Basler Erdbeben 1356
Basler Erdbeben | ||
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Koordinaten | 610957 / 259259 | |
Datum | 18.10.1356[1] | |
Uhrzeit | 21:30 UTC | |
Intensität | X auf der MM-Skala | |
Magnitude | 6,0 bis 7,1 ML | |
Epizentrum | Reinach | |
Land | Schweiz | |
Betroffene Orte | ||
Tote | 100–2000 | |
Als Basler Erdbeben von 1356 bezeichnet man eine Serie von sehr starken Erdstössen, die Basel ab dem Nachmittag des 18. Oktobers («Lukastag») 1356 in Trümmer legten. Ihre Intensität wird nach den Schäden auf Stufe X, «vernichtendes » der Modifizierten Mercalliskala geschätzt.[1]
Ablauf
Das Erdbeben begann etwa um vier Uhr nachmittags mit einem ersten Stoss: Viele Häuser und der Chor des Basler Münsters stürzten ein; von Panik ergriffen flüchteten die Menschen auf offenes Gelände. Abends ab 22:00 Uhr bis Mitternacht folgten weitere, schwerere Stösse; Schäden wurden bis in 50 Kilometer Entfernung festgestellt. Die Stadt geriet in Brand, das Dach des Münsters stürzte in das Kirchenschiff und zerstörte die Altäre, die Orgel und die Bilder. Acht Tage lang habe den Quellen zufolge das Feuer gewütet, bis es schliesslich keine Nahrung mehr fand. Fast alle Kirchen der Stadt und vierzig Burgen im Umkreis wurden beschädigt.[2]
Der Mittelpunkt des Erdbebens lag unter dem Dorf Reinach BL einige Kilometer südlich der Stadt Basel: Dort verläuft ein tiefer Riss in der Erdkruste, der von Aesch aus in zwei Armen weit nach Norden reicht. Entlang dieses Risses sank vor vielen Millionen Jahren die Birs- und Rheinebene in die Tiefe.
Folgen
Die Anzahl der Todesopfer des Bebens war begrenzt, da viele nach dem Vorbeben am Nachmittag aus der Stadt geflüchtet waren. Die Angaben differieren in den verschiedenen historischen Quellen allerdings. Einige gehen von etwa 100 Toten aus, andere nennen 300, 1000 oder 2000 Tote.[3] Der Wiederaufbau konnte so bald beginnen, und schon im Frühsommer 1357 war Basel zu einem normalen Stadtalltag zurückgekehrt. Bis etwa 1370 waren die durch das Erdbeben zerstörten Gebäude wiederhergestellt.
Ein Kreuz in Reinach erinnert als Denkmal an dieses Erdbebengeschehen und an die Geschichte bzw. Legende des Grafen Walram von Thierstein aus der Erdbebenzeit.
Stärke
Die meisten Expertisen, die mitunter auf Basis von historischen Berichten und der Untersuchung der vorhandenen Schäden an Burgen verfasst wurden, schätzen die Stärke des Erdbebens auf 6,0 bis 6,3 auf der Momenten-Magnituden-Skala.[4] Neuere Studien nennen aber auch höhere Werte, so zum Beispiel 2006 das GFZ 6,6, 2004 der Schweizerische Erdbebendienst 6,7 bis 7,1 und 2002–2004 die PEGASOS-Studie des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats 6,0 bis 7,0.[5]
“The earthquake that occurred on October 18, 1356 in the region of Basel is the strongest historically documented earthquake in central Europe.”
«Das Erdbeben, das sich am 18. Oktober 1356 in der Gegend von Basel ereignete, ist das stärkste, das in historischer Zeit in Zentraleuropa dokumentiert wurde.»
Rezeption
Archäologen rekonstruierten die Auswirkungen des Bebens in der örtlichen Archäologischen Informationsstelle im Lohnhof, in dessen Eckturm als Teil der ehemaligen Stadtmauer die Bebenschäden noch heute sichtbar sind, mit der Ausstellung Basel, 1070-1358 n. Chr.: Mittelalterlicher Stadtmauerturm.[7]
Siehe auch
Literatur
- Andreas Staehelin: Das Erdbeben von Basel. In: Basler Jahrbuch 1956. S. 12–16. online
- Max Bider: Die Erdbebentätigkeit in Basel und Umgebung seit dem grossen Erdbeben. In: Basler Jahrbuch 1956. S. 17–44.online
- Gerhard Fouquet: Das Erdbeben in Basel 1356 – für eine Kulturgeschichte der Katastrophen. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. Band 103 (2003), doi:10.5169/seals-118467, S. 31–49.
- Julius Birlin: Das große Erdbeben anno 1356 in Basel und Umgebung. In: Das Markgräflerland. Heft 1/1992, S. 184 Digitalisat der UB Freiburg
- Wilhelm Wackernagel: Zur Geschichte des großen Erdbebens. In: Basler Taschenbuch auf das Jahr 1862. 10. Jahrgang, Basel 1862, S. 233–248 (online bei der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Basel im vierzehnten Jahrhundert. Geschichtliche Darstellungen zur fünften Säcularfeier des Erdbebens am S. Lucastage 1356. Herausgegeben von der Basler Historischen Gesellschaft. Basel 1856 .(in der Google-Buchsuche)
- Wilhelm Theodor Streuber: Ueber das Erdbeben von 1356. In: Basler Taschenbuch auf die Jahre 1854 und 1855. 5. und 6. Jahrgang, Basel 1855, S. 165–187 (online bei der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Christian Adolf Müller: Die Burgen in der Umgebung von Basel und das Erdbeben von 1356. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. Band 55 (1956), doi:10.5169/seals-117002, S. 25–73.
- D. Fäh, M. Gisler, B. Jaggi, P. Kästli, T. Lutz, V. Masciadri, C. Matt, D. Mayer-Rosa, D. Rippmann, G. Schwarz-Zanetti, J. Tauber, T. Wenk: The 1356 Basel earthquake. An interdisciplinary revision. In: Geophysical journal international. Band 178, Wiley-Blackwell, Oxford 2009, ISSN 0956-540X 1365-246X, S. 351–374.
- Werner Meyer: Das Basler Erdbeben von 1356 und die angerichteten Schäden. In: Unsere Kunstdenkmäler – Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 41 (1990), doi:10.5169/seals-650275, S. 162–168.
- Werner Meyer: Da verfiele Basel überall. Das Basler Erdbeben von 1356. Mit einem geologischen Beitrag von Hans Peter Laubscher. Schwabe, Basel 2006, ISBN 3-7965-2196-7.
Weblinks
- Dossier altbasel.ch: «Das grosse Erdbeben von Basel»
- regionalgeschichte.net, Stefan Grathoff: Das Grosse Beben von Basel im Jahr 1356
- onlinereports.ch, Peter Knechtli: Ein Erdbeben könnte Basel von der Landkarte verbannen
Einzelnachweise
- ↑ a b Significant Earthquake. In: ngdc.noaa.gov. Archiviert vom ; abgerufen am 1. Februar 2012.
- ↑ Samuel Schumacher: Erdbeben in Basel: 1356 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,6 Basel – das könnte wieder passieren In: Aargauer Zeitung. 27. August 2016.
- ↑ Stefan Grathoff: Das Grosse Beben von Basel im Jahr 1356. In: Regionalgeschichte.net. Abgerufen am 24. Juni 2022.
- ↑ 1356 Basel Earthquake – 650-Year Retrospective. S. 5 (PDF; 1,0 MB; Archiv).
- ↑ Centrale Nucléaire de Fessenheim – appréciation du risque sismique. (Memento vom 20. Juli 2011 im Internet Archive) S. 13 ff. (PDF; 2,2 MB).
- ↑ Seismic Hazard Assessment of Switzerland, 2004. (PDF; 22,4 MB) S. 18, archiviert vom am 20. September 2011; abgerufen am 16. Januar 2010 (Erdbebenrisiko in der Schweiz).
- ↑ Badische Zeitung: Archäologen rekonstruieren das schwere Erdbeben von 1356 – Basel – Badische Zeitung. (badische-zeitung.de [abgerufen am 5. November 2017]).
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Erdbebenkreuz. Zum Gedenken an das Erdbeben 18. Oktober 1356. Standort, Krummenrainweg, Reinach. Graf Walram III. von Thierstein-Pfeffingen (auch Walram oder Walraff von Thierstein).
Bull's eye graphic for use with earthquake location maps.
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Reliefkarte des Kantons Basel-Landschaft