Bernd Arnold

Bernd Arnold im Kletterweg „Peukers Problem“ am Basteischluchtturm

Bernd Arnold (* 28. Februar 1947 in Hohnstein) ist ein deutscher Kletterer und Bergsteiger.

Arnold wurde durch eine Vielzahl schwieriger Erstbegehungen von Kletterwegen in der Sächsischen Schweiz bekannt. Der gelernte Buchdrucker war seit der Wende bis zur Rente in den beiden Bergsportläden seiner Frau angestellt[1] und bietet darüber hinaus Kletterkurse in der Sächsischen Schweiz an.

Eine Besonderheit von Arnolds Kletterstil, die ihn auch in anderen Klettergebieten weltweit bekannt gemacht hat, ist seine fast immer durchgeführte Barfußkletterei. Auch einige der schwierigsten Routen wurden von ihm ohne Kletterschuhe begangen. Zu seiner damaligen Seilschaft gehörten vor allem Gisbert Ludewig und Günter Lamm, insgesamt absolvierten die drei Kletterer gemeinsam weit über 500 Erstbegehungen.[2]

Im Jahr 1986 durfte Arnold zu einer Veranstaltung des Weltfriedensrats nach Griechenland reisen.[3] Ab Frühjahr 1989 war Arnold auch in vielen Gebirgen rund um die Welt als Bergsteiger unterwegs, nachdem sich sein Aktionsradius davor gezwungenermaßen auf Ostblock-Länder beschränkt hatte. Bereits in den 1970er Jahren hatte er Einladungen des amerikanischen Bergsteigerverbandes zum Besuch der USA erhalten, die er jedoch nicht annehmen durfte. Nur in einigen wenigen Ausnahmen konnte er ins westliche Ausland fahren. In seiner Klettermannschaft berichteten zwei Gefolgsleute der SED über seine Kontakte zu namhaften westdeutschen Bergsteigern wie z. B. Wolfgang Güllich, Kurt Albert und Dietrich Hasse. Mit Kurt Albert war er unter anderem im Karakorum oder in Patagonien unterwegs.

Im Dezember 1989 zählte Arnold zu den Mitgründern des Sächsischen Bergsteigerbunds (SBB).[4] Heute wirbt Arnold für eine begrenzte Lockerung der Sächsischen Kletterregeln, um aktuellen Entwicklungen des Sportkletterns wie dem Bouldern und Plaisirklettern Rechnung zu tragen. In einer Ausweitung der begehbaren Kletterfläche sieht er die Chance, klassische Wege zu bewahren und eine Entlastung einzelner Kletterfelsen und der umgebenden Natur durch eine bessere Verteilung der Kletterer im Gebiet zu erreichen.[5]

Arnold lebt in seinem Geburtsort Hohnstein und wurde am 5. Juli 2008 mit der Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt geehrt.[6]

Seit 2018 ist er Ehrenmitglied des SBB,[7] 2019 wurde er mit dem Paul-Preuss-Preis ausgezeichnet.[8] 2022 erhielt er den Albert Mountain Award verliehen.[9]

Wichtige Erstbegehungen

Die meisten seiner Erstbegehungen führte Arnold in den 1970er und 1980er Jahren durch. Insgesamt gehen über 900 neue Wege in der Sächsischen Schweiz auf sein Konto.[10] Bekannt sind unter anderem:

  • Sächsische Schweiz
    • Schwager Nordwand (Sächsischer Schwierigkeitsgrad IXb)
    • Südliche Pfaffenschluchtspitze 1000-Mark-Wand (IXc)
    • Großer Wehlturm Direkte Superlative (IXc)
    • Amselspitze Schallmauer (Xa)
    • Teufelsturm Teufelei (Xa)
    • Schwedenturm 6. Versuch (Xb)
    • Heringstein Barometer für Stimmungen (Xc)
    • Falkenstein Buntschillernde Seifenblase (IXc)
    • Rokokoturm Garten Eden (Xc)
  • Weltweit
    • Pumprisse, Fleischbankpfeiler, Tirol erste durchgehend freie Begehung
    • Riders on the Storm am Central Tower of Paine in Patagonien (9/A2, UIAA)
    • Royal Flash am Fitz Roy (9, UIAA)
    • Pillar Rojo am Mermoz (9-, UIAA)
    • Aus dem Mauseloch, Glocke, Adersbach, Tschechische Republik (IXa)
    • Big Wall, Präsident, Böhmische Schweiz, Tschechische Republik (VIIIc)

Literatur

  • Peter Brunnert: Bernd Arnold – Barfuß im Sand. Dokumentation eines Lebenswerkes. Panico Alpinverlag 2020, ISBN 978-3-95611-132-7.
  • Bernd Arnold: Zwischen Schneckenhaus und Dom. Panico-Alpinverlag, 1999, ISBN 3-926807-69-5.
  • Peter Brunnert: Bernd Arnold – Ein Grenzgang. Eine biografische Dokumentation. Panico Alpinverlag, 2017, ISBN 978-3-95611-080-1.
  • Bernd Arnold: Oscar Schuster und ich. Ein Versuch der Annäherung. In: OSCAR SCHUSTER. Bergsteiger-Alpinist-Erschließer-Arzt-Publizist. Monografien Sächsisches Bergsteigen. S. 34–54. Sächsischer Bergsteigerbund, 2013.

Einzelnachweise

  1. Martin Schmidt: Freiklettern-Podcast, Folge 6: Bernd Arnold. 17. Oktober 2012, abgerufen am 1. November 2020 (Im Audio ab 00:00:50): „Das sind die Geschäfte meiner Frau [...] Ich bin im Angestelltenverhältnis [...] Da legt sie großen Wert drauf.“
  2. Dietmar Heinicke: 90. Geburtstag von Gisbert Ludewig, in: Der neue sächsische Bergsteiger, 3/2020, S. 30–32
  3. Thomas Purschke: Klettern in der DDR: Über Grenzen gehen. In: Die Tageszeitung: taz. 29. Juli 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 20. November 2019]).
  4. Kletterclub „Friensteiner 1908“: 30-jährige Wiederkehr der Neugründung des Sächsischen Bergsteigerbundes, abgerufen am 12. Januar 2022
  5. Hartmut Landgraf: Bernd Arnold: Es ist genug Fels für alle da. In: Sächsische Zeitung, 21./22. Juni 2008
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bergsteigerbund.de
  7. Sächsischer Bergsteigerbund: Ehrenmitglieder, abgerufen am 12. Januar 2022
  8. Paul-Preuss-Preis für Kletterlegende. Abgerufen am 1. Februar 2023.
  9. Joachim Schindler: Hohe internationale Ehrung für Bernd Arnold, in: Der neue sächsische Bergsteiger, 4/2022, S. 48 (online)
  10. Helmut Schulze: Ungezählte Rotweinflaschen und 900 sächsische Erstbegehungen. In: Der neue Sächsische Bergsteiger; Mitteilungsblatt des SBB, 1/07, S. 36 (PDF; 1,9 MB) (Memento des Originals vom 18. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bergsteigerbund.de

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