Bell X-2

Bell X-2 Starbuster
Die Bell X-2 nach einer Bruchlandung
Die Bell X-2 nach einer Bruchlandung
TypExperimentalflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten

HerstellerBell Aircraft Corporation
Erstflug27. Juni 1952
Indienststellung27. Juni 1952
Produktionszeit

Wurde nie in Serie produziert

Stückzahl2
Die erste X-2 kurz nach dem Abkoppeln vom B-50-Trägerflugzeug

Die Bell X-2 Starbuster war ein US-amerikanisches Experimentalflugzeug, das der Untersuchung von Flugeigenschaften im Geschwindigkeitsbereich von Mach 2 bis 3 dienen sollte. Es handelte sich um einen raketengetriebenen Ganzmetalltiefdecker. Trag- und Leitwerk waren im Gegensatz zum direkten Vorgänger, der Bell X-1, gepfeilt ausgeführt. An Stelle eines Schleudersitzes wurde eine ausstoßbare Nasenkapsel eingebaut. Aus Gewichtsgründen wurde auf ein Fahrwerk verzichtet, stattdessen gab es Landekufen.

Entwicklung

Eines der Probleme beim Versuch, Mach 3 zu erreichen, ist die Sicherstellung einer ausreichenden Stabilität und Steuerung des Flugzeuges. Dazu kommt ab etwa Mach 2,6 die sogenannte Hitzemauer, bei der sich das Flugzeug aerodynamisch soweit erhitzt, dass übliche Metalle nicht mehr eingesetzt werden können. Für die Erforschung dieser extremen Bedingungen wurde die Bell X-2 aus rostfreiem Stahl und einer Kupfer-Nickel-Legierung gebaut und war mit gepfeilten Tragflächen und einem XLR25-Raketentriebwerk ausgerüstet, das 11 bis 67 kN Schub in zwei Brennkammern entwickeln konnte. Die X-2 war schließlich das erste Flugzeug, das bis an den Rand der Atmosphäre an die Grenze zum Weltraum flog.

Einsatzgeschichte

Die am 27. September 1956 abgestürzte X-2

Am 27. Juni 1952 führte der Testpilot Jean L. „Skip“ Ziegler einen ersten Gleitflug ohne Verwendung des Triebwerkes aus. Die X-2 wurde zum Start unter einen umgebauten B-50-Bomber gehängt und von der Edwards Air Force Base aus auf Einsatzhöhe gebracht. Diese erste X-2 ging jedoch bei einem späteren Schleppflug 1953 durch eine Explosion verloren, die Ziegler das Leben kostete.

Lt. Col. Frank K. „Pete“ Everest führte mit einer zweiten X-2 am 18. November 1955 den ersten angetriebenen Flug durch. Bei seinem neunten und letzten Flug Ende Juli des folgenden Jahres stellte er mit Mach 2,87 (3050 km/h) einen neuen inoffiziellen Geschwindigkeitsrekord auf. Die X-2 erfüllte damit die in sie gesetzten Erwartungen, jedoch nicht ohne Probleme. Everest berichtete, dass das Flugzeug bei hohen Geschwindigkeiten kaum auf die Steuerung reagierte. Darüber hinaus stellte sich bei Simulationen und Windkanalversuchen zusammen mit den Daten aus seinen Testflügen heraus, dass das Flugzeug ernste Stabilitätsprobleme haben würde, sobald es Mach 3 erreicht.

Einigen jungen Testpiloten, Captain Iven C. Kincheloe und Captain Milburn G. „Mel“ Apt, wurde die Aufgabe zugedacht, die Versuche weiter zu führen. Am 7. September 1956 durchbrach Kincheloe als erster Pilot die 100.000 ft (30.500 m) Höhenmarke, als er mit der X-2 bis auf eine Höhe von 126.200 ft (38.466 m) stieg.

Nur 20 Tage später, am Morgen des 27. September, startete Mel Apt für seinen ersten Raketenflug von der B-50 aus. Sein Auftrag war es, einer Flugbahn zu folgen, die es ermöglichte, die zur Verfügung stehende Energie des mitgeführten Treibstoffes in eine maximale Geschwindigkeit umzusetzen. Aufgrund der festgestellten Probleme sollten dabei jegliche schnelle Steuerbewegungen jenseits von Mach 2,7 vermieden werden. Durch eine außerordentlich genau eingehaltene Flugbahn konnte er an diesem Tag als erster Mensch Mach 3 überschreiten, und letztendlich in 19.960 m Höhe Mach 3,2 (3.370 km/h) erreichen. Bis dahin verlief der Flug problemlos, aber aus unbekannten Gründen versuchte er kurz nach Erreichen der maximalen Geschwindigkeit das Flugzeug seitlich zu wenden, während er noch deutlich über Mach 3 flog. Als Ursache wird eine träge reagierende Instrumentenanzeige, die eine geringere Geschwindigkeit als die tatsächliche angezeigt hat, vermutet. Möglicherweise befürchtete Apt auch, dass er zu weit von der Landebahn auf dem Rogers Dry Lake abkam. Die X-2 geriet dabei in ein Flachtrudeln, wie es auch fast 3 Jahre zuvor Chuck Yeager in der X-1A erleben musste. Anders als Yeager konnte Apt sein Flugzeug jedoch nicht wieder unter Kontrolle bringen, und die X-2 ging mit ihm verloren.

Dieses Ereignis führte zum Abbruch des Programmes, noch bevor das National Advisory Committee for Aeronautics genauere Untersuchungen mit der X-2 vornehmen konnte. Dennoch lieferte sie wertvolle Forschungsdaten über Hochgeschwindigkeits-Aerodynamik und extreme Höhenflugbedingungen. Die weitere Erforschung des Hochgeschwindigkeitsbereiches wurde erst mit der North American X-15 fortgesetzt.

Flugerprobungsprogramm

Zwei Flugzeuge führten im Zeitraum vom 27. Juni 1952 bis 27. September 1956 insgesamt 20 Flüge durch.

  • 46-674, 7 Gleitflüge, 10 angetriebene Flüge
  • 46-675, 3 angetriebene Flüge

Technische Daten

Dreiseitenansicht
KenngrößeDaten
Besatzung1
Länge11,5 m (37 ft 10 in)
Spannweite9,8 m (32 ft 3 in)
Höhe3,6 m (11 ft 10 in)
Leermasse5.600 kg (12.375 lb)
maximale Startmasse11.300 kg (24.910 lb)
Triebwerkein Raketentriebwerk Curtiss-Wright XLR25, 15.000 lbf (67 kN) statischer Schub
HöchstgeschwindigkeitM 3,196 (3.370 km/h)
Gipfelhöhe38.466 m (126.200 ft)

Quelle

Weblinks

Commons: Bell X-2 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of the United States (1912-1959).svg
US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
X-2 After Drop from B-50 Mothership - GPN-2000-000396.jpg
The Bell Aircraft Company X-2 (46-674) drops away from its Boeing B-50 mothership in this photo. Lt. Col. Frank "Pete" Everest piloted 674 on its first unpowered flight on August 5 1954. He made the first rocket-powered flight on November 18, 1955. Everest made the first supersonic X-2 flight in 674 on April 25, 1956, achieving a speed of Mach 1.40. In July, he reached Mach 2.87, just short of the Mach 3 goal.
Bell X-2 3-view.svg
3-view drawing of Bell X-2 rocket plane
X-2 Accident 03 adjusted.jpg
On September 27, 1956, Captain Milburn G. "Mel" Apt piloted the Bell X-2 research aircraft and set a speed record of 2,094 mph (3,370 km/h), the first human to fly faster than Mach 3. After setting the record, he lost control of the aircraft and crashed in the desert near Edwards Air Force Base.
X-2 with Collapsed Nose Wheel - GPN-2000-000398.jpg
This 1952 photograph shows the X-2 #2 (46-675) with a collapsed nose landing gear, after landing on the first glide flight at Edwards Air Force Base. The aircraft pitched at landing, slid along its main skid, and contacted the ground with the right wingtip bumper skid, causing it to break off. The nose wheel had collapsed upon contacting the ground. In the photo, Bell test pilot Jean Ziegler is still in the cockpit as ground crewmen stand by the aircraft. The X-2 #2 was subsequently destroyed in an explosion during captive flight on May 12, 1953, killing Ziegler and EB-50A crewmember Frank Wolko.