Bedrettin Dalan

Bedrettin Dalan (* 10. Juli 1941 in Eskişehir) ist ein türkischer Politiker und Ingenieur; er war von 1984 bis 1989 Bürgermeister von Istanbul.

Leben

Herkunft, Ausbildung, Unternehmer

Bedrettin Dalan wurde am 10. Juli 1941 im mittelanatolischen Eskişehir als sechstes von acht Kindern geboren. Sein Vater arbeitete bei der staatlichen Eisenbahn. Er besuchte in Aydin die Realschule und das Gymnasium. Dann immatrikulierte er sich an der Technischen Universität in Istanbul. Von 1966 bis 1968 absolvierte er seinen Militärdienst.

Der Elektroingenieur begann bei der staatlichen Eisenbahn, später wirkte er bei verschiedenen Industrieunternehmen als Direktor und Vorstandsmitglied und machte sich als Unternehmer in der Textilbranche selbstständig.

Parteigründung, Bürgermeister von Istanbul (1984–1989)

Dalan wurde Mitbegründer und Provinzvorsitzender der konservativen Anavatan Partisi und wurde am 25. März 1984 bei den Regionalwahlen zum Bürgermeister von Istanbul gewählt.

Unter Dalan wurde die Stadtsanierung und der Ausbau der Infrastruktur vorangetrieben, der neue Terminal des Atatürk-Flughafens in Betrieb genommen. Am Goldenen Horn wurden die desolaten Industrieanlagen abgerissen oder verlagert und durch, wenn auch „uninspirierte“ Parks ersetzt.[1]

Straßenzug in Tarlabaşı

Das in der Nähe des Taksimplatzes gelegene Viertel Tarlabaşı galt als gefährlich. Dalan ‚denunzierte‘ die Bebauung als „levantinisch“.[2] Der sechsspurige Tarlabaşı-Boulevard trennte ab 1988 Tarlabaşı vom begehrten Wohnort Beyoğlu. Damit wurde Tarlabaşı isoliert und verfiel, wurde zugleich Wohnort zahlreicher Armer und Angehöriger ethnischer Minderheiten. 368 historische, zum größten Teil denkmalgeschützte Häuser fielen dem Bau der Straße zum Opfer.[3] Dalan ließ das Quartier abreißen, um dort Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäude errichten zu lassen.

Dalan legte Wert auf die Restaurierung zahlreicher Moscheen, die er nach den osmanischen Sultanen benennen ließ.[4]

Bei den Wahlen von 1989 zeigte sich, dass die Partei Dalans so unbeliebt war, dass auch er selbst als Bürgermeister abgewählt wurde. Dalans Nachfolger wurde der Sozialdemokrat Nurettin Sözen.

Dalan kündigte 1990 die Gründung einer neuen Partei, der Demokrat Merkez Parti, an (etwa: Partei des Demokratischen Zentrums). Doch diese Partei, die gegenüber den konservativen Parteien kaum ein eigenes Profil bot und sich nur in ihrem Säkularismus unterschied, scheiterte bei den Kommunalwahlen, so dass Dalan sich ins politische Abseits manövriert hatte.[5]

Möglicher Putschversuch (2003), Flucht nach Deutschland

Bei einem möglichen Putschversuch im Jahr 2003 soll Dalan als nächster Ministerpräsident vorgesehen gewesen sein.[6] Die Bundesrepublik lehnte es 2010 ab, den aus der Türkei geflohenen und im Ergenekon-Fall angeklagten Bedrettin Dalan an die Türkei auszuliefern.[7]

Dalan war auch im Jahr 2022 noch Ehrenpräsident der von ihm mitgegründeten ISTEK-Stiftung und der Yeditepe-Universität.

Werke

  • The Historical and Cultural Heritage of Istanbul, Istanbul 1988.

Literatur

Anmerkungen

  1. Sibel Bozdoğan, Esra Akcan: Turkey. Modern Architectures in History, Reaktion Books, London 2012, S. 285.
  2. Klaus Kreiser: Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart, Beck, München 2016, S. 112.
  3. Constanze Letsch: Champs Elysees von Istanbul, in: Perlentaucher, 22. Mai 2009.
  4. Martin Stokes: The Republic of Love: Cultural Intimacy in Turkish Popular Music, University of Chicago Press 2010, S. 93.
  5. William M. Hale: Turkey (Türkiye Cumhureyeti), in: Middle East Contemporary Survey 14 (1990), S. 669–692, hier: S. 676.
  6. Putschvorwürfe in der Türkei: Mutmaßlicher Drahtzieher soll vor Gericht, in: Spiegel online, 30. April 2010.
  7. Germany refuses to extradite Ergenekon suspect Dalan (Memento desOriginals vom 3. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.todayszaman.com

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Tarlabaşı was a minor district of İstanbul in the late 19th century and not nearly as evolved as its neighbouring Pera. Most of the area’s first inhabitants were employees of the embassies, people working in the neighbourhood and Levantines who lived in three storey houses. A number of factors have caused the neighbourhood to change dramatically over the last 70 years: the implementation of a new property tax in 1942, the incidents of September 6-7 (1955), the influx of immigrants from Anatolia that started in the 1960s, and the operations of Bedrettin Dalan in 1980s. After Bedrettin Dalan, the mayor of İstanbul opened up the Tarlabaşı Boulevard by destroying around 350 historical buildings, the neighbourhood was severed from Taksim and to an extent became isolated. An urban transformation of this neighbourhood was launched again in 2007 under the name “Tarlabaşı Renovation Project.” SALT Research, Söylemezoğlu Archive

Tarlabaşı, 19. yüzyılın ikinci yarısında, yapısal anlamda Pera kadar gelişme gösteremeyen kendi hâlinde bir bölgeydi. İlk sakinleri elçilik görevlileri, yakın çevrede çalışanlar ve levantenler oldu. 1880’lerden sonra bölgede, Pera’yı örnek alan ancak daha mütevazı nitelikte binalar yapılmaya başlandı. Varlıklı ailelerin yaptırdığı birkaç apartman dışında, evlerin tamamı en fazla üç katlıydı. Varlık Vergisi (1942), 6-7 Eylül Olayları (1955), 1960’lar itibariyle kırsal yerleşmelerden kente göç ve 1980’lerdeki Dalan Operasyonları, Tarlabaşı’nın sosyal ve kentsel anlamda geleceğini etkiledi. Dönemin İstanbul Belediye Başkanı Bedrettin Dalan’ın 1986’da, Tarlabaşı’ndaki 350 kadar tarihî yapıyı yıktırarak Tarlabaşı Bulvarı’nı açması, bölgenin Taksim’den koparak içine kapalı bir alana dönüşmesine neden oldu. Beyoğlu Belediyesi tarafından 2007’de bölgede, çalışmaları hâlen devam eden “Tarlabaşı Yenileme Projesi” başlatıldı.

SALT Araştırma, Söylemezoğlu Arşivi