Rathaus (Bern)

Das Rathaus in Bern (erbaut 1406 bis 1415)

Das Berner Rathaus am Rathausplatz 2 ist das historische Rathaus von Bern und bis heute das politische Zentrum von Stadt und Kanton Bern.

Nutzung

Session des Grossen Rates (2006).

Hier versammelt sich der Grosse Rat des Kantons Bern zu vier jährlichen Sessionen. Wenn das Parlament tagt, wird auf dem Dach des Rathauses die Berner Fahne gehisst.

Im Rathaus befindet sich auch der Sitz der Kantonsregierung. Die Mitglieder des Regierungsrats kommen jeweils am Mittwoch im Regierungszimmer zu ihren ordentlichen Sitzungen zusammen.

Jeweils am Donnerstag tagt im Grossratssaal die Legislative der Stadt Bern, der Berner Stadtrat. Ausserdem kommt hier regelmässig die Synode, das Parlament der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Bern, zusammen.

Baugeschichte

Das Gebäude wurde 1406 bis 1415 im spätgotischen Stil unter Heinrich von Gengenbach und Hans Hetzel, einem Zimmermann aus Rottweil, erbaut und bereits 1414 in Betrieb genommen. Während der Helvetik wurde das Rathaus «Gemeindehaus» genannt. Von 1865 bis 1868 erfolgte ein neogotischer Umbau unter Friedrich Salvisberg.

Mit dem Umbau nach Plänen von Martin Risch bekam das Rathaus zwischen 1940 und 1942 unter dem sozialistischen Baudirektor Robert Grimm sein heutiges Gepräge. Die Halle im Erdgeschoss wurde wiederhergestellt, die verbliebene Stube des Kleinen Rates jedoch zerstört. Das sozialistische Gedankengut Grimms, gepaart mit geistiger Landesverteidigung, ist deutlich am Gebäude ablesbar, insbesondere anhand der Skulpturen, die von verschiedenen Künstlern fürs Rathaus neu geschaffen wurden.

1993 entging das Rathaus einem Sprengstoffanschlag des jurassischen Separatisten Christophe Bader.

Ausstattung

Südfassade, Diogenes, von Gustave Piguet (1942)

Der Bildhauer Gustave Piguet gestaltete 1942 die Südfassade. Auf der linken Seite Wahrheit, Engel, Diogenes, Tugenden und Heiliger Martin, rechts die Lüge, Satan, Samson, Laster und Feigheit. Im Innenhof des Zwischentrakts gestaltete Max Fueter den Hermes-Brunnen sowie die drei Masken oberhalb der Fenster.

In der Halle im Erdgeschoss befinden sich in den Fenstern historische Standesscheiben der Dreizehn Orte, die Gemälde Alter Schweizerkrieger, und Schwingerumzug von Ferdinand Hodler und das Schriftbild Licht, Zeit und Raum – Libertà – Ouvrir le passé à l’avenir von Rudolf Mumprecht aus dem Jahr 1991. Den Abschluss des Handlaufs der Treppe in den ersten Stock ziert Arnoldo d’Altris Drachentier von 1940/1942.

In der Wandelhalle befinden sich zwei Ratstische von Mathäus Funk aus den Jahren 1745 und 1754, die von Mathäus Funk und Daniel Funk gefertigte Ratspendule von 1753, Gemälde von Ferdinand Hodler und Martin Lauterburg und an der Decke Stuckaturen zur Geschichte Berns aus der Hand von Otto Kappeler (1884–1949). Die Ostseite des Grossratssaals ziert Karl Walsers monumentales Wandbild Aufbau von 1942, welches den Bau der Stadt Bern wiedergibt. Die Fenster enthalten Standesscheiben sämtlicher Schweizer Kantone aus dem Jahr 1953, die fast ausnahmslos von Künstlern der entsprechenden Kantone geschaffen wurden (Felix Hoffmann etc.). Die Skulptur Bauarbeiter an der Nordfassade wurde von dem Berner Bildhauer und Kunstmaler Karl Schenk erstellt.

Literatur

  • Christoph Auer, Vinzenz Bartlome, Barbara Studer Immenhauser (Hrsg.): Zentrum der Macht. 600 Jahre Rathaus Bern (= Berner Zeitschrift für Geschichte. Band 79/3). Bern 2017, OCLC 1006749441.
  • Julius Baum: Das Bildnis des Königs Sigmund aus dem Berner Rathaus. In: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern. XX. Jahrgang, 1940, S. 16–27.
  • Ursula Bischof Scherer, Heinrich Scherer: Vo Zyt zu Zyt. Bernische Uhren im Laufe der Jahrhunderte. Bern 1992, DNB 930646436.
  • Hermann von Fischer: FONCK A BERNE. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jh. in Bern. Bern 2002, ISBN 3-7272-9115-X.
  • Adolf Fluri: Die alte Burgerstube. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Band 20, 1924, doi:10.5169/seals-186264.
  • Adolf Fluri: Die alte Ratstube. Nachträgliche Notizen. In: Neues Berner Taschenbuch. Band 21, 1915, doi:10.5169/seals-128951.
  • Dario Gamboni, Georg Germann (Hrsg.): Zeichen der Freiheit. Das Bild der Republik in der Kunst des 16. bis 20. Jahrhunderts. Bern 1991, ISBN 3-7272-9185-0.
  • Dario Gamboni: Der Berner Ratssaal. In: Zeichen der Freiheit. Bern 1991, S. 354–375.
  • Robert Grimm: Das Rathaus zu Bern. Bern 1944, DNB 580024849.
  • Paul Hofer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Die Staatsbauten der Stadt Bern. Basel 1947. (1982, ISBN 3-7643-1391-9)
  • Gottlieb Kurz: Das bernische Rathausinventar von 1798. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Band 13, 1917, S. 76–82. (Digitalisat)
  • Eduard von Rodt: Das Rathaus in Bern. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Band 18, 1922, doi:10.5169/seals-185086
  • Michael Stettler: Das Rathaus zu Bern 1406–1942. Bern 1942, DNB 362456372.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Rathaus (Bern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 56′ 55,4″ N, 7° 27′ 8,4″ O; CH1903: 601044 / 199737

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Der Grosse Rat des Kantons Bern, das kantonale Parlament, bei einer Session im Rathaus Bern. Der Grosse Rat ist seither von 200 auf 160 Mitglieder verkleinert worden.
The Grand Council of the Swiss Canton of Bern, the cantonal parliament, in session in the Rathaus (town hall) of Bern. The Council has since been reduced from 200 to 160 members.
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Bern, Rathaus, Diogenes, von Gustave Piguet, 1942 (Detail Südfassade).