Bergschule (Fachschule)
Eine Bergschule ist eine Bildungseinrichtung für technische Grubenbeamte, wie z. B. Steiger. Im Gegensatz zu einer Bergakademie handelte es sich um eine Fachschule.
Geschichtliche Entwicklung
Bereits in der Frühphase der Industrialisierung in Deutschland wurde das gehobene Führungspersonal für den Bergbau in einer eigenen Schule (Bergschule) ausgebildet. Vorrangiges Ziel war die Vermittlung eines breiten technischen Basiswissens, um die vielfältigen Aufgaben unter Tage fachgerecht durchführen zu können. Sie wurde im Westen 1963 durch die staatliche Ingenieurschule für Bergwesen ersetzt. Der Ausbildung an einer Bergschule dauerte in der Regel zwei Jahre und war mit praktischer Arbeit in einem Bergwerk verbunden.
Da früher die Schulbildung vieler Bergleute für einen Besuch der Bergschule nicht ausreichend war, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielfach Vorbergschulen oder Bergvorschulen eingerichtet, um die Bergleute in ihrer Grundbildung auf den Besuch einer Bergschule vorzubereiten („Fachtheoretische Überhöhung“).
Bergschulen
Bekannte Bergschulen waren oder sind:
- Bergschule St. Joachimsthal, Böhmen (1716–1733)[1]
- Berg- und Hüttenschule Clausthal-Zellerfeld (1775–1998), seit 1998 Fachschule für Wirtschaft und Technik Clausthal-Zellerfeld
- Bergschule Freiberg in Sachsen (seit 1777)
- Königlich freie Bergschule zu Steben (1793)
- Bergschule Johanngeorgenstadt (1784–1856)
- Bergschule Eisleben (1798)
- Bergschule Tarnowitz, Oberschlesien (1803)
- Bergschule Königshütte (1803)
- Bergschule Essen (1808–1864)
- Bergschule Saarbrücken (1816)
- Bergschule Bochum, (1816 bis heute); hieraus haben sich 1963 die TH Georg Agricola und 1964 die Bergfachschule, heute Berufskolleg-Fachschule der RAG Bildung entwickelt.
- Bergschule Siegen (1818–1967)
- Bergschule Waldenburg, Niederschlesien (1838)
- Bergschule Düren (1857–1867)
- Bergschule Zwickau, Sachsen (13. Oktober 1862–23. September 1965), 1949–1965 Bergingenieurschule Georgius Agricola; aktuell: Westsächsische Hochschule Zwickau
- Bergschule Miesbach (1872–1882)
- Bergschule Göttelborn (1887)
- Bergschule Peiskretscham, Oberschlesien
- Rheinische Braunkohlenbergschule Frechen
Die Absolventen des Betriebsführerlehrganges einer deutschen Bergschule dürfen nach §1 des Ingenieurgesetzes aller Bundesländer die Berufsbezeichnung Ingenieur führen.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- J. Römer: Die Preußischen Bergschulen. Trewendt, Breslau 1864.
- Joseph Loos: Bergschulen und montanistische Hochschulen. In: Enzyklopädisches Handbuch der Erziehungskunde. A–L. I. Band. Salzwasser, Paderborn 2012, ISBN 978-3-8460-0432-6, S. 126–128 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1906).
- Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. 1. Auflage, Glückauf, Essen 1982, ISBN 3-7739-0390-1
- Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum (Hrsg.): Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Glückauf, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
- Herbert Kaden: Das Sächsische Bergschulwesen. Entstehung, Entwicklung, Epilog (1776–1924). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2012, ISBN 978-3-412-20858-5
Weblinks
- Bestand 40063 Bergschule Freiberg im Bergarchiv Freiberg
Einzelnachweise
- ↑ Montane Kulturlandschaft Jáchymov - Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoři. In: montanregion-erzgebirge.de. Archiviert vom am 16. September 2016; abgerufen am 2. Mai 2024.
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Gedenktafel an der ehemaligen Bergschule in Freiberg, Sachsen
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Gebäude der ehemaligen Bergschule Zwickau im Zwickauer Stadtteil Schedewitz. Bis zur Eingemeindung von Schedewitz nach Zwickau 1923 war das Gebäude das Schedewitzer Rathaus.