Belagerung von Grüningen (1440)

Belagerung von Grüningen (1440)
(c) Marco Zanoli, CC BY-SA 4.0

Übersichtskarte Alter Zürichkrieg
Datum10. November 1440 bis 16. November 1440
OrtGrüningen, Kanton Zürich, Schweiz 47° 17′ 4″ N, 8° 45′ 45″ O
AusgangSieg der Eidgenossen
FolgenKapitulation von Grüningen
Konfliktparteien

Stadt Grüningen
Reichsstadt Zürich
Hzt. Habsburg–Österreich

Eidgenossenschaft der VII. Orte:
Schwyz
Glarus
Stadt Luzern
Stadt und Amt Zug
Land Unterwalden
Reichsland Uri
Reichsstadt Bern
und
Toggenburg (Raron)
Stadt Wil
Gft. Werdenberg–Sargans
Republik Gersau
Dorf Weggis
Landschaft Saanen

Befehlshaber

Vogt Jakob Murer

Landammann Ital Reding d. Ä.

Truppenstärke
40 Mann Burgbesatzung1100 Mann
Verluste

unbekannt

unbekannt

Die Belagerung von Grüningen (1440), auch Erste Belagerung von Grüningen, war ein militärischer Konflikt, der vom 10. November bis zum 16. November 1440 im Verlaufe des Alten Zürichkriegs im heutigen Kanton Zürich ausgetragen wurde. Die Gegner waren auf der einen Seite die Garnison der Stadt Grüningen, auf der anderen Seite Truppen der eidgenössischen Orte.

Vorgeschichte

Seit 1279 sind Amt und Stadt Grüningen als Habsburger Besitz fassbar. 1314 wurde Graf Friedrich IV. von Toggenburg als Pfleger eingesetzt. Im 14. Jahrhundert wurde die Herrschaft Grüningen von den Habsburgern mehrfach verpfändet, u. a. 1331 an die Herren von Landenberg-Greifensee, 1374 an die Gessler von Meienberg. Ohne Rücksprache und mit Herzog Friedrich IV. und somit gegen den Willen der Habsburger – und auch der Grüninger – verkauften die Brüder Wilhelm und Hermann Gessler die Pfandschaft 1408 aufgrund fortwährender Abwehrkämpfe gegen Zürich an diese Stadt. Nach Konsolidierung der verworrenen politischen Lage im Anschluss an die Eroberung des Aargaus wurde Heinrich Hagnauer 1416 zum Landvogt zur Verwaltung der Herrschaft im Schloss Grüningen eingesetzt und Grüningen wurde fortan als Äussere Vogtei beziehungsweise Landvogtei der Stadt Zürich verwaltet. Diese neuen Rechtsverhältnisse in der Herrschaft Grüningen wurde vom Luxemburger Kaiser Sigismund 1433 bestätigt.

Nach dem für Zürich unglücklich verlaufenen Gefecht am Etzel wurde am 13. Mai 1439 eine Waffenruhe vereinbart, die bis zum 3. April 1440 andauerte. Nach der Rückeroberung Ende Oktober des mit Zürich im Burgrecht stehenden Sarganserlandes durch Schwyz und Glarus für den mit ihnen im Landrecht stehenden Grafen Heinrich II. von Werdenberg-Sargans († ca. 1447) folgte seitens der Eidgenossen und ihrer Verbündeten eine ganze Reihe von Kriegserklärungen an Zürich, die den Krieg ab dem 2. November 1440 zum Ausbruch brachten. Nachdem sich das Heer Zürichs im Treffen bei Pfäffikon am 5. November vorzeitig und kampflos über den Zürichsee in seine Stadt zurückgezogen hatte, wurde das Stadtzürcher Territorium seinem Schicksal überlassen und in den folgenden zwei Wochen von den Gegnern von mehreren Seiten her mit Krieg überzogen.[1][2]

Die Belagerung

Belagerung vom November 1440 oder Juni 1443

Der Grüninger Vogt Jakob Murer verteidigte mit 40 Mann das Schloss. Dieser war sich der ungemütlichen Lage durchaus bewusst und sandte einen Boten nach Zürich, um Verstärkung anzufordern und teilte mit, dass Grüningen sich andernfalls Schwyz und Glarus ergeben müsste. Stadtschreiber Michael Stebler (genannt Graf) antwortete, dass in diesem Fall die Zürcher alles, was die Schwyzer und Glarner übrig liessen, verwüsten und verbrennen würden. Der geringe Widerstandswille der Grüninger, die offensichtlich für die wenig beliebten Zürcher den Kopf ohnehin nicht hinhalten wollten, wurde dadurch noch weiter untergraben. Zudem nahm die Angst zu, von den Toggenburgern, die inzwischen Kyburg belagerten, oder von den Truppen, die noch am 5. November einen Plünderungszug nach Wald unternahmen, heimgesucht zu werden.

Die Grüninger sandten in dieser Situation die Mitteilung an die in Hurden lagernden Schwyzern, sie möchten herüberkommen und die Huldigung entgegennehmen. Diese reagierten umgehend und berichteten dies an die Schwyzer und Glarner Hauptkontingent in Kilchberg unter den Landammännern Ital Reding und Jost Tschudi, welche 80 Schwyzer und 50 Glarner nach Hurden entsandten, wo diese durch einige Krieger aus der March verstärkt wurden. Dieses Kontingent setzte über den Zürichsee und gelangte nach Rüti, das als Besammlungsort diente. Dort stiessen die Truppen aus der Grafschaft Uznach, dem Gasterland und das 400 Mann starke Aufgebot von Graf Heinrich II. von Werdenberg-Sargans dazu, der Zürich am 11. November den Krieg erklärte. Am Abend dieses Tages liess das inzwischen 1100 Mann starke Heer die Stadt und Herrschaft Grüningen Schwyz und Glarus den Treueeid schwören. Das Städtchen wurde eingeschlossen, die Burg hingegen gehalten. Die in Walenstadt geraubte grosse Zürcher Büchse, die inzwischen nach Schwyz gebracht worden war, wurde für die Belagerung von Grüningen wieder in die March und darauf nach Grüningen verfrachtet.[3][4]

Am 12. November zogen Schwyzer und Glarner Kriegsknechte vor die Burg Liebenberg, die von Zürich an Rudolf Netstaler verpfändet war. Sie wurde von diesem gegen sicheres Geleit an die beiden Orte übergeben und zerstört.

Petermann von Raron, der mit seinen Toggenburgern Kyburg belagerte, wurde von den Schwyzern und Glarnern um Zuzug gemahnt. Dabei beging er den Fehler, den Grossteil seiner Mannschaft mitzuführen und lediglich 200 Mann zurückzulassen, worauf es 500 Zürchern mit einigen Berittenen unter Führung von Heinrich Schwend gelang, nach Mitternacht Petermanns Verschanzungen vor Kyburg zu überfallen und 40 Toggenburger gefangen zu nehmen. Die übrigen nutzten die nächtliche Dunkelheit zur Flucht. Der Zürcher Bürgermeister Rudolf Stüssi zog mit ebenfalls 500 Mann aus Zürich aus, mit welchen er die Eidgenossen zu schädigen und von Grüningen abzulenken gedachte. Er kam bis Kaltenstein oberhalb Küsnacht, wo er allerdings in einen Hinterhalt geriet, bei dem 7 Krieger gefangen genommen wurden, so dass er sich mit seinem Kontingent nach Zürich zurückzog.

Aufgrund der hoffnungslosen Lage sprach Vogt Jakob Murer, der an einer Backe verwundet worden war, am 16. November schliesslich die Kapitulation aus. Es soll bei der Belagerung kein einziger Schuss gefallen sein. Die Burgbesatzung von Grüningen entging der Gefangennahme, sie erhielt von den Eidgenossen freien Abzug, unter Behaltung der Waffen und sonstigem Eigentum. Die Besitztümer der Stadt Zürich sollten dagegen den Eidgenossen zufallen; dazu gehörten Büchsen, Armbrüste, Pulver und anderes Kriegsgerät, das in die Burg in Pfäffikon verfrachtet wurde.[5][6]

Folgen

Die Schwyzer und Glarner verzichteten auf die Abstellung einer eigenen Garnison. Stattdessen wurde die Stadt von den Eidgenossen aufgefordert, eine allfällige Verteidigung selbst zu übernehmen.

Schwyz versuchte, eine Rückkehr der Herrschaft zu Zürich zu verhindern, indem es einen Boten zum am 2. Februar 1440 neu gewählten König Friedrich III. sandte. In dieser Situation forderte dieser, der den Konflikt als Möglichkeit ansah, an die Eidgenossen verlorene Gebiete zurückzuerlangen, am 13. Januar 1441 mittels zweier Mandate die Rückgabe der Herrschaft Grüningen an Habsburg. Er teilte ihnen mit, er habe Bern und Schwyz verboten, sie an andere weiterzugeben und forderte die Grüninger Landleute zum Gehorsam auf. Gleichzeitig teilte er den Städten Winterthur, Rapperswil und St. Gallen mit, dass die Herrschaften Grüningen, Andelfingen, Ossingen, Elgg und Pfäffikon den Zürchern abgenommen worden seien und gebot ihnen, die Grüninger gegenüber ihrer Eidverweigerung gegenüber Zürich zu schützen, bis er selber ins Land komme und seine Dispositionen treffe.[7]

Am 15. Februar 1441 erschien eine Grüninger Delegation vor der Tagsatzung in Luzern; sie beklagten sich über die den herkömmlichen Privilegien widersprechenden Behandlung der Zürcher und äusserten die Bitte, die Eidgenossen mögen sie beim Mandat des Königs schützen. Da die Bevölkerung von Grüningen den Schwyzern und Glarnern huldigte, wollten diese die Herrschaft nicht direkt an Zürich zurückgeben. Daher entschieden die Eidgenossen – entsprechend dem Friedensvertrag – dass die Grüninger und das Freiamt dagegen den Bernern zu huldigen hätten, damit diese die Gebiete an Zürich zurückgeben können. Mit dem «Berner Spruchbrief» vom 17. März 1441 kam das Schloss und die Herrschaft daher erneut an Zürich. Die Eroberungen von Petermann von Raron, der Stadt Wil und «Bös»-Beringer VIII. von Landenberg-Greifensee sollten den Zürchern dagegen direkt zurückgegeben werden.[8]

Nach dem erneuten Kriegsausbruch im Mai 1443 wurde Grüningen erneut belagert.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klingenberger Chronik (um 1460)
  2. Hans Fründ: Chronik des Alten Zürichkriegs Ab 1447.
  3. Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum Teil 2: Anno 1415–1470 Basel 1736, S. 317–318
  4. Johannes Wieland: Geschichte der Kriegsbegebenheiten in Helvetien und Rhätien, Band 1 1827, S. 154–158
  5. Joseph Thomas Fassbind: Geschichte des Kantons Schwyz, Band 2 1833, S. 263–266
  6. Josef Anton Henne: Neue Schweizerchronik für's Volk 1833, S. 210
  7. Bruno Meier: Ein Königshaus aus der Schweiz 2008
  8. Alois Niederstätter: Der Alte Zürichkrieg 1995, S. 90–93

Auf dieser Seite verwendete Medien

Coat of arms of the archduchy of Austria.svg
Autor/Urheber: Cornelis; SVG Conversion by: David Liuzzo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Bindenschild des alten Erzherzogtums Österreich
Ch-1422a.png
Schweizer Fahne um 1422 (CWR-Flags)

original comment on crwflags.com:

"At the battle of Arbedo in 1422 and quite regularly thereafter, mixed levies from more than one Canton carried red triangular guidons with a white cross (see image). The last time this triangular guidon appeared in battle was in 1540, by which time it was already evolving into a full four-sided flag. All these uses of the Confederate cross became increasingly important since Confederation armies were likely to meet other Swiss mercenary troops in the employ of enemies. But 1540 was also the last time a Swiss confederate army was called out until the French invasion of 1798, so the white cross on a red field disappeared from use. The Confederation remained the loosest and most decentralised of governments, and while it had no flag there remained a state seal recognised throughout Europe as the insignia of the Thirteen Cantons. It was a white cross 'traversante' on a red shield, and it came to be known in Switzerland as the 'federal cross'." (T.F. Mills, 14 November 1997)
Wappen Unterwalden alt.svg
Autor/Urheber: sidonius 23:27, 20 April 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das alte Wappen des Kantons Unterwalden, Schweiz. Es ist eine Verbindung der Wappen der Halbkantone Ob- und Nidwalden, verwendet vom späten 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert.

Teilweise Weiterverwendung auch im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Bsp. von 1912) neben dem seit 1816 offiziellen geteilten Wappen. Die hier gezeigte Darstellung des Doppelschlüssels (für Nidwalden) ist allerdings modern (Louis Ruckli 1944).

Vor etwa 1650 war das Kantonswappen das gleiche wie das des Kantons Solothurn, der horizontal in weiss und rot geteilte Schild.

Eine frühe Darstellung des Wappens von Unterwalden mit geteiltem Feld und einbärtigem Schlüssel findet man bei Merian (1654).
Wappen Toggenburger2.svg
Autor/Urheber: Marco Zanoli (sidonius 10:42, 14 February 2007 (UTC)), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Jüngeres Wappen der Grafen von Toggenburg und der Grafschaft Toggenburg bis 1798
Wappen Stadt Wil SG.svg
Wiler Stadtwappen (Wil SG), entstanden durch die Gemeindevereinigung Wil-Bronschhofen am 1. Januar 2013
Wappen Gersau.svg
Autor/Urheber: Sebastian Walderich, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wappen von Gersau. Erstmals belegt 1597 als in grün und rot gespalten, älteste Abbildung in blau und rot im Kleinen Landbuch von Gersau (1605). https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ahe-001:1920:34::218
Wappen Werdenberger2.svg
Autor/Urheber: Marco Zanoli (sidonius 16:18, 24 February 2007 (UTC)), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Grafen von Werdenberg-Sargans; desgleichen auch Grafen von Tübingen-Asperg (alt)
Grüningen - Belagerung 1443.jpg
Grüningen, Alter Zürichkrieg: Belagerung im November 1440 oder Juni 1443
Saanen-coat of arms.svg
Autor/Urheber: Aliman5040, Lizenz: CC BY-SA 3.0
coat of arms municipality of Saanen, Switzerland)