Bergbaulandschaft

Bergbaulandschaft (Pionierpflanzen), Culmitzsch 2015

Als Bergbaulandschaft wird im Allgemeinen eine Kulturlandschaft bezeichnet, die durch bergbauliche Tätigkeit geprägt ist und ihre ursprünglichen Geofaktoren ganz oder teilweise verloren hat. Eine durch Untertagebau (Tiefbau) entstandene Bergbaulandschaft zeichnet sich durch funktionsspezifische Anlagen wie Fördergerüste, Aufbereitungsanlagen, aber auch durch Bergschäden aus. Hingegen werden beim Tagebau ursprüngliche Landschaften vollständig zerstört und die Bergbaufolgen sind stärker landschaftsprägend. Bei einem Tagebauanteil ab zehn Prozent erfolgt in Deutschland die Zuordnung zu einer Bergbaulandschaft unabhängig von den übrigen Nutzungstypen.[1][2]

In der Geoökologie wird Bergbaulandschaft als die Landschaft während und nach der Abbautätigkeit, aber vor der Entlassung aus der Bergaufsicht definiert. Begrifflich ist zwischen Bergbaulandschaft und Bergbaufolgelandschaft zu unterscheiden.[3]

Entwicklung einer Bergbaulandschaft

Bergbaulandschaft (Aufschluss), Heuersdorf 2009
Bergbaulandschaft (Gewinnung), Profen 2018
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Bergbaulandschaft (Abraumhalde), Heringen (Werra) 2014
Bergbaulandschaft (Renaturierung), Lorsch 2007

Bergbaulandschaften, darunter sind sowohl die direkt als auch die indirekt von der bergbaulichen Tätigkeit beeinflussten Räume zu verstehen, durchlaufen vom Zeitpunkt der vorbergbaulichen Landschaft bis zu einem „stabilen Endzustand“ mehrere Phasen:[4]

Landschaftliches
Entwicklungsstadium
Landschaftliche
Entwicklungsphase
Landschaftliche Zustände
(Auswahl)
Vorbergbauliches
Entwicklungsstadium
KulturlandschaftWaldlandschaft
Auenlandschaft
Ackerlandschaft
Siedlungen
Bergbauliches
Entwicklungsstadium
AufschlussAbsenkung des Grundwasserspiegels
Zerstörung der Vegetationsdecke
Abraumbeseitigung
Gewinnungs- und
Betriebsphase
Zunahme von Devastierungen
Entstehung von Abraumhalden
Entstehung von Restlöchern
Rekultivierung- und
Sanierungsphase

(Bergbaufolgelandschaft)
Böschungsabflachung
Planierung
Melioration
Düngung
Ansaat
Aufforstung
Flutung
Nachbergbauliches
Entwicklungsstadium
(Bergbaufolgelandschaft)
frühe Sukzession
Initialphase
(etwa bis 5 Jahre)
häufig starke Morphodynamik
beginnende Bodenentwicklung
instabile hydrologische Verhältnisse
Aufwuchs erster Pionierpflanzen
andauernde Sukzession
(etwa 50 bis 100 Jahre)
nachlassende geomorphologische Prozessdynamik
Humusbildung
Entwicklung Bodenwasserhaushalt
Stabilisierung Wasserhaushalt bei Seen
Herausbildung von Pflanzen- und Tiergemeinschaften
hohe Artenvielfalt und Besiedlungsdynamik
fortgeschrittene Sukzession
(ab 50, meist 100 Jahre)
Stabilisierungs- und Gleichgewichtsphase
meist geringe Morphodynamik
Fortsetzung bodenbildender Prozesse
Einstellung stabiler hydrologischer Verhältnisse
Etablierung stabiler Populationen

Siehe auch

Literatur (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Glossar Bergbaulandschaft (Memento des Originals vom 14. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mars.geographie.uni-halle.de MLU Halle-Wittenberg, abgerufen am 24. März 2019
  2. Bergbaulandschaft Spektrum.de, abgerufen am 24. März 2019
  3. Nachhaltige Erholungsnutzung und Tourismus in Bergbaufolgelandschaften – Definitionen S. 19. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 24. März 2019
  4. Sabine Tischew: Renaturierung nach dem Braunkohleabbau. Springer-Verlag, 2013, S. 25–26.

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Blick auf den Tagebau Profen
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Der Braunkohletagebau nähert sich dem abgerissenen Ort Heuersdorf.
Weschnitz 04.jpg
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Die Renaturierungsmaßnahmen (Beginn März 2007) der Weschnitz bei Lorsch, nördlich der Wattenheimer Brücke, am 23. Juni 2007.
IAA Culmitzsch Wolfersdorf.JPG
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Teile der industriellen Absetzanlage (IAA) der Wismut GmbH Culmitzsch, im Hintergrund das Dorf Wolfersdorf
Heringen Germany Monte-Kali-01.jpg
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Heringen (Werra), Germany: Monte Kali (Wintershall); in the background the mining dump of Hattingen kali plant at Philippsthal