Barbour (Textilien)

J. Barbour and Sons

RechtsformPrivat
Gründung1894 (South Shields, England)
SitzSimonside, South Shields, England
LeitungMargaret Barbour, Chairman
BrancheTextilindustrie
Websitebarbour.com

Barbour ist der Markenname für Produkte der Firma J. Barbour & Sons, einem Hersteller von wetterfester Oberbekleidung aus gewachster Baumwolle sowie von Steppjacken, Dufflecoats, Pullovern, Hemden, Schuhen, Socken und Accessoires für Männer, Frauen und Kinder. Am bekanntesten sind die unter dem Markennamen Barbour vertriebenen Wachsjacken, die im deutschsprachigen Raum als „Barbour-Jacken“ bezeichnet werden. Der Modeexperte Bernhard Roetzel nannte die Barbour-Jacke im Jahr 2020 das „Symbol des englisch inspirierten Lebensstils und des englischen Gentleman-Looks“.[1]

Geschichte der Firma Barbour

Vordertasche einer vielgetragenen Wachsjacke von Barbour mit dem typischen Druckknopf aus korrosionsfreiem Messing

Die Firma wurde 1894 in South Shields in Großbritannien von dem aus Galloway im Südwesten Schottlands stammenden John Barbour (1849–1918) gegründet.[2] Der älteste noch existierende Katalog der Firma führt wetterfeste Oberbekleidung auf, die den Träger vor Nässe und Wind schützen soll (engl. „oilskin“). Als Einsatzgebiete für dieses Ölzeug nennt der Katalog „Segeln, Angeln, Autofahren, Bootfahren, Wandern und Schießen“.[3] Dieser im Jahr 1908 von John Barbours Sohn Malcolm eingeführte Katalog erwies sich in der Frühzeit des Unternehmens als äußerst effektives Verkaufsinstrument; im Jahr 1917 betrug der Prozentsatz der über den Versandhandel umgesetzten Verkäufe rund 75 Prozent.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg erweiterte Malcolm Barbour das Produktangebot der Firma auf Bekleidung für den Motorradsport. Diese Sparte wird bis heute unter dem Namen „Barbour International“ angeboten. Als prominentestes Aushängeschild für Motorradsportbekleidung der Marke Barbour gilt der amerikanische Schauspieler Steve McQueen, dem die Firma 2019 eine eigene Kollektion widmete.[5]

Die heute den Markenkern prägenden Wachsjacken werden erst seit Anfang der 1980er Jahre hergestellt. Das auf den Einsatz im Reitsport ausgerichtete Modell „Bedale“ kam 1980 auf den Markt, das auf die Jagd ausgerichtete Modell „Beaufort“ 1983.[6] Eingeführt wurden die Wachsjacken von der heutigen Geschäftsführerin Margaret Barbour (1940–), die nach dem frühen Tod ihres Mannes John im Jahr 1968 die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernommen hatte.[7] Sie war es auch, die im Jahr 1988 die gemeinnützige Stiftung Barbour Foundation (ursprünglich: „The Barbour Trust“) ins Leben rief, die bis 2022 insgesamt 24 Millionen britische Pfund für wohltätige Zwecke, vor allem an Organisationen im Nordosten Englands, gespendet hat.[8]

Während bis zu diesem Zeitpunkt Wachsjacken von Barbour ausschließlich in Olivgrün hergestellt wurden, erschloss die Firma Anfang der 1990er Jahren mit der Einführung der zusätzlichen blauen Stofffarbe (engl. „Navy“) zusätzliche Märkte wie Italien, wo die Farbe der Jacken die Kunden bis dahin wenig angesprochen hatte.[4]

Nachdem sich Barbour im Jahr 2008 neu am Markt positionieren wollte, hat man die Fertigungsstätte im schottischen Galashiels geschlossen.[9] Während klassische Wachsjacken wie etwa das Modell „Beaufort“ weiterhin in Nordostengland hergestellt werden, wird ein Teil der Produktpalette nun in Portugal, Bulgarien und der Türkei hergestellt.[10]

Die Marke Barbour und ihre Zielgruppe

Die Firma Barbour ist Hoflieferant des britischen Königshauses und gehört zu den wenigen britischen Unternehmen, die mit dem Wappen des Duke of Edinburgh (seit 1974), der Königin Elisabeth II. (seit 1982) und dem des Prince of Wales (seit 1987) gleich drei dieser Auszeichnungen im Etikett führen darf.[11]

Der britische Adel trug Barbour-Jacken ursprünglich bei der Jagd, schließlich auch in der Stadt, weshalb die Wachsjacken einen gewissen Prestigewert bekamen. In den 1980er Jahren trug Prinzessin Diana Barbour-Jacken.[12] Nachdem die Schauspielerin Helen Mirren im 2006 erschienenen Historienfilm Die Queen eine Beaufort-Jacke von Barbour trug, verdoppelten sich die Verkaufszahlen dieses Modells.[7] Das Glastonbury Festival des Jahres 2007, bei dem die Popsängerin Lily Allen, das Model und It-Girl Alexa Chung, sowie Bandmitglieder der britischen Alternative-Rock-Band Arctic Monkeys Barbour-Jacken trugen, wird als weiterer Schlüsselmoment in der Markengeschichte angesehen.[7] In dem 2012 erschienenen britischen Agententhriller Skyfall trug James Bond-Darsteller Daniel Craig eine Jacke von Barbour, die in Zusammenarbeit mit dem japanischen Modedesigner Tokihito Yoshida entwickelt worden war.[7] Rund sechs Jahre später spekulierte das amerikanische Männermagazin GQ, es habe sich bei der Jacke möglicherweise um das „einflussreichste Herrenoutfit der Filmgeschichte“ gehandelt.[13]

Der Journalist und Autor Max Scharnigg beschrieb die Barbour-Jacke 2017 in der Süddeutschen Zeitung als einen „Klassiker, zu dem schon viele Klischees kursieren. Juristen, neureiche Gutsbesitzer, Jäger, höhere Töchter tragen sie demnach neu, verarmte Adelige, Hamburger Rockmusiker, urbane Bohemiens schätzen sie erst, wenn sie abgewetzt und ausgeblichen sind.“[4] Zur heutigen Aktualität der Marke Barbour merkte der Buchautor und Modeexperte Bernhard Roetzel im Jahr 2020 an, die Wachsjacken seien „längst nicht mehr nur Outfit konservativer Jura- oder BWL-Studenten“. Vielmehr trügen auch „Hipster oder Klimaaktivisten“ die drei klassischen Modelle „Beaufort“, „Bedale“ oder „Border“.[1]

Reparaturservice

Neben der Fertigung neuer Textilien bietet die Firma Barbour auch einen Reparaturservice für die als sehr langlebig geltenden Wachsjacken an. Das Männermagazin Esquire berichtete 2019, jährlich würden rund 14.000 Jacken in England selbst und darüber hinaus weitere 11.000 in Nordamerika und Asien zur Reparatur eingesandt.[7] Kunden versuchten, ihre Wachsjacken ein Leben lang zu tragen. Reparaturaufträge werden allerdings nur bis zu einer maximalen Reparaturzeit von zwei Stunden angenommen. Über diesen Zeitrahmen hinaus empfiehlt die Firma die Anschaffung einer neuen Jacke.[7]

Literatur

  • Bernhard Roetzel: Der Gentleman. Das Standardwerk der klassischen Herrenmode, Rheinbreitbach 2021, ISBN 978-3-7415-2614-5, S. 246–249.

Weblinks

Commons: J. Barbour and Sons – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. a b Bernhard Roetzel: Die Barbourjacke — Klischee und Klassiker, in: Der Feine Herr vom 16. November 2020, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.
  2. Our history auf den Webseiten der Firma Barbour, zuletzt abgerufen am 12. Februar 2022.
  3. „ideal […] for yachting, fishing, driving, boating, walking and shooting“, hier zitiert nach Bernhard Roetzel, Der Gentleman. Das Standardwerk der klassischen Herrenmode, Rheinbreitbach 2021, S. 246.
  4. a b c Max Scharnigg: Die ewige, sehr durstige Jacke, in: Süddeutsche Zeitung vom 27. Oktober 2017, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.
  5. Caroline Hallemann: Barbour Launches a New Collection Inspired By Steve McQueen, in: Town & Country vom 23. August 2019, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.
  6. Muffy Aldrich: Barbour Jackets: Bedale vs. Beaufort vs. Border, in: Salt Water New England vom 18. Oktober 2020, zuletzt abgerufen am 12. Februar 2022.
  7. a b c d e f Haley Mlotek: How the Barbour Jacket Has Stayed a Must-Own for Over a Century, in: Esquire vom 26. Dezember 2019, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.
  8. The Barbour Foundation auf den Webseiten der Firma Barbour, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.
  9. Paul Bignell, Barbour is born again, in: The Independent vom 3. Februar 2008, zuletzt abgerufen am 11. März 2020.
  10. Barbour opens training academy in South Shields, in: BBC News vom 1. Mai 2012, zuletzt abgerufen am 12. Februar 2022.
  11. Roetzel, Der Gentleman, S. 246.
  12. Jennifer Wiebking: Helen Barbour im Gespräch: „Kopien unserer Jacke stören mich nicht“, in: FAZ-Magazin vom 16. November 2014, zuletzt abgerufen am 12. Februar 2022.
  13. Cam Wolf: This Might Be the Most Influential Menswear Outfit in Movie History, in: GQ vom 7. April 2018, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2022.

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Autor/Urheber: Steven Lilley, Lizenz: CC BY-SA 2.0
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