Berchum

Evangelische Kirche

Berchum ist ein Stadtteil der kreisfreien Großstadt Hagen in Nordrhein-Westfalen.

Geografie

Das erhöht liegende Berchum grenzt südwestlich an die im Tal fließende Lenne. Im Westen führt die Bundesautobahn 45 vorbei und nordwestlich liegt der Stadtteil Garenfeld. Im Norden reicht Berchum und der Ortsteil Tiefendorf bis an die Stadtgrenze von Schwerte und Iserlohn. Im Südosten liegen die Elseyer Ortsteile Reh und Henkhausen. Umgeben sind Berchum und Tiefendorf von dem großen Landschaftsschutzgebiet Berchumer Heide, Reher Heide. Der Wannebach fließt durch dieses Schutzgebiet und durchfließt dabei die Naturschutzgebiete Oberes Wannebachtal und Unteres Wannebachtal. In Unterberchum liegt das Naturschutzgebiet Lenneaue Berchum. Die höchste Erhebung in Berchum ist der 229 m hohe Rehberg.

Geschichte

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war das Kirchspiel Berchum eine Bauerschaft in der Grafschaft Limburg. Erstmals wurde hier urkundlich 1243 das niederadelige Rittergeschlecht der Herren von Berchem (auch: von Berghem) erwähnt. Ihre kleine Burganlage befindet sich als Ruine am Rand des heutigen Ortsteils. Außer den Limburger Lehen gab es im 14. und 15. Jahrhundert in Berchum auch Lehnsbesitz der Herren von Volmestein. Die in Fachkreisen umstrittene, von zwei Hobby-Historikern behauptete, von anderen Historikern nicht widerlegte Ersterwähnung des Dorfes Berchum war angeblich 1169 in einer Urkunde des Erzbischofs von Köln. Im Text in der nur in zwei Abschriften aus dem späten 18. Jahrhundert überlieferten Urkunde bleiben die genannten Orte aber unklar, war Bercheim Berchum oder Bergheim, war Siberg Syburg oder Siegburg? Die in der Urkunde erwähnte Dortmunder Währung lässt nach Ansicht der Hobby-Historiker aber stark vermuten, das es sich in der Urkunde von 1169 um Berchum und Syburg handelt.[1][2] Ein noch stärkerer Beleg ist aber, dass im Jahr 1169 in Bergheim/Sieg bereits eine Kirche mit einem Pfarrer existierte, während Berchum weder über eine Kirche noch über einen Pfarrer verfügte.[3] Der Ortsname ist mit „Heim auf dem Berge“ oder „Siedlung am Berg“ zu umschreiben, wie die heimatkundliche Namensforschung vermutet.[4]

Die evangelisch-reformierte Kirche in Berchum wurde 1730/31 am Ort der im 12./13. Jahrhundert belegten, unter Verwendung der alten Fundamente der wegen Baufälligkeit abgerissenen St. Nikolaus-Kapelle erbaut. Am 24. Juli 1731 weihte der seit 1729 amtierende Pfarrer Peter op den Winkel (* 1709, † 1777) das Gotteshaus im Beisein des Landesherrn Graf Moritz Casimir I. von Bentheim-Tecklenburg.[5] Die Orgel der Berchumer Kirche, einer kleinen Barockkirche, verfügt über einen barocken Prospekt von 1732, einen der seltenen historischen Spiegelprospekte mit teilweise hängenden Pfeifen.[6][7][8] Die älteste Nachricht von der Existenz eines Pfarrers in Berchum stammt von 1318. Die Namen der Berchumer Pfarrer aus der Zeit vor der Reformation sind unbekannt. Lediglich zwei Namen können nachgewiesen werden; Diederich Kage (1452) und Johannes Lewe (1499). Politisch gehörte Berchum ununterbrochen bis 1806 zur Grafschaft Limburg. Bis heute üben die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-Rheda Patronatsrechte in der Berchumer Kirchengemeinde aus.

Ruine Haus Berchum

Von einer Schule in Berchum wird schon in einem Visitationsbericht von 1620 berichtet. Im Jahr 1621 kam die Hälfte des Gutes Tiefendorf durch Verpfändung an das Kloster Elsey. Eine Feuerspritze gab es in Berchum ab 1777. Im Jahr 1793 kaufte das Damenstift Elsey Haus Berchum und bekam dadurch eine Stimme im Landtag der Grafschaft Limburg.[9]

Größere Bauernhöfe in Berchum und Tiefendorf waren: Hof Bovensmann, Hof Borgmann, Hof Brenne, Hof Dieckmann, Hof Einhaus, Hof Schulte-Rasche und Hof Ostheide-Silbersiepe.[10]

Von den 222 Einwohnern in Berchum und 64 in Tiefendorf waren im Jahre 1796 bei 53 Haushaltungen noch die Hälfte Bauern- bzw. Kötterfamilien. Ab 1830 bis um 1900 wandelte sich Berchum aber immer mehr vom Bauerndorf zum Industriearbeiterdorf und zum reinen Wohnort um 1980. Ein Standesamt gab es seit 1887 in der Gemeinde. Bei der Volkszählung von 1933 hatte Berchum 725 Einwohner. Bevor Berchum am 1. Januar 1975 ein Stadtteil von Hagen wurde, war der Ort eine Gemeinde im Amt Ergste im Kreis Iserlohn[11][12] mit 1.439 Einwohnern (1967).[13] Das ehemalige Wappen zeigt drei rote Hügel sowie ein rotes Rad auf silbernem Schild. Heute gehört Berchum zum statistischen Bezirk Lennetal im Stadtbezirk Hohenlimburg.

Am 31. Dezember 2018 hatte der Wohnbezirk Berchum (mit Tiefendorf) in 459 Wohnhäusern mit 729 Haushaltungen 1589 Einwohner.[14]

Der Turnverein Berchum wurde 1885 gegründet und die Freiwillige Feuerwehr Berchum 1912. Der Männergesangsverein MGV Berchum 1945. Das Golfgelände des Märkischen Golfclubs Hagen in der landschaftlich reizvollen Lage zwischen Berchum und Tiefendorf wurde in den Jahren 1967 bis 1970 angelegt.

Am Ortsende befand sich bis September 2017 die Jugendbildungsstätte Berchum der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (esw). Die Einrichtung besaß 146 Betten, die auf drei Häuser verteilt sind. Das Hauptgebäude ist nach Kurt Gerstein benannt. Das Haus wartet noch auf eine neue Nutzung.

Weblinks

Commons: Berchum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Knipping, Richard (Hrsg.): Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 2 (1100–1205), Bonn 1901, S. 173 (Bercheim = Bergheim?, Siberg = Siegburg?) [1]
  2. Historische Gruppe Berchum: Erste urkundliche Erwähnung Berchums im Jahr 1169 [2]
  3. Historische Gruppe Berchum: Erste urkundliche Erwähnung Berchums im Jahr 1169 [3]
  4. Michael Flöer: Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, in: Westfälisches Ortsnamenbuch, Band 16, Bielefeld 2021, S. 34–35
  5. Ehemalige Holztaufe aus der Kirche in Berchum (museum-digital.de) [4]
  6. Orgel der Petrikirche Dortmund. In: Rudolf Reuter: Orgeln in Westfalen. Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe. Bärenreiter, Kassel, Basel, Paris, London, New York 1965, S. 32.
  7. Archiv der Ev. Kirchengemeinde Berchum, aufbereitet in: Peter Ulrich Schmithals: Die alte Orgel. In: 250 Jahre Berchumer Kirche. Hagen-Berchum 1981, S. 31.
  8. Ehemalige Turmuhr der Kirche in Berchum (museum-digital.de) [5]
  9. Edeltraud Klueting: Das (freiweltliche) adelige Damenstift Elsey, 1980 by Freunde der Burg Altena e.V., Altena, S. 212
  10. Die Lennegemeinden – Landschaft Geschichte Menschen, Band VII der Schriftreihe „Hagen einst und jetzt“ (Hrsg.): Hagener Heimatbund 1980, S. 246, 251–261
  11. § 1 Sauerland/Paderborn-Gesetz
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 329.
  13. Nach http://www.heimatverein-ergste.de/ortsgeschichte/amt-ergste-1808-1975, abgerufen am 23. Juni 2020
  14. Stadtteildaten 2018 – Profile der 39 Wohnbezirke [6]

Koordinaten: 51° 23′ N, 7° 32′ O

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Stadtwappen der Stadt Hagen (NRW)

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Evangelische Kirche in Hagen-Berchum.
Hagen, Ruine Haus Berchum.JPG
Autor/Urheber: Bärwinkel,Klaus, Lizenz: CC BY 3.0
Denkmalgeschützte Reste der Ruine Haus Berchum in Hagen-Berchum, Kockenhof. Die zum Nieder- bzw. Landadel gehörenden Herren von Berchem wurden erstmals 1243 erwähnt. Nach verschiedenen niederadeligen Besitzern verfiel ab dem 16./17. Jahrhundert Haus Berchum immer mehr. Die verfallenen Gebäude im 19. Jahrhundert abgetragen. Ein spärlicher Gebäuderest diente zuletzt noch als Speicher. Dessen Ruine wurde 1971 mit finanzieller Hilfe des Landeskonservators restauriert. Der abgebildete Bereich liegt im Landschaftsschutzgebiet „Berchumer Heide, Reher Heide“.