Berliner Bankenviertel

(c) Bundesarchiv, Bild 102-08461 / CC-BY-SA 3.0
Direktions-Gebäude der Deutschen Bank in der Mauerstraße in Berlin-Mitte, 1929

Als Berliner Bankenviertel bezeichnete man einen Teil in der historischen Mitte von Berlin, in dem sich die Zentralen und Firmensitze vieler deutscher Banken und Vermögensgesellschaften konzentrierten. Das Kerngebiet war die nördliche Friedrichstadt, die sich im Gebiet Jägerstraße/Unter den Linden befindet. Historisch gesehen bezog sich der Begriff auf das Gebiet von der Berliner Börse am Hackeschen Markt, der Reichsbank am Hausvogteiplatz bis zur Wilhelmstraße.

In diesem Bereich befanden sich zeitweilig mehr als 100 Bankhäuser und deren Filialen, das Finanzzentrum Deutschlands bis 1945. Durch Kriegshandlungen stark beschädigt, wurde es nach 1945 nur teilweise wieder aufgebaut. Während hier in der DDR bis 1990 lediglich die Staatsbank der DDR und die Außenhandelsbank der DDR ihren Sitz hatten, siedelten sich nach der deutschen Wiedervereinigung zahlreiche Banken neu an bzw. kehrten an ihren alten Standort mit Vertretungen zurück.

Banken bis 1933

Bankhaus Mendelssohn & Co, Jägerstraße 49/50

Hier befanden sich die Gebäude von:

Banken nach 1945

Banken nach 1990

Inzwischen (Stand: 2022) sind davon Berliner Bank, BHF-Bank, Dexia Kommunalbank und Dresdner Bank – insbesondere im Zuge von Fusionen – verschwunden, und das Gebäude der Eurohypo/Commerzbank dient der Commerzbank mittlerweile im Wesentlichen zu repräsentativen Zwecken. Parallel dazu kamen einige Neuansiedlungen hinzu – so etwa wurde der EU-Hauptsitz der britischen Großbank Lloyds Banking Group nördlich des Alexanderplatzes – im City-Quartier Dom-Aquarée, unweit des einstigen Standortes der Berliner Börse in der Burgstraße – etabliert.[8][9] Zudem eröffneten mit den chinesischen Großbanken Bank of China und ICBC zwei der nach Bilanzsumme weltgrößten Banken Niederlassungen im erweiterten Berliner Bankenviertel am Leipziger und Potsdamer Platz.[10][11]

Das heutige Berliner Banken-/Finanzzentrum erstreckt sich nach Teilung und Wiedervereinigung zunehmend vom Vorkriegsstandort der Berliner Börse in der Burgstraße über das Gebiet um den Alexanderplatz (zwischen Torstraße und Stralauer Straße), die historische Mitte (Unter den Linden, Friedrichstraße, Gendarmenmarkt, Pariser Platz, Leipziger Platz) und das Tiergartenviertel (Potsdamer Platz) bis hin zum Charlottenburger Banken-/Finanzviertel um den Kurfürstendamm mit der dortigen 2009 neu eingerichteten Börse Tradegate und dem Nachkriegsstandort der Börse Berlin im Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße.[12][13]

Die Unternehmen am Finanzplatz Berlin erhalten zudem „zeitgemäße“ Erweiterungsmöglichkeiten etwa im Zuge der Realisierung von (Hochhaus-)Projekten entlang der Alexanderstraße, Holzmarktstraße und der Heidestraße (Europacity), die unmittelbar an das vorhandene Bankenviertel anknüpfen und dieses mithin nach Süden/Südosten und Norden erweitern.[14][15][16][17][18]

Der Banken-/Finanzplatz Berlin gehörte gemäß GFCI-31-Ranking von März 2022 zu den weltweit größten Aufsteigern (Verbesserung um 18 Plätze auf insgesamt Rang 42, Rang 12 beim „Wohnortwunsch globaler Talente der Finanzbranche“ und hierbei mit Abstand bestplatzierter Standort im deutschsprachigen Raum) – der Berliner Finanzplatz liegt demnach als „besonders breit und tief aufgestellter etablierter internationaler Finanzplatz“ insgesamt vor Dublin und den Finanzplätzen in Städten wie Wien, Rom, Mumbai und deutlich vor jenen in Moskau und Warschau, ist jedoch noch ein Stück entfernt von seiner Positionierung vor dem Ersten Weltkrieg, als etwa die Berliner Börse knapp hinter jener in London und gleichauf mit der in New York lag und „Die Burgstraße“ als das kontinentaleuropäische Pendant zur Wall Street/„Wallstraße“ galt.[19][20][21][12][22]

Dem Berliner Banken-/Finanzplatz kam und kommt (wieder) – unter anderem nach Aussagen von Wissenschaftlern – „eine tragende globale Rolle als Brücke zwischen West (Westeuropa, USA) und Ost (Osteuropa, Russland, China)“ zu.[23][24][25][12]

Weblinks

Commons: Berliner Bankenviertel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Behrenstraße 68–70. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Teil 3, S. vor Titelblatt (ganzseitige Anzeige der Dantbank mit 51 Depositenkassen im gesamten Berliner Stadtgebiet sowie je einer Kasse in Potsdam und Fürstenwalde).
  2. BBBank-Filiale in Berlin Hausvogteiplatz. Abgerufen am 24. August 2022.
  3. Verantwortung übernehmen. Abgerufen am 24. August 2022.
  4. Deutsche Kreditbank Aktiengesellschaft: Impressum. Abgerufen am 24. August 2022.
  5. Filialsuche nach Postleitzahl | HypoVereinsbank (HVB). Abgerufen am 24. August 2022.
  6. Adressen: IKB. Abgerufen am 24. August 2022.
  7. Adressen. Abgerufen am 24. August 2022.
  8. Lloyds Bank GmbH - Lloyds Bank. Abgerufen am 24. August 2022.
  9. Lloyds chooses Berlin for post-Brexit EU operations. 18. April 2017, abgerufen am 24. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. Carla Neuhaus: Chinesen zieht es nach Berlin. In: Tagesspiegel Online. 8. April 2013, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. August 2022]).
  11. Banken weltweit nach Bilanzsumme 2021. Abgerufen am 25. August 2022.
  12. a b c Annett Ullrich: Finanzplatz Berlin. Entstehung und Entwicklung. 1. Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 978-3-89673-269-9, S. 313 ff.
  13. Finanzdienstleistungen und Versicherungswirtschaft in Berlin. Abgerufen am 25. August 2022.
  14. Immobilien Manager Verlag IMV GmbH & Co KG, Rudolf Müller Mediengruppe Köln: Berlin: DKB zieht in Landmark-Bürogebäude. Abgerufen am 24. August 2022.
  15. Bürohochhausentwicklung in Berliner Europacity | DKB AG. Abgerufen am 24. August 2022.
  16. VoltAir Berlin wird Headquarter von Digitalbank N26. Abgerufen am 24. August 2022.
  17. N26-Zentrale entsteht auf 17.300 qm im Berliner VoltAir. Abgerufen am 24. August 2022.
  18. Neues Hochhaus an der Jannowitzbrücke wird 2020 gebaut. In: Tagesspiegel Online. 14. November 2019, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 24. August 2022]).
  19. GFCI 31 Rank - Long Finance. Abgerufen am 24. August 2022.
  20. The Global Financial Centres Index 31. Abgerufen am 24. August 2022.
  21. Frankfurt rutscht im weltweiten Finanzplatz-Ranking ab, Berlin steigt um 18 Plätze auf. 25. März 2022, abgerufen am 24. August 2022.
  22. Wolfgang Quast, Ute Kathmeyer: Der Finanzplatz Berlin. In: Nationale Hauptstadt, Europäische Metropole. 1. Auflage. Berlin-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-87061-450-1, S. 385 ff.
  23. Ute Kathmeyer, Gabriele Lange, Wolfgang Quast: Berlin als Brücke zwischen Ost- und Westeuropa. In: Metropole im Umbruch. 3. Auflage. Berlin-Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-87061-481-1, S. 109 ff.
  24. Finanzdienstleistungen und Versicherungswirtschaft in Berlin. Abgerufen am 24. August 2022.
  25. Mission – Berlin Finance Initiative. Abgerufen am 25. August 2022 (deutsch).

Koordinaten: 52° 31′ 1,2″ N, 13° 23′ 15,2″ O

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Berlin, Mitte, Behrenstrasse, Berliner Handelsgesellschaft 01.jpg
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Ehemaliges Gebäude der Berliner Handels-Gesellschaft in der Behrenstraße 32, nun Teil der Berliner Niederlassung der KfW Bankengruppe. Der Komplex mit zwei Frontgebäuden an Behrenstraße und Französischer Straße entstand 1899-1900 nach Entwürfen von Alfred Messel und ist ein typisches Beispiel eines "Bankpalastes" der Kaiserzeit in der Tradition italienischer Renaissancebauten. Die Fassaden teilen sich in Sockelgeschosse und Hauptgeschosse, wobei letztere von Kolossalsäulen und -pfeilern gegliedert werden. Die beiden Hauptgebäude sind durch einen Zwischenflügel mit durchgehender Wandelhalle verbunden. Das anliegende Gebäude Behrenstraße 33 (links), 1905-1907 ebenfalls von Messel erbaut, war früher Wohnhaus von Carl Fürstenberg, unter dessen Führung die Berliner Handelsgesellschaft zu einer der größten deutschen Banken aufstieg. Das Bankgebäude wurde 1911 von Heinrich Schweitzer durch einen Anbau an der Ecke Charlottenstraße/Französische Straße erweitert. Von 1949 bis 1990 war der Komplex Sitz der Staatsbank der DDR. Er ist als Baudenkmal ausgewiesen.
Berlin, Mitte, Jägerstraße 49-50, Bankhaus Mendelssohn & Co 05.jpg
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The former Bankhaus Mendelssohn & Co., Jägerstraße 49-50 in Berlin-Mitte; built 1891-1893 by architects Heino Schmieden and Rudolf Speer; landmarked building.
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Blick auf das Direktions-Gebäude der Deutschen Bank in der Mauerstrasse in Berlin.