Benzoin

Strukturformel
Strukturformel von Benzoin
Vereinfachte Strukturformel ohne Angabe der Stereochemie
Allgemeines
NameBenzoin
Andere Namen
  • 2-Hydroxy-1,2-diphenylethanon (IUPAC)
  • α-Hydroxy-α-phenylacetophenon
SummenformelC14H12O2
Kurzbeschreibung

weißer bis gelblicher Feststoff mit aromatischem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 119-53-9 (Racemat)
  • 5928-66-5 [(R)-Enantiomer]
  • 5928-67-6 [(S-)Enantiomer]
EG-Nummer204-331-3
ECHA-InfoCard100.003.938
PubChem8400
ChemSpider8093
DrugBankDB14020
WikidataQ426819
Eigenschaften
Molare Masse212,25 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,31 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt
  • 132–134 °C (Racemate)[1]
  • 135–137 °C [(R)- und (S)-Enantiomer][2][3]
Siedepunkt

344 °C[1]

Dampfdruck

1,3 hPa (136 °C)[4]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-SätzeH: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Benzoin ist das einfachste aromatische Hydroxyketon. Es kommt natürlich in einigen Pflanzen vor. Benzoin ist eine chirale Substanz, die im Handel sowohl in der racemischen als auch in den beiden enantiomerenreinen Formen erhältlich ist.

Geschichte

Das mit „Benzin“ verwandte Wort „Benzoin“ existierte bereits im 16. Jahrhundert[6] und bezeichnete wie Benzoe im 17. Jahrhundert wahrscheinlich das Harz indonesischer Storaxbäume.[7] Benzoin wurde erstmals im Jahre 1832 von Justus von Liebig und Friedrich Wöhler bei ihren Untersuchungen von Bittermandelöl synthetisiert, das als Hauptbestandteil Benzaldehyd neben Spuren von Blausäure enthält.[8] Die katalytische Synthese in Form der Benzoin-Addition wurde von Nikolai Zinin in seiner Zeit mit Liebig verbessert.[9][10]

Herstellung

Benzoin lässt sich aus Benzaldehyd durch Cyanid-katalysierte Addition (Benzoin-Addition) herstellen.[11] Die Reinigung kann durch Sublimation erfolgen.

Herstellung von Benzoin

Diese Reaktion gelingt für viele aromatische Aldehyde und Glyoxale. Die entstehenden α-Hydroxycarbonylverbindungen werden als Benzoine bezeichnet.

Eigenschaften

Benzoin ist ein in reiner Form weißer, sonst weißer bis gelblicher Feststoff mit aromatischem Geruch. Sein Drehwert beträgt (R): −115° (c = 1,5 in Aceton) bzw. (S): +115° (c = 1,5 in Aceton). Der Flammpunkt liegt bei 181 °C.[1]

Benzoin wirkt als α-Hydroxyketon reduzierend. Bei der Dehydrierung entsteht Benzil.

Verwendung

Benzoin findet im Pulverlackbereich als Entgasungs- und Verlaufsmittel Anwendung[12] und wird als Ausgangsstoff zur Synthese von Benzil eingesetzt. In der EU ist Benzoin als Racemat durch die Verordnung (EG) Nr. 1334/2008 (Aromenverordnung) mit der FL-Nummer 07.028 als Aromastoff für Lebensmittel zugelassen.[13]

Benzoin eignet sich auch für einen Demonstrationsversuch: Dazu werden geringe Mengen von Benzoin zusammen mit Benzil bei Raumtemperatur in einem geschlossenen Gefäß in Ethanol aufgelöst und dann Natriumhydroxid zugesetzt. Wird das Gefäß geschüttelt, so nimmt die Lösung sofort eine klare gelbe Farbe an, die in Ruhe nach einigen Sekunden wieder nach purpurrot umschlägt. Grund für die beliebig oft wiederholbare Reaktion ist die Bildung eines Radikal-Anions, das beim Schütteln mit dem Sauerstoff reagiert.[14]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Eintrag zu Benzoin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Dezember 2019. (JavaScript erforderlich)
  2. Datenblatt (R)-(−)-Benzoin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 12. Juni 2010 (PDF).
  3. Datenblatt (S)-(+)-Benzoin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 12. Juni 2010 (PDF).
  4. Datenblatt Benzoin bei Merck, abgerufen am 11. Januar 2020.
  5. Eintrag zu Benzoin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 21. April 2014.
  6. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 136 (Benzoin, Benzuin) und 135 (Asa dulcis, Benzoe …).
  7. Thomas Gleinser: Anna von Diesbachs Berner ‚Arzneibüchlein‘ in der Erlacher Fassung Daniel von Werdts (1658), Teil II: Glossar. (Medizinische Dissertation Würzburg), jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg 1989 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 46), S. 53.
  8. Wöhler, Liebig: Untersuchungen über das Radikal der Benzoesäure. In: Annalen der Pharmacie. Band 3, Nr. 3, 1832, S. 249–282, doi:10.1002/jlac.18320030302.
  9. N. Zinin: Beiträge zur Kenntniss einiger Verbindungen aus der Benzoylreihe. In: Annalen der Pharmacie. Band 31, Nr. 3, 1839, S. 329–332, doi:10.1002/jlac.18390310312.
  10. N. Zinin: Ueber einige Zersetzungsprodukte des Bittermandelöls. In: Annalen der Pharmacie. Band 34, Nr. 2, 1840, S. 186–192, doi:10.1002/jlac.18400340205.
  11. R. Adams, C. S. Marvel: Benzoin In: Organic Syntheses. 1, 1921, S. 33, doi:10.15227/orgsyn.001.0033; Coll. Vol. 1, 1941, S. 94 (PDF).
  12. Bodo Müller, Ulrich Poth: Lackformulierung und Lackrezeptur. Das Lehrbuch für Ausbildung und Praxis. 4. Auflage. Vincentz, Hannover 2007, ISBN 978-3-86630-617-2, S. 286, 297, 299, 302.
  13. Verordnung (EG) Nr. 1334/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2008 über Aromen und bestimmte Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften zur Verwendung in und auf Lebensmitteln sowie zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1601/91 des Rates, der Verordnungen (EG) Nr. 2232/96 und (EG) Nr. 110/2008 und der Richtlinie 2000/13/EG, abgerufen am 3. Januar 2021. Anhang I, Teil A, Tabelle 1. In: EUR-Lex.
  14. Reaktion von Benzil mit Benzoin.

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