Kunstpreis Berlin

Der Kunstpreis Berlin (kurz für Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948; bis 1969 Berliner Kunstpreis) wird von der Akademie der Künste im Auftrag des Senats von Berlin in zwei Formaten verliehen. Der Große Kunstpreis Berlin ist mit 15.000 Euro dotiert. Dieser Hauptpreis wird jährlich wechselnd von einer der sechs Sektionen der Akademie verliehen, in der Reihenfolge Bildende Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst. Außerdem verleihen alle sechs Sektionen jährlich einen mit jeweils 5000 Euro dotierten Kunstpreis in ihrer Sparte, zusammen also sechs weitere Kunstpreise Berlin in jedem Jahr.

Der Preis wurde 1948 in Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 gestiftet. Bis 1969 verlieh ihn der Berliner Senat, die Preisverleihung fand durch den Regierenden Bürgermeister im Schloss Charlottenburg statt. Seit 1971 werden die Preise von der Akademie der Künste verliehen.

Bezeichnungen

Der Preis hieß bis 1969 Berliner Kunstpreis – Jubiläumsstiftung 1848/1948 oder kurz Berliner Kunstpreis. Der heutige Name – Kunstpreis Berlin statt Berliner Kunstpreis – wurde 1970 im Zusammenhang mit zahlreichen Änderungen der Regeln beschlossen. 1971 wurde der Preis erstmals mit dem neuen Namen vergeben.

Der Hauptpreis (heute der Große Kunstpreis Berlin) hieß vormals Berliner Kunstpreis (1948–1969) bzw. Kunstpreis Berlin (1971–2010). Ein geringer dotierter Preis (heute Kunstpreis Berlin genannt) kam erst 1956 hinzu. Er hieß vormals Preis der Jungen Generation (1956–1969) bzw. Förderungspreis (1971–2010).[1] Die Preise der Sparte „Film- und Medienkunst“ werden seit 1984 vergeben, von 1956 bis 1983 gab es stattdessen Preise für „Film – Hörfunk – Fernsehen“.

Der Hauptpreis in der Sparte Literatur wird Fontane-Preis genannt.

Geschichte

Der Kunstpreis Berlin hat eine wechselvolle Geschichte. Er war am 18. März 1948 von der Stadt Berlin als Berliner Kunstpreis – Jubiläumsstiftung 1848/1948 gestiftet worden und sollte an die Märzrevolution sowie die „für einen neuen Staat gefallenen Revolutionäre“ erinnern. Erste Preisträger waren im Jahr 1948 die Bildhauerin Renée Sintenis und die Komponisten Ernst Pepping und Wolfgang Fortner. Der damalige Senator für Volksbildung Joachim Tiburtius vergab den Preis ohne Vergabekriterien und ohne eine Jury. Der Preis war in diesem Jahr, kurz vor der Währungsreform 1948, mit je 10.000 Mark dotiert.

1949 wurde eine Satzung ausgearbeitet. Der Preis (pro Sparte 3000 DM) sollte alljährlich für Leistungen in folgenden Kategorien vergeben werden: Malerei, Grafik, Musik, Literatur und Darstellende Kunst. In der Folge ergaben sich Änderungen hinsichtlich der Sparten, der Aufteilung auf mehrere Preisträger und der Vergabekriterien. Beispielsweise kam 1955 die Kategorie Baukunst hinzu. Ab Mitte der 1950er Jahre war die Preisverleihung immer wieder von Kritik begleitet.

Im Jahr 1956 wurden aus der ehemaligen Satzung „Richtlinien“. Diese legten fest, dass die Bildende Kunst zu einem Preis für zusammengeführt werden und ein weiterer Preis für Film – Hörfunk – Fernsehen hinzukommt. Außerdem wurde für alle Kategorien eine Zweiteilung geschaffen: einerseits ein Hauptpreis namens Berliner Kunstpreis, andererseits ein Stipendium namens Preis der Jungen Generation. In jedem der sechs Kunstgebiete sollte in jedem Jahr ein Hauptpreis à 4000 DM und ein Preis der Jungen Generation à 2000 DM vergeben werden. Die Jury-Mitglieder sollten nur noch auf Vorschlag der Akademie der Künste benannt werden. Nur die Überreichung der Auszeichnungen wurde mit Ehrenurkunde und Staatsakt noch vom jeweiligen Regierenden Bürgermeister in feierlichem Rahmen vorgenommen.

1969 fand die Preisverleihung unter dem Protest der Außerparlamentarischen Opposition (APO) statt. Der Fontane-Preisträger Wolf Biermann und Peter Schneider, der den Preis der Jungen Generation in der Kategorie Literatur erhalten hatte, gaben ihre Preise unter Tumulten an die APO weiter. Daraufhin setzte der Berliner Senat die Preisverleihung im Jahr 1970 aus. In diesem Jahr wurde kein Hauptpreis und auch kein Preis der Jungen Generation vergeben. Die Akademie der Künste wurde aufgefordert, die Vergabe des Kunstpreises in eigener Regie vorzunehmen.

Nach vielen Diskussionen, intern und in der Öffentlichkeit, beschloss die Mitgliederversammlung der Akademie am 8. November 1970 einstimmig neue Richtlinien. Die Akademie der Künste sollte zukünftig die Preisträger bestimmen und die Preisverleihung sollte ohne Zeremoniell vorgenommen werden. Statt zuletzt sechs Hauptpreisen à 10.000 DM sollte es in jedem Jahr zwei Hauptpreise à 15.000 DM geben, und zwar mit dem neuen Namen Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948, kurz Kunstpreis Berlin. Der Preis der Jungen Generation wurde durch einen Förderungspreis ersetzt. Statt jährlich sechs Preisen der Jungen Generation à 5000 DM gab es nun sechs Förderungspreise à 10.000 DM.

1978 war das zweite Jahr, in dem kein Hauptpreis verliehen wurde, nur die sechs Förderungspreise wurden verliehen. 1979 wurden die zwei Hauptpreise à 15.000 DM durch einzigen jährlichen Hauptpreis in Höhe von 30.000 DM ersetzt. Dieser Preis sollte fortan turnusmäßig im Wechsel der sechs Sektionen der Akademie, also in jedem Jahr nur noch in einer Sparte vergeben werden.

Seit 2002 stehen insgesamt 45.000 Euro Preisgeld zur Verfügung: Der Große Kunstpreis Berlin ist mit 15.000 Euro dotiert, die Kunstpreise Berlin mit je 5000 Euro.

Preisträger bis 2010 (Hauptpreis)

Die Träger des geringer dotierten Preises der Jungen Generation (1956–1969) bzw. des geringer dotierten Förderungspreises (1971–2010) werden hier nicht mit aufgelistet.

Berliner Kunstpreis (bis 1969)

JahrBildende KunstBaukunstMusikLiteratur (Fontane‑Preis)Darstellende KunstFilm – Hörfunk – Fernsehen
1948Renée SintenisErnst Pepping, Wolfgang Fortner
1949Hermann Kasack
1950Bernhard Heiliger, Karl Hartung, Hans Uhlmann, Werner Heldt, Hans Jaenisch, Wolf Hoffmann, Wilhelm Deffke, Mac Zimmermann, Carl-Heinz KliemannWerner Egk, Helmut Roloff, Dietrich Fischer-DieskauHeinz Tietjen, Boleslaw Barlog
1951Louise Stomps, Mac Leube, Hans-Joachim Ihle, Theodor Werner, Alexander Camaro, Marcus Behmer, Siegmund LympasikBoris Blacher, Gerhard PucheltGerd Gaiser, Hans Werner RichterHermine Körner, O. E. Hasse
1952Richard Scheibe, Lidy von Lüttwitz, Gerhart Schreiter, Karl Schmidt-Rottluff, Woty Werner, Eva Schwimmer, Gerda Rotermund, Georg GreskoArthur Rother, Helmut Krebs, Giselher KlebeKurt lhlenfeldMary Wigmann, Frank Lothar, Kurt Meisel
1953Alexander Gonda, Emy Roeder, Johannes Schiffner, Karl Hofer, Otto Hofmann, Ernst Böhm, Dietmar Lemke, Elsa EisgruberGerda Lammers, Karl Forster, Max BaumannEdzard SchaperKäthe Dorsch, Ita Maximowna, Wolfgang Spier
1954Paul Dierkes, Ursula Förster, Otto Placzek, Max Pechstein, Curt Lahs, Hans Thiemann, Hans Orlowski, Sigmund HahnErna Berger, Hertha Klust, Volker WangenheimAlbert Vigoleis ThelenTatjana Gsovsky, Käthe Braun, Caspar Neher
1955Gerhard Marcks, Hans Purrmann, Manfred Bluth, August Wilhelm DresslerMax Taut, Hans ScharounSergiu Celibidache, Joseph Ahrens, Josef GreindlWalter Franck
1956Heinz TrökesHugo HäringPhilipp JarnachHans ScholzErnst SchröderHelmut Käutner
1957Erich HeckelLudwig HilberseimerHeinz TiessenErnst SchnabelJoana Maria GorvinHeinz Rühmann
1958Fritz WinterWassili LuckhardtHans Werner HenzeGünter BlöckerMartin HeldRobert Siodmak
1959Gregor von RezzoriElsa Wagner
1960Julius BissierPaul BaumgartenWladimir VogelUwe JohnsonErich SchellowGünter Neumann, Heinz Pauck
1961Rudolf Edwin BellingLudwig Mies van der RoheKarl Amadeus HartmannMartin KesselWilli SchmidtRobert Müller
1962Friedrich Ahlers-HestermannEgon EiermannGerhart von WestermannGolo MannGert ReinholmHans Rolf Strobel, Heinz Tichawsky
1963Max KausSergius RuegenbergPaul HindemithPeter HuchelFritz KortnerJürgen Neven-du Mont
1964Ernst Wilhelm NayWerner DüttmannHans Chemin-PetitArno SchmidtRolf HennigerWolfgang Neuss
1965Jan Bontjes van BeekHermann FehlingElisabeth GrümmerVictor Otto StompsErnst Deutsch
1966Hann TrierWalter RossowJohann Nepomuk DavidWalter HöllererRudolf PlatteDieter Ertel
1967Rudolf HoflehnerFrei OttoKarl BöhmWalter MehringGustav Rudolf SellnerHans Richter
1968Wilhelm WagenfeldErwin GutkindHeinz Friedrich HartigGünter GrassHans LietzauGeorg Stefan Troller
1969Heinrich RichterLudwig LeoBernd Alois ZimmermannWolf BiermannHerbert IheringPeter Zadek

Kunstpreis Berlin (ab 1971)

1969/70 gab es eine Krise, 1970 wurde kein Kunstpreis vergeben. Die Regeln wurden geändert, auch der Name wurde geändert: Kunstpreis Berlin statt Berliner Kunstpreis. Es sollte nur noch zwei Kunstpreise pro Jahr geben, diese konnten geteilt vergeben werden.

1978 wurde ebenfalls kein Kunstpreis vergeben. Danach gab es nur noch einen Kunstpreis pro Jahr, dieser konnte nicht geteilt vergeben werden.

JahrBildende KunstBaukunstMusikLiteratur (Fontane‑Preis)Darstellende KunstFilm – Hörfunk – Fernsehen /
Film- und Medienkunst (ab 1983)
1971Rainer KüchenmeisterFred Forbat
1972György LigetiHans-Heinrich Reuter
1973Bernhard MinettiInternationales Forum des Jungen Films: Ulrich Gregor, Klaus Wiese, Christian Ziewer; ARD-Filmstudio: Franz Everschor, Klaus Lackschéwitz, Heinz Ungureit
1974Gottfried Böhm
1975Josef TalHubert Fichte
1976Wilhelm BorchertErnst Jacobi, Peter Watkins
1977Joachim SchmettauJulius Posener
1979Alexander Kluge
1980Peter Stein, er gab den Preis zurück
1981George Tabori
1982Meret Oppenheim
1983Rolf Gutbrod
1984Olivier Messiaen
1985Brigitte Kronauer
1986Marianne Hoppe
1987Lina Wertmüller
1988Rupprecht Geiger
1989Norman Foster
1990Luigi Nono
1991Gerhard Meier
1992Peter Zadek
1993Otar Iosseliani
1994Dieter Roth
1995Renzo Piano
1996Pierre Boulez
1997Wolfgang Hilbig
1998Horst Sagert
1999Kira Muratowa
2000Bernhard Johannes Blume, Anna Blume
2001Hermann Czech
2002Aribert Reimann
2003Wilhelm Genazino
2004Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
2005Aki Kaurismäki
2006George Brecht
2007SANAA
2008Helmut Lachenmann
2009Emine Sevgi Özdamar
2010Thomas Langhoff

Preisträger seit 2011

Seit 2011 ist Großer Kunstpreis Berlin die Bezeichnung für den Hauptpreis. Der geringer dotierte Preis wird seitdem Kunstpreis Berlin genannt.

Großer Kunstpreis Berlin

JahrBildende KunstBaukunstMusikLiteratur
(Fontane-Preis)
Darstellende KunstFilm- und Medienkunst
2011Claire Denis
2012Cristina Iglesias
2013Florian Beigel
2014Mathias Spahlinger
2015Sherko Fatah
2016Frank Castorf
2017Emin Alper
2018Thomas Demand
2019Renée Gailhoustet
2020Younghi Pagh-Paan
2021Annett Gröschner
2022Richard Peduzzi
2023Joachim Trier

Kunstpreis Berlin

JahrBildende KunstBaukunstMusikLiteraturDarstellende KunstFilm- und Medienkunst
2011Philip LoerschBeL Sozietät für Architektur = Anne-Julchen Bernhardt & Jörg LeeserAlan HilarioNora BossongMoritz GroveMaria Speth
2012Abbas AkhavanTatiana BilbaoChristoph OgiermannMonika RinckManuel Pelmus, Kristof Van BovenAstrid Schult, Sebastian Bäumler
2013Birgit DiekerSelgasCano = José Selgas, Lucía CanoSimon Steen-AndersenReinhard Kaiser-MühleckerUlrich RascheAli Samadi Ahadi, Nadim Mishlawi
2014Kader AttiaGruppe „Miasto Moje A w Nim“Sergej NewskiStephan ThomeBettina BartzMaren Ade
2015Marta PopivodaAchim MengesMarena Whitcher, Rafael NassifThomas MelleKollektiv laborgras: Renate Graziadei, Arthur StäldiAndrey Zvyagintsev
2016Sven JohneOffice KGDVS (Kersten Geers, David Van Severen)Stefan PrinsAngelika MeierAnna ProhaskaPeter Avar
2017Axel AnklamFrancisco MangadoElena MendozaAnnett GröschnerValery TscheplanowaAthina Rachel Tsangari
2018Dominik LejmanPhilippe BlockAnna KorsunDaniela DanzSimon StoneChristoph Brech
2019Prinz & GholamDorte MandrupZeynep GedizlioğluUljana WolfAlexander ScheerNicolette Krebitz
2020David SchutterArchitekturmagazin ARCH+Christian Winther ChristensenNorbert ZähringerSasha Marianna SalzmannChristine A. Maier
2021Sajan ManiArchitekturbüro HARQUITECTESPetra StrahovnikLea SchneiderGina HallerSusann Maria Hempel
2022Stephanie Gudraatelier le baltoØyvind TorvundRoman EhrlichBastian ReiberBettina Blümner
2023Petrit HalilajXu TiantianJoanna BailieBarbi MarkovićMarcel KohlerNelly Quettier

Weblinks

Commons: Berliner Kunstpreis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kunstpreis Berlin – Jubiläumsstiftung 1848/1948 bei der Akademie der Künste, siehe die Fußnoten am Ende des Textes.