Basilica Opimia

Die Basilica Opimia war ein im späteren 2. Jahrhundert v. Chr. errichtetes Gebäude auf dem Forum Romanum in Rom.

Überlieferung

Die Basilika ist lediglich aus einer beiläufigen Erwähnung bei Marcus Terentius Varro und aus zwei republikanischen Inschriften bekannt. Varro beschreibt in seinem Werk De lingua Latina („Über die lateinische Sprache“) die Lage eines Versammlungsplatzes der römischen Senatoren, ein senaculum, und sagt, dass es sich oberhalb der Graecostasis befinde, im Bereich des Concordiatempels und der Basilica Opimia (ubi aedis Concordiae et basilica Opimia).[1] Demnach erhob sich die Basilika auf dem Forum, und zwar in räumlicher Nähe des Concordiatempels und der Graecostasis im (nord-)westlichen Forumsbereich. Vom Concordiatempel ist bekannt, dass ihn Lucius Opimius nach dem Tod des Gaius Gracchus und vieler seiner Anhänger im Jahr 121 v. Chr. neu hat errichten lassen.[2] Der Tempel erhob sich an der gleichen Stelle wie sein augusteischer, im Auftrag des Tiberius zwischen 7 v. Chr. und 10 n. Chr. ausgeführter Nachfolgebau. Reste seines Podiums sind im Fundament des Neubaus integriert worden.[3] Allgemein wird angenommen, dass im Umfeld des opimianischen Tempelneubaus auch die Basilika, die seinen Namen trug, errichtet wurde. Wenn Marcus Tullius Cicero in seiner Verteidigungsrede für Publius Sestius im Jahr 56 v. Chr. von dem „überaus häufig besuchten Monument des Opimius“ berichtet (celeberrimum monumentum Opimi),[4] wird diese Stelle auf den Komplex aus Tempel und Basilika zu beziehen sein.[5]

Dieses Monument, das im Tempel greifbar die Concordia, die Eintracht, nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes der Gracchen und der popularen Partei feiern sollte, war ein Siegesmonument des Opimius und der ihn stützenden, optimatischen Senatsaristokratie.[6] Welche Rolle die Basilika in diesem Zusammenhang spielte, ist ebenso ungeklärt wie die Frage, welche Funktion ihr zukam. Sie kann reiner Repräsentationsbau gewesen sein, aber auch merkantilen und administrativen Aufgaben, insbesondere der Rechtsprechung, gedient haben, wie dies für andere Basiliken des republikanischen Rom nachzuweisen ist.[7] Von der Basilica Opimia ist aus zwei Inschriften bekannt, dass Sklaven der öffentlichen Hand an ihr beschäftigt waren (servi publici ex basilica Opimia),[8] ohne dass deren Aufgabenbereich zu fassen wäre.[9]

Gestaltung und Lage

Im archäologischen Befund sind Reste der Basilika als eigenständiger Bau nicht nachzuweisen. Sowohl ihre konkrete Lage relativ zum Concordiatempel als auch ihre architektonische Ausprägung sind Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Dies hängt damit zusammen, dass der Begriff basilica in der Antike vor allem funktional, nicht aber bautypologisch definiert wurde. Basiliken als Gebäudeteile oder als Teile von Gebäudekomplexen werden in Inschriften und in der Literatur in zahlreichen unterschiedlichen Zusammenhängen erwähnt. Neben einem öffentlichen Forumsgebäude tritt die Bezeichnung für Repräsentationsräume im privaten Wohnumfeld, insbesondere der Villenarchitektur, auf. Er begegnet bei Theateranlagen und Thermen, bei Markthallen und den Principia römischer Militärbauten. Zumindest in der römischen Kaiserzeit konnten Basiliken auch mit Tempeln und Heiligtümern verbunden sein.[10] Der Begriff konnte folglich unabhängige, angebundene oder eingebundene Baustrukturen bezeichnen.

Entsprechend vielfältig sind die Versuche, sich dem Basilikalen des opimianischen Baus zu nähern.[11] German Hafner schlug vor, die basilica Opimia mit der Cella des Concordiatempels gleichzusetzen.[12] Er wandte sich hierbei explizit gegen die Annahme von Carlo Gasparri, der die Basilika als eigenständigen Bau verstand und ihre Lage an der nordöstlichen Langseite des Tempels rekonstruierte.[13] In dieser Position verortete schon Christian Hülsen die Basilika.[14]

Einen anderen Ansatz vertrat Nicholas Purcell, der die Basilika in dem gedeckten, dem Forum zugewandten Säulengang im unteren Bereich des Tabulariums erkannte.[15] Doch wurden die Rekonstruktionsversuche Purcells zum Tabulariumkomplex und dessen Gleichsetzung mit dem atrium libertatis von Filippo Coarelli verworfen.[16] Als wahrscheinlichster Standort der basilica Opimia gilt meist das Areal südlich des Concordiatempels, das später vom Tempel des Vespasian überbaut wurde. Als Standort bliebe die schmale Baulücke zwischen Concordiatempel, Saturntempel und der Porticus der Dei Consentes.[17] Ob die Basilika bereits durch den Neubau des tiberischen Concordiatempels zerstört wurde, um der deutlich größeren Anlage Platz zu schaffen, oder – allgemeiner – der augusteischen Baupolitik und der Einnahme des Forums durch dessen Bauten zum Opfer fiel, ist ungeklärt.

Literatur

Weblinks

  • Jessica Bartz, Sophie Horacek: Die Basilica Opimia auf „digitales forum romanum“ (abgerufen am 3. August 2020)

Anmerkungen

  1. Varro, De lingua Latina 5,156 (Digitalisat).
  2. Plutarch, C. Gracchus 17,6; Appian, bellum civile 1,26.
  3. Homer F. Rebert, Henri Marceau: The Temple of Concord in the Roman Forum. Part I: Homer F. Rebert: An Analysis of the Remains. In: Memoirs of the American Academy in Rome. Band 5, 1925, S. 53–75; Carlo Gasparri: Aedes Concordiae Augustae. Istituto di studi romani, Rom 1979, 16 f. 60–62; Ralf Schenk: Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus (= Internationale Archäologie. Band 45). Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 1997, S. 77–78.
  4. Cicero, Pro Sestio 140; die Übersetzung des celeberrimum mit „überaus häufig besucht“ ergibt sich aus dem von Cicero hergestellten Gegensatz zum Grabmal des Opimius, das desertissimum, das heißt „äußerst einsam“, in Dyrrachium lag; siehe hierzu Samuel Ball Platner: Varia topographica. In: Classical Philology. Band 12, 1917, S. 194–197, hier S. 194 (online).
  5. Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 81 f., hier S. 82.
  6. Annette Nünnerich-Asmus: Basilika und Portikus. Die Architektur der Säulenhallen als Ausdruck gewandelter Urbanität in später Republik und früher Kaiserzeit. Böhlau, Köln-Weimar-Wien 1994, S. 11.
  7. Zu den Funktionen der Basiliken zuletzt: Werner Eck: Basilicae und ihre epigraphischen Texte: Kommunikation nach außen und innen. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 206, 2018, S. 3–19 (online).
  8. CIL 06, 02338; 02339.
  9. Werner Eck: Basilicae und ihre epigraphischen Texte: Kommunikation nach außen und innen. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 206, 2018, S. 3–19, hier S. 4; Markus Arnolds: Funktionen republikanischer und frühkaiserzeitlicher Forumsbasiliken in Italien. Diss. Heidelberg 2005, S. 127 (PDF), schlug vor, sie mit der Reinigung der Basilika in Verbindung zu bringen.
  10. Für die mittlere Kaiserzeit herausgearbeitet bei Pierre Gros: Basilica sous le Haut Empire. Ambiguïtes du mot, du type et de la fonction. In: Bulletin Antieke Beschaving. Band 78, 2003, S. 191–204; verallgemeinernde und bereicherte Darstellung bei Markus Arnolds: Funktionen republikanischer und frühkaiserzeitlicher Forumsbasiliken in Italien. Diss. Heidelberg 2005, S. 18–25.
  11. Reinhard Förtsch: Basilica Opimia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 472–473.
  12. German Hafner: Aedes Concordiae et Basilica Opimia. In: Archäologischer Anzeiger. 1984, S. 591–596; jüngst ging Markus Arnolds: Funktionen republikanischer und frühkaiserzeitlicher Forumsbasiliken in Italien. Diss. Heidelberg 2005, S. 128 einen Schritt in die gleiche Richtung und sprach die Vorhalle des Tempels als basilica Opimia an; bislang haben beide Vorschläge keine weiteren Vertreter gefunden.
  13. Carlo Gasparri: Aedes Concordiae Augustae. Istituto di studi romani, Rom 1979, 16 f. 60–62.
  14. Christian Hülsen: Das Comitium und seine Denkmäler in der republikanischen Zeit. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. Band 8, 1893, S. 79–94, hier S. 83 f. 91 Abb. (PDF); so auch Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 81 f., hier S. 81.
  15. Nicholas Purcell: Rediscovering the Roman Forum. In: Journal of Roman Archaeology. Band 2, 1989, S. 156–166, hier S. 161 f.; derselbe: Atrium libertatis. In: Papers of the British School at Rome. Band 61, 1993, S. 125–155, hier S. 151 m. Anm. 109.
  16. Filippo Coarelli: Substructio et tabularium. In: Papers of the British School at Rome. Band 78, 2010, S. 107–132.
  17. Giuseppe Lugli: Itinerario di Roma Antica. Periodici scientifici, Mailand 1970, S. 95; Lawrence Richardson Jr.: A New Topographical Dictionary of Ancient Rome. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1992, S. 54 s. v. Basilica Opimia; Angela Maria Ferroni: Basilica Opimia. In: Eva Margareta Steinby: Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 1. Quasar, Rom 1993, S. 183.