Bergheim (Haut-Rhin)

Bergheim
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Haut-Rhin (68)
ArrondissementColmar-Ribeauvillé
KantonSainte-Marie-aux-Mines
GemeindeverbandPays de Ribeauvillé
Koordinaten48° 12′ N, 7° 22′ O
Höhe172–733 m
Fläche19,16 km²
Einwohner2.072 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte108 Einw./km²
Postleitzahl68750
INSEE-Code
Websiteville-bergheim.fr

Luftbild Bergheims (Ansicht von Osten)

Bergheim ist eine französische Gemeinde mit 2072 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie ist Mitglied des Gemeindeverbandes Pays de Ribeauvillé.

Bergheim besitzt eine vollständig umschließende doppelte Stadtmauer mit zahlreichen Wehrtürmen und einem Stadttor, dem Obertor, aus dem 14. Jahrhundert. Das zweite Stadttor am anderen Ende der Stadt existiert nicht mehr.

2022 wurde Bergheim mit dem Prädikat Die schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet.[1]

Geographie

Bergheim liegt im Oberelsass zwischen Colmar (16 km südlich) und Schlettstadt (11 km nördlich) in der Oberrheinebene.

Das Städtchen ist ein typischer Weinort mit zwei bekannten Weinlagen, dem Altenberg de Bergheim und dem Kanzlerberg. Es liegt an der Elsässer Weinstraße. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges.

Geschichte

Während der fränkischen Zeit (465) hieß der Ort Berchem. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde der Ort erwähnt als Perechheim (728), villa Bercheim (768), Berchem (11. Jh.), Berghein (1297), Bergkein (1278 ff.), Berchein (1302), Berghein (1305), Bergheim (1314), Berckheim (1434), Obernperckhaim (1446), statt Obernbergkeym und als Berckhin (1509).[2] Auf der Gemarkung sind Siedlungsspuren aus der Römerzeit freigelegt worden, im Jahr 1848 ein großes Mosaik[2] (heute im Musée d’Unterlinden in Colmar), im Jahre 2006 dann ein weiteres.

Im Mittelalter war Bergheim freie Stadt der Herrschaft Rappoltstein im Heiligen Römischen Reich. Im Jahr 1313 erhielt die Stadt das Recht, Geld zu prägen und Zölle zu erheben. Nachdem der Graf von Rappoltstein sich bereits im Jahr 1665 für einen Teil seiner Ländereien dem Königreich Frankreich unterworfen hatte, wurde 1680 auch der Rest seiner Herrschaft durch einseitigen Beschluss der Reunionskammern durch Frankreich annektiert.[3]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Rappoltsweiler im Bezirk Oberelsass zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet von der deutschen Wehrmacht besetzt, und der Ort stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerAnmerkungen
17932546[4]
18213194davon 2734 Katholiken und 460 Juden [5]
18363659[6]
18613100[7]
18663089[8]
18723072am 1. Dezember, in Häusern[9]
18802771am 1. Dezember, auf einer Fläche von 1915 ha, in 398 Häusern, davon 2573 Katholiken, zehn Protestanten und 187 Juden[10]
18902503[7]
18952484am 2. Dezember[11]
19002424meist katholische Einwohner[12]
19052209[7]
19101956[13][14][7]
Anzahl Einwohner seit 1945
Jahr19621968197519821990199920072017
Einwohner17081753170317741802183018602121
Quelle: Gemeindeverzeichnis[15], Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

  • Die den Ort vollständig umschließende doppelte Stadtmauer mit zahlreichen Wehrtürmen und dem westlichen Obertor als Stadttor wurde im 14. Jahrhundert errichtet und im 16. Jahrhundert erneuert. Das östliche Untertor existiert nicht mehr. Der Zwinger zwischen den beiden Stadtmauern wird heutzutage von Privatgärten eingenommen. Die äußere Stadtmauer ist vollständig begehbar. Die innere Stadtmauer besteht aus den Außenwänden der Stadthäuser.
  • Die Pfarrkirche Notre-Dame de l'Assomption (Mariä Himmelfahrt) wurde von 1320 bis 1347 erbaut, der Innenraum 1718 barock umgestaltet. Seitenkapelle und Sakristei sind neugotisch. Das Tympanon zeigt eine Anbetung der Könige. 1959 wurden bei einer Restaurierung Fresken aus dem Jahr 1480 wiederentdeckt. Die große Rinkenbach-Orgel von 1903 wurde in ein neubarockes Gehäuse von 1879 eingebaut, bei dem jedoch Originalskulpturen aus dem Jahre 1740 verwendet wurden.
  • Das Rathaus stammt aus dem Jahr 1767.
  • Die Synagoge wurde in den Jahren 1860 bis 1863 erbaut. Sie ersetzte die mittelalterliche Synagoge (um 1300), die durch einen Brand 1840 zerstört worden war.
  • Unter der alten Dorf-Linde soll nach einer dortigen Inschrift schon im Jahr 1300 ein Fest gefeiert worden sein. Ihr Stammdurchmesser beträgt 1,80 Meter.
  • Die Burg Reichenberg (13./20. Jahrhundert) befindet sich in Privatbesitz.
  • Auf dem deutschen Soldatenfriedhof sind 5308 im Zweiten Weltkrieg gefallene deutsche Soldaten begraben, die 1970–1975 aus mehr als 225 Gemeinden des Oberelsass hierher umgebettet wurden.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 178–179 (Google Books).
  • Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 951–955.
  • Eugen Hans: Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim (Ober-Elsass). Le Roux & Co., Straßburg 1894 (Google Books).
  • Die alten Territorien des Elsaß nach dem Stand vom 1. Januar 1648. Mit Ortsverzeichnis und zwei Kartenbeilagen. Statistische Mittheilungen über Elsaß-Lothringen, Heft 27. Herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen. Verlag M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1896, S. 66–67 (Google Books).
  • Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 29–34 (Google Books).
  • Bergheim, Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bergheim (meyersgaz.org).
  • Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 495–497 (Google Books). [Entgegen der auf S. 497 von Hunkler gemachten Angabe ist der Kunstmaler Martin Drölling (1752–1817) nicht in Bergheim geboren, sondern in Oberhergheim.]
  • Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 96–97, Ziffer 2 (Google Books).

Weblinks

Commons: Bergheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beaulieu-sur-Dordogne, Bergheim, Martel et Rocamadour rejoignent « Les plus beaux villages de France » ! Association Les plus beaux villages de France, 30. Juni 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022 (französisch).
  2. a b Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band II: Ober-Elsass, Friedrich Bull, Straßburg 1881, S. 29–34 (Google Books).
  3. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 6 (Google Books).
  4. Bergheim – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
  5. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 96–97, Ziffer 2 (Google Books).
  6. Theodor Franz Xaver Hunkler: Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 495–497 (Google Books).
  7. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Rappoltsweiler, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 5 (Google Books).
  9. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 51 (Google Books) und S. 79, Ziffer 49 (Google Books).
  10. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 72, Ziffer 879 (Google Books).
  11. Uebersicht über das endgiltige Ergebniß der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 in Elsaß-Lothringen. In: Beiblatt zum Central- und Bezirks-Amtsblatt für Elsaß-Lothringen, Straßburg, den 21. November 1896, S. 303 (books.google.de).
  12. Lexikoneintrag zu Bergheim, Ziffer 2), in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 2, Leipzig/Wien 1905, S. 676 (Zeno.org).
  13. Bergheim, Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bergheim (meyersgaz.org).
  14. Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  15. 1910: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Rappoltsweiler

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Das Lichtbild zeigt einen Ausschnitt des Soldatenfriedhofes im elsässischen Bergheim, Kanton Rappoltsweiler-Reichenweiher, Hochrhein

  • Aufgenommen am 01. November 2006 durch Benutzer MBL.
  • Kamera Fujifilm Finepix E900 mit 0.5 Weitwinkelobjektivaufsatz -Metadaten-
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