Bergues

Bergues
Bergues (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionHauts-de-France
Département (Nr.)Nord (59)
ArrondissementDunkerque
KantonCoudekerque-Branche
GemeindeverbandHauts de Flandre
Koordinaten50° 58′ N, 2° 26′ O
Höhe1–22 m
Fläche1,32 km²
Einwohner3.561 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte2.698 Einw./km²
Postleitzahl59380
INSEE-Code
Websitehttp://www.bergues.fr/

Hôtel de ville (Rathaus) von Bergues

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Bergues [bɛʁɡ] (niederländisch Sint-Winoksbergen oder Bergen) ist eine französische Stadt im Département Nord in der Region Hauts-de-France. Sie gehört zum Arrondissement Dunkerque und zum Kanton Coudekerque-Branche.

Geografie

Die Kleinstadt mit 3561 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) liegt an der Nordwestflanke des namengebenden Hügels Groënberg (von ndl.: Groenberg / dt.: „Grünberg“) in der historischen Provinz Flandern in der Landschaft Blootland, die sich entlang der nordfranzösischen und belgischen Kanalküste erstreckt, und befindet sich etwa zehn Kilometer südlich von Dunkerque und 15 Kilometer von der Grenze zu Belgien entfernt. Blootland ist flämisch und bedeutet leeres, bloßes Land, was die gehölzarme Küstenmarsch gut charakterisiert. Nachbargemeinden sind im Osten Hoymille, im Südosten Quaëdypre, im Süden Socx, im Westen Bierne und im Nordwesten Téteghem-Coudekerque-Village.

Bergues ist von mehreren Kanälen umgeben. Den Nordrand der Innenstadt durchzieht von West nach Ost der Canal de la Basse Colme.[1] Der Canal de Bergues, in den hier der Canal de la Haute Colme einmündet, verbindet die Stadt seit 1634 mit Dünkirchen.

Geschichte

Bergues im Jahr 1641
Bergues vor dem Ersten Weltkrieg: Pont Saint-Jean über dem Canal de la Basse Colme
Spitze des Belfrieds

Als die Normannen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts ihre Einfälle in der Gegend von Bergues begannen, ließ Graf Balduin II. von Flandern den Ort von einer nicht sehr starken Stadtmauer umgeben. Er gründete hier auch um 900 eine Kirche, in die er die sterblichen Überreste des heiligen Winoc überführen ließ. In der Folge entwickelte sich diese Kirche zu einer Pilgerstätte, nämlich zur Abtei des heiligen Winoc. Im 11. Jahrhundert wurde die Stadt durch eine Überschwemmung zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Im 12. und 13. Jahrhundert war sie ein regionales Zentrum der Wollindustrie und Hauptort einer bedeutenden Burggrafschaft. Diese erhielt 1240 durch eine Charta Privilegien verliehen, die später mehrmals bestätigt wurden. Im 13. Jahrhundert war Bergues auch Mitglied der Londoner Hanse.

1297 nahm Graf Robert II. von Artois Bergues für den französischen König Philipp IV. in Besitz, aber bereits 1301 wurden die Franzosen vertrieben und die Stadt kam an den Grafen von Flandern. Die Engländer besetzten sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Nach der Schlacht bei Roosebeke eroberten Truppen Karls VI. am 3. September 1383 die Stadt, plünderten sie und äscherten sie ein. Herzog Philipp der Kühne ließ Bergues wiedererrichten, doch eine Feuersbrunst zerstörte es 1494 erneut.

Der französische Marschall De Thermes erstürmte Bergues 1558; er ließ die Einwohner niedermachen und die Stadt niederbrennen. Durch den Frieden von Cateau-Cambrésis (1559) fiel die Stadt an König Philipp II. von Spanien, der sie wiedererbauen ließ. Im Zuge des Achtzigjährigen Krieges wurde Bergues 1583 von Alessandro Farnese belagert, der es eroberte und erneut zerstörte. Wiederum erlaubte Philipp II. seine Restaurierung, von welcher im Wesentlichen das heutige Stadtbild herrührt.

1658 nahmen Truppen Ludwigs XIV. Bergues ein, das indessen bereits im nächsten Jahr durch den Pyrenäenfrieden wieder an Spanien fiel. Im Devolutionskrieg (1667) belagerte Ludwig XIV. persönlich die Stadt. Sie wurde erobert und kam durch den Aachener Frieden 1668 definitiv zu Frankreich. Unmittelbar darauf erhielt Vauban den Auftrag, sie zu befestigen. Der Sonnenkönig ließ aber Dunkerque (deutsch Dünkirchen) zu einem großen Hafen ausbauen, wodurch Bergues an Bedeutung verlor.

Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution wurde Bergues 1790 Hauptstadt eines Distrikts, aus dem sich später das Arrondissement Dunkerque entwickelte. Der Herzog von York belagerte Bergues 1793 gleichzeitig mit Dunkerque, musste aber nach der Schlacht bei Hondschoote erfolglos wieder abziehen. Der Niedergang der Stadt setzte sich indessen fort. Durch Bombardements wurde sie im Ersten Weltkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen, ebenso 1940 im Zweiten Weltkrieg während der Schlacht von Dünkirchen.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr19621968197519821990199920112020
Einwohner44694545448544884163420938983580
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

  • Die teilweise aus dem Mittelalter stammende und teilweise von Vauban erweiterte Stadtmauer hat eine Länge von 5,3 Kilometern.
  • Der Belfried, begonnen im 14. und vollendet im 16. Jahrhundert, 1944 von deutschen Truppen zerstört und 1961 wiederaufgebaut, gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe Belfriede in Frankreich.
  • Vom Kloster Saint-Winoc, das 1789 zum großen Teil zerstört wurde, ist der Tour Carrée aus dem 11. und 12. Jahrhundert erhalten geblieben. Neben diesem Turm steht der Tour Pointue, der 1812 wiedererrichtet wurde.
  • Fünf Stadttore stehen als Monuments historiques unter Denkmalschutz.
  • 1558 wurde die alte Kirche Saint-Martin gebrandschatzt, Ende des 16. Jahrhunderts aber mit einem Nordturm wiederaufgebaut. 1944 wurde sie stark beschädigt, nach dem Krieg aber vollständig renoviert.
  • Der Canal de Bergues führt nach Dünkirchen. Er wurde im 16. Jahrhundert als Verbindung zum Meer gebaut. Er ist damit einer der ältesten Kanäle Frankreichs.

Verkehr

Empfangsgebäude des Bahnhofs

Bergues hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Arras–Dunkerque, die in diesem Abschnitt am 1. September 1848 von der Compagnie des chemins de fer du Nord eröffnet wurde. Aktuell verkehren dort Regionalzüge des TER Nord-Pas-de-Calais. Von 1897 bis 1954 war er Endpunkt einer Schmalspurbahn nach Rexpoëde, die dort an die ebenfalls meterspurige Bahnstrecke Hazebrouck–Hondschoote anschloss.

Durch die Stadt führt die Flandern-Radroute V364, die 2021 vom Département Nord eingerichtet wird. Sie verbindet Armentières mit Dunkerque auf einer Länge von 89 km und ermöglicht es, den französischen Teil der Flandern-Ebene zu durchqueren, wobei man hauptsächlich ein Netz aus kleinen, kaum befahrenen Straßen benutzt.[2]

Die Flandern-Radroute V364 ermöglicht den Anschluss an die Mitteleuropa-Route (EV4), die in Frankreich unter dem Namen La Vélomaritime von Dunkerque nach Roscoff in der Bretagne führt.

Die Stadt liegt am nördlichen Ende der Autobahn A 25 von Lille, an die unmittelbar die Nationalstraße N 225 nach Dunkerque anschließt.

Film

Bergues ist Haupthandlungsort der Filmkomödie Willkommen bei den Sch’tis des Regisseurs Dany Boon.

Gemeindepartnerschaft

Literatur

Weblinks

Commons: Bergues – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Les canaux de Bergues bei ot-hautsdeflandre.fr, abgerufen am 24. Juli 2019.
  2. Véloroute des Flandres, de Armentières à Caëstre (Hazebrouck) AF3V. Abgerufen am 21. Dezember 2023.

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Belfry of Bergues
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Rue du Port and Quai de la Manutention along the Basse-Colme Canal in : Bergues (Nord department, France).
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The Porte de Bierne and its drawbridge over the Canal de la Basse-Colme at: Bergues (Nord department, France).
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Eglise de Bergues
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Belfry rebuilt in 1961 in Bergues, a French commune in the Nord department in Hauts-de-France.
Sint Winoksbergen - 1641.jpeg
Bergues en 1641 (par Antoine Sandérus dans Flandria Illustrata)
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The Bergues train station (Nord department, France).
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Abbaye de Bergues
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Bergues (Nord) France, the door of Dunkirk - Fortification of the XV century improoved in 1679 by Sébastien Le Prestre de Vauban.
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Porte de Cassel à Bergues
Tour de Bergues.JPG
Tour Saint Winoc (Bergues)
Blason de la ville de Bergues (59) Nord-France.svg
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Blason de la ville de Bergues (59) Nord-France:

"Parti : au 1, d'argent au lion contourné de sable, lampassé de gueules ; au 2, d'argent à une fasce de sable, et un franc-quartier d'or, bordé de gueules et chargé d'un lion de sable. "
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The moats bordering the north-western ramparts of Bergues (Nord department, France).
Bergues Hôtel de Ville R01.jpg
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Dieses Gebäude ist in der Base Mérimée, einer Datenbank des französischen Kulturministeriums über das architektonische Erbe Frankreichs, aufgeführt, unter den Angaben IA00067380 und IA00067381 .