Bastardwappen

Bastardwappen: Familienwappen der Ducs de Vendome

Das Bastardwappen diente im Mittelalter in der Wappenkunst der Kennzeichnung außerehelicher Söhne eines Adeligen, also einer illegitimen Geburt. Bastard war früher eine keineswegs ehrenrührige Bezeichnung für einen in außerehelicher Verbindung gezeugten, aber von einem adligen Vater rechtlich anerkannten („legitimierten“) Sohn.[1]

Oft bestehen diese Wappen aus Elementen des väterlichen Wappens, kombiniert mit dem Bastardfaden (einem darübergelegten Schrägstreifen).

Bedeutung

Jean de Dunois mit seinem Bastardwappen

Da besonders im Falle von souveränen Fürsten wie Königen oder Kaisern der Vater keineswegs verpflichtet war, seine außerehelichen Nachkommen auch öffentlich anzuerkennen, stellte die Verleihung eines Bastardwappens meist eher eine Seltenheit dar und war sehr oft mit der Verleihung eines Adelstitels und eines standesgemäßen Wohnsitzes verbunden.

Ein auf diese Weise anerkannter Nachkomme des Landesfürsten zu sein, stellte in der Wahrnehmung des übrigen nicht-souveränen Adels in der Regel keinen Grund für soziale Geringschätzung dar, sondern bot dem nicht-souveränen Adel im Gegenteil die Möglichkeit zum Konnubium mit dem sozialen Umfeld des Landesfürsten, selbst wenn eine Einheirat in das eigentliche landesfürstliche Herrschergeschlecht aufgrund des sozialen Standesunterschieds gesellschaftlich undenkbar war.

Geographische Unterschiede

In Frankreich sowie Süd- und Südosteuropa wurde über das väterliche Wappen ein Bastardfaden (Schräglinksfaden) gelegt. Das ist ein Beizeichen. Er verläuft von links oben nach rechts unten (heraldisch: aus der Sicht des Trägers) über den gesamten Schild. Ein nur kurzes „Balkenstück“ wird als schräglinker Einbruch bezeichnet. Für einen „legitimierten“ (jedoch in aller Regel nicht erbfolgeberechtigen) außerehelichen Sohn ist die Richtung des Zeichens gekehrt und schrägrechts.

In Nordeuropa erschien üblicherweise das väterliche Wappen in der rechten oberen Ecke (oberes oder vorderes Geviert) des ansonsten ledigen Schildes. In England fand allerdings auch der Bastardfaden Verwendung. Beispiele aus Deutschland sind etwa Moritz von Sachsen oder die Grafen Holnstein. Es gibt aber auch Fälle, in denen den Bastarden mitsamt ihren Titeln ganz andere Wappen (ohne Bastardfaden) verliehen wurden, so etwa den Fürsten von Bretzenheim oder den Grafen Waldersee.

Beispiele

Wittelsbacher Bastardwappen

Englische Bastardwappen

Eine Reihe englischer Herzogsfamilien stammt von außerehelichen Söhnen englischer Könige ab.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Lizenzausgabe. Bechtermünz, Augsburg 2001, ISBN 3-8289-0768-7, S. 345.

Einzelnachweise

  1. Duden »Etymologie«:, Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage von Günther Drosdowski (Hrsg.) (Der Duden; Band 7), Mannheim; Wien; Zürich: Dudenverlag 1989, ISBN 3-411-20907-0, S. 66

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Arms of the Duke of Richmond and Gordon. Quarterly: 1st and 4th grand quarters, the Royal Arms of Charles II (viz. quarterly: 1st and 4th, France and England quarterly; 2nd, Scotland; 3rd, Ireland); the whole within a bordure company argent charged with roses gules barbed and seeded proper and the last; overall an escutcheon gules charged with three buckles or (the Dukedom of Aubigny); 2nd grand quarter, argent a saltire engrailed gules between four roses of the second barbed and seeded proper (Lennox); 3rd grand quarter, quarterly, 1st, azure three boars' heads couped or (Gordon); 2nd, or three lions' heads erased gules (Badenoch); 3rd, or three crescents within a double tressure flory counter-flory gules (Seton); 4th, azure three cinquefoils argent (Fraser).
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Jean d'Orléans, Graf von Dunois, Ausschnitt aus einer mittelalterlichen Miniatur
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Quarterly France and England, a border compony azure and silver Quarterly, 1st and 4th, azure three fleurs-de-lis or (France); 2nd and 3rd, gules three lions passant guardant in pale or (England), all within a bordure compony argent and azure.
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