Bernhard Anemüller

Bernhard Anemüller (* 26. August 1820 in Heberndorf; † 6. April 1896) war ein deutscher Historiker, Archivar und Bibliothekar.

Leben

Bernhard Anemüller wurde in Heberndorf am 26. August 1820 als Sohn eines Lehrers und Kantors geboren. Er wurde auf dem Gymnasium in Rudolstadt vorgebildet und bezog 1840 die Universität Jena zu einem dreijährigen Studium der Theologie sowie der Geschichte. Die fünf Jahre nach Abschluss des Studiums war er als Hauslehrer in Rudolstadt tätig, 1848 dann wurde er Erzieher des Prinzen Georg Albert von Schwarzburg-Rudolstadt. Als dieser 1856 die Universität Göttingen bezog, beendete Anemüller die Betreuung und wurde im Folgejahr Lehrer des Gymnasiums und auch der Realschule in Rudolstadt.

Die Stelle als Lehrkörper hielt er bis zum Jahr 1868 inne. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der thüringischen und der schwarzburgischen Geschichte und freundete sich mit dem Archivar Ludwig Friedrich Hesse an. Nachdem dieser aus Altersgründen den Beruf ablegte, führte Anemüller die Stelle des Archivars und Bibliothekars fort. Im Rahmen dieser Arbeit musste Anemüller die Bibliothek neu ordnen, da sein Vorgänger Hesse zwar gelehrt, aber äußerst unordentlich gewesen war. Dabei wurde bekannt, dass ein Sekretär Hesses unentdeckt Münzen, Siegel und Urkunden gestohlen hatte, welche zum Teil nicht mehr wiedergefunden werden konnten.

Die Unordnung in der Bibliothek und auch in der nationalen Landesbibliothek hatte dermaßen gewaltige Ausmaße, dass die Neuordnung jahrzehntelang dauern sollte und mit Fördermitteln des Staates geschah. Anemüller sah sich gezwungen, die meterhohen Bücherstapel, die ungeordneten Dokumente und über das ganze Gebäude verteilte mehrbändige Werke zu ordnen. Darüber hinaus war er Mitarbeiter der Allgemeinen Deutschen Biographie, der er 60 Artikel beisteuerte. Im Jahre 1893 trat er in den Ruhestand und verstarb am 6. April 1896.

Der Sohn von Bernhard Anemüller ist Ernst Anemüller, der Leiter der Lippischen Landesbibliothek in Detmold wurde.

Werke

  • Bartholomäus Gernhard und der Rudolstädter Wucherstreit im 16. Jahrhundert, zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Gräfin Katharina der Heldenmüthigen (1861)
  • Johann Friedrich Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt 1721 bis 1767 (1864)
  • Der schwarzburgische Hauskrieg (1864)
  • Caroline Luise Fürstin zu Schwarzburg-Rudolstadt (1869)
  • Dramatische Aufführungen in den Schwarzburg-Rudolstädtischen Schulen im 17. und 18. Jahrhundert (1882)
  • Geschichtsbilder aus der Vergangenheit Rudolstadts (1889)
  • Ruine Greifenstein. Klosterruine Paulinzelle (1882)

Literatur

Wikisource: Bernhard Anemüller – Quellen und Volltexte
  • Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500-1945. Bd. 2: Biographisches Lexikon. Saur, München 1992, ISBN 3-598-10605-X, S. 32.
  • Ernst AnemüllerAnemüller, Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 411 f.
  • Karl Bader: Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Harrassowitz, Leipzig 1925 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft; 55), S. 4.