Behrendorf (Werben)

Behrendorf
Hansestadt Werben (Elbe)
Koordinaten: 52° 49′ 29″ N, 11° 57′ 39″ O
Höhe: 23 m ü. NHN
Fläche:23,64 km²
Einwohner:118 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:5 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2010
Postleitzahl:39615
Vorwahlen:039390, 039393

Lage von Behrendorf in Sachsen-Anhalt

Südlicher Ortseingang mit Rundsockelstein

Behrendorf ist ein Ortsteil der Hansestadt Werben (Elbe) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geografie

Behrendorf, ein Marschhufendorf,[3] liegt vier Kilometer südlich von Werben und acht Kilometer westlich von Havelberg im Landschaftsschutzgebiet Altmärkische Wische im Norden der Altmark.[4] Die Siedlungsstruktur ist durch eine sehr aufgelockerte Bebauung gekennzeichnet.

Nachbarorte sind Rengerslage im Südwesten, Roggehof und Wendemark im Nordwesten, Werben (Elbe) im Norden, Räbel, Neu Berge und Berge im Osten und Giesenslage im Süden.[4]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Behrendorf wurde 1209 erstmals urkundlich als Berendorp erwähnt, als Markgraf Albrecht II dem Bistum Havelberg seine Besitzungen bestätigte.[5][6] Im Jahre 1317 verpfändete Anna, Herzogin von Breslau dem Komtur in Werben drei Hufen in villa Berendorp.[7] 1319 überließ sie der Johanniterkomturei einen Hof in Berendorpe.[3] 1349 verkaufte das Kloster Dambeck dem Ordenshaus Werben Hebungen in Behrendorf.[8] 1351 bestätigte Herrenmeister Hermann von Werberg die Widmung eines vom Kloster Dambeck erkauften Zinses Behrendorfs anlässlich eines Gastmahls im Ordenshaus Werben.[9] 1355 verpfändete Markgraf Ludwig der Römer dem Komtur Albrecht von Dannenberg die Dörfer Behrendorf und Giesenslage.[9] 1470 kaufen Rat und Kirchenvorsteher eine beständige Geldhebung von einem Zweihufenhof in Behrendorf für die Pfarrkirche.[10] 1579 liegt ein Leibgedingebrief der Frau des Osterburger Bürgermeisters Steffen Boldemann über eine halbe Hufe in Behrendorf vor.[11]:S. 1009 1613 erwarb Bauer Hans Köhn zu Rethausen ein Zehnt an Prigges Hof gegen ein Darlehen von 225 Talern. Dieses ist noch 1777 als Hypothek eingetragen.[11]:S. 463 1617 versetzte Andreas Goldbeck dem Schulzen Chim Meinicke ein Wendtland für 100 Taler à 24 Silbergroschen.[11]:S. 462 1652 kamen Zuzügler aus dem Stift Bremen und aus Holstein nach Behrendorf.[11]:S. 77 Am 20. Dezember 1695 trat die Altmärkische Deichordnung für die Wische in Kraft.[12] 1700 standen laut Urbar der Komturei Werben Abgaben von drei Amtsuntertanen zu.[11]:S. 614 1717 wurde die Onera (Abgaben und andere Lasten) nach Ausmessung von sechs Amtsuntertanen durch die Kammer im Rahmen der Egalisierung neugeregelt. Außerdem bestand für Behrendorf kein Mahlzwang.[11]:S. 77 1727 bestanden folgende öffentliche Lasten der sechs zum Amt Tangermünde gehörenden Bauern: 12–20 Taler Bedegeld und die Wischerhufe zu je 4 Wispel Aussaat auf Acker der 1. Steuerklasse.[11]:S. 318 1745 erschien der Richter zu Behrendorf nicht zum Bodding, Verwirkung einer Wette von 4 Talern und 12 Groschen.[11]:S. 518 1747 wurden die besonderen Gerichte in der Wische Bodding und Lodding[13] aufgelöst.

Eingemeindungen

Das Dorf gehörte bis 1807 zum Arneburgischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es bis 1813 im Kanton Werben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Behrendorf in der Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Februar 1974 wurden die beiden Gemeinden Berge und Giesenslage in die Gemeinde Behrendorf eingemeindet.[14]

Bis zum 31. Dezember 2009 war Behrendorf eine selbständige Gemeinde mit den zugehörigen Ortsteilen Berge und Giesenslage.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinde Behrendorf (am 5. Mai 2009) und der Hansestadt Werben (Elbe) (am 26. Mai 2009) beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Hansestadt Werben (Elbe) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[15]

Damit gehören seit dem 1. Januar 2010 die Ortsteile Behrendorf, Berge und Giesenslage zur Gemeinde Hansestadt Werben (Elbe).

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734110
1772044
1790083
1798087
1801079
1818093
JahrEinwohner
1840135
1864120
1871121
1885137
1892[00]145[16]
1895118
JahrEinwohner
1900[00]108[16]
1905137
1900[00]137[16]
1925192
1939134
1946308
JahrEinwohner
1964241
1971261
1981713
1993647
2006505
2014[00]139[17]
JahrEinwohner
2015[00]141[17]
2017[00]128[18]
2018[00]128[18]
2020[00]123[19]
2021[00]122[19]
2022[0]118[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religionen

Die evangelischen Christen aus Behrendorf sind in die Kirchengemeinde Werben eingepfarrt, die früher zur Pfarrei Stadt Werben an der Elbe gehörte,[20] und heute betreut wird vom Pfarrbereich Seehausen im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Die katholischen Christen werden heute von katholischen Pfarrei St. Anna (Stendal) im Dekanat Stendal des Bistums Magdeburg betreut.

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Behrendorf war Joachim Lange.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Preußischer Rundsockelstein in Behrendorf
  • Ein Bauernhaus am Gemeindeweg und ein Distanzstein stehen unter Denkmalschutz.
  • Im Dorf gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus und eine Freiwillige Feuerwehr,[22] die vom Förderverein Feuerwehr Behrendorf e. V. unterstützt wird.[23]

Verkehrsanbindung

Die Landstraße von Werben (Elbe) in Richtung Osterburg (Altmark) bzw. Stendal führt durch Behrendorf. Der nächste Bahnhof befindet sich in Goldbeck an der Strecke Magdeburg–Wittenberge; die über Behrendorf führende Kleinbahn Goldbeck–Werben (Elbe) wurde 1971 stillgelegt.

Weblinks

Commons: Behrendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 364, 8. Behrendorf (Online bei google books).
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 155–158, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).

Einzelnachweise

  1. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  2. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 120 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 155–158, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 114, Nr. 546 (Online).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 3. Berlin 1843, S. 91 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 24, Urkunde Nr. XXX (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 31 (Digitalisat).
  9. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 32 (Digitalisat).
  10. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 67 (Digitalisat).
  11. a b c d e f g h Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, doi:10.35998/9783830529965.
  12. Das Deichwesen an der unteren Elbe (= Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. Band 2). 1869, S. Beilage, 5 ([Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936805~SZ%3D00265~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D Online]).
  13. Goetze und G. W. von Raumer: Über die Verfassung und Geschichte der Bodding- und Lodding-Gerichte in der Altmark. In: Neues Allgemeines Archiv für die Geschichte des Preußischen Staats. Band 3, Heft 3, Berlin Posen Bromberg 1836, S. 193–205
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 345.
  15. Genehmigung des Gebietsänderungsvertrages zur Bildung einer neuen Gemeinde Hansestadt Werben aus den Gemeinden Hansestadt Werben und Behrendorf ab 1. Januar 2010. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 201–204 (Online [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 10. April 2020]).
  16. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  18. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  19. a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 126 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Seehausen. Abgerufen am 12. Februar 2022.
  22. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 293, abgerufen am 3. August 2019.
  23. Vereinsregister des Amtsgerichts Stendal auf handelsregister.de. Abgerufen am 4. April 2020.

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