Bartonellose

Klassifikation nach ICD-10
A44Bartonellose
A44.1Systemische Bartonellose
– Oroya-Fieber
A44.2Kutane und mukokutane Bartonellose
– Verruga peruana (Verruga peruviana)
A44.8Sonstige Formen der Bartonellose
A44.9Bartonellose, nicht näher bezeichnet
A28.1Katzenkratzkrankheit
K76.4Peliosis hepatis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Bartonellosen sind eine Gruppe seltener bakterieller Infektionskrankheiten, die durch Vertreter der Gattung Bartonella verursacht werden. Die Bartonellosen werden überwiegend von Tieren auf den Menschen übertragen und gehören damit zur Gruppe der Zoonosen. Ihr Name leitet sich von Alberto Barton, dem Entdecker des Erregers, ab.

Liste der Bartonellosen und Überträger

Bartonellenarten sind an einen oder wenige Säugetiere angepasst. Menschen sind der natürliche Wirt für B. bacilliformis und B. quintana, die von ihnen ausgelösten Krankheiten sind seit langem bekannt. 1990 wurde mit B. henselae eine weitere humanpathogene Bartonellenart nachgewiesen, mittlerweile sind mehr als zehn Bartonellenarten bekannt, die potentiell humanpathogen sind.[1]

ErregerErkrankungVorkommenÜberträger (Vektor)
Bartonella bacilliformisOroya-Fieber, Peru-WarzenSüdamerikaSandfliege
Bartonella quintanaWolhynisches Fieber

Bazilläre Angiomatose

Amerika, Europa, AfrikaLäuse
Bartonella henselaeKatzenkratzkrankheit

Peliosis hepatis, Bazilläre Angiomatose

weltweitKatzen oder Katzenflöhe
Bartonella rochalimaeaFieber, Hautläsionen, SplenomegaliePeru
Bartonella elisabethaeInfektiöse EndokarditisEuropa, USA, Asienunbekannt
Bartonella clarridgeiaeCSD, Sepsis, EndokarditisEuropa, USA, Asien
Bartonella keohleraeCSD, EndokarditisUSA
Bartonella vinsoniiFieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, EndokarditisEuropa, USA
Bartonella washoensisFieber, MyokarditisUSA

Bartonella henselae und Bartonella quintana könne zudem disseminierte Infektionen, etwa die ZNS-Erkrankungen Meningitis und Enzephalitis, verursachen und wie Bartonella elizabethae eine Endokarditis.[2]

Eigenschaften der Bakteriengattung Bartonella

Alle Bakterien dieser Gattung sind gramnegativ und aerob. Die Zellen sind stäbchenförmig und klein (man findet Größenangaben zwischen 0.4 × 1,0 μm und 0,6 × 1,5 μm). Die Art B. bacilliformis bewegt sich mit Hilfe von Flagellen fort, die Arten B. quintana und B. henselae mit Pili. Man findet sie meist innerhalb von Endothelzellen oder roten Blutkörperchen (Erythrozyten), aber auch auf deren Zellwänden. Sie sind somit, im Gegensatz zu Rickettsien, nicht obligat intrazellulär, sie können auch außerhalb der Wirtszellen überleben. Somit ist eine Kultivierung auf künstlichem Nährboden möglich. Für eine sichere Unterscheidung der Arten werden PCR-Tests durchgeführt.

Fast alle Antibiotika-Gruppen sind gegen Bartonella einsetzbar.[3]

Systematik von Bartonella

Bartonella gehört zu der Familie Bartonellaceae, welche früher zusammen mit den Rickettsiaceae (Rickettsien) zur Ordnung Rickettsiales gestellt wurde. Aktuell wird Bartonellaceae der Ordnung Rhizobiales zugeordnet. Die Bartonellosen wurden aufgrund der früheren Systematik als sehr eng verwandt mit den Rickettsiosen angesehen. Die Arten B. quintana und B. henselae wurden früher unter der Gattung Rochalimea aufgeführt.

Literatur

  • P. E. Velho, M. L. Cintra, A. M. Uthida-Tanaka, A. M. de Moraes, A. Mariotto: What do we (not) know about the human bartonelloses? In: Braz J Infect Dis. 2003 Feb;7(1), S. 1–6. Review. PMID 12807686.
  • Werner Köhler u. a. (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie. 8. Auflage. München / Jena 2001, ISBN 3-437-41640-5.
  • T. Grünewald, B. R. Ruf: Bartonellosen. In: Adam, Doerr, Link, Lode (Hrsg.): Die Infektiologie. 2004.
  • Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 195–187 (Bartonellose).
  • Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes, A Handbook of the Biology of Bacteria. 7 Bände, 3. Auflage. Springer-Verlag, New York u. a. 2006, ISBN 0-387-30740-0, Band 5: Proteobacteria: Alpha and Beta Subclasses. ISBN 0-387-25495-1.

Einzelnachweise

  1. F. Iannino, S. Salucci, A. Di Provvido, A. Paolini, E. Ruggieri: Bartonella infections in humans dogs and cats. In: Veterinaria italiana. Band 54, Nummer 1, März 2018, S. 63–72, doi:10.12834/VetIt.398.1883.2, PMID 29631316 (Review).
  2. Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. 2009, S. 185 f.
  3. J. M. Rolain et al.: Recommendations for treatment of human infections caused by Bartonella spp. In: AAC. Band 48, 2004, S. 1921–1933.