Baptistenkapelle Moorhusen

Baptistenkapelle Moorhusen nach dem Umbau 2008–2010

Die Baptistenkapelle Moorhusen steht in dem gleichnamigen Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Südbrookmerland. Sie wurde um 1900 errichtet und seither mehrfach umgebaut und erweitert.

Geschichte

Baptistenkapelle Moorhusen nach dem Umbau von 1964

Ausgangspunkte der baptistischen Gemeindegründungen in Ostfriesland waren die Baptistengemeinden Jever (gegründet 1840) und Ihren (gegründet 1846). Johann Gerhard Oncken, der als Begründer der kontinentaleuropäischen Baptisten gilt, betraute den Buchbinder Anton Friedrich Remmers sowie den ehemaligen Volksschullehrer Johann Ludwig Hinrichs, mit der Missionsarbeit im Oldenburgischen und in Ostfriesland, die in Anbindung an die beiden genannten Gemeinden geschehen sollte. In seinen Reisenotizen berichtet Remmers, dass er ab 1845 im Brookmerland evangelisierend unterwegs war. Er predigte nach diesen Aufzeichnungen von Jever kommend in Aurich, Rechtsupweg und Marienhafe.[1] Bereits 1849 wurden in Upgant-Schott regelmäßige Versammlungen abgehalten. Auch in Moorhusen fand die junge baptistische Bewegung Anhänger. Bereits Anfang Januar 1851 wurde eine Scheune in ein Bethaus umgewandelt.[2] Diese Versammlungsstätte scheint im Jahre 1900 nicht mehr den Ansprüchen genügt zu haben, so dass ein Neubau beschlossen wurde, zu dem keine schriftlichen Überlieferungen mehr vorliegen.[3] Erhalten geblieben ist ein Protokoll der Mitgliederversammlung vom 25. Februar 1900. Darin heißt es: „Es wurde von sämtlichen Mitgliedern der Wunsch geäußert, für die sonntäglichen Gottesdienste aus mehreren Gründen einen Raum zu bekommen. Dieser Wunsch wurde von Habbo Wilts entgegengenommen, denselben in diesem Frühjahr auszuführen. Natürlich wurde dieses mit Freuden angenommen mit dem Versprechen, ihn zu diesem Zwecke nach Kräften und mit dankbarem und willigem Herzen zu unterstützen. Ferner wurde beschlossen, die Kosten der erforderlichen Gegenstände für den Saal, wie Katheder, Bänke und dergleichen gemeinschaftlich zu tragen und per Kollekte zu bestreiten. Bruder Roolf Ennenga, Rechtsupweg, schenkt einen Teil Holz zu den Bänken, die Arbeit derselben übernimmt Br. Sieger Janshen aus Greetsiel in Accord, per Stück 3 Mark.“[4] Der Bau der Kapelle wurde noch im selben Jahr abgeschlossen. Der vordere Bereich wurde als Gotteshaus genutzt, im hinteren Teil befanden sich eine Predigerwohnung und kleine Stallungen.

Im Jahre 1908 wurde Moorhusen dann eine selbstständige Gemeinde mit 69 Mitgliedern.[5] 1936 wurden die Räumlichkeiten zu klein, so dass ein Predigerhaus an die Kapelle angebaut wurde und die frei werdenden Räume der alten Wohnung als Gemeinderäume genutzt werden konnten. 1964 wurde die Kapelle erneut in größerem Umfang umgebaut. Dabei wurde der heute noch genutzte Gottesdienstraum an das Gebäude angebaut. In den Jahren 1973/74 statt wurde dem Predigerwohnhaus ein Stück vorgebaut.[4] Die bislang letzten Baumaßnahmen fanden in den Jahren 2008 bis 2010 statt.

Baubeschreibung der heutigen Kapelle

Gottesdienstraum
Foyer

Der ursprüngliche Kirchbau ist vollständig umbaut, so dass er von außen nicht mehr zu erkennen ist. Betritt man die Kapelle durch den zum Rüskeweg hin ausgerichteten Haupteingang, so befindet man sich zunächst in einem Vorraum, in dem sich – durchaus typisch für ein baptistisches Gemeindezentrum – der Büchertisch und die mit den Namen der Gemeindemitglieder versehenen Postfächer befinden.

Eine Tür zur Rechten führt in den Gottesdienstraum. Die Kirchenbänke wurden nach den letzten Umbaumaßnahmen entfernt und durch eine Bestuhlung ersetzt. Der Blick fällt auf den schlichten Abendmahlstisch, hinter dem sich drei Stühle befinden. Die Kanzel steht zur Linken des Abendmahlstisches; auf der rechten Seite befindet sich das elektronische Orgelinstrument, mit dem der gottesdienstliche Gesang begleitet wird. Unter dem Holzkreuz, das Kanzel, Tisch und Orgel optisch überragt, befindet sich das Baptisterium. Rechts und links neben dem Baptisterium liegen die Umkleidekabinen der Täuflinge. Neun bunte Kirchenfenster, die als drei Dreiergruppen auf der rechten Seite des Gottesdienstraumes angeordnet sind, sorgen für den notwendigen Lichteinfall.

Vom Vorraum führt eine weitere Tür in die Cafeteria des Gemeindezentrums, die auf relativ einfache Weise bei Bedarf dem Gottesdienstraum zugeschaltet werden kann. Sie ist auch über einen eigenen Eingangsbereich vom Parkplatz der Gemeinde aus zu betreten. Im hinteren Bereich des Gebäudes befinden sich die Gruppenräume sowie die Küche und die Sanitäranlagen der Baptistenkapelle. Die ehemalige Pastorenwohnung, die über einen eigenen Zugang verfügt, beherbergt heute ein Büro, das Diakoniewerk der Gemeinde, ein Sitzungszimmer sowie eine Gästewohnung.

Siehe auch

Literatur

  • Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Moorhusen (Hrsg.): Festschrift. 100 Jahre Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Moorhusen. 1908 - 2008, Südbrookmerland-Moorhusen 2008
  • Hermann Balder: Geschichte der Baptistengemeinde Moorhusen (Ostfriesland), Hamburg o. J. (1935 ?)

Weblinks

Commons: Baptistenkapelle Moorhusen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H. Balder: Geschichte der Baptistengemeinde Moorhusen (Ostfriesland), Hamburg o. J., S. 3
  2. Joseph Lehmann: Geschichte der deutschen Baptisten. Hamburg 1896, S. 57. (online)
  3. Laut E. Agena vom brookmerlandarchiv.de wurden die Bauunterlagen für diesen Bezirk im Kreis Aurich im Zweiten Weltkrieg zerstört, eingesehen am 26. August 2010.
  4. a b E. Agena: Die Entstehung der Kapelle, eingesehen am 26. August 2010.
  5. Albert West: Chronistische Anmerkungen eines Zeitgenossen zum 25. Jubiläum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Aurich. (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.baptisten-aurich.de eingesehen am 26. August 2010.

Koordinaten: 53° 31′ 23,7″ N, 7° 21′ 32,4″ O

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Baptistenkirche Moorhusen
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Baptistenkapelle Moorhusen vom Rüskeweg aus gesehen
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Hinweisschild Baptisten-Kirche (Südbrookmerland)
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Gottesdienstraum der Baptistenkapelle Moorhusen
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Foyer der Baptistenkapelle Moorhusen
Wappen Suedbrookmerland.png
Wappen der Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich
„Das Wappen der Gemeinde Südbrookmerland zeigt in Rot einen goldenen, goldbezungten und goldbekrönten Adler mit geöffneten Flügeln und golden bekrönten Schwingenspitzen, wachsend aus einer goldenen Sonnenscheibe, die im Schildfuß von zehn goldenen Schindeln begleitet ist.“[1]

Dies ist die der Genehmigungsurkunde des Regierungspräsidenten in Aurich vom 30. April 1975 – Aktenzeichen: 106-2-V – entnommene amtliche Formulierung. Das Wappen symbolisiert die Geschichte des Raumes der jetzigen Gemeinde Südbrookmerland.

Der dreifach bekrönte Adler auf rotem Grunde war das Wappen der Häuptlinge tom Brook, welche im 14. und 15. Jahrhundert eine Burg in Oldeborg, einer früher selbstständigen Gemeinde und jetzigen Ortschaft der Gemeinde Südbrookmerland, als Herrschaftssitz bewohnten. Von dort aus haben sie ihre Herrschaft über einen großen Teil Ostfrieslands ausgedehnt und damit den Grundstein für die politische Einheit dieser Landschaft gelegt. Der letzte dieser Familie, Ocke II., verlor am 28. Oktober 1427 in der Schlacht auf den wilden Äckern (nördlich von Oldeborg) gegen seinen Widersacher Focko Ukena seine Herrschaft und seine Freiheit. Nachfolger waren wenig später die Cirksena aus Greetsiel, die im Jahre 1464 als Grafen vom Deutschen Kaiser mit ganz Ostfriesland belehnt worden sind. Die in der Gemeinde Südbrookmerland im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 aufgegangene alte Gemeinde Oldeborg hat diesen Adler in ihrem Gemeindewappen geführt.
Die runde Scheibe vor dem Adler erinnert an die goldene Sonnenscheibe von Moordorf, die im März des Jahres 1910 von Vitus Dirks beim Torfgraben gefunden und zunächst in ihrem Wert nicht erkannt worden ist. Der Finder gab sie seinen Kindern zum Spielen, ein Händler erwarb sie einige Jahre später als Altmaterial und verkaufte sie weiter. Erst im Jahre 1926 gelang es dem Landesmuseum in Hannover, die Scheibe zu erwerben, nachdem bereits die Gefahr bestand, dass sie ins Ausland verkauft werden würde.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern und ein Gewicht von 36,17 Gramm. In der Mitte besitzt sie einen ursprünglich vorgewölbten Buckel, an dessen Rand acht kleine nagelkopfartige Vorwölbungen bestehen. Es folgen nach außen eine aus Radiärstrahlen gebildeter Kreis, ein Kreis von abermals acht kleinen Buckeln, ein weiterer Strahlenkreis und schließlich ein Kreis, der mit 32 schraffierten Dreiecken gefüllt ist. Zwei einander gegenüber liegende Lappen lassen vermuten, dass die Scheibe ursprünglich auf einer Unterlage aufgeheftet war. Es besteht die überwiegende Auffassung, dass es sich um ein Symbol der Sonne handelt, die in der Vorzeit als Lebensspenderin verehrt wurde.
Die 10 umrahmenden Schindeln weisen darauf hin, dass die Gemeinde Südbrookmerland durch Gesetz des Niedersächsischen Landtages vom 23. Juni 1972 (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 317) aus zehn früher selbstständigen Gemeinden gebildet worden ist. Es waren dies die Gemeinden Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg (diese bereits im Jahre 1938 durch Gemeindereform gebildet aus den Gemeinden Engerhafe, Fehnhusen, Oldeborg und Upende), Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur.Diese früheren Gemeinden haben, außer der Gemeinde Oldeborg, keine eigenen Wappen geführt.[1]