Bernierente
Bernierente | ||||||||||||
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(c) I, BS Thurner Hof, CC BY-SA 3.0 Männliche Bernierente (Anas bernieri) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anas bernieri | ||||||||||||
(Hartlaub, 1860) |
Die Bernierente (Anas bernieri) ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel. Sie zählt heute zu den seltensten Wasservögeln der Welt und gilt als stark gefährdet.
Die Art, die sich aufgrund der langen geografischen Isolation auf Madagaskar wahrscheinlich aus den Vertretern der Weißkehlenten entwickelte, wurde 1850 entdeckt und 1860 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Als Brückenart zur Bernierente gilt die Weißkehlente, der sie äußerlich stark ähnelt.
Erscheinungsbild
Bernierenten zeigen keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Bei beiden Geschlechtern ist das gesamte Gefieder ockerfarben bis rotbraun. Während beim Männchen Schnabel und Füße einen eher rötlichen Ton haben, sind diese beim Weibchen braun gefärbt.
Küken haben ein an der Oberseite schwarzbraunes Daunenkleid, die Bauchseite ist goldgelb befiedert. Schnabel und Beine sind schwarzbraun gefärbt.
Verbreitung, Lebensraum und Bestand
Der ursprüngliche Lebensraum der Bernierente umfasst den westlichen Teil Madagaskars. Zur Zeit ihrer Entdeckung und wissenschaftlichen Beschreibung als eigenständige Art war sie in Sumpfniederungen und entlang von Flüssen in kleinen Gruppen zu finden. Heute beschränkt sich ihr natürliches Vorkommen auf den Bemambasee unweit der dortigen Westküste. Der See wird zum Reisanbau intensiv genutzt; lediglich ein Teilstück des Sees befindet sich noch im ursprünglichen Stadium. Im See wurde außerdem 1950 eine Fischart als Speisefisch ausgesetzt, die die Wasserpflanzen stark reduziert. Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung wird durch die ansässige Bevölkerung außerdem regelmäßig das Riedgras niedergebrannt, in dem die Bernierente nistet. Da die Bernierente auf Madagaskar keinen Schutzstatus besitzt, wird sie außerdem bejagt.
Der Gesamtbestand wurde 1993 auf lediglich noch 500 Individuen geschätzt.
Lebensweise
Über die Lebensweise der Bernierenten ist wenig bekannt. Es wird angenommen, dass sie vor und nach der Regenzeit brüten. Die Nester befinden sich im Riedgras in Gewässernähe.
Als durchschnittliche Gelegezahl gelten sechs Eier.
Maßnahmen zur Erhaltung der Art
Da die Bernierente eine Ente mit eher unauffälligem Gefieder ist, ist sie in der Ziergeflügelhaltung nie besonders populär geworden. In den 1990er Jahren wurden jedoch einige Individuen in den Zoo von Jersey verbracht, um dort eine Erhaltungszucht aufzubauen. Mittlerweile werden Bernierenten unter anderem auch im Vogelpark Walsrode, im Kölner Zoo und im „Masoala-Regenwald“ des Zoo Zürich gehalten und nachgezüchtet. Bernierenten gelten als leicht züchtbar, daher besteht die Hoffnung, dass die Art ähnlich wie bei den Hawaiigänsen durch Zoozuchten erhalten bleibt.
Etymologie und Forschungsgeschichte
Die Erstbeschreibung der Bernierente erfolgte 1860 durch Gustav Hartlaub unter dem Namen Querquedula Bernieri. Das Typusexemplar hatte Johann Natterer in einem Tausch mit Édouard Verreaux für das Naturhistorische Museum Wien erhalten. Hartlaub vermutete, dass es sich dabei um Sarcelle de Madagascar von Charles Victor Joseph Sganzin (1798–1841) beschrieben, handeln könnte.[1][2] 1758 führte Carl von Linné die neue Gattung Anas ein, der dieser 39 Arten zuordnete.[3] Anas, anatis ist das lateinische Wort für „Ente“.[4] Der Artname »bernieri« ist Charles Joseph Rosalie Alphonse Bernier (1802–1858) gewidmet.[5]
Literatur
- Tom Bartlett: Ducks and Geese: Guide to Management. 2. Auflage. The Crowood Press, Ramsbury, Wiltshire 2002 (978-1-8522-3650-2).
- Carl Johann Gustav Hartlaub: Systematische Übersicht der Vögel Madagascars. In: Journal für Ornithologie. Band 7, Nr. 45, 1860, S. 161–180 (biodiversitylibrary.org).
- Hartmut Kolbe: Die Entenvögel der Welt. 5. Auflage. Ulmer Verlag, Ulm 1999 (978-3-8001-7442-3).
- Carl von Linné: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. 10. Auflage. Band 1. Imprensis Direct Laurentii Salvii, Stockholm 1758 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Victor Joseph Sganzin: Notes sur les mammifères et sur l'ornithologie de l'ile de Madagascar (1831 et 1832). In: Mémoires de la Société du muséum d'histoire naturelle de Strasbourg. Band 3, 1840, S. 1–49 (biodiversitylibrary.org – 1840–1846).
Weblinks
- Anas bernieri in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2024.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2022. Abgerufen am 31. Juli 2024.
- Bernierente (Anas bernieri) bei Avibase
- Bernierente (Anas bernieri) auf eBird.org
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Bernierente (Anas bernieri)
- Bernier's Teal (Anas bernieri) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ Carl Johann Gustav Hartlaub (1860), S. 173–174.
- ↑ Charles Victor Joseph Sganzin (1840), S. 48–49.
- ↑ Carl von Linné (1758), S. 122–128.
- ↑ Anas The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ bernieri The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling