Bar’am

Barʿam
Basisdaten
hebräisch:ברעם
arabisch:برعم
Staat:Israel Israel
Bezirk:Nord
Gegründet:16. Juni 1949
Koordinaten:33° 3′ N, 35° 26′ O
Höhe:736 m
 
Einwohner:590 (Stand: 2018)[1]
 
Gemeindecode:0667
Zeitzone:UTC+2
Barʿam (Israel)
Barʿam
Große Synagoge des historischen Barʿam

Barʿam (hebräisch בַּרְעָםBarʿam, deutsch ‚Sohn des Volkes‘, arabisch برعم, auch Baram oder Birʿam) ist ein Ort im Nordbezirk Israels direkt an der libanesischen Grenze. Der Ort hatte 2018 590 Einwohner.[2] Der Ort zählt zum Regionalverband Obergaliläa.

Geschichte

Eine jüdische Siedlung wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. gegründet. Einer Legende zufolge wurde Königin Ester hier beerdigt. Barʿam wurde im 4. bis 5. Jahrhundert ein wohlhabendes Dorf, was die gleichzeitige Existenz zweier Synagogen belegt. Zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert gaben die jüdischen Bewohner die Siedlung aus unbekannten Gründen auf.[3]

Im Osmanischen Reich lebten ab dem 18. Jahrhundert maronitische Christen in dem Dorf.[4]

Vertreibung und angestrebte Rückkehr der maronitischen Bevölkerung

Barʿams maronitische Liebfrauenkirche
Bar-David-Museum im Kibbuz Barʿam

Im November 1948, während des Kriegs um Israels Unabhängigkeit, wurden die rund 1000 maronitischen Bewohner, die weder bewaffnet waren noch den israelischen Verbänden Widerstand leisteten, aus Barʿam vertrieben bzw. innerhalb der Grenzen des neu entstandenen Staates Israel umgesiedelt. Eine Rückkehr der israelisch-arabischen Bevölkerung wurde zunächst durch den israelischen Obersten Gerichtshof in einem Urteil von 1951 positiv bestätigt, aber von der Armee verhindert. Um eine heimliche Rückkehr der Bewohner auszuschließen, wurde die Ortschaft 1953 gesprengt. In einiger Entfernung besteht seit 1949 der Kibbuz Barʿam.

Die verwaiste maronitische Liebfrauenkirche wurde später wieder hergerichtet und ist heute das einzige intakte Gebäude am alten Ort. Seit 1967 dürfen ehemalige Bewohner Barʿams wieder auf dem örtlichen Friedhof bestattet werden. Im Parlamentswahlkampf von 1977 drückte der später zum Regierungschef gewählte Menachem Begin den Bewohnern seine Solidarität aus, der Sachverhalt kam zur Debatte in der Knesset. Um Bedenken bezüglich nachteiliger Folgen für den inzwischen auf enteignetem Dorfland entstandenen Kibbuz zu zerstreuen, erklärten die rückkehrwilligen Maroniten sogar ihre Bereitschaft zum Verzicht auf das bewirtschaftete Ackerland.[5]

In den 1980ern nahmen sich mehrere Likkud-Minister ihrer Beschwerden an, ohne das Problem allerdings zu lösen. Auch die 1992 unter Jitzchak Rabins Führung gebildete Koalitionsregierung versprach, das den Bewohnern von Barʿam sowie eines weiteren Dorfes geschehene Unrecht zu beheben. Die Einsetzung einer entsprechenden Ministerkommission blieb jedoch ohne konkretes Ergebnis.[6]

Die Regierung unter Ariel Scharon lehnte im Juli 2005 eine Rückkehr der israelisch-maronitischen Bevölkerung ab. Begründet wurde dies mit Sicherheitsgründen und der unmittelbaren Nähe zur libanesischen Grenze. Zudem soll ein rechtlicher Präzedenzfall für die gemäß dem Völkerrecht immer noch als Flüchtlinge angesehenen Palästinenser im Libanon, in Syrien, Jordanien und Ägypten sowie im Westjordanland und im Gazastreifen und ihre Nachkommen, die den Flüchtlingsstatus vererbt bekommen haben, vermieden werden. 2009 wandte sich die Maronitengemeinde mit einem Hilfsgesuch an Antonio Franco, den päpstlichen Nuntius in Jerusalem.[7] Die Forderung nach Umsetzung der vom Obersten Gerichtshof erteilten Erlaubnis zur Rückkehr wurde 2011 von Seiten der maronitischen Glaubensgemeinschaft in Israel erneuert.[3] Das anlässlich eines Besuchs Papsts Franziskus in Israel und den Palästinensergebieten aus dem Libanon eingereiste Oberhaupt der maronitischen Kirche, Patriarch Béchara Kardinal Raï, sicherte der vertriebenen Gemeinde 2014 bei einem Besuch in Barʿam seine Unterstützung zu.[8]

Nationalpark

Grundriss der Synagoge

Heute ist Barʿam auch ein Nationalpark. Dabei wird auf den offiziellen Informationstafeln die antike jüdische Geschichte des Ortes kurz beschrieben und vor allem die gut erhaltene große Synagoge hervorgehoben.

Die alte jüdische Siedlung hatte zwei Synagogen, die aufgrund archäologischer Funde ins späte 4. bzw. frühe 5. Jahrhundert datiert werden, wenn auch die Architektur auf eine frühere Bauzeit hindeutet. Von der größeren ist die Fassade mit drei Eingangsportalen hoch anstehend erhalten. Im Inneren der aus sorgfältig behauenem Kalkstein gebauten Hallensynagoge bilden 14 Säulen eine U-Form. Sie stützten die zweite Etage – vermutlich mit der Frauenempore – und das Dach.

Die Ecksäulen haben einen herzförmigen Querschnitt, so dass sie im rechten Winkel von zwei Seiten die Balken aufnehmen konnten. Die Halle misst etwa 15 × 20 Meter. Die Eingangsseite ist nach Süden in Richtung Jerusalem ausgerichtet, wie bei den meisten alten Synagogen in Galiläa. Vorgelagert war ein überdachter Vorhof, von dessen acht Säulen noch fünf aufgerichtet stehen. Unter dem rechten Fenster in der Fassade findet sich eine aramäische Inschrift mit dem Namen des Erbauers, Banahu Elazar bar Yodan.

Biblische oder frühe historische Belege sind für Barʿam nicht vorhanden, erste schriftliche Zeugnisse stammen von mittelalterlichen Reisenden. Die Synagoge von Barʿam wird als eine der schönsten historischen Synagogen in Israel bezeichnet.

Die kleinere Synagoge ist nicht erhalten, ihre Überreste wurden bei Ausgrabungen entdeckt. Ein dabei entdeckter Türsturz mit Inschrift enthält einen Segensspruch („Friede an diesem Ort und in ganz Israel“) und den Namen des Erbauers, Josef HaLevi ben Levi. Der Türsturz befindet sich heute im Louvre in Paris.

Bevölkerung

Nach Angaben aus dem Jahr 2014 besteht die Bevölkerung des Kibbuzes überwiegend aus Juden. Etwa 500 Einwohner umfasst das kleine Dorf. Jährlich steigt hier die Einwohnerzahl. Zum 31. Dezember 2014 hin, waren es etwa 575 Einwohner. Im Laufe des Jahres wuchs die Bevölkerung um 1,6 %.

Volkszählungen seit 1961
Jahr196119721983199520012003200420052006200720082009201020112012201320142016
Bevölkerung173311407452491474462481479495504548578575572566575589

Söhne und Töchter

  • Elias Chacour (* 1939), griechisch-katholischer Geistlicher und emeritierter Erzbischof

Literatur

  • David William Milson: Art and Architecture of the Synagogue in Late Antique Palestine: in the shadow of the church. Leiden 2007, ISBN 978-90-04-15186-4, S. 79–80. online: google books
  • Nihad Boqai: Returning to Kafr Birʿim. (online: PDF-Version), herausgegeben von der palästinensischen Nichtregierungsorganisation BADIL Resource Center, Bethlehem 2006, ISBN 978-9950-339-01-9.
  • Jacqueline Schaalje: Ancient synagogues in Barʿam and Capernaum. In: The Jewish Magazine, June 2001.
  • Mordechai Aviam: The ancient Synagogues of Barʿam. In: Mordechai Aviam: Jews, Pagans and Christians in the Galilee: 25 Years of Archaeological excavations and surveys: Hellenistic to Byzantine periods. Rochester 2004, ISBN 1-58046-171-9, S. 147–169. online: google books
  • Omar Aghbarieh: Remembering Kufr Birʿim. (online: PDF-Version), Broschüre der israelischen Nichtregierungsorganisation Zochrot, Tel Aviv, August 2010.

Weblinks

Commons: Barʿam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bar'am National Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. אוכלוסייה ביישובים 2018. (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  3. a b Ryan Jones: Israeli Christians Urge Israel to Rebuild Their Village, (Memento desOriginals vom 22. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.israeltoday.co.il in: Israel Today vom 27. Mai 2014, abgerufen am 20. Dezember 2017 (englisch)
  4. Lisa Yehuda: Barʿam – die gefrorene Zeit.
  5. Knesset Moves on Ikrit-Baram Issue, in: Jewisch Telegraphic Agency vom 28. Juli 1977, abgerufen am 20. Dezember 2017 (englisch)
  6. David Hoffman: '2 Weeks' That Turned Into 45 Years, in: Washington Post vom 20. Januar 1994, abgerufen am 20. Dezember 2017 (englisch)
  7. Displaced Christians want pope to help them return, in: ynet.news, 14. April 2009.
  8. Avi Ohayon: In rare Israel visit, Lebanese church head hears exiled Christians, in: Reuters vom 28. Mai 2014, abgerufen am 20. Dezember 2017 (englisch)

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Bar'am Synagogue, a plan
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museum bar-daviv in kibutz baram מוזיאון בר דוד לאמנות ויודאיקה בקיבוץ ברעם
Ruins of the Ancient Synagogue at Bar'am.jpg
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Ruins of the ancient synagogue in Kibbutz Bar'am in Northern Israel. The ruins are located within the site of the ancient village of Kfar Bar'am, about three kilometers from the Lebanese border.
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Some considerably newer ruins across the lawn from the ancient synagogue we went to visit in Bar Am, 3 km (2 mi) from the Lebanese border. Until 1948, this was the home of Aramean Maronite Christians, friends and allies of the Jews. During fighting with Arab armies here in the War of Independence, the Israeli commander asked them to evacuate, promising that they would be allowed to return in 2 weeks.

They’re still waiting. And this even though the Israeli Supreme Court finally ruled in their favor. That was 6 years ago.

We learned the story from a man who left his family picnic on the park lawn and came over to talk when he saw our interest in the unmarked ruins. Now, my husband loves to schmooze. One of his great joys in traveling is striking up conversations with the locals and learning a little about their lives. So here was a golden opportunity: a local who struck up a conversation with him.

Our new friend, Shadi Khalloul, told us this used to be his family’s village. He identified himself as a Semitic Aramean Maronite Christian, and explained each of those terms in turn. His people aren’t Arabs, he told us. They’re a Semitic people who have lived since antiquity in the area that is now northern Israel and southern Lebanon. They have defended their land and kept their faith for 1,500 years. They held out against the Arabs -- newcomers to the Levant, who invaded from the Arabian Peninsula in the 7th century CE, converting everyone in their path to Islam at the point of a scimitar and extending hegemony across the entire Middle East and North Africa. They held out against the the Ottomans from Turkey; and so on.

The Aramaic alphabet was the ancestor of the present Hebrew one, and independently of Arabic script (see en.wikipedia.org/wiki/Aramaic_alphabet ). Arameans still worship in Aramaic, the language spoken here at the time their religion began, and have kept that language alive, just as Jews have kept Hebrew alive. In daily life, however, most of them use the local language of the country in which they live -- which means, for those remaining in this part of the Middle East, Arabic (indeed, they are often called Christian Arabs -- mistakenly, says Shadi). However, there is a recent movement to revive the use of Aramaic in daily life, which Shadi has been active in. He pointed us at his organization’s website, aramaic-center.com/aramaic.html .

I wasn’t clear on why the villagers were not allowed to return after evacuating. I get the impression it was basically a case of ‘the fog of war’. And I can well imagine the villagers’ claim being unfairly lumped (both legally and in the popular perception) with the right of return for Palestinians, many of whom deserted their land with every expectation that after the Jews were “driven into the sea” by the overwhelming might of the surrounding Arab armies, they would get to return and reclaim not only their own land but the Jews’ too.

We ran this story by various Israeli friends and family during the rest of our trip. Invariably they not only were familiar with the case (not surprisingly; see more of the saga at en.wikipedia.org/wiki/Kafr_Bir'im ) but agreed that it was a terrible injustice. The website of present-day Kibbutz Bar-Am also mentions the situation ( www.baram.org.il/public/htmls/articleeng.aspx?C2047=12329... ).

When we toured the Israeli Supreme Court building (which included an excellent briefing on the Israeli legal system, as well as on the striking architecture), I asked our tour guide about the case. “How is it possible that the Supreme Court has ruled and yet the ruling hasn’t been carried out?” The idea that law enforcement personnel would -- or could -- simply choose to ignore an order of the Supreme Court was downright bewildering to us Americans. In the US, judges, although in many respects more limited in their scope and power than judges in the British legal system, have ample teeth to enforce their decisions -- up to and including jailing people for contempt of court. Her candid answer was that this is indeed a weakness of the Israeli system: the court just doesn’t have the muscle it needs.

We stood and talked with our new Aramean Maronite friend at Bar Am until park closing time. His people will wait as long as it takes, he assured us. Meanwhile, I guess they come here to picnic, and visit the ruins of their homes, and tell their story to anyone who’ll listen.