Bernhard Martin (Volkskundler)

Unterschrift (1933)

Bernhard Christian Friedrich Martin (* 1. August 1889 in Rhoden, Landkreis Waldeck; † 4. März 1983 in Marburg) war ein deutscher Volkskundler und Mundartforscher.

Leben

Martin studierte nach dem Abitur Volkskunde und befasste sich in zahlreichen Arbeiten insbesondere mit der deutschen Mundartforschung. Zeitweilig war er als Honorarprofessor für Mundartforschung an der Philipps-Universität Marburg tätig sowie zwischen 1927 und 1956 Mitherausgeber des Deutschen Sprachatlasses, eines Sprachatlasses über die Dialekte in Deutschland. Sein Buch Die deutschen Mundarten (1939) war eines der ersten umfassenden Handbücher und Gesamtdarstellungen der deutschen Mundarten.[1]

Während der Zeit des Nationalsozialismus leitete Bernhard Martin, der 1937 Mitglied der NSDAP geworden war, im Zuge des Aufbaus der sogenannten Hohen Schule der NSDAP die Forschungsstelle Deutsche Volkssprache.[2]

Schriften

Neben zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften[3] verfasste Martin auch zahlreiche Fachbücher zur Mundartforschung wie:

  • Studien zur Dialektgeographie des Fürstentums Waldeck und des nördlichen Teils des Kreises Frankenberg, 1925
  • Deutscher Sprachatlas, Mitherausgeber, 1927–1956
  • Bibliographie zur deutschen Mundartenforschung und -dichtung in den Jahren 1921–1926 (mit Nachträgen zu früheren Jahren), 1929
  • Die deutschen Mundarten, 1939
  • Sitte und Brauch in Hessen vor hundert Jahren, 1959
  • Bäuerliches Fachwerk in Hessen. Lichtbildreihe der Staatlichen Landesbildstelle Hessen, 1961
  • Die Namengebung einiger aus Amerika eingeführter Kulturpflanzen in den deutschen Mundarten, 1963
  • Kleine Schriften – Ferdinand Wrede, Mitherausgeber, 1963
  • Waldeckische Landeskunde, 1971
  • Gesammelte Schriften zur waldeckisch-hessischen und deutschen Mundartforschung, 1984

Literatur

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 113.
  • Kai Köhler: Martin, Bernhard. In: Christoph König (Hrsg.), unter Mitarbeit von Birgit Wägenbaur u. a.: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Band 2: H–Q. De Gruyter, Berlin / New York 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 1160–1162 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ina-Maria Greverus (Hrsg.): Festschrift für Bernhard Martin [zum 70. Geburtstag]. Schmitz, Gießen 1960.
  • Reiner Hildebrandt, Hans Friebertshäuser (Hrsg.): Sprache und Brauchtum. Bernhard Martin zum 90. Geburtstag. Elwert, Marburg 1980, ISBN 3-7708-0687-5.
  • Siegfried Becker: Bernhard Martin und die deutsche Volkskunde in Marburg 1934–1945, in: Kai Köhler, Burghard Dedner, Waltraud Strickhausen (Hrsg.): Germanistik und Kunstwissenschaften im „Dritten Reich“. Marburger Entwicklungen 1920–1950. München : K. G. Saur-Verlag, 2005, S. 99–141

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich Löffler: Dialektologie: eine Einführung, S. XII, 2003, ISBN 3-8233-4998-8
  2. Hannjost Lixfeld: The Deutsche Forschungsgemeinschaft and the Umbrella Organizations of German Volkskunde during the Third Reich. In: Asian Folklore Studies. Bd. 50 (1991), S. 95–116, hier S. 106 (JSTOR:1178187).
  3. Werner Besch: Dialektologie: ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung, S. 85 f., 1982, Band 1, Teil 2, ISBN 3-11-005977-0

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Unterschrift von Bernhard Martin in einem Brief vom 18. März 1933 an das Eidgenössische Departement des Innern (Archiv des Schweizerischen Idiotikons)