Barena

Die Barena nordwestlich der Laguneninsel Lazzaretto Nuovo

Eine Barena (häufig im Plural als Barene) ist eine für die Lagune von Venedig typische Form der Salzmarschen. Es handelt sich um morastige Gebiete, die regelmäßig vom Hochwasser überschwemmt werden und die die Grenze zwischen Meer und Festland bilden. Die Lagune selbst bildet bereits einen Übergang zwischen Festland und Salzwasser. Das zugrundeliegende venezianische Wort ist baro, das Sträucher oder Gebüsch bezeichnet. Die durchschnittliche Höhe der Salzmarschen über dem Meeresspiegel liegt zwischen 10 und 32 cm, die meisten liegen über 24 cm. Sie sind meist von natürlichen Kanälen durchzogen, die man in Venedig Ghebi (Einzahl: Ghebo) nennt.

Barenenlandschaft mit den charakteristischen Ghebi.

Die Barene bedeckten in der Lagune früher ein Gebiet von mehr als 90 km², vor zehn Jahren waren es noch 47,5.[1] Dabei befinden sich die meisten Marschen im Nordosten und im Südwesten der Lagune. Barene entstanden überwiegend an den Rändern der Lagune. Einige befinden sich an den früheren Einmündungen der Flüsse in die Lagune. Hinzu kommen kleinere Barene an einigen Kanälen und alte Barene, die inzwischen tiefer unter Wasser liegen oder trockengelegt wurden.

Bei Hochwasser mindern die Barene zum einen den Wellenschlag, zum anderen bieten sie Raum für das in die Lagune eindringende Wasser. Damit entlasten sie die besiedelten Gebiete, insbesondere die Altstadt und die mehr als 60 Inseln der Lagune. Sie sind allerdings durch die Vertiefung der Kanäle und durch den harten Wellenschlag der Motorboote sowie durch Abwässer gefährdet. Als in den 1990er-Jahren begonnen wurde, die Kanäle der Stadt von Giften, Schlamm und Algen zu befreien, wurde ein Teil des Schlamms gereinigt und in die Barene gepumpt, um diese durch Erosion gefährdeten Biotope zu sichern. Inzwischen verschont man die Barene jedoch von solchen Versuchen und entwickelt strömungsgerechte Sicherungen für die besonders gefährdeten Ränder der Barene.

Barena
Salzmarsch Palude Pagliaga nördlich der Insel Torcello neben Ackerflächen an der Mündung des Flusses Dese[2]

Nur salztolerante Pflanzen können hier überleben. Hinzu kommen zahlreiche Vogelarten, die auf diese Art der Salzmarschen angewiesen sind.

Das Gegenstück zu den häufig überschwemmten Barene sind die Velme, Untiefen, die keine Vegetation tragen, weil sie nur bei sehr tiefem Wasserstand auftauchen.

Literatur

  • Lorenzo Bonometto: Functional characteristics of salt marshes (barene) in the Venice Lagoon and environmental restoration scenarios, in: Caroline Fletcher, Tom Spencer (Hrsg.): Flooding and Environmental Challenges for Venice and its Lagoon. State of Knowledge, Cambridge University Press, 2005, S. 473–486.
  • Maurizio Bonardi: Studio dei processi evolutivi di alcune barene della Laguna di Venezia (Bacino Nord) in relazione alle variazioni del livello marino, Venedig 1996.
  • Nicolò Spada: L'erosione delle barene nella laguna di Venezia nel secolo XVI, in: Archivio Veneto, ser. V, 50–51 (1952) 11–13.

Weblinks

Commons: Barena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. barene, velme e fondali. (Memento vom 31. Juli 2013 im Internet Archive) Sal.Ve
  2. William S. Kearney, Sergio Fagherazzi: Salt marsh vegetation promotes efficient tidal channel networks, Nature, 19. Juli 2016.

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LagunaVeneziaAlto.jpg
Saltmarsh in the Lagoon of Venice, in the North of Burano, near confluence of Dese river (Canale Dese) and the former Sile in fog (December 2006).
Dese nella laguna di Venezia.jpg
Autor/Urheber: Didier Descouens, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Mündung des Flusses Dese in die Lagune von Venedig im Mai 2019. Burano, Torcello mit den Türmen (oben in Mildmitte) und die winzigen Überreste der versunkenen Inseln östlich von Torcello (vermutlich Sant' Ariano, La Cura, Santa Christina (links oben im Bild) - und Monte Dell'Oro?) zwischen den Flussmäandern mit einigen vormaligen Brückenpfeilern zwischen den Inseln und Sandbänken. Vor der Flussumleitung mündete der Sile hier ebenfalls in die Lagune, heute ein Verbindungskanal, der Canale Silone (Zeitungsartikel, welt.de), im Foto einer der langgestreckten Mäander links oberhalb der Bildmitte. Die naturnahe Salzmarsch Palude Pagliaga am Rand der Lagune (externer Link zu einem vergleichenden Artikel in "Nature") in Nähe des Flughafens Venedig-Tessora ist von einem schmalen Kanal vom Festland mit den für den Ackerbau trockengelegten Flächen an der Dese-Flussmündung getrennt. In der Ferne am Horizont die hellblaue Adria.
2020-10-20 Lazzaretto Nuovo Barena03.jpg
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Barena nordwestlich der Insel, Lazzaretto Nuovo, Lagune von Venedig
Venice, Laguna04.JPG
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