Bergmütze

Bergmütze der Gebirgstruppe der Bundeswehr
Feldmütze im Schnitt einer Bergmütze des Bundesgrenzschutzes (BGS) mit nur angedeuteter Schutzklappe

Die Bergmütze, in Deutschland gelegentlich auch Skimütze bzw. Graumütze genannt, ist eine aus der österreichischen Militärtradition stammende Kopfbedeckung,[1] die sich aufgrund ihrer praktischen Eigenschaften bei verschiedenen Berufsgruppen und Organisationen international verbreitete und teilweise bis heute großer Beliebtheit erfreut.

Beschreibung

Dienstmütze der Bundespost mit heruntergeklapptem Witterungsschutz

Die klassische Bergmütze wurde ursprünglich als Allwettermütze entwickelt und besteht aus hochwertigem Filztuch oder Kammgarnstoffen. Daneben gibt es Ausführungen für höhere Temperaturen aus Zeltstoff, Drillich oder Moleskin sowie wasser- und schmutzabweisende Varianten aus gummierten Stoffen. Der sichelförmige Augenschirm ist sehr oft gestärkt und besteht aus dem jeweils verwendeten Mützenstoff. Der Mützendeckel ist stets oval geschnitten und wird auf einen relativ flachen Mützenkörper genäht. Traditionell kann an dem seitlichen und hinteren Mützenkörper ein weicher, umlaufender Nacken- und Ohrenschutz heruntergeklappt werden. Dieser Schutz ist so breit gefertigt, dass er die Ohren vollständig und bei vielen neueren Modellen zumindest noch Teile des Nackens abdeckt. Bei älteren Exemplaren wie der finnischen Kenttälakki M36 lässt sich der Nackenschutz bis tief unter den Uniformmantel stecken, was die Wärmefunktion optimiert. Im Bereich des Gesichtsfeldes verjüngt sich der Schutz auf rund 4 Zentimeter Breite und kann als Kinnriemen unter das Kinn gezogen werden. Damit wird die Mütze fest auf dem Kopf des Trägers fixiert, was bei Wind oder bestimmten Tätigkeiten hilfreich ist. Wie die meisten Kinnriemen lässt sich auch der Riemen der Bergmütze öffnen. Dies geschieht durch zumeist zwei hintereinander angenähte Knöpfe aus Metall oder Kunststoff. Besonders zivile Ausführungen bevorzugen statt der Knöpfe oft einen Schnellverschluss. Bei Nichtgebrauch des Schutzes sind sowohl Knöpfe als auch Schnellverschluss verschlossen an der Stirnseite über dem Schirm der Mütze zu sehen.

Während des Zweiten Weltkriegs entstand in der deutschen Wehrmacht eine heute sehr weit verbreitete, stoffsparende Mützenvariante, hauptsächlich für Versionen aus Zeltstoff oder Drillich. Bei dieser fehlt der Schutz und wird, wenn überhaupt, lediglich durch eine Ziernaht angedeutet. Bei fast allen diesen Varianten hat man jedoch als Schmuckstücke die Knöpfe auf der Stirnseite beibehalten.

Geschichte

Österreich

1868 wurde in der österreichisch-ungarischen Armee eine neue Feldadjustierung für Infanterie, Artillerie und Kavallerie entwickelt, welche auch die erstmalige Einführung einer offiziellen Dienstmütze, Feldkappe genannt, beinhaltete. Bereits diese Mütze besaß den typischen Ohren- und Nackenschutz sowie einen Augenschirm aus weichem Tuchstoff. Nach 1871 erhielt die k.u.k. Infanterie und Artillerie eine neue, optisch aufgewertete Feldkappe mit einem sichelförmig geschnittenen Augenschirm aus Leder. Zuletzt war die Gebirgsmütze in Österreich bei der 2005 neustrukturierten Bundesgendarmerie im Einsatz und wird immer noch sowohl bei den Feuerwehren als auch bei der Berg- und Naturwacht sowie einigen Traditionsmusikgruppen getragen.

Deutschland

Dienstmütze des Malteser Hilfsdienstes

Zivile Varianten der Mütze hatten bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs Eingang in die deutsche Sportmode gefunden. In ihrer militärischen Ausführung wurde die Bergmütze nach dem Vorbild der Gebirgs- und Schneeschuhtruppe der Kaiserlichen Armee bei den Gebirgstruppen der Reichswehr (trotz des Verbotes dieser Truppengattung durch den Versailler Vertrag) eingeführt und in die Wehrmacht übernommen.[2] Ab 1941 übernahm auch das Deutsche Afrikakorps die Bergmütze in einer oft sandfarbenen, leichteren Version für den Dienst. Da auch die weiteren Teile des Heeres die Vorteile der Bergmütze gegenüber dem dort verwendeten Schiffchen erkannten, wurde sie 1943 als Einheitsfeldmütze in der Wehrmacht eingeführt. Die Einheitsfeldmütze war leichter, niedriger genäht und besaß einen längeren Schirm als die Bergmütze.[3] Unter anderem fanden schwarze Versionen aus Moleskin für die Panzertruppe sowie zahlreiche Varianten aus den unterschiedlichen Tarnzeltstoffen von Wehrmacht, Waffen-SS und italienischer Armee Verwendung.[4]

Nach 1945 trugen viele ehemalige Soldaten ihre militärischen Mützen als Arbeitsmützen auf. Daneben begann rasch die zivile Produktion zahlreicher Varianten. Heute sind diese Mützenformen besonders im nördlichen Deutschland bei Land- und Forstwirten beliebt.

Mit dem Neuaufbau staatlicher Strukturen in Westdeutschland seit 1949 gehörte die Bergmütze zur Berufskleidung einer Vielzahl von Behörden sowie staatlichen und zivilen Organisationen. Unter anderem die geschlossenen Verbände der Bereitschaftspolizei, Bundesgrenzschutz (bis 1976), Bundeswehr (parallel zum Barett bis heute) Deutsche Bundespost (bis 1994), Deutschen Bundesbahn, Technisches Hilfswerk, Katastrophenschutzeinheiten, Feuerwehren, Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Autobahnmeistereien, ADAC.

In der DDR wurden Varianten (teilweise mit Ohrenklappen) ebenfalls von der Hauptverwaltung Ausbildung sowie anschließend von allen Dienstgradgruppen der Kasernierten Volkspolizei und VP-Luft getragen; in der Nationalen Volksarmee wurde die Version mit Ohrenklappen noch als Wintermütze ausgegeben, bis sie ab 1963 durch eine Wintermütze nach sowjetischem Vorbild ersetzt wurde.[5] Einzig die Kampfgruppen der Arbeiterklasse nutzten diesen Mützentyp unverändert bis zu ihrer Auflösung ab 1989.

Inzwischen wird in einigen der genannten Behörden und Organisationen das bei den französischen Chasseurs alpins erstmals 1889 in einer neuzeitlichen Armee eingeführte Barett getragen.[6] Die Mehrzahl trägt heute jedoch Varianten der nordamerikanischen Baseballmütze, welche zuerst in den 1990er Jahren Eingang in die deutsche Uniformmode fand.

In ihrer traditionellen Form wird die Bergmütze in der Bundeswehr heute noch von der deutschen Gebirgstruppe getragen. Die traditionelle Form ist auch bei einigen deutschen Feuerwehren erhalten. Sie ist bei den Feuerwehren unter den Bezeichnungen „Dienstmütze“ bzw. „Arbeitsmütze“ bekannt und besteht entweder aus Wolltrikotgarn oder einem Wollwalkstoff. Über den beiden Schließknöpfen des Ohren- und Nackenschutzes ist das Feuerwehremblem des jeweiligen Bundeslandes angebracht. In einigen Bundesländern tragen Führungsdienstgrade der Feuerwehren am Mützendeckel eine umlaufende silberne oder goldene Biese. Solch eine silberne Biese ziert auch die Bergmütze der Offiziere der Gebirgstruppe (siehe Abbildung), bei Generalen ist diese golden.

Auch die Bundeswehr verwendet weiterhin eine vereinfachte Form der Gebirgsmütze, die Feldmütze genannt wird, als Arbeitsmütze aus einem leichten Baumwollmischgewebe.

Finnland

Mit der Kenttälakki M36 wurde die Bergmütze in unterschiedlichen Farben und Stoffen im Jahre 1936 auch in der finnischen Armee eingeführt. Vereinzelt wird die Mütze auch als Kesälakki bezeichnet. Mit der leicht modifizierten M39 kam dann ein Modell zu den Streitkräften, das noch heute verwendet wird. Zusätzlich wird seit 1991 mit der M91 die Bergmütze auch als leichte Stoffmütze im finnischen Tarnmuster ausgegeben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laurent Mirouze: Infanteristen des Zweiten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf, ISBN 3-924753-27-X, S. 48
  2. Adolf Schlicht, Jürgen Kraus: Die deutsche Reichswehr. Die Uniformierung und Ausrüstung des deutschen Reichsheeres von 1919 bis 1932. Wien 2005, ISBN 3-902526-00-9, S. 154 & 158.
  3. Laurent Mirouze: Infanteristen des Zweiten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf, ISBN 3-924753-27-X, S. 48
  4. Andrew Steven, Peter Amodio: Waffen-SS – Uniformen in Farbe. Verlag Karl-Heinz Dissberger, 2. Auflage, Düsseldorf 1992. ISBN 3-924753-44-X
  5. Keubke, Klaus-Ulrich & Kunz, Manfred: Militärische Uniformen in der DDR 1949–1990, Hamburg et al. 2009, S. 12, 22 & 90.
  6. Laurent Mirouze: Infanteristen des Ersten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 1990, Düsseldorf, ISBN 3-924753-28-8, S. 28

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Dienstmütze der deutschen Bundespost von 1987
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Bergmütze der Gebirgstruppe der Bundeswehr
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Dienstmütze des Malteser Hilfsdienstes
Deutsche Feldmütze, Sumpftarn, Bundesgrenzschutz (BGS).jpg
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Feldmütze des Bundesgrenzschutz (BGS). Das neuwertig Stück wurde von mir 1994 bei einem Militariahändler in München gekauft.
  • Beschreibung

Die BGS-Feldmütze besitzt kein Innenfutter, die Außennähte und der ausfransende Stoff sind daher von Innen sichtbar. Der Stoff hat als Grundton im Mützeninneren und außen die hellste Farbe des Außendrucks erhalten. Lediglich die Farbe der punktierte roten Umrandung und nur sehr vereinzelt auch an wenigen Stellen der Rotton der Flecken selbst hat sich nach innen durchgedrückt. Nur an einer einzigen Stelle wurde der Stoffdruck nicht paßgenau ausgeführt. Diese Stelle ist in dem Photo an dem roten Fleck auf dem angedeuteten „Schlechtwetterschutz“ zu sehen. Hier scheint ganz leicht das ursprüngliche Weiß des Stoffes durch. Das innen umlaufende Mützenband ist im vernähten Zustand drei Zentimeter hoch und besteht aus olivgrünem Stoff. Es gibt keinen Herstellerhinweis. Im hinteren Viertel der Feldmütze (von vorne gesehen rechts) befindet sich jedoch ein 3 × 3,5 Zentimeter großes weißes Etikett über dem Mützenband. Es wurde in einem zweiten Herstellungsschritt genau über den Nähte des Mützenbandes vernäht. Auf diesem Etikett sind fast mittig in schwarz die Ziffern 57 gedruckt. Diese 7 Millimeter hohen Ziffern wurden aus dem Schriftschnitt Futura schmalhalbfett gesetzt. Der aus zwei Teilen gefertigte Mützenkörper ist mittig vor der Stirn zusammengenäht und dort 8 Zentimeter hoch. Er verjüngt sich bis mittig zwischen den beiden Lüftungsösen auf 7 Zentimeter und ist an der Rückseite noch 6 Zentimeter hoch. Dort sind die beiden Mützenteile mittig ebenfalls zusammengenäht. Die in Metall gefaßten, 8 Millimeter durchmessenden Lüftungsösen stehen von ihrer jeweiligen Mitte aus gemessen im Abstand von 2,8 Zentimetern. Die Ösen sind außen in der Lackfarbe des BGS, RAL 6012 Schwarzgrün, gefärbt. Innen sind sie unlackiert metallfarben. Der sichelförmige Mützenschild ist an seinem weitesten Punkt 7 Zentimeter breit. Wie das Photo zeigt, gibt es an dem Schild keine umlaufenden Nähte. Der Schild ist sowohl oben als auch unten vollständig mit dem Tarnstoff bezogen und entlang des Außenrandes vernäht. Der lediglich angedeutete umlaufende Schlechtwetterschutz besteht ebenfalls aus zwei Stoffteilen und ist mittig an der Rückseite 5 Zentimeter hoch und dort zusammengenäht. Er verläuft um den Mützenkörper bis unterhalb der vorderen Lüftungsöse und ist dort 5,5 Zentimeter hoch. Genau unterhalb vor der vorderen Öse wird der „Schlechtwetterschutz“ in einem schrägspitzen Winkel schmäler und verjüngt sich bis vor die Stirnseite auf 3 Zentimeter. Dort ist er ebenfalls zusammengenäht. Der BGS-Mützendeckel besteht aus einem Stoffstück.

  • Trageexperiment
Ich habe die Mütze bis 2015 ungetragen aufbewahrt und anschließend von Februar 2015 bis Juni 2016 täglich auf archäologischen Ausgrabungen bei Wind und Wetter genutzt. Bis Juni 2016 war der Stoff mit Ausnahme der sehr gut erhaltenen roten Flecken weitgehend ausgeblichen. Von den grünen Strichen war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Die grünen Flecken hatten einen nur leicht dunkleren Farbton hinterlassen als ihn die ebenfalls sehr hell gewordene Grundfarbe besaß. Der Mützenschild war vielfach geknickt und damit weich geworden. Der Stoff zeigte zudem leichte Ermüdungserscheinungen durch erste kleinere und kleine Risse und Aufrauhungen. Im Gegensatz dazu war das olivfarbene Mützenband im Inneren noch in bestem Zustand und von bester Farbqualität. Es ist anzunehmen, daß die Stoffarben teilweise wohl nicht die höchste Güteklasse besaßen. Die frühen Ermüdungserscheinungen am Stoff führe ich dagegen auf das relativ hohe Alter der Mütze zurück, das diese bereits hatte, als ich mit ihrer Verwendung begann. Es zeigte sich, daß die Sommersonne der Mütze am meisten zugesetzt hat.