Bernhard Ludwig von Mutius

Bernhard Ludwig von Mutius (* 12. Januar 1913 in Beirut, Libanon; † 24. Mai 1979 in Basel)[1][2] war Sekretär des Deutschen Volkskongresses.

Leben

Sein Vater war der Generalkonsul Ludwig von Mutius[3] (1870–1941),[4] Luitpold Steidle war sein Vetter.[5] Von Mutius begann sein Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nach einem Semester an der Universität Köln im Jahr 1933,[4] war er von 1934 bis 1935 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl des preußischen Staatsrats Carl Schmitt. 1935 studierte er mit einem Stipendium an der University of Cambridge.

Von Mutius war Mitglied der NSDAP und der SA.[6] In der SS erreichte er den Dienstgrad eines SS-Obersturmführers[7], in der Wehrmacht den eines Leutnants. Bereits als Studienanfänger engagierte sich von Mutius in der Deutschen Adelsgenossenschaft, zu deren stellvertretendem Leiter der Abteilung für Jugendfragen er im Mai 1932 berufen wurde. Im Oktober desselben Jahres übernahm er die Herausgeberschaft einer Beilage zum Deutschen Adelsblatt mit dem Titel Adlige Jugend. Darüber hinaus publizierte er in der jugendbewegten Wochenzeitung Die Kommenden. Zeitung des jungen Deutschland. In seinen Beiträgen zeigte er Nähe zur Konservativen Revolution und deren Vertretern Arthur Moeller van den Bruck, Oswald Spengler und Othmar Spann. Den „heraufziehenden Kollektivismus“ lehnte er ab, dennoch setzte er seine Hoffnung auf die NSDAP und deren „nationale Widerstandskräfte“, die eine „nationale Regeneration“ herbeiführen würden.[8]

Im Dezember 1947 wurde von Mutius Sekretär des Deutschen Volkskongresses.[9] Dort lernte er den späteren DDR-Außenminister Georg Dertinger kennen. Als persönlicher Referent[10] des Außenministers Georg Dertinger übernahm von Mutius am 8. Oktober 1949 auch die kommissarische Leitung der Hauptabteilung IV (Recht[11]) im MfAA.[2] Der Vorschlag, ihn auf Dauer mit der Leitung der Hauptabteilung IV zu betrauen, wurde vom Ministerrat der DDR abgelehnt. Am 7. Februar 1950 wurde der persönliche Referent von Mutius zusammen mit der zweiten Sekretärin Dertingers, Gertrud Zimmermann, festgenommen und der Außenminister, der wegen Krankheit nicht im Dienst war, vom Staatssekretär des Ministeriums für Staatssicherheit, Erich Mielke, zu Hause darüber informiert.[12] Mutius und die Sekretärin wurden von Mitarbeitern des Innenministeriums der UdSSR wegen Spionageverdachts verhaftet[13] Im Jahre 1953 wurde von Mutius zu Zwangsarbeit in einem Lager bei Workuta verurteilt.

Statt von Mutius wurde Gerhard Reintanz (CDU) als persönlicher Referent[14] und Hauptabteilungsleiter im Mai 1950 eingesetzt.

Im November 1955 kam von Mutius mit anderen Kriegsgefangenen, deren Freilassung Konrad Adenauer im September 1955 bei seinem Besuch in Moskau erwirkt hatte, in die Bundesrepublik Deutschland.[15] 1956 wurde er Mitglied der Senatsverwaltung für Volksbildung in West-Berlin und übernahm 1959 das Generalreferat für alle Angelegenheiten der Kultusministerkonferenz. Von 1967 bis 1978 war er dann Chef de Division im Europarat.[16] Unter dem Pseudonym Bernhard Roeder veröffentlichte von Mutius 1956 seine Schrift „Der Katorgan. Ein Traktat über die moderne Sklaverei“,[17] die unter Vermittlung von Carl Schmitt im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschien.[16] Das Buch erreichte im selben Jahr eine zweite Auflage und erschien außerdem 1958 auf Englisch. Mit Carl Schmitt korrespondierte er von 1938 bis ins Jahr 1964.[18]

Von Mutius war zeitweise mit der Schauspielerin Irene von Meyendorff verlobt.[5]

Werke

  • (Pseud. Bernhard Roeder): Der Katorgan. Ein Traktat über die moderne Sklaverei. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1956.

Literatur

  • Stefan Breuer: Carl Schmitt im Kontext. Intellektuellenpolitik in der Weimarer Republik, De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-05-010223-8, S. 251–256.
  • Harry Waibel: Diener vieler Herren. Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2011, ISBN 978-3-631-63542-1.

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XIII, Band 73 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1980, ISSN 0435-2408, S. 293. Dort ist er als „Bernhard Edmund Wilhelm von Mutius“ gezeichnet.
  2. a b Ingrid Muth: Die DDR-Aussenpolitik 1949–1972: Inhalte, Strukturen, Mechanismen. S. 156.
  3. Muth: S. 158.
  4. a b Stefan Breuer: Carl Schmitt im Kontext. Intellektuellenpolitik in der Weimarer Republik, De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-05-010223-8, S. 251.
  5. a b OST-BÜRGER Schweine für Walter Ulbricht. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1951 (online).
  6. Stefan Breuer: Carl Schmitt im Kontext. Intellektuellenpolitik in der Weimarer Republik, De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-05-010223-8, S. 254.
  7. Wühlmäuse. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1950 (online).
  8. Stefan Breuer: Carl Schmitt im Kontext. Intellektuellenpolitik in der Weimarer Republik, De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-05-010223-8, S. 251 ff.
  9. Viele Plätze für das Volk. In: Der Spiegel. Nr. 2, 1948 (online).
  10. Peter Joachim Lapp: Georg Dertinger: Journalist – Außenminister – Staatsfeind, Freiberg/Basel/Wien 2005, S. 106; ISBN 3-451-23007-0
  11. Peter Joachim Lapp: Georg Dertinger: Journalist – Außenminister – Staatsfeind, Freiberg/Basel/Wien 2005, S. 138; ISBN 3-451-23007-0
  12. Peter Joachim Lapp: Georg Dertinger: Journalist – Außenminister – Staatsfeind, Freiberg/Basel/Wien 2005, S. 113 f.; ISBN 3-451-23007-0
  13. Muth: S. 162.
  14. Peter Joachim Lapp: Georg Dertinger: Journalist – Außenminister – Staatsfeind, Freiberg/Basel/Wien 2005, S. 166; ISBN 3-451-23007-0
  15. Ernst Forsthoff, Carl Schmitt: Briefwechsel Ernst Forsthoff, Carl Schmitt (1926–1974). S. 215.
  16. a b Stefan Breuer: Carl Schmitt im Kontext. Intellektuellenpolitik in der Weimarer Republik, De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-05-010223-8, S. 256.
  17. Reinhard Mehring: Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59224-9, S. 695.
  18. Forsthoff: S. 416.