelle nachgepflanzt wurden. Mitte 2020 folgte der Abriss der ehemaligen Eisenbahnbrücke, die noch über den Berthold-Beitz-Boulevard führte. Nach erfolgtem Ausbau wird hier eine neue und längere Fuß- und Radwegbrücke errichtet.[11] Weitere Arbeiten für den vierspurigen Ausbau zwischen der Bottroper- und der Feilenstraße begannen im Januar 2022 und werden voraussichtlich 18 Monate dauern. In diesem Zuge werden in diesem Bereich neue Fuß- und Radwege angelegt, Ampelanlagen neu installiert und die Bushaltestelle Zangenstraße barrierefrei umgebaut.[12]

Dritter Bauabschnitt

Im dritten Bauabschnitt sehen Pläne den vierspurigen Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards samt zweigleisiger Straßenbahntrasse in seiner Mitte vor. Dieser Abschnitt führt von der Frohnhauser Straße nördlich der Haupteisenbahnstrecke weiter zur Hans-Böckler-Straße (Bundesstraße 224) die Hachestraße anschließend. Weiter über den Vorplatz des Hauptbahnhofes, wird dann schließlich auch die Hollestraße bis zur Steeler Straße mit in das Bauprojekt einbezogen, um dort den Hauptbahnhof oberirdisch wieder ans Straßenbahnnetz anzuschließen. Beim Bau der U-Stadtbahn in den 1970er Jahren wurde dort die Straßenbahn oberirdisch aufgegeben. Heute sollen die damals errichteten Tunnelstrecken wieder entlastet werden. Die heutigen Planungen werden von der Stadtverwaltung und der Ruhrbahn durchgeführt. Für die Beauftragung von Planungs- und Bauvorbereitungsleistungen für den dritten Bauabschnitt inklusiv Bahnhofstangente (Hache- und Hollestraße) wurden vom Stadtrat zusammen rund fünf Millionen Euro veranschlagt.[13]

Der dritte Bauabschnitt ist in drei Schritte unterteilt. Im ersten, dessen Baubeginn 2021 sein soll, ist der Straßenneubau von der Frohnhauser Straße bis zur Hans-Böckler-Straße inklusive der Kreuzung Hans-Böckler-Straße/Hachestraße vorgesehen. Im zweiten Schritt wird die neue Schwanenkampbrücke errichtet und im dritten Schritt findet südlich dieser Kreuzung der Umbau der Friedrichstraße statt. Zudem ist geplant, östlich der Kreuzung ein Unterführungsbauwerk an der Hachestraße zu errichten.[13]

Für die neue Verkehrsführung von der Kreuzung Frohnhauser Straße in südlicher Richtung bis zur Eisenbahntrasse entschied sich die Stadt Essen am 19. Februar 2020 zum Abriss eines kleinen Bürogebäudes, eines alten Bunkers und einer ehemaligen Holzlagerhalle. Die Kosten dafür wurden mit 750.000 Euro angegeben, von denen die Stadt 262.500 Euro selbst trug.[14]

Im dritten Abschnitt des Berthold-Beitz-Boulevards werden zudem neue Straßenbahnhaltestellen eingerichtet: westlich nahe der Einmündung der Westendhofstraße mit dem Namen Westendhof, westlich der Kreuzung mit der Hans-Böckler-Straße mit dem Namen Schwanenkampbrücke und westlich der Hindenburgstraße die neue Haltestelle Hindenburgstraße. 2023 soll mit dem Umbau der Hache- und der Hollestraße, der sogenannten Bahnhofstangente begonnen werden. Die Gesamtkosten des kompletten dritten Bauabschnitts zusammen mit der Bahnhofstangente werden von der Stadt und der Ruhrbahn auf rund 89 Millionen Euro geschätzt. Bund und Land werden mit Fördergeldern unterstützen.[13]

Vierter Bauabschnitt

Dieser sieht eine oberirdische Führung der Straßenbahntrasse von der Frohnhauser Straße bis zur Hans-Böckler-Straße und weiter über die Hachestraße und den Essener Hauptbahnhof bis hin zur Steeler Straße vor.

Weblinks

Commons: Berthold-Beitz-Boulevard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Hrsg.: Stadt Essen–Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. Klartext-Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1231-1, S. 68.
  2. Berthold-Beitz-Boulevard ist eröffnet. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 24. April 2009, Lokalteil Essen
  3. Radio Essen: Nachrichten vom 29. April 2020
  4. Pressemeldung: Weiterbau des Berthold-Beitz-Boulevards und Neubau der Strecke für die Linie 109. Stadt Essen, 18. Februar 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  5. Neue Bahnen, neue Trasse - die „109“ rollt über den Berthold-Beitz-Boulevard. WAZ Mediengruppe, 19. Oktober 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  6. Grünes Licht für Trasse über den Beitz-Boulevard. WAZ Mediengruppe, 15. Februar 2011, abgerufen am 21. Oktober 2014.
  7. Pressemeldung: Berthold-Beitz-Boulevard zwischen der Pferdebahnstraße und der Bottroper Straße eröffnet. Stadt Essen, 15. Dezember 2011, archiviert vom Original am 8. Juli 2012; abgerufen am 21. Oktober 2014.
  8. Pressemitteilung: Berthold-Beitz-Boulevard: Zweiter Bauabschnitt. Stadt Essen, 6. Dezember 2010, archiviert vom Original am 2. März 2013; abgerufen am 25. Januar 2013.
  9. Auf der Bottroper Straße in Essen drohen lange Staus. WAZ Mediengruppe, 15. Mai 2011, abgerufen am 25. Januar 2013.
  10. Lokalnachrichten Radio Essen vom 24. Januar 2013
  11. Vorbereitende Arbeiten zum vierspurigen Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards; In: Pressemeldung der Stadt Essen vom 7. Februar 2020
  12. Vierspuriger Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards im Nordviertel; In: Pressemeldung der Stadt Essen vom 27. Januar 2022
  13. a b c Dritter Bauabschnitt des Berthold-Beitz-Boulevards und Bahnhofstangente: Rat beschließt Beauftragung von Planungs- und Bauvorbereitungsleistungen; In: Pressemitteilung der Stadt Essen vom 24. Februar 2021
  14. Drei Gebäude müssen weichen: Vorbereitung zum dritten Bauabschnitt der Maßnahme "Berthold-Beitz-Boulevard"; In: Pressemeldung der Stadt Essen vom 20. Februar 2020

Koordinaten: 51° 27′ 36″ N, 6° 59′ 20″ O

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