Berlin–Cottbus–Berlin

(c) Bundesarchiv, Bild 183-R99442 / CC-BY-SA 3.0
1947 in Berlin

Berlin–Cottbus–Berlin, auch Berlin–Kottbus–Berlin, war eines der renommiertesten deutschen Eintagesrennen. Das Rennen führte von Berlin nach Cottbus und zurück nach Berlin. Das Rennen wird auch als Frühjahrsfahrt, Spreewaldfahrt oder deutsches Mailand–Sanremo bezeichnet.

Geschichte

Das Rennen wurde 1909 von der Treptower Rennfahrer-Vereinigung ins Leben gerufen. Das erste Rennen wurde am 29. August 1909 veranstaltet. Der Treptower Bahnfahrer Ernst Rottnick gewann mit mehr als elf Stunden Fahrzeit.[1]

Die Teilnehmer waren mehrheitlich deutsche Fahrer. Die meisten Ausgaben waren Profi-Rennen, außer 1909, 1929, 1931, 1932 und 1933. Einige Jahre gab es aber sowohl ein Rennen für Profis als für Amateure (z. B. 1947 und 1948 auf der Strecke Berlin–Lübben–Berlin 180 km). 1948 wurde auch das Rennen der Berufsfahrer von der SED-Zeitung Neues Deutschland finanziert.[2]

Ab 1949 wurde das Rennen nur noch für Amateure ausgetragen. 1949 und 1950 gab es noch Teilnehmer aus der Westzone (BRD), danach bestritten fast nur noch die DDR-Fahrer das Rennen mit manchmal einigen Gastmannschaften aus Ost-Europa und Ägypten (als „Austausch“ für Beteiligung der DDR-Mannschaft an der Ägypten-Rundfahrt) und Kuba. Den einzigen Sieg eines ausländischen Fahrers holte 1957 der Pole Wiesław Podobas.

Das Rennen fand in der Regel im März oder April statt. Nur 1909, 1910 (als es nebst dem Rennen im März auch ein Rennen im September gab) und 1918 fand das Rennen im Herbst statt. Seit 1957 fand das Rennen im Juni statt, seit 1977 im August, die letzten beiden Austragungen (1988, 1989) Ende Mai/Anfang Juni.

Die Strecke von Berlin–Cottbus–Berlin wurde auch des Öfteren in der Friedensfahrt genutzt. In manchen Jahren wird heutzutage eine Etappe der Tour de Berlin auf der Strecke dieses Eintagesrennens gefahren.[3]

Fast alle Stars des DDR-Radsports gewannen das Rennen. Die größte Überraschung gab es in 1965. Die mit acht Minuten Vorgabe in die 240-km-Fahrt gegangenen Fahrer der A-Klasse behaupteten sich gegen die 25 „Gesetzten“ der Leistungsklasse. Fritz Braun aus der BSG Lokomotive Leipzig-Ost gewann mit vierzig Sekunden Vorsprung. Der erste gesetzte Fahrer war Klaus Ampler auf Platz 9.[4]

Strecke

Das erste Rennen in 1909 ging über 300 Kilometer. Bei der Wiederholung des Rennens fuhr man 265, dann 246 und danach 250 Kilometer.[5]

1928: Start in Treptow (vor Restaurant „Tivoli“, Neue Krugallee), Niederschöneweide, Adlershof, Grünau, Zeuthen, Wendisch Buchholz, Leibsch, Neu Lübbenau, Lübben, Lübbenau, Vetschau, Ströbitz (Wendepunktkontrolle), Vetschau, Calau, Luckau, Golßen, Baruth, Zossen, Groß Machnow, Dahlewitz, Ziel auf der Piste (Stadionbahn) am Wannsee.[6]

1947: Start am Gebäude des „Neuen Deutschlands“, Schönhauser Allee 176, weiter Senefelderplatz, Lothringer Straße, Prenzlauer Allee, Prenzlauer Berg, Friedenstraße, Straußberger Straße, Andreasstraße, Schillingsbrücke, Köpenicker Straße, Köpenicker Landstraße, Niederschöneweide, Adlershof, Grünau, Zeuthen, Wildau, Königs Wusterhausen, Wendisch Buchholz, Neu Lübbenau, Lübben, Lübbenau, Vetschau, Ströbitz, Kottbus (Marktplatz, Wendepunkt mit 30-minütige Zwangspause) – Lübbenau, Lübben, Golßen, Baruth, Zossen, Mittenwalde, Königs Wusterhausen, Wildau, Zeuthen, Grünau, Adlershof, Niederschöneweide, Köpenicker Landstraße, etz., Schönhauser Allee.[7]

1949: Der Start erfolgte in diesem Jahre in der Frankfurter Allee Ecke Bersarinstraße, und von hier führte die Fahrt über Grünau, Wildau, Königs Wusterhausen, Wendisch Buchholz, Lübben, Vetschau nach Cottbus und auf dem gleichen Wege zurück.

1952: Start und Ziel lagen in der Frankfurter Allee.

1954: Verkürzte Streckenführung bis zum Wendepunkt in Lübben.

1956: Erstmals als eine Etappenfahrt. Die erste Etappe führte von Berlin nach Frankfurt/Oder, die zweite wurde als Rundstreckenrennen in Stalinstadt ausgetragen, und die dritte Etappe führte dann von Stalinstadt über Cottbus nach Berlin zurück.[8]

1958: Das Rennen 1958 war auf 174 Kilometer verkürzt (Berlin – Lübbenau – Berlin). Wendepunkt war damit nicht Ströbitz oder Cottbuser Markt, sondern Lübbenau. Dafür entfiel die bis dahin übliche 20- oder 30-minütige Zwangspause am Wendepunkt.[9]

1959: 2 Etappen: Berlin–Cottbus, Cottbus–Berlin

1960: Berlin–Lübben–Berlin

1966: Start & Ziel Regattastraße

1967: Start & Ziel am Filmtheater am Friedrichshain

Palmarès

JahrLängeProfisAmateure
1909300 kmDeutsches Reich Ernst Rottnick
1910 (März)268 kmDeutsches Reich Karl DittebrandtDeutsches Reich Otto Goetzke
1910 (Sept.)246 kmDeutsches Reich Richard JacobyDeutsches Reich Max Düwel
1911250 kmDeutsches Reich Fritz Schallwig
1912236,4 kmDeutsches Reich Gustav Schulze
1913239,6 kmDeutsches Reich Ernst Franz
1914236 kmDeutsches Reich Ernst Franz
1915236 kmDeutsches Reich Fritz Bauer
1916236 kmDeutsches Reich Fritz Bauer
1917nicht ausgetragen
1918240 kmDeutsches Reich Erich Aberger (auf Metallreifen)
1919244,6 kmDeutsches Reich Wilhelm Hildebrandt (auf Schlauchreifen)
Deutsches Reich Jean Rosellen (auf Metallreifen)
1920nicht ausgetragen
1921271,2 kmDeutsches Reich Wilhelm Siewert
1922259 kmDeutsches Reich Adolf Huschke
1923249,8 kmDeutsches Reich Adolf HuschkeDeutsches Reich Fritz Gielow
1924249,8 kmDeutsches Reich Richard Huschke
1925249,4 kmSchweiz Max Suter
1926249,8 kmDeutsches Reich Richard Huschke
1927249,8 kmBelgien Jules Vanhevel
1928260 kmDeutsches Reich Herbert NebeDeutsches Reich Kurt Stöpel
1929Deutsches Reich Walter Hoffmann
1930280 kmDeutsches Reich Alfred SiegelDeutsches Reich Walter Hoffmann
1931Deutsches Reich Walter Hoffmann
1932Deutsches Reich Walter Lohmann
1933Deutsches Reich Walter Löber
1934263 kmNS-Staat Paul Kroll
1935260,5 kmDeutsches Reich NS Willy KutschbachDeutsches Reich NS Reinhold Wendel
1936260 kmDeutsches Reich NS Paul MünzerDeutsches Reich NS Schulze
1937260,5 kmDeutsches Reich NS Willy Kutschbach
1938281 kmDeutsches Reich NS Fritz DiederichsDeutsches Reich NS Max Bartoskiewicz
1939–1946nicht ausgetragen
1947260 kmDeutschland 1946 Hermann SchildDeutschland Bundesrepublik Richard Balzer
1948260 kmDeutschland 1946 Hans PreiskeitDeutschland Bundesrepublik Jakob Kropp
1949260 kmDeutschland Bundesrepublik Alfred Kutza
1950260 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Paul Dinter
1951260 kmDeutschland Bundesrepublik Rudi Kirchhoff
1952280 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Erich Schulz
1953Deutschland Demokratische Republik 1949 Lothar Meister II
1954180 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Werner Malitz
1955270 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Rolf Töpfer
1956270 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Günter Teske
1957275 kmPolen Wiesław Podobas
1958174 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Rudi Kirchhoff
1959324 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Wolfgang Jaeger
1960Deutschland Demokratische Republik 1949 Bernd Barleben
1961–1964nicht ausgetragen
1965240 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Fritz Braun
1966230 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Rainer Marks
1967264 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Dieter Grabe
1968–1976nicht ausgetragen
1977Deutschland Demokratische Republik 1949 Andreas Petermann
1979279 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Bodo Straubel
1980243 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Martin Goetze
1981251 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Bodo Straubel
1982251 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Olaf Ludwig
1983260 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Martin Goetze
1984nicht ausgetragen
1985235 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Wolfgang Lötzsch
1986257 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Torsten Bredow
1987250 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Uwe Raab
1988250 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Thomas Schenderlein
1989250 kmDeutschland Demokratische Republik 1949 Martin Goetze

Einzelnachweise

  1. Illustrierter Radsport. Ausgabe 10. April 1953, Seite 8, Start und Ziel in Treptow ..., Sportverlag GmbH
  2. Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr. 40/1970. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln 1970, S. 16.
  3. Website der Tour de Berlin (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tourdeberlin.de
  4. Neues Deutschland. 2. August 1965 (Jahrgang 20, Ausgabe 210), Seite 7
  5. Illustrierter Radsport-Express. 1. Jahrgang, Nr. 1, 22. April 1947, Berlin–Kottbus–Berlin, Seite 1, Express-Verlag GmbH
  6. Illustrierter Radrenn-Sport
  7. Illustrierter Radsport-Express
  8. Neues Deutschland. 23. März 1956 (Jahrgang 11, Ausgabe 71), Seite 8
  9. Radsport Woche. 6. Jahrgang / Nr. 21, 28. Mai 1958, Jochen Glaser stampfte allein nach vorn, Seite 8

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1933 bis 1935.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1933 bis 1935.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe in den Jahren 1946 bis 1950.
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin, Rennfahrer beim Radrennen Berlin-Cottbus-Berlin

ADN-Zentralbild Ein kleiner Schnappschuss vom Radrennen Berlin-Cottbus-Berlin [am U-Bahnhof Weißenburger Straße].

534-47
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Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe in den Jahren 1946 bis 1950.