Bartholomäus Zeitblom

Selbstbildnis
(c) Joachim Köhler, CC-BY-SA-3.0
Altartafel von Bartholomäus Zeitblom (um 1489–1497) im Ulmer Münster

Bartholomäus Zeitblom (* um 1455 in Nördlingen; † um 1518 in Ulm) war ein bedeutender Kunstmaler der Spätgotik im südwestdeutschen Raum. Er gilt als einer der Hauptmeister der Ulmer Schule.

Leben

Bartholomäus Zeitblom wurde ca. um 1455 in Nördlingen „in bescheidenen handwerklichen Verhältnissen“[1] geboren. Er lebte ab 1482 in Ulm und wurde dort als ein lediger Steuerzahler geführt. Verheiratet war er in erster Ehe mit der Tochter des Nördlinger Malers Friedrich Herlin, in zweiter mit einer Tochter des Ulmer Malers Hans Schüchlin. So wurde er „auch symbolisch zum Erben der großen Ulmer Tradition“.[2]

Der „wahrscheinlich größte Auftrag, an dem Zeitblom während seiner Jahre bei Schüchlin mitwirkte, sind die Malereien des Hochaltars von Kloster Blaubeuren. Das Schnitzretabel gehörte zu den größten seiner Art aus Ulmer Werkstätten“ und war 1494 vollendet.[3] Zeitblom steuerte dort sechs Szenen zum Johanneszyklus bei. Zudem malte er in der Werktagsansicht die Kreuztragung Christi. Dort „brachte er versteckt am Kragen des weinenden Johannes seine Signatur an und dokumentierte so für aufmerksame Betrachter, wer der ausführende Maler war.“[4] Ein weiteres Werk, das Zeitblom selbst signierte, ist der Altar der Schlosskapelle von Kilchberg bei Tübingen. Hauptsächlich für Altartafeln war Zeitblom „um 1500 für Ulm und weit darüber hinaus der meistgesuchte Maler“.[5]

Nach der Vollendung des Blaubeurer Hochaltars hat sich Zeitblom dann wohl selbständig gemacht.[6] Seine eigene Werkstatt lag in der heutigen Pfauengasse 3.[7] Er leitete damit eine große und einflussreiche Werkstatt in Ulm. Zeitblom hatte sich in die „gut florierende Werkstatt Hans Schüchlins eingeheiratet – der übliche, weil notwendige Weg, um sich in einer spätmittelalterlichen Stadt als Meister niederlassen zu können mit der sicheren Aussicht, die Schüchlin’sche Werkstatt einmal übernehmen zu können“.[8]

Seine Frau wird „in einer Quelle von 1522 erstmals als Witwe bezeichnet; vermutet wurde, dass der Maler ein Opfer der schweren Pestepidemie von 1519 wurde“.[9]

Zeitblom und seine Werkstatt hatte „einen ausgeprägten und weitreichenden Schulcharakter“. Hans Maler von Ulm war einer von ihnen, „der den Zeitblom-Stil – unter veränderten Vorzeichen – in eine neue Zeit trug“.[10]

Werke

Mitarbeit an den Flügelbildern des Blaubeurer Hochaltars, 1493

Wichtige Arbeiten sind die Flügelbilder am Hochaltar der Klosterkirchen in Blaubeuren und Adelberg. Weiterhin Tafeln eines Flügelaltars in der Neithartkapelle des Ulmer Münsters, die sich vorher in der Wengenkirche von Ulm befanden. So ein Bild der „Hl. Margarete mit einer Gruppe heiliger Jungfrauen“ (siehe Bild). Weitere Arbeiten sind:

  • Außenflügel eines Altars aus der Ulmer Wengenkirche gelangten im 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Konservators Carl Julius Milde in das St.-Annen-Museum in Lübeck.
  • Vier Szenen aus der Legende des Heiligen Valentin, heute Staatsgalerie Altdeutsche Meister, Augsburg
  • Der heilige Florian und Die Heilige Margareta, Außenseiten des Kilchberger Altars, heute Staatsgalerie Stuttgart
  • Verkündigung an Maria und Heimsuchung der Maria, Innenseite des Eschacher Altars, heute Staatsgalerie Stuttgart
  • Geburt Christi und Darbringung im Tempel, Innenseite des Heerberger Altars, heute Staatsgalerie Stuttgart
  • Christus und die Zwölf Apostel, Predella des Heerberger Altars, heute Staatsgalerie Stuttgart
  • 4 Tafeln eines Altars der Kirche in Hürbel (Gutenzell-Hürbel) im Landkreis Biberach (Tempera auf Holz): Die heilige Katharina (116,5 × 44 cm), Die Verkündigung (Jungfrau Maria) (117 × 48,7 cm), Die Verkündigung (Erzengel Gabriel) (117 × 48,7 cm), Die heilige Barbara (121,5 × 40 cm), heute im Muzeul Național de Artă al României (Nationales Kunstmuseum von Rumänien), Bukarest
  • Fünf Tafeln aus dem Bingener Altar in Bingen im heutigen Landkreis Sigmaringen. Christi Geburt und Besuch der Weisen (238 × 145 cm), die ehemaligen Rückseiten mit Darstellung im Tempel und Tod Mariens und als Predella ein Vera Ikon.[11]

Literatur

  • Von Cranach bis Monet: Europäische Meisterwerke aus dem Nationalen Kunstmuseum Bukarest. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 1993, S. 16–19.
  • Wolfgang Urban: Einer Kathedrale würdig. Das Meisterwerk des Bingener Altars. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 2018, ISBN 978-3-95976-111-6
  • Hans Koepf: Schüchlin, Herlin und Zeitblom. In: Schwäbische Kunstgeschichte. Band 3, Thorbecke, Konstanz 1963, S. 110–111.
  • Elisabeth Wiemann: Altdeutsche Malerei. Staatsgalerie Stuttgart. Hrsg. vom Stuttgarter Galerieverein e. V. Stuttgart 1989.
  • Dietlinde Bosch: Bartholomäus Zeitblom. Das künstlerische Werk. (= Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Band 30). Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-016383-3. (Zugl. Dissertation, Universität Stuttgart 1998)
  • Max Bach: Zur Kenntnis der Werke Bartholomäus Zeitbloms. In: Diöcesan-Archiv von Schwaben. 12. Jg. 1894, S. 81–88 (Digitalisat)
  • Staatsgalerie Augsburg, Städtische Kunstsammlung. Band I: Altdeutsche Gemälde. Katalog. Hrsg. von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München 1988, S. 123–128.
  • Harriet Brinkmöller-Gandlau: ZEITBLOM, Bartholomäus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 375–377.
  • Max Bach: Zeitblom, Bartholomäus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 8–11.

Einzelnachweise

  1. Manuel Teget-Welz: Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 11.
  2. Hans Koepf: Schwäbische Kunstgeschichte. Band 3, Thorbecke, Konstanz 1963, S. 39.
  3. Manuel Teget-Welz, Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 12.
  4. Manuel Teget-Welz: Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 13, 14.
  5. so Heinz Koppenhöfer: Altäre Ulmer Meister. Kleinode in Dorfkirchen der Schwäbischen Alb. Metzingen 1993, ISBN 3-87785-020-0, S. 8.
  6. Manuel Teget-Welz: Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 14.
  7. Karl Schwaiger, Wohnstätten altulmischer Künstler. In: Ulm Oberschwaben. 29, 1934, S. 69–74.
  8. Anna Moraht-Fromm: Stilgeschichten. Die Wengenmeister oder: Des Malers Nase. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 56.
  9. Manuel Teget-Welz: Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker und die Ulmer Kunstproduktion um 1500. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, ISBN 978-3-88294-465-5, S. 20.
  10. Anna Moraht-Fromm, Stilgeschichten. Die Wengenmeister oder: Des Malers Nase. In: Ulmer Museum (Hrsg.): Jerusalem in Ulm. Der Flügelaltar aus St. Michael zu den Wengen. Ausstellungskatalog. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2015, S. 65.
  11. Wolfgang Urban: Einer Kathedrale würdig. Das Meisterwerk des Bingener Altars. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 2018, ISBN 978-3-95976-111-6.

Weblinks

Commons: Bartholomäus Zeitblom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Autor/Urheber: Photo: Joachim Köhler, Lizenz: CC BY 3.0
Blaubeuren/Germany - Kloster Blaubeuren, Klosterkirche, Hochaltar, Gesamtansicht des geöffneten Schreins mit den zwei Innenflügeln
Bartholomäus Zeitblom-Heerberger Altar-1084.jpg
Selbstbildnis in Ranken (Rückseite des Schreins, Mittelteil)
Ulm-Muenster-NeithartKapelleAltarbild-061209.jpg
(c) Joachim Köhler, CC BY-SA 3.0
Ulmer Münster, Altartafel Heilige Margarete und eine Gruppe Heiliger Jungfrauen in der Neithartkapelle, Werkstatt des Bartholomäus Zeitblom, um 1489–1497;