Belkau

Belkau
Koordinaten:52° 39′ N, 11° 46′ O
Höhe: 37 m ü. NHN
Fläche:5,92 km²[1]
Einwohner:119 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte:20 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1973
Eingemeindet nach:Schernikau
Postleitzahl:39628
Vorwahl:039320
Belkau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Belkau in Sachsen-Anhalt

Belkau Ortseingang von Osten
Belkau Ortseingang von Osten

Belkau gehört zur Ortschaft Schernikau und ein Ortsteil der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie

Belkau, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 2½ Kilometer nördlich von Schernikau und 8 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Stendal in der Altmark.[4]

Nachbarorte sind Darnewitz im Westen, Schinne im Nordwesten, Neuendorf am Speck im Nordosten, Peulingen im Osten und Schernikau im Süden.[4]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Das Dorf wurde erstmals 1283 als villa Belkowe erwähnt, als Nikolaus von Gardelegen, Bürger zu Stendal, Einnahmen aus dem Dorf für einen Altar der Marienkirche in Stendal stiftete.[5] 1287 wurden Schenkungen aus Belkowe an das Domstift Stendal von den Markgrafen Otto IV. und Konrad bestätigt.[6] 1360 hieß das Dorf villa Belkou.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 hieß das Dorf Belkow und umfasste 34 Hufen.[7] 1600 hatte die Kirche in Belkow einen silbernen vergoldeten Kelch, der zu klein war.[8] Weitere Nennungen sind 1687 Belckow[1] und 1804 Belckau, Belckow, Dorf mit Schmiede und Windmühle.[9]

Von 1921 bis 1951 war das Dorf an die Bahnstrecke Peulingen–Bismark angeschlossen. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke betrug 10 km/h.[10]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 14 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 629 Hektar, eine Kirchenbesitzung umfasste 2 Hektar Land, genau wie eine Gemeindebesitzung.[1]

Im Jahr 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Aufbau“.[1]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann führt die Ortsnamen 1287 belkowe, 1375 belkow, 1409 belkou zurück auf den slawischen Eigennamen „Bel“ für „der Weiße“ und die Endung „-kowe“ für „Behausung“.[11][12] Übersetzt heißt der Ort also „Haus des Weißen“. Aleksander Brückner leitet den Namen vom altslawischen Wort „bêlь“ für „weiß“ ab.[13]

Archäologie

Etwa zwei Kilometer südöstlich des Dorfes verläuft am Burggraben „Der Mittelwall“, der Rest einer Landwehr, die als Bodendenkmal unter Schutz steht.[4]

Im Jahre 2007 entdeckte ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger nahe bei Belkau ein rätselhaftes Menschenfigürchen, eine Miniaturfigur aus Bronze, die er dem Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) übergab. Eine Untersuchung ordnete den Fund dem Frühmittelalter zu. Er könnte in die Zeit zwischen 5. und 7. oder zwischen 8. bis 11. Jahrhundert fallen.[14]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Landkanton Stendal im Distrikt Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Stendal.[1]

Bei der Gebietsreform vom 25. Juli 1952 kam Belkau in den neu entstandenen Kreis Stendal im Bezirk Magdeburg. Am 1. Juli 1973 wurde die Gemeinde Belkau aus dem Kreis Stendal in die Gemeinde Schernikau eingemeindet.[15]

Seit der Eingemeindung von Schernikau in Bismark (Altmark) am 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Belkau zur neu entstandenen Ortschaft Schernikau und zur Stadt Bismark (Altmark).[16]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734124
1772129
1790104
1798117
1801132
JahrEinwohner
1818112
1840133
1864137
1871138
1885165
JahrEinwohner
1892[00]180[17]
1895183
1900[00]167[17]
1905181
1910[00]160[17]
JahrEinwohner
1925236
1939184
1946375
1964241
1971255
JahrEinwohner
1992146[10]
1999155[10]
2010139[18]
2018117[19]
2020122[20]
JahrEinwohner
2021122[2]
2022119[2]

Quelle, wenn nicht angegeben bis 1971:[1]

Religion

Dorfkirche Belkau

Die evangelische Kirchengemeinde Belkau, die früher zur Pfarrei Schinne gehörte,[21] wird heute betreut vom Pfarrbereich Möringen-Uenglingen im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Friedhofsportal Belkau
  • Die evangelische Dorfkirche Belkau, kleiner romanischer Feldsteinsaal, wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. 1922 wurde eine Orgel eingebaut. Eine Bronzeglocke von 1490, Durchmesser 1,12 Meter, stammt vom niederländischen Glockengießer Gerhard van Wou.[23]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der mit einer Feldsteinmauer umgeben ist, die teilweise durch eine Backsteinmauer ersetzt ist.
  • Ein Bauernhof im Dorf steht unter Denkmalschutz.

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 289, 8. Belkau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 105 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 161–166, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 161–166, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Bismark (Altmark), §15 Ortschaftsverfassung. 31. Oktober 2018, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  4. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 15. Berlin 1858, S. 28 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 48 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 327.
  8. Julius Müller, Adolf Parisius (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 1, Heft 3. Magdeburg 1895, S. 172 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 257 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00279~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. a b c Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 18–23, Belkau.
  11. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 21–22.
  12. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  13. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 63, 25 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11381473~SZ%3D00069~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  14. Arnold Muhl: Schon slawisch oder doch noch germanisch? Ein rätselhaftes Menschenfigürchen aus Schernikau-Belkau, Stadt Bismark (Altmark), Landkreis Stendal. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 61, 2014, S. 379–388 doi:10.11588/jsmv.2014.1.81064
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 345.
  16. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag Einheitsgemeinde Stadt Bismark. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 192–201 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
  17. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 105 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Schernikau mit Ortsteil Belkau. In: stadt-bismark.de. Archiviert vom Original am 29. Oktober 2014; abgerufen am 4. November 2021.
  19. Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark): Schernikau mit Ortsteil Belkau. In: stadt-bismark.de. 7. Dezember 2019, abgerufen am 4. November 2021.
  20. Axel Junker: Positive Tendenz bei Umzügen. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 14. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 18.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 112 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Möringen-Uenglingen. Abgerufen am 4. November 2021.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 39.

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Belkau, Willkommenstafel an östlichen Ortseingang