Bereich Umstadt

Die Weinlagen und Bereiche der Hessischen Bergstraße
Blick in die Einzellage Stachelberg mit der Wendelinuskapelle im Stadtteil Klein-Umstadt
Blick auf Groß-Umstadt vom Weinberg aus
Sogenannte Römische Traubensteine in der Stadtkirche von Umstadt aus der Ausgrabung der villa rustica unter der Kirche
Blick von der Einzellage Herrnberg ins Tal der Waschenbach, zur Veste Otzberg in Richtung Süden in den Odenwald
Blick vom Weinlehrpfad am Naturdenkmal über die Lage Herrnberg nach Umstadt

Der Bereich Umstadt ist ein Weinbaubereich im Weinbaugebiet Hessische Bergstraße in Hessen. Er wird auch als Odenwälder Weininsel bezeichnet, da er geografisch abgegrenzt von der Bergstraße, nördlich des Odenwaldes bei Groß-Umstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg liegt.

Lagen und Rebsorten

Im Bereich Umstadt sind folgende großlagenfreie Einzellagen[1] definiert:

Name EinzellageOrtslageFläche (ha)[2]Höhe (über NN)NeigungExpositionBodengrundlageBemerkungen
Brensbacher Heilige TanneBrensbach<1200–240steilSüdKiesam Oberwald gelegen, 2 Flächen, nicht bebaut (1950–1990 genutzt)[3]
HerrnbergGroß-Umstadt (Kernstadt), Heubach48200–240hängig bis steilSüdost-Süd-SüdwestPorphyr, Lößlehm1 Hauptlage und 5 weitere kleinere Flächen
RoßbergRoßdorf5,5210–240hängigSüdwestlehmiger Sand mit Basaltuntergrund des Roßbergs1 Hauptlage
StachelbergKlein-Umstadt, Kleestadt32,5210–240hängig bis steilSüdsüdostPorphyr, Lößlehm, Barytadern1 Hauptlage + 2 weitere Flächen
SteingerückGroß-Umstadt (Kernstadt)13,5210–240hängig bis steilSüdPorphyr, Lößlehm1 Hauptlage
WingertsbergDietzenbach<1150–180hängigSüdMelaphyr1 Fläche, nicht bebaut

Verfügbar sind also etwa 100 Hektar. Bebaut werden jedoch nur insgesamt 78 Hektar, davon 58 Hektar mit Weißweinen und 20 Hektar mit Rotweinen (Zahlen: Stand 2018).[4][5]

Im Bereich Umstadt werden 31 Rebsorten angebaut, 13 Rot- und 18 Weißweinsorten:[4]
Die Prozentzahlen beziehen sich auf die gesamte bebaute Fläche von 78 Hektar (Stand 2018):

Geschichte

Die Geschichte des Umstädter Weinbaus nimmt vermutlich ihren Anfang mit der römischen Besetzung und Entwicklung der Civitas Auderiensium im rechtsrheinischen Teil der obergermanischen Provinz Germania superior des römischen Reiches. Beredes Beispiel sind die villa rustica, die unter der heutigen Stadtkirche bei Ausgrabungen freigelegt wurde und zwei gefundene sogenannte Traubensteine mit Abbildungen von Weintrauben, heute in der Kirche bzw. im Gruberhof zu sehen.

Schriftliche Zeugnisse über den Weinbau in Umstadt finden sich in fränkischer Zeit: Im Jahr 822 ließ der Abt des Klosters Fulda (damaliger Lehensherr in Umstadt) und späterer Erzbischof von Mainz, Rabanus Maurus, acht Kopialbücher anlegen, die dem Kloster als Besitz-, Dienst- und Zinsregister dienten. Nach neueren Forschungen wird die Ersterwähnung des Umstädter Weinbaus sogar auf 775 rückdatiert.

Vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren in Umstadt etwa 145 Hektar Weinbergsfläche bestockt, mit einem ausgewiesenen Ertrag von 4.750 Hektoliter Wein. Nach dem Ende Dreißigjährigen Krieges konnten nur noch 4 Hektar bewirtschaftet werden. Erst um 1730 erreichte die Anbaufläche wieder annähernd den Stand wie zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Mit Beginn der Industrialisierung ging die Anbaufläche kontinuierlich zurück: Weinberge wurden zugunsten von Acker- und Obstbaumflächen aufgegeben. Lediglich an den günstigen Hanglagen wurde 1843 noch auf 40 Hektar Wein angebaut. Die 1860 aus Amerika eingeschleppten Pilzerkrankungen Echter und Falscher Mehltau führten zu einem weiteren Rückgang der Anbaufläche. Die Reblaus, die in anderen Teilen Europas schwere Schäden anrichtete, kam im Umstädter Weinanbaugebiet jedoch nicht vor.

In der Weimarer Zeit, eingeleitet durch das Versuchsgut der Hessischen Landwirtschaftskammer, begann ab 1927 eine Renaissance des Umstädter Weinbaus. Mit der Gründung der Odenwälder Winzergenossenschaft e.G. im Jahr 1959 erfolgte die Wiederbelebung der Weinkultur nach dem Zweiten Weltkrieg. Flächenerweiterungen und Flurbereinigungen gingen damit einher. 1971 wurde der Bereich Umstadt Teil des Weinbaugebietes Hessische Bergstraße.

Eine letzte kleine Erweiterung kam in den 2010er Jahren hinzu. Derzeit stellen die Winzergenossenschaft (vinum autmundis) und acht weitere private Weinbaubetriebe Wein aus dem Bereich Umstadt her.[6]

Sonstiges

Weinlehrpfad

Seit 2010 ist ein Weinlehrpfad in der Weinlage Herrnberg eingerichtet. Auf einer zwei Kilometer langen Strecke werden Informationen zum Weinbau und zu den regionalen Besonderheiten erläutert. Sogenannte Rebtafeln stellen die angebauten Rebsorten vor. Kleine Tafeln aus eingefärbtem Glas geben Auskunft über die Farbe des Weins. Auf Pulttafeln werden Themenschwerpunkte aus dem Weinbau, Naturschutz, Geologie und Geografie, zur Geschichte der Gegend und zum zunehmenden ökologischen Anbau vorgestellt. Jungen Besuchern werden unter dem Motto "Wusstest Du schon …" kindgerechte Informationen vermittelt. Es gibt zwei Einstiegsmöglichkeiteten in den Weinlehrpfad.[7] Weinlehrpfad und Lage Herrnberg sind vom Naturschutzgebiet Herrnberg von Groß-Umstadt und dem ehemaligen Naturdenkmal Baumgruppe Hainrichsberg umgeben.

Winzerfest

Das traditionelle Groß-Umstädter Winzerfest findet im September statt.

Weblinks

Commons: Bereich Umstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Webseiten der Weingüter aus dem Bereich Umstadt:

Einzelnachweise

  1. Andreas Booß: Parzellenscharfe Abgrenzung, Weinbaukartei, Weinbergsrolle, Lagen, Regierungspräsidium Darmstadt, Dezernat Weinbauamt Eltville, 2000/2003, S. 14; (abrufbar auf den Webseiten des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie).
  2. Bereich Umstadt. Die Lagen des Bereichs Umstadt, auf www.umstaedter-wein.de, Stand 31. Juli 2013; abgerufen am 19. März 2023
  3. Weinort Brensbach, Darmstädter Echo vom 23. November 2015, Online (Memento vom 15. Oktober 2019 im Internet Archive) In: Darmstädter Echo vom 23. November 2015.
  4. a b Hrsg.: Umstädter Weinbauverein: Weinwegweiser 2014: Informationen und Veranstaltungshinweise rund um den Umstädter Wein, 2014.
  5. Bereich Umstadt. Rebsortenspiegel, auf www.umstaedter-wein.de, Stand 31. Juli 2013; abgerufen am 19. März 2023
  6. Die Weinbaubetriebe des Bereichs Groß-Umstadt auf www.umstaedter-wein.de; abgerufen am 19. März 2023.
  7. Weinlehrpfad auf www.umstaedter-wein.de; abgerufen am 19. März 2023.

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Roemische Traubensteine Stadtkirche Umstadt.jpg
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Die zwei römischen Traubensteine in der Stadtkirche Groß-Umstadt, die Symbol und Logo des Umstädter Museumsvereins sind und 1968 bei der Renovierung der Stadtkirche gefunden und Teil der Funde zur römischen villa rustica in und unter der Stadtkirche sind.
Hainrichsbergblick-Otzberg.jpg
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Blick vom ND "Baumgruppe Hainrichsberg" über das Groß-Umstädter Weingebiet "Einzellage Am Herrnberg" mit Winzerhäuschen vom Weinlehrpfad nach der Veste Otzberg in den Odenwald
Groß-Umstadt Weinberg.JPG
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Ansicht von Groß-Umstadt, Odenwald, Deutschland. Im Vordergrund Weinberg.
Hessische Bergstrasse.png
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Übersichtskarte der Weinlagen und Bereiche des Weinbaugebietes Hessische Bergstraße. Version 4
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Wendelinuskapelle in den Weinbergen bei Klein-Umstadt
Hainrichsberg-Blick nach Gross-Umstadt.jpg
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Abendblick nach Nordwesten auf Groß-Umstadt vom Hainrichsberg, Weingebiet "Einzellage Am Herrnberg" und Weinlehrpfad, der unterhalb des Weinbergs sichtbare Baumgruppenbereich ist Teil des Naturschutzgebietes "Herrnberg von Groß-Umstadt"