Becher von Vicarello
Die Becher von Vicarello – auch als Itineraria Gaditana bekannt – sind antike Weihegaben und tragen eine wichtige Itinerarinschrift. Sie wurden 1852 gefunden.
Beschreibung und Deutung
Auf den silbernen Bechern ist jeweils die Strecke von Gades nach Rom durch 106 Ortsnamen und Entfernungsangaben in römischen Meilen (milia passuum, etwa 1,48 km) dargestellt. Sie umfasst etwa 1840 römische Meilen bzw. 2723 km. Die vier Becher sind inhaltlich nicht identisch, sondern enthalten zuweilen unterschiedliche Orts- und Entfernungsangaben. Vermerke wie „Ad Decimum“ („Ad X“) oder „Ad XX“ beziehen sich auf einen Zehn- oder Zwanzig-Meilenstein.
Die Becher gelten als wichtige Zeugnisse für Itinerarinschriften aus römischer Zeit.[1] Die Becher wurden als Weihegaben im Apollonheiligtum (Aquae Apollinares) in Vicarello in der Nähe des Lacus Sabatinus in Zentralitalien niedergelegt.[2] Die Datierung ist umstritten; während Bernd Löhberg drei der Becher auf vor 337 und den vierten auf nach 333/337 datiert,[3] datiert Florian Mittenhuber die Becher in das erste Jahrhundert nach Christus.[4]
Die vier gleichartigen Silberbecher wurden möglicherweise in Spanien hergestellt und von einer Reisegruppe, die nach Aquae Apollinares gepilgert war, gestiftet. Unter den bekannten römischen Quellopferfunden sind nicht allzu viele derartige Metallgefäße. Neben Vicarello wurden offenbar die Heiligtümer in Bath (Aquae Sulis) und Baden (Aquae Helveticae) mit solchen Gaben bedacht.[5] Bagni di Vicarello war bis in die Neuzeit noch Badeort und besitzt heiße Quellen, die sich in der Nähe der Ruinen der römischen Thermen befinden. Der Name Vicarello leitet sich von „Vicus Aurelii“ ab.
Die Becher befinden sich heute im Museo Nazionale Romano in Rom (Inv. Inv. 67497, 67498, 67499, 67500).
Itinerarium
Zunächst orientiert sich die Route an der Via Augusta in Spanien. Auf dem ersten Abschnitt werden die Orte Gades (Cádiz), Portus Gaditanus (El Puerto de Santa Maria), Ugia (Torre Alocaz), Orippo (Dos Hermanas) und Hispalis (Sevilla) genannt. Der zweite Abschnitt führt über Carmo (Carmona), Obucla (Castillo de la Monclova), Colonia Iulia Augusta Firma Astigitana (Écija) bis Corduba (Córdoba). Der dritte Abschnitt führt bis nach Tarraco (Tarragona). Der nächste Abschnitt führt bis nach Colonia Narbo Martius (Narbonne) an der Via Domitia. Der folgende Abschnitt führt durch Südfrankreich über die Alpen bis Augusta Taurinorum (Turin) in Italien. Der letzte Abschnitt erstreckt sich bis Roma (Rom).
Itinerarien auf den Bechern
Die Beschriftung der Becher lautet:
1 | 2 | 3 | 4 |
---|---|---|---|
Itinerarium a Gades Romam | Ab Gades usque Roma Intinerare | Itinerare A Gades Usque Roma | A Gadibus Roma |
Literatur
- Arie Dirkzwager: Mit Metrodor von Cádiz nach Rom (Anth. Pal. XIV 121). In: Rheinisches Museum 134, S. 162–167 (PDF-Datei; 995 kB).
- Anne Kolb: Raumwahrnehmung und Raumerschließung durch römische Straßen. In: Michael Rathmann (Hrsg.): Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike. Mainz. 2007, S. 168–180.
- CIL XI, 3281–3284.
- Ingemar König: Caput mundi. Rom – Weltstadt der Antike. Darmstadt. 2009, S. 35.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gerd Graßhoff, Florian Mitterhuber (Hrsg.): Untersuchungen zum Stadiasmos von Patara. Modellierung und Analyse eines antiken Streckennetzes, Bern Studies in the History and Philosophy of Science, Bern 2009, ISBN 978-3952342152, S. 44.
- ↑ Vera von Falkenstein-Wirth: Das Quellenheiligtum von Vicarello (Aquae Apollinares). Ein Kultort von der Bronzezeit bis zum Ende des Kaiserreichs: Zabern, Mainz 2011, ISBN 978-3-8053-4347-3.
- ↑ Bernd Löhberg: Das „Itinerarium provinciarum Antonini Augusti“, Frank & Timme 2006, ISBN 978-3865960856, S. 5; siehe hierzu die negative Besprechung unter hsozkult
- ↑ Florian Mittenhuber: Antike Geo- und Kartographie – ein kurzer Überblick.
- ↑ Wolf-Rüdiger Teegen: Studien zu dem kaiserzeitlichen Quellopferfund von Bad Pyrmont. Ergänzungsband zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde. de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 978-3110166002, S. 245.
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Autor/Urheber: Ryan Baumann, Lizenz: CC BY 2.0
The four silver cups come from the rich votive deposit of Vicarello. Each bears an itinerary from Cadiz (Gades) to Rome, engraved with slight variations in several columns. The cylindrical form, typical of drinking vessels, also recalls mile-markers placed at the sides of the consular roads; the objects thus have the twin function of indispensable element of a traveller's luggage, and at the same time a safe guide during the voyage, thanks to the indication of all the post-stations and the distance of each stage. The cups, dating to the 3rd century B.C., are amongst the earliest and most precise epigraphic testimonies of the Roman road system and show that the fame of the springs' health-giving properties had reached even the farthest parts of the empire. Also from Vicarello come other silver vases, some of which bear engraved dedications to the health-giving divinities of the place (Apollo, the Nymphs, Sylvanus). Some of the objects from the votive deposit of Vicarello went to the Vatican Museums, others to the Museo Nazionale Romano, while others again were dispersed over the years.
(text from museum placard)Table I from Stipe votive delle Acque Apollinari di Vicarello CIL XI, 3281